Geißenklösterle

Geißenklösterle-Höhle


Touristische Informationen:

Ort: Bei Blaubeuren. A8 Ausfahrt Merklingen, Richtung Laichingen, nach 5 km links ab nach Blaubeuren. In Blauberen nach dem Tunnel rechts ab Richtung Schelklingen, bei der Ortschaft Weiler links ab. Wanderweg zur Höhle 15 min, beschildert.
Öffnungszeiten: verschlossen.
Zugänglich am Höhlenwandertag, Tag des offenen Denkmals und unregelmäßig zu anderen Festen.
[2023]
Eintrittspreise: frei.
[2023]
Typ: SpeleologyKarsthöhle KarstHöhlenruine
Licht: keines/nicht notwendig
Dimension:
Führungen: nein
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit:
Literatur: Eberhard Wagner (1979): Eiszeitjäger im Blaubeurer Tal, Führer zu archäologischen Denkmälern in Baden-Württemberg, Band 6,
Karl Theiss Verlag, Stuttgart, 1979.
Joachim Hahn (1988): Die Geißenklösterle-Höhle im Achtal bei Blaubeuren, Karl Theiss Verlag, Stuttgart, 1988.
Claus-Stephan Holdermann, Hansjürgen Müller-Beck, Ulrich Simon (): Eiszeitkunst im süddeutsch-schweizerischen Jura, Anfänge der Kunst
Karl Theiss Verlag, Stuttgart, ISBN: 3-806-21674-6.
Adresse:
Nach unserem Wissen sind die Angaben für das in eckigen Klammern angegebene Jahr korrekt.
Allerdings können sich Öffnungszeiten und Preise schnell ändern, ohne daß wir benachrichtigt werden.
Bitte prüfen Sie bei Bedarf die aktuellen Werte beim Betreiber, zum Beispiel auf der offiziellen Website in der Linkliste.

Geschichte

1973 steinzeiltiche Knochenflöte entdeckt.
1979 Adorant gefunden.
1984 6 cm großer pyramidenförmiger Stein gefunden, rot-schwarz-gelb bemalt.
1987 Kalksteinfragment mit einem schwarzen Winkel gefunden.
1990 weitere steinzeiltiche Knochenflöte entdeckt.
2002 vorerst letzte Grabung im Geißenklösterle.
2017 in die UNESCO WHL aufgenommen.

Bemerkungen

Das Geißenklösterle ist die Ruine einer riesigen Höhlenhalle, die heute mehr einer Kirchenruine gleicht. Sie liegt am Hang oberhalb des Blautals und ist sehr leicht zugänglich, allerdings sind die archäologischen Ausgrabungen gesperrt. Langjähriger Hauptausgräber dieser Höhle war bis zu seinem Tod Joachim Hahn. Inzwischen graben hier Nicholas Conard und Hans-Peter Uerpmann vom Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters der Universität Tübingen.

Im Geißenklösterle wurden neben diversen plastischen Kunstwerken aus verschiedenen altsteinzeitlichen Kulturen auch mehrfach schon Farbspuren auf Weißjurakalksteinen gefunden. Farbspuren sind in Süddeutschland immer besonders interessant, da im Gegensatz zum benachbarten Ausland (sowohl im Westen als auch im Osten) bislang keinerlei Felsmalereien gefunden wurden. Es ist schwer vorstellbar, dass die Steinzeitmaler hier so kosequent auf Malereien verzichtet haben sollten. Wahrscheinlicher erscheint eine physikalische Erklärung, dass andere klimatische Bedingungen zu einer Zerstörung vorhandener Malereien geführt haben. Insbesondere, da einmalige Kunstwerke aus Elfenbein in größerer Zahl gefunden wurden.

Die bislang gefundenen Farbreste befinden sich ausschließlich auf Kalksteinen im Sediment, die aber auch von Wandmalereien stammen können, die später abgeplatzt sind und durch das umgebende Geröll vor der Zerstörung bewahrt wurden. Ein solches Fundstück aus dem Aurignacien-Horizont ist zum Beispiel ein Kalkstein von 87 cm Länge, 64 cm Breite und 44 cm Dicke, der an drei Seiten bemalt ist (übrigens dreifarbig). 1984 wurde ein 6 cm großer pyramidenförmiger Stein gefunden, rot-schwarz-gelb (Schwarz-rot-gold ;-) ) bemalt. 1987 wurde ein Kalksteinfragment mit einem schwarzen Winkel ergraben.

Mindestens genauso spektakulär sind die im Geißenklösterle entdeckten Musikinstrumente. So wurden bereits zwei Knochenflöten und ein Trommelschlägel aus Rengeweih gefunden. Der Trommelschlägel konnte identifiziert werden, da seine Form den Trommelschlägeln der Schamanen der Sami gleicht, die in Nordskandinavien jenseits des Polarkreises leben.

In den letzten Ausgrabungen 2001 und 2002 wurde speziell der Übergang vom Neandertaler zum Homo sapiens vor cirka 40.000 Jahren untersucht. Für das Geißenklösterle kann man mit Sicherheit sagen, dass es keine gleichzeitige Nutzung durch die beiden Menschenarten gab. Über der Schicht mit Überresten der Neandertaler folgt eine fundfreie Schicht aus Kalksteinen, bevor wieder zahlreiche Steinartefakte, Schmuckstücke aus Zähnen, Knochen und eine Brandschicht folgen. Die Funde belegen den modernen Menschen, der entlang der Donau einwanderte. Dies geschah in verhältnismäßig kurzer Zeit und hatte eine Fülle kultureller Entwicklungen zur Folge.