Hungerbrunnen


Touristische Informationen:

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Hungerbrunnen trocken im Mai 2004.
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Hungerbrunnen trocken im Mai 2004.
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Hungerbrunnen trocken im Mai 2004.
Ort: A7 Ausfahrt Langenau, 20 km bis Altheim, über Langenau, Nerenstetten, Weidenstetten, Altheim(Alb), an der Straße Altheim - Heuchlingen im Hungerbrunnental, Zugang zu Fuß 10 min.
(48°35'21.79"N, 10° 3'41.02"E)
Öffnungszeiten: frei zugänglich.
[2022]
Eintrittspreise: frei.
[2022]
Typ: KarstKarstquelle, KarstIntermittierende Quelle
Licht: LightBeleuchtung mit Glühlampen
Dimension:
Führungen: nein
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: ja
Literatur: Hans Binder (1957): Der Hungerbrunnen, Sonderdruck aus: Mitteilungen des Vereins für Naturwissenschaft und Mathematik in Ulm (Donau), 25. Heft, Ulm, 1957
Adresse:
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Geschichte

1533 erste Erwähnung des Hungerbrunnens und eines jährlichen Tanzes am Ostermontag.
1640 in der Karte von Bachmayer verzeichnet.
1724 Verbot des Hungerbrunnentanzes am Ostermontag und den beiden folgenden Sonntagen durch den Herzog von Württemberg.
1844 erstmalige Erwähnung des Brezgenmarktes.
1912 Bohrung im Hungerbrunnen:
1939 maximale Schüttung von 700 l/s gemessen.
1977 Tiefbohrung (190,5 m Tiefe) in der Nähe der Quelle niedergebracht.

Bemerkungen

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Hungerbrunnen schüttet August 2008.
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Hungerbrunnen schüttet August 2008.
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Hungerbrunnen schüttet August 2008.
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Hungerbrunnen schüttet August 2008.
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CO2 steigt aus der Quelle auf.
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Erklärungstafel am Naturdenkmal.

Der Hungerbrunnen ist eine in Karstgebieten relativ häufig anzutreffende intermittierende Quelle. Damit ist generell eine Quelle gemeint, die im Jahresverlauf trocken fallen kann. Im Fall des Hungerbrunnens ist die Quelle fast ganzjährig trocken, in trockeneren Jahren fließt gar kein Wasser aus der Quelle. Ansonsten fließt lediglich im Frühjahr, nach der Schneeschmelze Wasser und die Quelle gibt sich im Rest des Jahres auch von sehr starken Regenfällen unbeeindruckt und bleibt trocken. Insgesamt ist die Schüttung sehr unterschiedlich, so kann es sein, dass der Hungerbrunnen mehrere Jahre trocken bleibt, um dann bis in den August zu schütten.

Ist die Quelle trocken, ist sie nur eine unscheinbare Vertiefung, die mit Feldsteinen gefüllt ist. Das oberste Bachbett ist grasbewachsen und nur mit Schwierigkeiten zu erkennen. Es ist nur leicht eingetieft und führt quer zum Tal bis zu einer von weiter oben kommenden Wildwasserrinne. Bevor der Hungerbrunnen mit erklärenden Schildern kenntlich gemacht wurde, wurde der Anfang dieser Rinne oft fälschlich für den Hungerbrunnen gehalten.

Die Parzelle, in der sich der Hungerbrunnen befindet, liegt an der Grenze zwischen den drei Gemarkungen Heuchlingen, Heldenfingen und Altheim. Bis heute ist sie gemeinsamer Besitz dieser drei Gemeinden. Im Mittelalter war dies ein sogenannter Freiplatz, der eine besondere rechtliche Bedeutung hatte. Ein Gelände von 30 m Breite und 40 m Länge gehörte zu keiner Herrschaft, so konnte niemand einem Verfolgten etwas anhaben der diesen Ort erreichte. Hier fand über Jahrhunderte am Ostermontag oder den beiden folgenden Sonntagen ein Frühlingsfest mit Tanz statt. Doch nach Vorkommnissen, es kam wohl zu einer Schlägerei, wurde das Fest Anfang des 18ten Jahrhunderts verboten.

Es wurde etwa hundert Jahre später mit dem Brezgenmarkt am Palmsonntag, einem Heirats- und Krämermarkt, wieder reaktiviert. Brezge oder Brezel ist das schäbische Laugengebäck mit den drei Löchern. Diese Brezgenmarkt findet auch heute noch statt und lockt jedes Mal tausende Besucher an. Da die Parkmöglichkeiten vor Ort begrenzt sind, gibt es in der Umgebung Parkplätze mit Pendelbussen zum Markt.

Das Laufen der Quelle wurde früher als böses Omen gewertet, da darauf schlechte Ernten folgen. So erklärt sich auch der Name Hungerbrunnen. Da die Quelle natürlich nur bei besonders hohen Niederschlägen schüttet, ist durchaus eine Verbindung vorstellbar. Für die jüngste Zeit ließ sich eine derartige Verbindung allerdings nicht nachweisen. Hungerbrunnen gibt es mehrere im deutschen Sprachraum, doch nicht alle beruhen auf Karst. In Wien gab es einen Brunnen an dessen Wasserstand abzulesen sein sollte, ob ein trockenes oder feuchtes Jahr kommt.

Im Bereich des Lonetals schwankt der Karstwasserspiegel im Jahresverlauf zwischen 10 und 18 m. Der Wasserstand wird durch Wasserzufluß und Abfluss bestimmt. Nur wenn er besonders stark ansteigt, steigt er bis in den Bereich der Quelle. Interessant ist, dass an der Höhe des Karstwasserspiegel genau abgelesen werden kann, ob der Hungerbrunnen fließt oder nicht, und zwar nicht nur in der benachbarten Tiefbohrung, sondern auch in Meßstellen im Donauried, das etwa 20 km entfernt ist.

Ein weiteres interessantes Detail ist die Tatsache, dass der Bach aus dem Hungerbrunnen zwar theoretisch in die Lone fließt, in der Realität versickert er jedoch bereits vorher wieder. Das Bachbett verläuft natürlich im Karst, ist durchlässig und wenn der Karstwasserspiegel im Verlauf des Bachbetts absinkt versickert das Wasser wieder.