Der Troll


Nach fast zehn Jahren Höhlenseiten im Netz mußte ich mich langsam mit der Tatsache abfinden: Höhlenforscher, vor allem die deutschen, weisen manchmal eine erhebliche TROLL-Qualität auf. Das kommt vielleicht vom vielen gebückten krabbeln und kriechen in winzigen und unerquicklichen Löchern.

Ein Troll ist im Internet-Jargon ein Mensch, der Unverschämtes absondert oder sich gezielt unhöflich benimmt, um sich dann an der entrüsteten Reaktion zu weiden. Die Höhlenforscher-Trolle die ich kenne, verdienen diese Definition gar nicht, sie haben nicht einmal so viel Humor...

Der Information Hiding Troll

So passiert es mir doch immer wieder, dass ich entrüstete E-Mails bekomme, dieses oder jenes dürfe man nicht veröffentlichen. Besonders gerne wird dann das Naturschutzargument strapaziert.

Da wird von einem langjährigen Taucher, der jede Karstquelle Thüringens in und auswendig kennt, gefordert man solle jegliche Erwähnung derselben unterlassen, sonst würden ja vielleicht noch andere darauf kommen dort tauchen zu wollen.

Solche Forderungen treiben mir die Zornesröte ins Gesicht. Zum einen wäre ich nie auf die Idee gekommen, das Höhlentauchen zu promoten. Meiner Meinung nach ist das sowieso die schnellste und sicherste Methode Selbstmord zu begehen. Zum anderen habe ich Karstquellen beschrieben, die sich in Ortschaften befinden und mit Mauern gefaßt sind und meist in einem schön angelegte kleinen Park zu finden sind. Man fragt sich schon, wie der Besuch der Quelle durch ein paar Touristen diese mehr schädigen soll, als die intensive Nutzung und Veränderung durch den Menschen über Jahrhunderte hinweg dies bereits getan haben.

Der einzige ernsthafte Grund, der mir zur Erklärung dieser Forderung einfiel, war die Sicherung von Pfründen. Wer einen so elitären Sport, wie das Tauchen in Thüringer Karstquellen, betreibt, möchte sich ungern Konkurrenz machen lassen...

Der Unhöflich-Troll

Eine ganz andere Sache sind Leute, die sich - ob aus Faulheit, Ignoranz oder Dummheit sei dahin gestellt - gezielt und starrköpfig unhöflich benehmen.

Da gibt es im Internet und Usenet die allseits bekannte Netikette. Das Kunstwort, aus Netz und Etikette gebildet, bezeichnet einen Satz von einfachen Regeln, die die Kommunikation im Internet vereinfachen sollen, genau so wie das die Höflichkeitsregeln (siehe Knigge) im täglichen Leben tun. Und wie die Benutzung des Tischtuches zum Schneutzen vom Gastgeber im Allgemeinen als unhöflich empfunden wird, so gilt das im Internet für E-Mails in Großbuchstaben (schreien), fette Attachments beim ersten Kontakt oder E-Mails die so knapp sind, dass noch nicht einmal der Urheber klar wird. Würden die Leute einen echten Brief auch ohne Absender und Unterschrift verschicken?

Wer nun etwas länger im Netz unterwegs ist, der hat bereits dutzende von Newbies darauf hingewiesen, dass sie sich rüde benehmen, vielleicht ohne es zu wissen. Ein Hinweis auf die Netikette, der es dem Neuling ermöglicht zu lernen, was er warum falsch gemacht hat würde ich als konstruktiv bezeichnen.

Nicht so die allermeisten der Trolle. Sie haben diese Verletzung offensichtlich bewußt begangen, sozusagen die Punks der Datenwege gespielt. Ein netter Hinweis wird in der Regel durch Beleidungen, Schmähungen oder gar nicht beantwortet.

Ein besonders extremer Fall, war die nette E-Mail eine Höfos aus der Schweiz, die ich noch vor DSL bekommen habe. Nach knapp einer halben Stunde download, hatte ich eine E-Mail mit dem Inhalt "Herzliche Grüße aus der Schweiz!" und der Absenderadresse in meiner Inbox. Etwas verblüfft war ich dann über den Inhalt der angehängten Worddatei: Auf einer einzigen Seite wurde derselbe Text noch einmal in einer viel schöneren Schrift wiederholt, etwas aufgepeppt durch vier hübsche Bildchen. Und für sowas habe ich dann damals einige Mark Telefongebühr bezahlt! Auf eine leicht genervte Antwort meinerseits, habe ich dann (glücklicherweise) nie wieder was von ihm gehört.

Technische Anmerkung: die vier Bildchen als jpg files waren zusammen keine 50k groß. Das war ein DAU-Fehler der leider auf meine Kosten ging. Und er hätte ihn leicht vermeiden können, wenn er mal zehn Minuten in die Lektüre einer Seite zur Netikette investiert hätte. Da wird unter anderem dieses Problem ausführlich erläutert.

Der Zank Troll

Besonders "lustig" sind aber die selbsternannten Besserwisser und Zanker. Es scheint, sie brauchen den Stress des Streits, um ihr Adrenalin-Niveau auf den richtigen Level zu pushen.

Ein sehr bekanntes Beispiel ist ex-Höhlentaucher und Besitzer des einzigen Höhlentauchboots. Immer wieder in den Medien wegen phantastischer Theorien. Nicht dass das schlecht wäre, Alfred Wegeners Kontinentaldrift war in den dreißiger Jahren auch phantastisch, in den sechzigern wurde sie dann akzeptiert. Doch diese Person fühlt sich von jeglicher fachlichen Kritik sofort persönlich angegriffen und schlägt dann unerbittlich zurück. Diese Zankerei wird für den Zuschauer sehr schnell langweilig. Keine Ahnung wie er auf diese Anmerkung reagieren wird, immerhin ist das eine persönliche Kritik.

Derartige Geschichten beweisen leider, dass es gerade unter Höhlenforschern besonders viele gibt, die gerne mit anderen streiten, um des Streits willen. Edmund Hillary antwortete auf die Frage, warum er auf den Everest gestiegen sei, "weil er da ist". Der Zank Troll gibt es nicht so offen zu, aber er zankt um des Zanks willen.

In gewisser Weise führen die Höhlenforscher da eine Jahrhunderte alte Tradition der Geologen fort. So kam es bereits vor zweihundert Jahren zu Tumulten und Handgreiflichkeiten, als eine neue Theorie die Erde als zehn oder hundert mal älter schätzte als bisher geglaubt. Ein Bischof und Geologe aus England hatte aber unwiderlegbar bewiesen, dass die Erde im Jahr 4004 vor Christus, an einem Sonntag vormittag um viertel nach neun erschaffen wurde. Bewiesen wurde das durch die Zeitangaben des Alten Testaments. Für diese Erkenntnis lohnt es sich zu streiten!

Der Streit der Dinosaurierforscher, ob die Urechsen langsam ausstarben (ein paar Millionen Jahre ist schließlich kein sehr schneller Tod) oder bei einer Katastrophe untergingen, führte zum Ende des 19. Jahrhunderts zu den sogenannten Bone Wars, bei denen Wissenschaftler Reloverhelden anheuerten um ihren Konkurrenten die Knochenfunde mit Waffengewalt abzujagen.