Son et Lumière (wörtlich: "Klang und Licht") ist eine französisches "Ding". Trotzdem haben wir es überall gesehen, aber in Frankreich ist die Heimat dieser Lichtshows, und eigentlich hat fast jede Schauhöhlentour in Frankreich eine. Diese Shows sind nicht auf Schauhöhlen beschränkt, aber sie funktionieren sehr gut in Höhlen.
Bei dieser Technik werden farbige Lampen verwendet, die nicht nur ein- und ausgeschaltet werden, sondern auch heller und dunkler gemacht werden können. Die wechselnden Lichter binden Gebäude oder vielleicht Felswände in die Show ein. In der Nacht werden die Pyramiden oder das alte Schloss an der Loire zur Leinwand, auf die farbiges Licht zur Choreografie der Musik projiziert wird. Spezielle Lichteffekte, die mit aufgezeichneten oder live gespielten Erzählungen und Musik synchronisiert werden, dramatisieren die Geschichte des Ortes. Die technischen Anforderungen sind eher gering, man braucht nur einige Lampen, die ein- und ausgeschaltet werden können, und ein Soundsystem für die Erzählung und die Musik. Natürlich funktioniert es besser, wenn man viele Lampen hat, sie dimmen kann und eine gute Beschallungsanlage hat.
Die Erfindung des Konzepts wird Paul Robert-Houdin zugeschrieben, der Kurator des Château de Chambord in Frankreich war. Er führte 1952 die erste son et lumière der Welt vor. Eine weitere legendäre son et lumière wurde in den frühen 1960er Jahren auf dem Gelände der Großen Pyramide von Gizeh in Ägypten installiert. Sie läuft bis heute und hat das Konzept Millionen von Besuchern bekannt gemacht.
Höhlen haben eine Leinwand, weiße Wände und Speläotheme. Sie verfügen über ein Beleuchtungssystem, und zusätzliche Lampen lassen sich relativ leicht installieren. Und es ist wohl möglich, ein Tonsystem das im Freien funktioniert, unter der Erde zu installieren. Es gibt also keine Schwierigkeiten, eine solche Show unter Tage zu veranstalten, und mit ein wenig Automatisierung ist es möglich, sie automatisch ablaufen zu lassen. Der Führer drückt auf einen Knopf, die Show läuft fünf Minuten lang, und die Führung geht weiter. Es ist wichtig, dass die Show nicht zu lang ist, denn die Besucher müssen in der feuchten und kühlen Höhle stehen, ohne sich zu bewegen. Normalerweise ist sie so lang wie das Musikstück, das verwendet wird, also etwa 3 bis 5 Minuten.
Manchmal erzählt die Show eine Geschichte aus der Höhle oder eine Legende, die von der Höhle erzählt wird. Es gibt auch Shows, bei denen ein Musikstück gespielt wird, das den Morgen darstellt, während die Morgendämmerung durch Lichter simuliert wird. Oder es ist einfach nur Musik, die die besonderen Formen der Höhlen hervorhebt oder dramatisiert. Klassische Musik wird gerne benutzt, aber auch Elektropop. Pink Floyd, Mike Oldfield, oder Jean-Michel Jarre bieten sich an. Modernere Shows benutzen Laser, Nebel, Stroboskobeffekte und Animationen. Die richtig guten benutzen die Formen der Wand auf die projiziert wird und binden sie in die Geschichte ein.
Obwohl die meisten Leute so etwas gut finden, muss man sich auch bewusst sein, dass sie einige Nebenwirkungen haben. Zuerst mal ist da der Aufwand an Elektronik, Kabeln und Lampen die hergestellt werden und in einem Naturdenkmal verbaut werden. Mit der Zeit geben sie giftige Substanzen an die Höhle ab. Der Stromverbrauch für eine 5-minütige Show ist wohl ebenso hoch wie für die ganze restliche Führung, in Zeiten der Energiekrise und des Klimawandels durchaus bedenkenswert. Aber das tatsächliche Problem ist die Belastung der Höhlenfauna, und dabei sind nicht die Fledermäuse gemeint, sondern die Troglobionten der Höhle. Heutzutage geht man so weit, keine Wege mehr zu betonieren, geteerte Wege werden wegen der austretenden Kohlenwasserstoffe aufwändig entfernt, beim Licht wird zunehmend gespart. Aber die Höhlenfauna, die Dunkelheit und Stille gewohnt ist mit Krach und Licht zu bombardieren ist dann plötzlich okay, nur weil die Show witzig ist? Mit Musik geht anscheinend alles besser, auch das Aushebeln des Naturschutz. Und das gilt für künstliche Hohlräume genau so wie für Naturhöhlen.