Edouard Alfred Martel ist der Vater der modernen Speläologie und ist in Frankreich bis heute berühmt. In Deutschland kennt man ihn kaum, vermutlich weil keines seiner Bücher ins Deutsche übersetzt wurde. Er war der erste, der mit der Erforschung von Höhlen wissenschaftliche Forschung verband. Die Wissenschaft der Speläologie gib es damals noch nicht und er hatte auch keine geologische Bildung. Er fühlte sich mehr als Geograph, der unter der Erde neue unbekannte Länder erforscht.
Martel war Rechtsanwalt, mochte seinen Beruf jedoch nicht besonders. Deshalb benutzte er auch die erste Gelegenheit seinen Lebensunterhalt mit der Höhlenforschung zu verdienen und wurde der erste professionelle Höhlenforscher. Er kaufte die Gouffre de Padirac und baute sie als Schauhöhle aus.
Martel organisierte seine Befahrungen wie Expeditionen. Einheimische wurden als Träger engagiert und trugen die schwere Ausrüstung zu den Höhleneingängen. Die eigentlichen Befahrungen wurden von Martel, seinem Freund Lucien Rudaux der die Expeditionen mit Zeichnungen dokumentierte, und dem Schmied Louis Armand, der für die Ausrüstung verantwortlich war, durchgeführt.
Zwischen 1888 und 1914 organisierte Martel jährliche Exkursionen in ganz Europa. Einige Beispiele sind:
27-JUN-1888 | Erforschung des unterirdischen Flusses Abîme de Bramabiau. Martel machte die erste unterirdische Durchquerung des plateau de Camprieu in Südfrankreich. Dieser Tag wird auch oft als Geburtsstunde der Höhlenforschung bezeichnet. |
1889 | stieg er 100 Meter in die Gouffre de Padirac hinab. Martel und sein Cousin Gaupillat entdeckten einen unterirdischen Fluß dem sie mit einem Boot 2 Kilometer weit folgten. |
1895 | reiste er nach Irland und England, und erforschte die Marble Arch Cave in Nordirland und Gaping Ghyll in Yorkshire. |
1896 | erforschten Martel und Louis Armand Höhlen auf Mallorca, z.B. die Cuevas del Drach. Sie waren von Erherzog Ludwig Salvator eingeladen worden, der in Miramar wohnte. |
1897 | am Ende einer bislang wenig erfolgreichen Tour in die Les Causses, überredete Louis Armand Martel noch einen letzten aven (Schacht) zu untersuchen. Er entdeckte eine riesige Halle mit großen Tellerstapelstalagmiten. Die Höhle heisst heute Aven Armand, nach ihrem Entdecker. Aber die Höhle erwies sich als äußerst schwierig auszubauen. Es war nötig, einen unterirdischen Funicular (Schrägaufzug) einzubauen. Als die Höhle dann endlich für die Öffentlichkeit zugänglich ist, ist Armand schon 5 Jahre tot. |
1905 | erforschte Martel als erster den
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Martel ist auch berühmt für ein Naturschutzgesetz, das deshalb Loi Martel (Martels Gesetz) genannt wird. Als er 1891 die Gouffre de la Berry (Schacht von la Berry) erforschte, entdeckte er darin einen verrottenden Kadaver eines Kalbs, das in dem Schacht abgedeckt worden war. Nach der Tour tranken die Teilnehmer Wasser aus der Graudenc-Quelle, die sich etwa 250 m entfernt auf der anderen Seite eines Hügels befindet. Aber er und ein weiterer Teilnehmer wurden von diesem Wasser sehr krank und brauchte viele Wochen, um sich zu erholen. Der Schacht wurde zum Abdecken genutzt, tote Tiere wurden einfach hineingeworfen und verrotteten dort. Die verrottenden Tierkadaver produzieren giftige Stoffe und eine hohe bakterielle Belastung, und waren für seine Krankheit verantwortlich. Er war sehr engagiert und erreichte bald, dass Karstgebiete als Wasserschutzgebiete in die französische Gesetzgebung aufgenommen wurden. Am 15-FEB-1902 wurde Artikel 28 in das Gesetz über die öffentliche Gesundheit aufgenommen, der es verbot, Tierkadaver und verwesende Abfälle in Höhlen zu werfen. Das Loi Martel war das erste Naturschutzgesetz mit Bezug zum Karst weltweit.