Phantomkarst


Die Phantomkarst ist ein zweistufiger Prozess, bei dem zunächst der lösliche Teil durch Auflösung entfernt wird und zu einem späteren Zeitpunkt das verbleibende, geschwächte "Ghost"-Gestein durch Erosion entfernt wird. Es funktioniert mit Gesteinen, die für die klassische Verkarstung nicht geeignet sind, solange sie eine lösliche Komponente und einen Porenraum haben.

Die Phantomkarst ist ein zweistufiger Prozess, der sich in vielerlei Hinsicht von der traditionellen einstufigen Verkarstung unterscheidet.

Die erste Stufe ist die chemische Auflösung und Entfernung der löslichen Gesteinsbestandteile. Sie erfordert nur eine geringe hydrodynamische Energie, d. h. wassergefüllte Poren mit langsam fließendem Wasser. Es erzeugt ein "Ghost"-Gestein, das sehr viele große Poren besitzt, die geringe Mengen Residuen enthalten können. Mit anderen Worten: Die unlöslichen Teile des Gesteins bleiben in der Struktur, in der sie im Gestein vorkamen. Der lösliche Teil wird aufgelöst, aber es kann ein kleiner loser unlöslicher Teil zurückbleiben, typischerweise Tonminerale, Eisenoxid oder Quarz, der als Rest bezeichnet wird. Dieses Residuum ist zwar nicht aufgelöst, kann aber dennoch durch chemische Prozesse verändert worden sein.

Die zweite Stufe ist durch die mechanische Erosion der ungelösten Teile gekennzeichnet. Dies erfordert eine hohe hydrodynamische Energie, d. h. einen fließenden Höhlenfluss, der das lose Sediment abtransportiert. Die Struktur der Reste ist in der Regel zerbrechlich und wird durch das fließende Wasser leicht zerstört. Der Rest ist reine Erosion.

Der Name "Phantom" ergibt sich aus den Eigenschaften des Gesteins nach der ersten Phase. Durch die Auflösung eines Teils des Gesteins hat es einen großen Porenraum, ist sehr leicht und sehr weich. Mit anderen Worten, es ist nur noch das Phantom des Gesteins, sieht zwar so aus wie vorher ist aber nur noch ein Schatten.

Der Phantomkarst wurde erstmals in den belgischen Ardennen beschrieben, deshalb ist der Originalname die französische Version karst fantômique. Die Gertrudenberger Höhle gilt als erste Belegstelle im deutschen Sprachraum für Phantomkarst.



Literatur