Ort: |
Nördlich von Lütersheim.
Vom Sportplatz in Lütersheim etwa 350 m nach Norden, beschildert V8.
(51.3792510, 9.1167027) |
Öffnungszeiten: |
frei zugänglich. [2023] |
Eintrittspreise: |
frei. [2023] |
Typ: | Erosionshöhle |
Licht: | n/a |
Dimension: | |
Führungen: | nein |
Fotografieren: | erlaubt |
Zugänglichkeit: | nein |
Literatur: | |
Adresse: | |
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Die Hollenkammer nördlich von Lütersheim wird meist als Höhle bezeichnet. Bei genauer Betrachtung muss man dann doch von einem Abri oder Überhang sprechen, oder auch von einer Halbhöhle. Die Höhle befindet sich in einer 15 m hohen Felswand, etwa 5 m über dem Boden. Der Fels zeigt Bearbeitungsspuren, so daß vermutet wurde, daß hier ein Einsiedler wohnte und die Löcher im Fels für die Balken seiner Einsiedelei gedacht waren. Es gibt hier im Wald eine Reihe von außergewöhnlichen Felsformationen, die durch die Verwitterung des eisenhaltigen Sandsteins entstanden sind. Aufgrund der fantasieanregenden Formen rankt sich eine Sage um die Hollenkammer, die auch den Namen erklärt.
In den Höhlen der Sandsteinfelsen wohnten einst die Hollen. Das sind kleine wichtelartige Lebewesen, so groß wie Puppen und schwarz, die als glückbringend beschreiben werden. Sie können sich unsichtbar machen, wenn Menschen in der Nähe sind. Man erzählt von einem Knecht aus Lütersheim, der in dieser Gegend gearbeitet hat. Als er ein seltsames Klopfen hörte, vermutete er, daß die Hollen Kuchen backen und rief aus: "Holle back mir auch nen Kuchen!" Bald darauf fand er auf einem Felsen einen Kuchen und zögerte ihn zu nehmen. Da hörte er eine Stimme die sagte: "Wenn du ihn nicht nimmst, kratzen wir dir die Augen aus! Du hast ihn bestellt, jetzt isst du ihn auch!" Daraufhin nahm er den Kuchen schnell und ass ihn. Der Kuchen schmeckte wohl auch ganz gut, aber die Geschichte war dem Knecht nicht geheuer und so bestellte er nie wieder einen Kuchen bei den Hollen.
Eine andere Erklärung des Namens ist die Vermutung, daß sich hier eine heidnische Kultstätte befand. Der Name soll auf die Gemahlin Wotans zurückgehen, die Frigg oder Frija heisst, den Menschen aber auch als Holda, Freke oder Berchta erscheint. Sie ist die Göttin des Haushalts und der Ehe, beschützt die häusliche Arbeit, verhilft zu Kindersegen, bestraft die Faulen und belohnt die Fleißigen. Sie kommt in dieser Form auch in dem Grimm-Märchen Frau Holle vor, aber auch den Hollen wird diese Eigenschaft zugeschrieben.
Die ehemaligen Höhlenbewohner der "Hollenkammer" bei Lütersheim sollen der Sage nach die Hollen gewesen sein, die im sächsischen Teil Waldecks lebten.
Über Alter und Größe der Hollen gibt unterschiedliche Ansichten, die einen sagen sie waren so klein wie Puppen, andere meinen, sie waren fünf Fuß groß.
Bereits am Eingang der Höhle sind Spuren der Hollen zu sehen.
Die rechts und links ausgehauenen Nischen waren ihre Vorratsschränke.
Die im Gestein erkennbaren Riefen sollen von den langen Fingernägeln der Hollen stammen.
Die Hollen konnten sich unsichtbar machen, wenn sie ein kleines Hütchen aufsetzten.
Wenn ihre Nachkommen hässlich waren, vertauschen die Hollen ihre Säuglinge mit denen der Menschen.
Gegen den bösen Kindertausch wurde bis zur Taufe des Kindes ein Licht in dessen Schlafzimmer aufgestellt, das die Hollen fernhalten sollte.
In einigen Familien galten die Zwerge als Glücksbringer: wo Hollen zu Besuch waren, soll es keine Unglücksfälle gegeben haben.
In befreundeten Familien verrichteten sie gute Dienste, während sie verfeindeten Menschen Getreide und anderes entwendeten und dieses dann Freunden schenkten.
Der Spuk der Hollen soll zu dem Zeitpunkt geendet haben, als sie von den Menschen immer mehr gestört wurden.
Doch ob die Hollen wirklich die Hollenkammer am Tentenberg verlassen haben, davon sollte sich jeder Besucher selbst überzeugen.
Recht informativ, wenn auch etwas schwülstig, ist die folgende Zusammenfassung:
Die Hollenkammer
Eine romantische Felsenhöhle
Abseits der gewöhnlichen Wanderwege liegt etwa 1 ½ Wegestunden von Volkmarsen entfernt auf waldeckischem Gebiete die Hollenkammer, ein merkwürdiges geologisches Gebilde, das durch Beschaffenheit und romantische Umgebung das lebhafte Interesse des Beschauers erweckt.
Eine von einem kleinen Bach durchrieselte Felsenschlucht, deren steil abfallenden Wände, ebenfalls wie das umliegende Gelände von zahlreichen zwischen Kiefern und Buschwerk gelagerten Felsblöcken übersät sind, die sich hier und da zu ganzen Klippen auftürmen, führt zu zwei sich gegenüberstehenden mächtigen Gesteinsobelisken.
Für den Mineralogen sind diese verwitterten und zerklüfteten von gewaltigen parallel laufenden Eisenquadern durchsetzten Blöcke mit den darin nachweisbaren Oxydationsstufen, die der einfachen Landschaft ihr charakteristisches Gepräge geben, besonders beachtenswert.
Die rechte, etwa 15 m hohe Felswand birgt etwa in Stockwerkshöhe eine nach innen sich verengende etwa 5 Personen fassende Höhle, die eigentliche Hollenkammer.
Außer zwei regelrecht in den Felsen hinein gemeißelten Wandschränkchen befinden sich am Eingang der Höhle mehrere in verschiedenen Abständen angebrachte Vertiefungen, die anscheinend als Lager für Balken gedient haben und ein Anzeichen dafür bieten, das die Naturhöhle einst von Menschenhand einem praktischen Zweck nutzbar gemacht worden ist.
Jedoch überliefert die Geschichte keine Kunde über die Bestimmung dieses eigenartigen Felsgemaches und lässt der Phantasie des Forschers reichen Spielraum.
So wird versucht, in der Hollenkammer eine uralte Kultusstätte zu sehen und ihren Namen auf die heidnische Holba, die gütige Gemahlin Wotans zurückzuführen, an deren Namen auch noch eine in der Nähe befindliche Quelle erinnert.
Andererseits wird vermutet, das hier einstmals ein Einsiedler gehaust und im Zeitalter des Bonifatius in dieser Gegend zur Ausbreitung des Christentums beigetragen habe.
In ergiebiger Weise hat sich aber die Volkssage mit der Hollenkammer beschäftigt.
Danach wurde die Höhle von den auch sonst in der hessischen Sagenwelt vielfach wiederkehrenden Hollen bewohnt, koboldartigen Menschen deren Charakter im wesentlichen gutartig gewesen sein soll.
Zum kochen und backen liehen sie sich von den Bewohnern des Dorfes Lütersheim häufig Töpfe und Pfannen: „Leihet us jugge Pöttken, leihet us ´ne Panne!“
Sie brachten bei deren Rückgabe, auf dem Hin- und Rückwege die Dunkelheit benutzend, zum Dank einen Kuchen mit.
Das Licht scheuten sie.
Wer sie mit einem solchen überraschte, dem „bliesen sie die Augen aus“.
Guten Menschen waren sie wohlgesinnt, den bösen und faulen dagegen spielten sie oft einen Schabernack, indem sie ihnen das Getreide wegnahmen, oder die kleinen unbewachten Kinder vom Felde entführten.
Noch knüpft sich an die Hollenkammer eine im nahen Volkmarsen umgehende schaurige Sage.
Dort lebte vor vielen Jahren ein Hirt, Kurt Katte mit Namen, der mit Vorliebe in der Gegend der Hollenkammer die Gemeindeherde weidete.
Nach altem Gewohnheitsrecht gehörte jedes verunglückte Tier dem Hirten.
Dieses Recht nutzte Katte böswilligerweise aus, in dem er das Vieh so nahe an die steil abfallenden Klippen trieb, das oft ein Stück abstürzte und verendete.
Als die Bewohner Volkmarsens diese Untreue ihres Hirten entdeckten, machten sie ihm kurzerhand den Prozeß und überlieferten ihn dem Feuertode auf dem Scheiterhaufen.
Seit jener Zeit werden die Klippen „Katten Kurt´s Klippen“ genannt.
Sie sind ein beliebter Ausflugsort der näheren Umgebung geworden.
So hat Frau Sage von der Hollenkammer Besitz genommen und in der Einsamkeit des wildromantischen Felsenmeers blitzen die Steine ihres Diadems in den Strahlen der Sommersonne.
Dr. A. Hüneberg, Kasseler Neueste Nachrichten, 1926 (Sonderseite Heimatland)