Sirgensteinhöhle


Touristische Informationen:

Ort: Zwischen Blaubeuren und Schelklingen. Von Ulm B28 bis Blaubeuren, vor dem Tunnel links ab B492 nach Schelklingen. Etwa 1,5 km vor Schelklingen Parkplatz rechts, beschildert. 5 min Fußweg. (74,Kf58) (3556400.0,5361399.0)
Öffnungszeiten: Frei zugänglich außer zur Brutzeit der am Sirgensteinfelsen nistenden Vögel.
Eintrittspreise: frei
Typ: Karsthöhle
Licht: nein, nicht unbedingt nötig
Dimension: L=40 m, HD=34 m.
Führungen:
Fotografieren:
Zugänglichkeit:
Literatur: Felix Fabri (1488): Historia Suevorum,
R.R. Schmidt (1912): Die Diluviale Vorzeit in Deutschland,
Adresse:
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Geschichte

1488 Höhle erstmalig beschrieben.
1906 erste Grabung durch R. R. Schmidt.

Bemerkungen

Die Sirgensteinhöhle befindet sich im bewaldeten Sirgenstein, einem recht beliebten Klettergebiet. Sie liegt hoch über dem Achtal am Fuß des Felsens im oberen Massenkalk des Malm (joMo). Der Eingang ist ein etwa 6 m breites Portal, durch einen schlauchförmigen Gang wird eine größere kuppelförmige Halle erreicht. Die recht unscheinbare Höhle war über zehntausende von Jahren aufgrund ihrer leichten Zugänglichkeit bei Mensch und Tier als Unterschlupf beliebt. Zwei Öffnungen im hinteren Teil lassen Tageslicht herein und den Rauch von Feuer hinaus, was die Höhle besonders praktisch macht. Die Lage am Nordhang wäre für einen Steinzeitmenschen dagegen ein Minuspunkt, da die Höhlen meist im Eingangsbereich genutzt wurden, wo die Strahlen der Sonne noch hin reichen und wärmen.

Wie bereits erwähnt, diese Höhle hat ihre besondere Bedeutung durch die vielfältigen archäologischen Funde. Daneben wurden Knochen von Mammuts, Wildpferden, Höhlenhyänen, Alpen- und Schneehühnern gefunden.

Die moderne Geschichte der Sirgensteinhöhle beginnt vor über 500 Jahren, als der Ulmer Dominikaner Felix Fabri (gest. 1502) in seiner Historia Suevorum 1488 die auf Blaubeurer Markung liegende Höhle erstmalig beschreibt. Er interpretiert sie als Wohnstätte eines "ungeheuerlichen Zyklopen". Er berichtet auch davon, dass in der Höhle nach Schätzen gegraben wurde, die Obrigkeit dies aber unterbunden habe. Damals wurden die Höhlenablagerungen auch als Dünger auf die Felder gebracht, da er Fledermauskot und dadurch Phosphate und Nitrate enthielt. Dabei wurden immer wieder auch Knochen gefunden, die allerdings nicht erklärt werden konnten. So entstand wohl auch die Geschichte des Zyklopen.

Die archäologische Erforschung des Blautals begann 1866 mit den Ausgrabungen von Oskar Fraß, doch die Sirgensteinhöhle wurde dabei zuerst nicht untersucht. Erst 1906 grub der junge R. R. Schmidt (*1882-✝1950) von der Universität Tübingen hier mit grossem Erfolg. Er erfaßte eine Fundfolge von mehr als 50.000 Jahren, von der späteren Neandertalerzeit bis zum Ende der Eiszeit. Zu dieser Zeit waren die altsteinzeitlichen Epochen vom Mousterien über das Aurignacien bis zum Magdalénien anhand von Typuslokalitäten in Frankreich definiert worden. Er konnte seine Funde mit diesen Epochen verbinden, und die Stratigraphie im Sirgenstein blieb 25 Jahre lang die längste dokumentierte archäologische Abfolge in einer Höhle in Mitteleuropa.

Die Funde aus der Sirgensteinhöhle umfassen Handspitzen, Klingen, Schaber, Bohrer und Pfriemen aus Feuerstein. Die Funde reichen dabei bis in die Bronze und Eisenzeit. Sogar funde aus dem Mittelalter wurden gemacht.

Ein Besuch dieser Höhle ist denkbar einfach. Eine Taschenlampe ist nicht unbedingt notwendig, obwohl sie trotzdem zu empfehlen ist. Insbesondere die niedrige Decke des Eingangstunnels kann ohne Taschenlampe zu Begegnungen des Kopfes mit dem Jurakalk führen.