Johannisfelsen

Wachsender Stein


Touristische Informationen:

photography
Johannisfelsen, Deutschland. Public Domain.
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Johannisfelsen, Deutschland. Public Domain.
Ort: Bei Usterling, westlich von Landau a.d.Isar.
Autobahn A92 München-Deggendorf Ausfahrt 19 Landau a.d. Isar. B20 Richtung Landau, Isar überqueren, rechts auf die Kreisstraße nach Mamming/Dingolfing, nach 3 km in Usterling. Ausgeschildert.
(48.661683, 12.648412)
Öffnungszeiten: Keine Einschränkungen.
[2021]
Eintrittspreise: Frei.
[2021]
Typ: KarstSteinerne Rinne
Licht: keine
Dimension: L=35 m, H=5,40 m, W=1,20 m, A=360 m NN.
Führungen: nein
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur:  
Adresse: Tourismusverband Ostbayern e.V., Im Gewerbepark D 02/D 04, 93059 Regensburg, Tel. +49-941-585390. E-mail:
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Geschichte

1520 auf dem Altarbild der Usterlinger Kirche dargestellt.
1579 von Apian erstmals erwähnt.
1937 unter Naturschutz gestellt.
1993 Pflegearbeiten durch die Naturschutzwacht des Landkreises Dingolfing-Landau übernommen.
2002 mit dem offiziellen Gütesiegel "Bayerns schönste Geotope" ausgezeichnet.
2003 Tafeln mit Erklärungen aufgestellt.

Bemerkungen

Der Johannisfelsen bei Usterling gehört zu den steinernen Rinnen. Der Name Johannisfelsen kommt von Johannes dem Täufer, dem auch eine kleine Kapelle am Fuß des Felsens gewidmet ist. Er ist auch unter dem Namen Wachsender Stein und Steinerne Rinne Usterling bekannt. Das kalkreiche Wasser baut sich sein eigenes Bett und baut so im Laufe der Zeit einen Damm, auf dessen Krone der Bach in seinem selbstgebauten Kanal fließt. Der Johannisfelsen ist mit 35 m Länge zwar nicht sehr lang, mit über 5 m Höhe aber die höchste steinerne Rinne in Deutschland.

In der Kirche von Usterling, der Filial- und Wallfahrtskirche St. Johannes, befindet sich ein Altarbild aus dem Jahr 1520. Es stellt die Taufe Christi durch Johannes den Täufer dar, das Taufwasser kommt von der Steinernen Rinne. Das Bild entstand 1520 und ist die erste bildliche Darstellung des Felsens, deutlich älter als die erste schriftliche Erwähnung im Jahr 1579. Die Darstellung war wohl der Grund warum der Tufffelsen Johannisfelsen genannt wurde. Dem Wasser wurde Heilkraft für Augenkrankheiten zugeschrieben und Usterling war Jahrhunderte lang ein Wallfahrtsort. Ob nun die Heilkraft der Grund für den Wallfahrtsort war, oder der Wallfahrtsort der Grund war, warum der Quelle Heilkraft zugeschrieben wurde, lässt sich heute nicht mehr sagen. Auch heute noch waschen sich die Menschen der Umgebung ihre Augen am 24. Juni, dem Johannistag, mit dem Quellwasser. Das ist eine lokale Besonderheit, da Augenkrankheiten nicht zu den Krankheits-Patronaten von Johannes dem Täufer gehören.

Usterling zählt zu den Ortsnamen mit der Endung -ing oder -ingen. Diese Form des Namens war bei Neugründungen ab dem 7. Jahrhundert beliebt, meist wurde der erste Teil des Namens vom Namen des Ortsgründers abgeleitet. Man könnte also spekulieren, dass die Ortschaft um das 7. Jahhundert von jemandem namens Uster und seiner Familie oder seinem Stamm gegründet wurde. Tatsächlich wird das Dorf bereits 731 als „Ystilung“ urkundlich erwähnt, als ein gewisser Einpertus und jemand mit dem Namen Odelscelch den Ort dem Kloster Niederaltteich übergeben hatte. Im Jahr 888 erwirbt Bischof Ambricho von Regensburg Besitz „ad Usterlüngon und Zullingon“. Die Kirche in Usterling wird 1148 und 1223 erstmalig erwähnt, die heutige Kirche ist spätgotisch und stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert.

Der Flügelaltar von Sankt Johannes, auch Usterlinger Hochaltar, zählt zu den bedeutendsten Kunstwerken des Landkreises. Er wurde geschaffen von einem unbekannten Künstler aus dem Umfeld Hans Leinbergers. Er zeigt die Darstellungen von Johannes dem Evangelisten und Johannes dem Täufer. Geöffnet zeigen die Flügel des Altars vier weitere Reliefs: die Enthauptung Johannes des Täufers, die Predigt des Heiligen in der Wüste, die Taufe Jesu, und eine Darstellung des Wachsenden Felsens. Damals haben die Künstler oft lokale Geografie in die sakrale Kunst einfließen lassen, die Orte waren den Gläubigen bekannt und wurden mit den biblischen Geschichten assoziiert. Es zeigt aber auch, dass die Kirche das außergewöhnliche Geotop gerne als Werbeträger nutzte.

Steinerne Rinnen bilden sich unter günstigen Bedingungen, verfallen aber auch wieder, wenn sich die Bedingungen ändern. Diese Rinne wäre vermutlich inzwischen verfallen, oder zumindest anders als sie sich heute darstellt, wenn sie nicht behutsam gepflegt worden wäre. Über viele Generationen hielten die Messdiener der Kirche in Usterling die Rinne von Laub und Erde frei. Im Winter wurde das Wasser sogar umgeleitet, damit an der Rinne keine Schäden durch Frosteinwirkung entstehen. Inzwischen wurden dies Pflegearbeiten durch die Naturschutzwacht des Landkreises Dingolfing-Landau übernommen. Das Geotop steht unter Naturschutz und wurde 2002 in der Aktion Bayerns schönste Geotope einem größeren Publikum vorgestellt. Zu diesem Anlass wurden auch Informationstafeln an der Rinne angebracht.

Üblicherweise werden Tufflagerstätten und Steinerne Rinnen an Karstquellen gebildet. Hier handelt es sich jedoch nicht wirklich um ein Karstgebiet. Die Ablagerungen der Oberen Süßwassermolasse sind wasserstauende Mergel, überlagert von gering verfestigten Kiesen aus Kalkstein. Das Grundwasser sichert durch die Kiese, die vielen Klüfte erlauben den Durchfluss des Wassers und bieten zudem Angriffsfläche für die Lösung des Kalksteins. Das Grundwasser wird von den Mergeln gestaut und bildet so einen sogenannten schwebenden Grundwasserkörper. Dort wo die Schichtgrenze Mergel/Kalkkies vom Hang der Isar angeschnitten wurde bildete sich eine Quelle. Da das Wasser nicht aus einer Höhle kommt, schwankt die Schüttung der Quelle weniger als bei Karstquellen üblich. Auch gibt es keine Hochwasserereignisse, die sedimentreiches Wasser schütten würden und dadurch das Wachstum der Rinne stören würden.