Das Stracenaer Thal und die Dobschauer Eishöhle


VORWORT.

— «Ich sah die weltberühmte Adelsberger Grotte, durchwanderte die Labyrinthe der Baradla und ergötzte mich mit Staunen an den wechselvollen Tropfsteingebilden; ergriffen stand ich an den Ufern des Niagara und lauschte der Donner-Stimme des Riesen-Falles; ich blickte von schwindelhohen Alpen-Spitzen in fürchterliche Tiefen und gähnende Felsenspalten hinab; der erstickende Schwefelgeruch des dampfenden Vesuv-Kraters wirkte aus nächster Nähe auf meine Sinne; die stürmende Fluth des grossen Oceans und die todte Eiswelt der öden Gletscher bezauberten mein Wesen; diese ausserordentlichen Gebilde und riesigen Bethätigungen der Natur erregten Staunen und Verwunderung in mir, sie sind grossartig und ergreifend; dennoch muss ich es gestehen, dass, obwohl dieselben der Grossartigkeit bezüglich beispiellos dastehen, keines so unerwartet überraschend wirkt, wie die Dobschauer Eishöhle.»

Diese und ähnliche Aeusserungen hatte ich nicht einmal Gelegenheit von leidenschaftlichen Touristen und erfahrenen Reisenden zu hören, die ich eben bei Besuch der Höhle unterwies. Und mit Recht! Denn die treue Beschreibung oder Darstellung der Schätze und Schönheiten der Höhle ist unmöglich. — Jedermann wird so sehr überrascht, dass der Beschauer selbstvergessend staunt. — Mit jenen genannten ausserordentlichen Naturgebilden steht auch die Dobschauer Eishöhle auf gleichem Niveau.

«Dessenungeachtet ist es sonderbar» so lautete die Aeusserung eines namhaften ausländischen Touristen – «dass diesen wundervollen Schatz der Natur die gebildete Welt kaum kennt und die Anzahl der Besucher im Anblicke der Grossartigkeit desselben verschwindend gering ist. Man sollte sie auf jede Weise bekannt machen, ja es wäre die entsprechende Bekanntgebung eine strenge und patriotische Pflicht für alle jene, die hierbei Einfluss haben.»

Er hatte vollkommen Recht, ich sah es selbst ein und da ich zu den gegenwärtigen anspruchlosen Zeilen die Feder ergriff, trat mir jener Fremde in Erinnerung.

Und sollte es mir durch diese kleine Arbeit gelungen sein, die Aufmerksamkeit des grossen Publicums auf die Eishöhle zu richten, wenn ich derselben hierdurch Freunde schaffe und bei dem Leser den Wunsch wecke, diesen seltenen Naturschatz per sönlich aufzusuchen: dann habe ich meinen Zweck vollständig erreicht.


Dobschau, im Monate Juni 1884.


Der Verfasser.


«Felix, qui potuit rerum cognoscere causas.«

Virgilius.

— Die Natur hält in ihrer reichen Schatzkammer unzählige Perlen verborgen; doch reicht sie dieselben unerbeten Niemandem dar, wir müssen sie selbst auf mühsame Weise erforschen.


Das Komitat Gömör ist sowohl durch die Grossartigkeit, als auch durch die ausgezeichnete Mannigfaltigkeit seiner Naturschönheiten gekennzeichnet; während, den klimatischen und geologischen Verhältnissen entsprechend, im südlichen Theile desselben die Traube gut gedeiht, vorzüglicher Tabak und köstliche Melonen wachsen, der Weizen dem des Banates nicht nachsteht: fristen an den höchsten Punkten seines nördlichen Theiles nur Krummholz und schmucklose Moose und Flechten der «Hola»-s * ein kümmerliches Dasein ; während uns in der zwischen Tornallya und Putnok sich ausbreitenden Ebene schon die milden Lüfte des niederungarischen Tieflandes anwehen und in uns die Hirten-Poesie der «Pusten) wachrufen : kann sich im nördlichen Theile desselben von Dobschau aufwärts und längs des «Graner Thales» unser Auge an den wildromantisch düstern Schweizer Landschaften ergötzen; wenn das anmuthige Sajó-Thal, das Csetneker und Jolsvaer Thal mit ihren landschaftlichen mannigfaltigen Schönheiten, das anziehende «Warme Wasser» (Meerauge) von Tornallya, die «Aggteleker Tropfsteinhöhle» mit ihren weltberühmten Wundern als ebensoviele Schätze Gömörs hingestellt werden können: dann sind das so oft gepriesene romantische Stracenaer Thal, und noch mehr das wunderbare Naturspiel desselben, die Dobschauer Eishöhle, die nicht werthloseren Perlen dieser Schatzkammer.

«Hola» slavisch, soviel wie Alpe.

Das Stracenaer Thal und die Eishöhle hinterlassen bei jedem Besucher derselben einen bleibenden Eindruck, jeder ihrer Punkte ist so sehr anziehend, dass, von welcher Seite aus immer gesehen, dieselben der Betrachtung werth erscheinen; selbst in Wort und Bild sprechen uns dieselben an, wenn die Zeichnung treu ist. Dies Letztere habe ich mir zur Aufgabe gestellt. Es komme der freundliche Leser mit mir, ich führe ihn durch das Stracenaer Thal, ich lenke seine Aufmerksamkeit auf die interessanteren Punkte, wir steigen hinab in das wundervolle Labyrinth der Eishöhle, betrachten dieselbe mit all' ihren Sehenswürdigkeiten und er wolle mir gestatten, dass ich diesmal wenn auch ein Arzt nicht ein Jünger Aesculap's, sondern ein Priester der unverfälschten Natur sein könne.

Das Stracenaer Thal oder die Grosse Eng liegt von Dobschau in nordwestlicher Richtung, beiläufig 1 1/2—2 Stunden weit entfernt, zwischen dem 48° 51' nördlicher Breite und dem 37° 55'—38° 3' östlicher Länge.

Wenn der Reisende die von Dobschau aus bei dem Wirthshause «zu den 3 Rosen» gegen den Langenberg hinführende Strasse einschlägt, so steigt er eine mit Strauch- und Buschwerk bedeckte Berglehne zwischen Aeckern und blumenreichen Bergwiesen hinan, trifft hier Sandstein und Schiefer der Trias- und Kohlenperiode, wie auch mit Gabro wechselnde Schieferschichten, sieht an derselben Berglehne nahe an dem Fahrwege links die weltberühmten Zemberger Kobalt- und Nickelgruben, welche jährlich im Durchschnitte 2000 Zoll-Zentner Kobalterze liefern und kann rechts grossartige Eisensteingruben bewundern. Hat man den Gipfel des Langenberges, nahezu 1000 M. das Kreuz erreicht, so überrascht und fesselt uns eine prächtige Aussicht. Zu unseren Füssen liegt im engen Thale die Stadt Dobschau, gegen Süden hin erblicken wir den prächtig gestalteten Berg Rhadzim und es verschmelzen die an Schärfe nach und nach abnehmenden Umrisse der gegen Rosenau zu mehr und mehr flach werdenden Gebirge, ein Spiel im erblassenden Blau der Perspektive, mit den warmen violetten Farbentönen des Horizontes; gegen Norden öffnet sich eine Schweizer Landschaft, zu unseren Füssen liegt ein mittelbreites Thal, das Göllnitz-Thal, uns gegenüber ist die das Thal begrenzende Lehne an den steilen Stellen mit stämmigen Fichten bewachsen, streben stellenweise die bizarren Spitzen grauer Kalksteinfelsen kühn himmelan, von dem Fusse des Berges schimmert uns das Krystallwasser eines Teiches entgegen, kein Wellenschlag stört den in seiner Regungslosigkeit erhabenen Spiegel desselben, in welchem sich die hundertjährigen Fichten der steilen Felswand mit ihrem saftigen Grün reflektiren ; zwischen den Felsspitzen tritt die Gerara hervor; — hier war noch vor einigen Jahren das Palzmann'sche Eisenwerk, welches jedoch zu Folge der traurigen industriellen Konjunkturen leider schon eingegangen ist, – das Thal durchschneidet in absonderlichen Krümmungen, wie ein Silberband, der Göllnitz-Fluss, dessen Wasser der Fische schönste, die Forelle, in Menge bevölkert, aufwärts sehen wir in malerischer Lage die zwei kleinen Dörflein Istvánfalva und Imrefalva und den Dobschauer Hochofen.

Bei dem «Kreuz» führt der Weg gerade ins Thal hinunter zur Palzmannshütte und links gegen Stracena, wir wählen den letzteren. Unser Weg führt durch einen Nadelwald, doch bald treten wir in ein schmales Thälchen, welches eigentlich Engpass genannt werden könnte, denn es ist so eng, dass nur der Fahrweg und in der Thalsohle ein 3—4 M. breites Bächlein Platz finden, die Seiten desselben sind rechts die steile Lehne des Stein, links die südliche Lehne des mit dichtem Nadelwald bedeckten Pelz-Gebirges. Gleich, wo das Thälchen beginnt, sehen wir an der Strasse einige trichterförmige Bodenvertiefungen von 10—20 M. Querdurchschnitt, dies sind kraterartige Einsenkungen. Dergleichen Krater kommen überall dort vor, wo im Kalkgestein das einsickernde, Kohlensäure Die Kohlensäure ist ein Produkt der Pflanzendecke des Bodens. führende Wasser den Kalk löst, das Gestein aushöhlt, worauf sodann manchmal die den inneren Hohlraum deckende Erdschichte den Halt verliert und einstürzt, wodurch die Krater entstehen; wir finden viele derartige Krater auf den Gebirgen um Stracena, in der Nähe der Eishöhle, auch an mehreren Orten Gömörs; hauptsächlich bei der Aggteleker Höhle sind enorm viele derartige Krater, wo sie das Volk «Ravaszlyuk» (schlaue, betrügerische Löcher) nennt. — Unser Thälchen ist ein stiller, beschaulicher Ort, die hier herrschende Stille unterbricht nur das geschwätzige Wasser eines kleinen Baches. Doch siehe als wenn das Gemurmel desselben an Stärke verloren hätte ! wahrlich, est ist dem also, - auch seine Wassermenge nimmt ab, verschwindet immer mehr und mehr, versiegt, bis wir schliesslich nur das trockene Bett des Baches sehen, das Bächlein ist unsern Augen entrückt — verschwunden; die Erde hat es verschlungen! Doch bald tritt es weiter unten wieder langsam zu Tage und eilt den Fluthen der Göllnitz zu, ein dermal ist es für immer verschwunden. Dieses Bächlein führt den Namen «Florenseufen» (Verloren-seufen) und darnach wird auch das Thal also benannt oder blos mit dem Worte Graben bezeichnet; auch das ganze Stracenaer Thal führt nach dem verschwundenen, versiegten (slavisch stracený = schwunden) Bächlein seinen Namen. — Ein ähnliches versiegendes und bald wieder an die Oberfläche hervorsprudelndes Bächlein befindet sich auch auf dem Gebirge Hanneshöh im Terrain der Stadt Dobschau. Nach kurzem Vorwärtsschreiten gelangen wir in das Göllnitz-Thal, welches sich vom Eingange ab- und aufwärts ausdehnt; sein nach aufwärts sich erstreckender Theil ist das Stracenaer Thal par excellence.

Die Kennzeichen desselben sind: seine ostwestliche Richtung, die häufigen kühnen Krümmungen, sein Engpass-Charakter, die stellenweise vorkommenden Ausbreitungen desselben, die malerischen Felsen-Gruppen, wie auch die bewaldeten steilen Berglehnen, der krystallreines Wasser führende Fluss, der schöne und theure Fahrweg, welcher die Fluthen der Göllnitz öfters überbrückt; das mannigfache Ineinandergreifen seiner Bildungsstoffe und Elemente mit ihren pittoresken Modifikationen in einheitlicher prachtvoller Uebereinstimmung verleihen dem ganzen Thale ein ernstes, wildromantisches Gepräge.

Am Eingange in das Thal, gleich bei dem Einmünden des Graben in dasselbe, liegt das kleine Dörflein Stracena mit seinen regellos, zerstreut umherliegenden, hauptsächlich aus Holz erbauten 57 Häusern; die katholischen Einwohner desselben sind durchwegs Slaven, ihrer Beschäftigung nach Hochöfner und Häuer. — Hier besitzt Herzog August Coburg ein vorzügliches Eisenwerk, welches jährlich im Durchschnitte 100,000 Zoll-Zentner Roheisen erzeugt, 100 Arbeiter konstant beschäftigt, an 250,000 Zentner Eisenstein verbraucht und eine Million Kubikfuss Holzkohle bedarf. — Das Werk umstehen nette Beamtenwohnungen. Nachdem wir das Dörflein verlassen haben, liegt auch schon das Thal mit seinen charakteristischen Eigenthümlichkeiten vor uns; gleich am Anfange desselben er: hebt sich zur linken Hand am rechten Ufer der Göllnitz die Hanneshöh mit ihrer von Nadelwald bedeckten Lehne, rechts am linken Ufer des Wassers der Mačekov-Berg (Katzenberg).

Der Tourist, welcher dieses Thal betritt, sei er gleich ein ungeselliger Zahlenmonsch, ein kalter Rechenmeister, sei er ein Held der harten Wirklichkeit, der dem Leben nur in seiner Greifbarkeit Geschmack abgewinnt, und Thauperlen und Poesie desselben mit roher Hand abzustreifen liebt, sei er ein noch so grosser Feind der unnützen Träumerei, der Poesie: er wird durch die Zaubergewalt der Naturschönheiten unter dem Eindrucke derselben auch wider Willen in eine poetische Stimmung versetzt, nur zu bald schlägt sein Selbstgefühl angesichts der Riesenkraft und Grossartigkeit der Natur in Kleinmuth um, es befällt ihn das Gefühl seiner Niedrigkeit und Wenigkeit und auch unbewusst fühlt er wie Shakespeare:


Was Fliegen sind
Für böse Buben, sind wir für die Götter;
Sie tödten uns zum Spass.


Das Thal ist meistentheils so eng, dass darin nur ein gut erhaltener Fahrweg und das 8—12 M. breite Wasser der Göllnitz Raum finden, die Strasse, welche bald auf dem rechten, bald auf dem linken Abhange des Berges hinführt, überspannt den sich schlängelnden Fluss im Stracenaer Thale allein mit 13, theils aus Stein, theils aus Holz erbauten Brücken. Die Göllnitz entspringt an der östlichen Lehne des Königsberges nördlich vom Dorfe Telgárt und ergiesst sich bei Margitfalva in den Hernád. Das Thal breitet sich stellenweise plötzlich aus, erweitert sich zu einer mit Rasen und tausend Blumen geschmückten Fläche, bald wieder verengt sich dasselbe und seine beiden mit Nadelwald bedeckten Lehnen kommen beinahe in Berührung mit einander. – Wie prächtig harmonirt der dichte hochragende Nadelwald mit den hohen Felsenspitzen! Ernst, still und unbeweglich wie die Steinklippe, wie der Felsenriese, in starrer Ruhe und würdevoll reiht sich Wipfel an Wipfel, wie ein mit Lanzen bewaffnetes Heer; in den schattigen kühlen Raum seines Gezweiges, — welchen Virgil so treffend «frigus opacum» nennt – dringt nur hie und da ein Sonnenstrahl hinein, indem er den moosigen Boden scharf beleuchtet, welchen die reiche Gebirgs-Flora zu einem bunten Teppich verwandelte; die tiefe Stille des Waldes stören nur das Gezwitscher je eines Vogels und das eintönige Gemurmel des im Thale rauschenden Baches; die Luft ist unendlich rein, durchsichtig und mit dem Balsamdufte des Nadelwaldes erfüllt, so erfrischend, so angenehm, wir können davon nicht genug einathmen.

Aus dem dunkel-grünen Laubzelt bricht dort der ausgetrocknete weisse Wipfel einer Riesentanne hervor, die moosige Rinde fiel in runden Streifen von ihr hinab, ihre Krone ist in Spänen abgebrochen. – Das Alter, die Macht der Zeit hat sie getödtet oder sie ist im Kampfe mit den vernichtenden Elementen gefallen, und ihr trockener Stamm blieb auch nur zum Zeichen der Erinnerung da, damit er ihren alten Ruhm künde und uns heute ins Gedächtniss rufe das : «Memento mori !» Hier überbrückt eine wankende Buche den klaren Bach, welcher, als wollte er ihrer warten, die sterbenden Zweige derselben mit seinem Wasser netzt.

Ein Blick und ein ganz neues Bild steht vor uns; die mit Nadelwald bedeckte Lehne löst ein unfruchtbares, eintöni. ges, graues Felsaggregat ab, wildromantische Gipfel starren trotzig himmelwärts, ringsumher zickzackige, rissige Felsenfirste mit ihren kühn hervorstehenden Spitzen, bald einem Riesenvorhange gleich, herabfallende glatte Felsenwände, hier eine spitze Pyramiden-Gestalt, dort eine Felsensäule, inzwischen auseinandergeworfene Steintrümmer, welche jeden Augenblick herunter zu stürzen drohen, an die schmalen Felsenfriese klammern sich einzelne stämmige Fichten, ihr verschlungenes Wurzelwerk tritt stellenweise wie eine graue Schlange aus dem moosigen, magern Erdboden hervor, mit ihren nadelgeschmückten Aesten und spitz zulaufenden Gipfeln heben sich dieselben scharf am Blau des Himmels ab; die von den Felsenerkern herabgleitende Moos-Matte hängt mit ihren verschlungenen Wurzeln und ihrer Kletterpflanzen-Decke in malerischen Fransen herab.

Wüssten wir es nicht, dass zu dem berühmten «Spaziergange» des Kirchner'schen Zeichenstiftes Schillers mächtige Phantasie das Modell gegeben habe, wir glaubten, zwischen diesen Klippen das Original des Werkes gefunden zu haben.

Bei jeder Krümmung ein neues Bild, nur der krystallklares Wasser führende Fluss begleitet uns überall, das lange, enge Thal ist erfüllt mit jenem Sirenen-Ton, welchen das Gemurmel, Gebrause und Tosen desselben verursacht.

Nach den Worten Heine's:


«Ein seltsam Geräusch, ein Flüstern und Pfeifen,
Ein Lachen und Murmeln, Seufzen und Sausen
Dazwischen ein wiegenliedheimliches Sagen.»


Das ist jener Sirenen-Ton, welcher in die lautlose Stille der mit Nadelholz bedeckten Gebirge gedrungen uns unwiderstehlich anzieht, ja es hängt derjenige, der ihn einmal hörte, mit den verborgenen Fasern seiner Seele daran und sucht ihn immer wieder auf.

Nun scheucht den Fluss plötzlich ein Absturz auf, er stürzt über durcheinandergeworfene Felsenstücke, bald verrammeln ihm von zwei Seiten aufragende Felsenwände den Weg, doch mit desto grösserem Getöse rauscht er über dieselben, trifft ihre algenbedeckten, grünen Wände mit kühnem Wellenschlage, leckt und zehrt an denselben, seine Wellen zerstieben in tausend feine Tropfen an ihnen und spielen in Regenbogenfarben mit den Sonnenstrahlen, hier theilt er sich tänzelnd in strahlige Büschel, bald wieder fällt sein Wasser zu einem durchsichtigen Bogen ausgebreitet, wie ein Glasgehänge herab; jetzt wirbelt er plötzlich in einem Strudel umher, bald nimmt sein Getöse ab, das mächtige Toben und Gebrause wird zum leisen Rauschen, wenn er über feinkörnige Sandflächen dahingleitet und wie durchsichtiges Email die geglätteten Steintafeln bedeckt, hier füllt er in erhabener Ruhe die Tiefen und spiegeln sich, schweigsamen Zeugen gleich, in ihm die düstern, grauen Felsen und regungslosen Fichten ; dort die schäumende lebendige Bewegung und hier Todtenstille und Ruhe, welche zu einander in zaubervollem Einklange stehen. — Stellenweise eine mit frischem, grünem Rasen bedeckte Bergwiese, darauf munter weidende Schafe; Perdita im «Winter-Märchen oder Dorcas und Mopsa konnten ihren Heerden nicht schönere Weideplätze bieten. An solchen Orten ist ein wenig Träumerei verzeihlich.

Kaum findet man hier eine Spur der menschlichen Hand und Arbeit. — Die ungekünstelte Einfachheit, reine Jungfräulichkeit der Natur und die Einsamkeit üben eine bezaubernde Wirkung auf unser Gemüth. Der Mensch fühlt sich ganz vereinzelt, ist gleichsam aus dem Geräusch des alltäglichen Lebens gerissen und findet nach den Worten Shakespeare's :


«Befreit von dem Marktgetöse des Lebens,
Im Baume Sprache, Bücher in den Bächen,
Worte in dem Stein und in Allem Gutes.»


Die wundervolle Schönheit der Natur, ihr tausendfältiger Liebreiz erheitert hier selbst das kranke Gemüth, ja sogar der englische «Spleen», der Deutschen Weltschmerz oder die durch Täuschungen verursachte Zerfallenheit und Verzagtheit, welch in dem beissenden Spotte Heines


«Ist etwa
Unser Herr nicht ganz allmächtig?
Oder treibt er selbst den Unfug?
Ach, das wäre niederträchtig!»


uns scharf entgegentritt, finden immerdar heilenden Balsam in der Zaubergewalt solcher Naturschönheiten; wir vergessen allmälig unser Leid, versöhnen uns mit dem Schicksal, der Kummer erhält Schwingen, das Leben lächelt uns wieder im rosigen Schimmer zu, ohne jedoch Optimisten, wie Fourier der Socialist, zu werden, welcher die Hoffnung hegte, dass die Menschen dereinst zu Folge des Wohlstandes und des Ueberflusses an 144 Jahre alt, 8 Fuss hoch und 4 Zentner schwer sein werden, und das Meerwasser in Pomeranzensäfte sich verwandeln würde.

Wir suchen jedoch die verlassene Strasse wieder auf, nahe bei dem Friedhof der Ortschaft Stracena öffnet sich in der Lehne des Mačekov-Berges eine thalartige Schlucht, ein durch Felsenwände begrenzter Engpass, dies ist die Falkengrepp. Wir treten hinein, doch nach einigen hundert Schritten scheint uns die Schlucht zum Kerker geworden zu sein, in engem Kreise reihen sich rechts und links steile Felsen aneinander, mächtige, Pyramiden, rissige Thürme, aufwärtsstrebende Felsengipfel, gleich als wollten sie sich ins Himmelsgewölbe hineinbohren, dort wieder ein unbeweglicher Fluss aus Stein, zusammengetragenes Gerölle, nur ein Stoss und mit krachendem Gepolter stürzte es in die Tiefe ; hie und dort bedeckt eine Gruppe von Fichten die felsige Bergľehne; — sind wir in dieser Steinwelt einen steilen, zwischen zusammengewürfelten Trümmern sich aufwärts schlängelnden engen Fusspfad beiläufig 1/2 Stunde lang hinangestiegen, so gelangen wir auf eine blumenreiche Bergwiese, ein weites Plateau, hier ruhen wir ein wenig, uns an der schönen Aussicht ergötzend, und setzen darauf unsern Weg aufwärts fort; unser Pfad führt uns zum Rabenstein 1158 M. über der Meeresfläche. Es ist dies ein bekannter Punkt wegen der schönen Aussicht theils auf die benachbarten Bergesgipfel bis weit hinein nach Zipsen, theils auf das mächtige Tátragebirge, welches mit seiner erhabenen Pyramiden-Gestaltung, mit seinen schneebedeckten Spitzen in den veilchenblauen, warmen Farbentönen ein überwältigendes Bild gibt, doch noch mehr zu Folge der in der Nähe etwas tiefer liegenden Periodischen oder Stracenaer Quelle. Es ist dies eine Quelle, die zeitweise versiegt und deren Wasser bald neuerdings zu Tage tritt. Das Quellenbecken an der Mündung stellt eine theilweise mit Kalksteintrümmern gefüllte 60 Cm. tiefe und 50 Cm. breite Einsenkung dar, welche sich abwärts zu einem länglichen Quellenbette ausdehnt, bald darauf wieder zu einer breiten Aushöhlung erweitert; von der Quellenmündung nach auswärts breitet sich das ebenfalls mit Kalkschutt bedeckte Bett des ausfliessenden Wassers aus; die beckenartige Quellenmulde ist trocken, doch bald dringt zwischen dem Steingerölle klares Wasser hervor, die Menge desselben nimmt zu und nach einigen Minuten springt in voller Quantität mit starkem Rauschen der Quell aus der Tiefe hervor und eilt dem trockenen Bette entlang, um gewöhnlich nach 11,2 stündiger Dauer in Stillstand überzugehen und dasselbe Spiel 2–3 Stunden darauf zu wiederholen; in trockener Jahreszeit ist diese Pause von längerer Dauer, manchmal dringt das Wasser im Verlaufe von 2–3 Tagen nur einmal hervor, während die Quantität des herausströmenden Wassers und die Dauer des Abfliessens immer dieselben sind.

Diese Erscheinung hat ganz gewiss in dem hydraulischen Gesetze über den Krummheber ihre Erklärung. Es muss nämlich im Innern des Berges ein grösserer Raum existiren, welcher sich aufwärts bis zu einer gewissen Höhe (höher als die Quellenmündung) zu einem röhrenförmigen Gange verengt und hierauf winkelartig gebrochen, abwärts bis zum Quellenbecken und sodann zu Tage führt;: der innere Raum wird entweder durch eine eigene, kleinere Quelle oder durch das zwischen den Felsen von auswärts einsickernde Wasser angefüllt und, sobald der Raum bis zum höchsten Punkte der Röhre gefüllt ist, muss das Wasser durch die Röhre in das Quellenbecken und von hier zu Tage treten, und die ganze in dem Röhrensystem und in dem inneren Raum befindliche Wassermenge nach dem Gesetze des Krummhebers entleert werden. Die Quelle befindet sich 930 M. über der Meeresfläche.

Der Rabenstein und die Periodische Quelle sind Punkte, welche von Gesellschaften und einzelnen Touristen häufig aufgesucht werden. — Früher war an der Mündung der Quelle ein Mühlrad derart angebracht, dass dasselbe durch das hervorströmende Wasser in Bewegung gebracht, einen kleinen Hammer rhythmisch bewegte, der sodann auf eine tönende Platte wacker loshämmerte; es diente dies zum Zeichen für die in der Umgebung der Quelle sich unterhalteude Gesellschaft, dass das Wasser zu Tage quillt. — Man erzählt, dass die Hammerschläge selbst den Rehen wohlbekannt waren und dieselben auf das Zeichen hin oft zur Quelle kamen, um ihren Durst zu löschen.

Wir wollen jedoch zurückkehren und unseren Weg fortsetzen. Gegenüber der Falkengrepp, ein wenig aufwärts, dringt in die Hanneshöh ebenfalls ein enges Thälchen ein, die Kleine Eng, die ein stellenweis verschwindendes interessantes Bächlein besitzt, wie wir ein ähnliches schon im Graben gesehen haben. — Am Eingange in die Schlucht liegt ein kleiner, von Holzhackern und Köhlern bewohnter Weiler — mit Namen Spital.

Von hier an gewinnt das Thal bedeutend an Ausdehnung, unser Weg führt ebenen Flächen entlang direkt gegen eine schief in das Thal hineinragende Felsenzunge, welche sich wie eine riesige Felswand quer durch das Thal bis zum Flusse hinzieht, auf derselben ruhen mächtige Felsblöcke, riesige Pyramiden und erheben sich stellenweise an den gesimsartigen Kanten festsitzende Fichten; — schon hat unser Weg beinahe die Felsenwand erreicht, da erst werden wir dessen gewahr, dass dieselbe durchstochen ist und unser Wagen durch diesen Tunnel gemächlich dahinrollen kann. — Es ist dies das Stracenaer befestigte Tafel mit der Inschrift:


«Ágoston, Szász-Coburg-Góthai herzeg, elnökünk, téged e sziklák dicsérnek. A magyar orvosok és természetvizsgálók vándorgyűlése.»

(August, Herzog zu Sachsen-Coburg-Gotha, unser Präsident, deinen Ruhm verkünden diese Felsen. Die Wanderversammlung der ung. Aerzte und Naturforscher.)


Ist das Thal durchschritten, so befinden wir uns im engeren Theile des Thales, unser Weg schlängelt sich schnell den Windungen desselben folgend, rechts und links nach meistens nicht vermutheter Richtung.

Unweit des Thores fesselt unsere Aufmerksamkeit eine auf der rechten Seite des Flusses befindliche Felsengruppe. Unmittelbar an der Strasse erhebt sich plötzlich wie eine erbaute Burgmauer bis zu einer Höhe von 80-90 M. eine glatte riesige Felsenfläche, nahe daran strebt eine zweite himmelan, dahinter wieder eine; an mancher klaffen, wie an baufälligem Mauerwerk, breite Risse, der Gipfel der einen — die Kanten der anderen sind zu Trümmern zerschellt, diese hier richtet gleich einer festen Bastei kühn ihr Haupt empor, jene dort ist wie ein baufälliger Thurm dem Umsturz nahe. Dies ist die Stracenaer Felsenburg.

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Tafel 2: Szikla-Kapu – Felsen-Thor, Dobschauer Eishöhle, Slowakei. Public Domain.

Im Weiterschreiten sperren wieder - wie an dem Thore derbe Felsenblöcke unsern Weg, der in dieselben gehauene Einschnitt wird rechts und links von starken Felsenwänden begrenzt, zwischen denen unser Weg hindurchführt. — Die hier eingemeisselte Inschrift: «Ferdinand Coburg 1840» legt laut Zeugniss ab von dem Genie Sr. Hoheit des Herzogs, womit er diese Strasse dem Verkehre eröffnen liess und dadurch die Eisenindustrie in mächtigen Aufschwung brachte. – Dies ist der Einschnitt.

Hier erstreckt sich an dem rechten Ufer des Flusses der Berg Kriran mit mächtigem Nadelwald bedeckt, an dem linken Ufer aber die Rehfelder Gebirgsreihe. Bald gelangen wir an einen interessanten Punkt. — Bei einer plötzlichen Wendung breitet sich das Thal zu einer flachen Bergwiese aus, unser Weg führt an dem Abhange des Krivan ziemlich hoch oberhalb der Wiese hin; in der Mitte der Wiese erhebt sich ganz isolirt jäh aus dem Boden eine graue Felsengruppe, die Form derselben ist einer Pyramide mit breiter Basis ähnlich, an ihren rechten und linken Kantenabständen sind kleine Kegel, Felsenthürme, bald säulenförmige Steingebilde; mit ihrer Mittelspitze ragt dieselbe wie eine steile Pyramide bis zu einer Höhe von 58–60 M. empor. Die schöne Gruppe umfliesst in einem beinahe regelrechten Kreise die Göllnitz und bespült den Fuss derselben mit ihrem krystallklaren Wasser; die ganze Formation mit ihren, gleich Kerzen eingefügten Fichten-Wipfeln, den auf ihr ruhenden Kegeln und Säulen und dem auf ihrer Spitze sichtbaren Holzkreuze hat inmitten der breiten, mit ernstem Fichtenwald umge benen Niederungen ein imposantes würdevolles Gepräge und kann bezeichnend Altar genannt werden.

Auch zur linken Hand längs des Flusses erheben sich riesige Steingebilde, eine ganze Felsenwelt, eine Berglehne von schwindelnd steiler Höhe wird sichtbar, und an einem dieser Felsen befindet sich ein ziemlich grosser Schlund, ein wahres Loch, darüber hinweg die Holzhauer und Köhler ganze FichtenStämme warfen und ins Thal gleiten liessen. — Der Name dieser Felsenlehne heisst: Alte Felsen über dem Loch. (Starý strosy na dieru). Hier öffnet sich eine Schlucht gegen Norden, es schlängelt sich darin der nach dem Dorfe Vernár führende Weg und ein kleiner Bach, welcher hier in die Göllnitz mündet.

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Tafel 1: Éleskö - Spitzenstein, Dobschauer Eishöhle, Slowakei. Public Domain.

Unser Weg nimmt vom Altar aus eine plötzliche Wendung nach links und bei Betrachtung der mannigfaltigen Schönheiten desselben nähern wir uns dem Ende des Stracenaer Thales, worauf wir im jenseitigen Theile der sich plötzlich in grösserem Massstabe ausbreitenden Fläche uns gerade gegenüber die spitze Pyramide des 120 M. hohen Spitzensteines aus seiner Nadelwalddecke weiss hervorschimmern sehen; diese bezeichnet den oberen, westlichen Endpunkt des Stracenaer Thales, welches von der Schluchtmündung des «Graben» bis hierher, alle Krümmungen mitbegriffen, beiläufig eine Länge von 5000 M. hat und nahezu eine Stunde Weges in Anspruch nimmt.

Hier hat das Thal seine grösste Weite und begrenzen links die Lehne des Ducsa-Berges, rechts das Rehfeld, ups gegenüber der Spitzenstein und hinter demselben gegen Norden der stolze Königsberg mit seiner massigen, mächtigen Gestalt, und niedrige mit Nadelwald bedeckte Bergesgipfel die Fernsicht. Unser Weg führt mitten durch die Fläche, links von demselben winkt uns das im Schweizer Style erbaute geräumige Gasthaus Zur Eishöhle) mit seinen rauchenden Schornsteinen freundlich zu und schwenken uns von dem Erker desselben heitere Gäste die weissen Taschentücher zum Grusse entgegen.

Das Gasthaus besitzt in genügender Anzahl entsprechend eingerichtete Zimmer, zu Folge neuerer Bauten ist hier heute schon eine ganze kleine Kolonie von hübschen Sommerwohnungen. So liess die Stadt in neuerer Zeit ausser dem Wirthshaus das «Touristenhaus» bauen.- Es ist dies ein hübsches im Schweizer Styl gehaltenes geräumiges Gebäude mit 11 Zimmern, allwo die Besucher der Höhle bequeme Wohnung und überhaupt moderne Einrichtung finden. An Speisen und Getränken steht grosse Auswahl zu Gebote, die Bedienung ist pünktlich und da das Gasthaus im Allgemeinen berufenen Händen anvertraut ist, kann selbst den Wünschen auspruchsvoller Reisenden entsprochen werden. — Selbst eine grosse Gesellschaft kann hier bequeme, gute und billige Unterkunft finden. Doch auch für längeren Sommeraufenthalt ist dieser malerisch gelegene Ort sehr zu empfehlen, allwo zur Erholung und Zerstreuung der Gäste zu nennen sind: die Naturschönheiten, balsamreiche Gebirgsluft, Nadelwald, Ausflüge in die nahen Gebirge, zum Rabenstein und zur periodischen Quelle, auf den Königsberg, diesen schönsten Gipfel der kleinen Tátra, in das nahe Poprád und den schönen und belebten Park «Husz), ferner an Ort und Stelle : kalte und warme Bäder, Jagd, Forellen-Fischerei u. s. w.

In der Nähe des Gasthauses steht die schöne Sommerwohnung des Herrn Gusztav Gömöry und die erst kurz erbaute Villa der Familien Gömöry-Kellner. — Vor dem Gasthause schnellt aus einem mit weitem Becken versehenen Springbrunnen in überraschende Höhe ein armdicker Wasserstrahl empor.

Die Repräsentanz der Stadt Dobschau fasste den Beschluss: die Höhle als einen seltenen Schatz der Natur in ihre Obhut zu nehmen, in Stand zu erhalten und diesbezüglich keine Opfer zu scheuen; auch ist sie bestrebt, dieselbe dem grossen Publikum nach Möglichkeit bequem erreichbar zu machen, selbst die allenfalls aus der Höhle resultirende Einnahme möge nur zur Erhaltung und Instandsetzung derselben und zur Verschönerung ihrer Umgebung in Verwendung kommen. Die Höhle wurde also gangbar gemacht, dass diesbezüg. lich Nichts zu wünschen übrig bleibt, über die Eisfläche sind eine zweckentsprechende Treppe, Bretter-Gerüste und Holzstege mit Geländer angebracht, so dass jeder interessante Punkt bequem, trockenen und vor Kälte geschützten Fusses erreicht werden kann, die Beleuchtung wird durch eine genügende Anzahl von Petroleum-Lampen bewerkstelligt, die interessanteren Eisgebilde werden auch mit Magnesium-Licht beleuchtet, für einen verständigen Führer ist Sorge getragen und kann die Höhle zu jeder Zeit besichtigt werden, die zu entrichtenden Gebühren sind möglichst gering bemessen.

Anderseits schien der Stadt auch die Verschönerung der Umgebung der Höhle nicht überflüssig zu sein und wurde der Weg vom Gasthause zur Höhle dadurch genussreich gemacht, dass die inzwischen den Bergabhang bedeckende Wildniss mit ihren frischen Quellen, wilden Nadelbäumen zu einem kultivirten hübschen Bergpark umgewandelt wurde; bei der Anlage desselben hat die Stadt unter Anderen Herrn Bartholomäus Szontágh und insbesondere dem opferwilligen Bemühen des Herrn Wilhelm Dobay, Gruben-Direktors bei Herzog Coburg, der mit bekannter Fachkenntniss und gründlichem Studium die Arbeiten selbständig plante und durchfübren liess, das Meiste zu verdanken.

Sobald wir in die Vorhalle des Gasthauses treten, erblicken wir die ersten Spuren der zweckmässigen Anordnungen der Oberaufsicht; es hängen hübsche Tafeln an der Wand mit Instruktionen bezüglich der Modalitäten bei Besichtigung der Höhle, der durch den Magistrat festgesetzte Preistarif betreffs Speisen, Wohnung und der zu entrichtenden Taxen für Beleuchtung und Besichtigung der Höhle u.s.w. u.s.w. – Der hier unbekannte Tourist ist sogleich orientirt.

Nachdem wir hier ein wenig geruht, brechen wir zur Eishöhle auf; der nördlichen Lehne des Ducsa-Berges zugehend, schreiten wir in dem erwähnten Parke aufwärts, unser mit feinem Sand bestreute Weg führt in geschmackvollen Krümmungen bald zwischen Nadelholzstämmen, bald zwischen junger Pflanzung in undurchsichtigem Dickicht, bald gelangen wir auf eine geräumige Lichtung; bei jeder Wendung ist etwas Neues, etwas Interessantes, je eine andere Aussicht in das Thal, auf den in seiner Art einzig geformten Spitzenstein und auf die an seinem Fusse erbaute Försterwohnung, stellenweise treffen wir bequeme Holzbänke, bald wieder gelangen wir zu Quellen mit krystallreinem Wasser ; die merkwürdigste derselben ist die Grosse Quelle in einer Höhe von 737 M., in wiefern ihr 6 °C. kaltes Wasser in solcher Menge hervortritt, dass es unmittelbar ein ziemliches Mühlrad in Bewegung setzen könnte und der Abfluss desselben einen wirklichen Bach bildet; gutes Wasser besitzen auch die «Szontágh-Quelle» und die «Moosige Quelle, sehr hübsch ist die «Zwillings-Quelle». – Das kälteste Wasser 5.5 °C. führt die bei der Försterwohnung befindliche «Kleine Quelle.»

In Mittel-Höhe an der Ducsa-Berglehne fällt uns bald eine kleine Holzbude in die Augen; dieselbe bezeichnet den Zielpunkt unseres Weges. Wir gelangen vom Gasthause nach einem angenehmen Spaziergange von 1/4 Stunde hierher und ruhen noch eine gute 1/4 Stunde ab, damit wir in die frische Eiswelt gänzlich abgekühlt hinabsteigen können. Bei der Holzhütte ist ein beiläufig 160—170 QM. fassendes, mit herabgefallenen Felsenstücken und durcheinandergeworfenen Steinmassen bedecktes, kleines Plateau, von einem Holzzaun umgeben, an welch' letzterem eine ziemlich grosse Tafel mit der Aufschrift: Eishöhle» hängt. Sind wir durch die Thür der Umzäunung getreten, so tritt uns von dem unteren Theile der uns gegenüber steil sich erhebenden Felsenwand eine kühle Luftströmung entgegen und ruft in uns das Gefühl wach, dass wir dem Höhleneingange uns genähert haben, wir erblicken denselben jedoch erst dann, wenn wir einige Stufen hinab zum Fusse des steilen Felsens gestiegen sind. — Die Felsenwand ist beiläufig 12 M. breit und eben so hoch, und erstreckt sich in ihrer nördlichen Lage von Osten nach Westen, an derselben ist eine Tafel von Gusseisen mit der Aufschrift angebracht:


«E jégbarlang felfedezőinek Ruffinyi Jenő, Méga Endre és Lang Gusztávnak elismerésül a városi közönség. Felfedeztetett 1870. Julius 15-én.»

(«Den Entdeckern dieser Eishöhle Eugen Ruffinyi, Andreas Méga und Gustav Lang zur Anerkennung die Stadtgemeinde. Entdeckt wurde die Höhle 1870 den 15. Juli.)


Am Fusse des Felsens klafft ein wagerechter Spalt, in der Mitte fasst derselbe eine Breite von beiläufig 2 M. und läuft rechts und links spitz zu; er ist mit Tannenzweigen verflochten, so dass nur zum Eintritt eine ziemlich grosse Thür offen bleibt. Dies ist der Eingang zur Höhle.

Seit Menschen-Gedenken war dieser Ort unter dem Namen Eisloch bekannt, als ein am Fusse des Felsens mit Eis gefüllter Spalt, doch seine verborgenen Schätze sind erst seit Kurzem Gemeingut. Den unbekannten Raum durchschritt im Jahre 1870 am 15. Juli zuerst der wissbegierige Jüngling, Eugen Ruffinyi, Ingenieur, mit seinen zwei Genossen Gustav Lang, Lieutenant bei der k. Landwehr und Andreas Méga, städt. Beamte, unter Beistand des Dr. Ferdinand Fehér.

Nachdem schon früher dem Knalle eines in den Hohlraum abgeschossenen Gewehres ein anhaltendes, dumpf rollendes Echo folgte, machte es sich Ruffinyi zum festen Vorsatze, die Höhlung zu erforschen. — Früh Morgens an dem erwähnten Tage zog er nun, mit den nöthigen Stricken, Leitern und anderen Hilfsmitteln versehen, in Begleitung der genannten Genossen zur fraglichen Stelle.

Ruffinyi band sich als Erster den Strick, welcher mit einer drehbaren Walze in Verbindung stand, um den Leib, hielt in einer Hand einen starken Bindfaden, welcher an ein Glöcklein befestigt, zum Zeichengeben dienen sollte, an seinem Gürtel hing eine Grubenlampe; nachdem auf diese Weise für alle Fälle Vorbereitungen getroffen und die Signale besprochen waren, trat er mit der Entschlossenheit eines Bergmannes den Weg in die unterirdische Tiefe an und verschwand bald in der Finsterniss einer unbekannten Welt. – Es war dies ein mit Lebensgefahr verknüpftes Unterfangen.

— Lange Zeit musste er in der mit herabgestürztem Steingerölle, durcheinander gewürfelten Holzklötzen und Unrath gefüllten Kluft nach gangbaren Stellen suchen, — theils an glatten steilen Eisflächen hinabgleiten, theils wieder zurück nach aufwärts klettern, bald rechts bald links umherkriechen und überall nach dem Eise seine Richtung nehmen; —- jetzt gleitet er in eine räumigere Höhlung hinab und gelangt in eine ebene Halle, er befindet sich im Kleinen Salon, steht auf dem Gipfel eines glatten Eishügels, gleitet darauf, auf dem Rücken liegend, schnell hinab und eilt auf glattem Eis-Boden schnellen Schrittes mit vor Freude pochendem Herzen und kurzem Athem vorwärts; der magische Schimmer seiner Lampe beleuchtet die Eisbahn des Salons, wie auch die drei grossen Säulen und verwandelt die Finsterniss des unbekannten Raumes in ein ungewisses Dunkel; Grabes-Stille herrscht um ihn; mit schwellender Brust eilt er nun zur Oeffnung zurück und ruft mit zitternder Stimme hinaus: «Folget mir, hier unten ist eine herrliche Eishöhle.»

Hierauf kletterten die aussen verbliebenen Genossen voller Neugierde hastig in die Kluft hinein und der aussen endende und um den Leib Ruffinyi's befestigte Strick wurde zum Faden der Ariadne.

Hiedurch ward die Eishöhle entdeckt, über die Geschehnisse ein Protokoll aufgenommen und dasselbe im städt. Archive hinterlegt. — Der Höhle wurde der Name Dobschauer Eishöhle» oder «Ruffinyi-Höhle» beigelegt. Müssen die Eishöhlen überhaupt im Gegensatze zu den Kalk- und Tropfsteinhöhlen den Seltenheiten beigezählt werden, dann kann von der Dobschauer Eishöhle noch mit Bestimmtheit die Behauptung gelten, dass derselben unter allen bis nun bekannten Eishöhlen sowohl hinsichtlich der Grösse, als auch der Schönheit wegen der erste Platz gebühre. Ihre charakteristischen Eigenthümlichkeiten sind: die westliche – doch hauptsächlich östliche Lage im Innern einer nördlich gelegenen Berglehne; der Höhlenraum hat vom Eingange an eine nach Innen zu schrägabschüssige Richtung, so dass der Eingang den höchsten Punkt der Höhle einnimmt, auch ist die Mündung der Höhle sehr eng; ein beständig riesige Eismassen enthaltendes, grossartiges Labyrinth von kleineren oder grösseren, im Kalkgestein befindlichen Höhlenräumen, schachtartigen Gängen und Korridoren.

* Dr. J. Alex. Krenner erwähnt in seinem vorzüglichen Werke: «Die Eishöhle von Dobschau» nachstehende Eishöhlen:
a) Die von Szilicze im Komitate Torna;
b) die von Gyezár in Siebenbürgen;
c) die von Zapordia im Biharer Komitate;
d) die von Deményfalva in den Liptauer Alpen;
e) eine im Kroatischen Karst;
f) die von St. George am Genfer See;
g) die von Vergiberge (Genfer See); h) die von Schafloch (Rothhorn am Thuner See).

Das Eis der Höhle besteht aus unzähligen, über einander festgefrorenen Schichten, es bildet bald glatten ebenen Boden, bald riesige Eiswände, inzwischen verschiedene Eiszapfen; Kegel, Säulen und sonstige wundervoll hübsche Eisgebilde, theils ist es klar wie Wasser, durchsichtig und ohne Luftblasen, theils wieder undurchsichtig von weisslicher Farbe, alabasterartig und enthält kleine Luftperlen; — auch kommt darin fliessendes Wasser von geringem Bestande vor. Die Gesammtausdehnung derselben umfasst 8874 QM.; hievon ist Eisfläche 7171 QM. und felsige, mit Eis nicht bedeckte Fläche 1703 QM.; die in der Höhle enthaltene Eismasse beträgt über 125,000 Kubikmeter und hat (1 Kubikmeter Eis zu 9.1 Meterzentner gerechnet) ein Gewicht von über 1 Million Meterzentnern.

Wir steigen jedoch nunmehr in die geheimnissvolle unterirdische Eiswelt. — Sind wir durch den Eingang gedrungen, so schreiten wir über 38 Holztreppen nach links einbiegend hinab; wir befinden uns in der sich mehr und mehr ausbreitenden Höhlenmündung; Decke und Wände derselben bestehen aus Kalkgestein, während die Sohle ganz und gar mit Eis bedeckt ist, welches hier etwas schmutzig und staubig ist und schräg abwärts fällt. — Noch einige Schritte und der Hauptraum der Höhle, der Eis-Salon breitet sich vor uns in seiner ganzen Grossartigkeit aus; die Höhe desselben beträgt 10–11 M., die Länge 120 M., die Breite 35—60 M., der Flächenraum 4644 QM.*

* Die Zahlen-Daten stammen beinahe ohne Ausnahme von Hrn. Eugen Ruffinyi und sind annäherungsweise sehr genan.

Wir stehen in einem geräumigen Salon, die Bodenfläche ist spiegelglattes Eis, das wir mit Furcht betreten, um nicht auszugleiten, unter unsern Füssen knistern und krachen Tausende der von der Gewölbe-Decke herabgefallenen Eiskrystalle; der Salonboden bildet in seiner grösseren Ausdehnung eine spiegelglatte Eisbahn bis zu einer Grösse von 1726 QM., worauf weder eine Erhöhung, noch Vertiefung zu sehen ist und die schon oft im Hochsommer der Tummelplatz heiterer Schlittschuhläufer war, der übrige Theil derselben ist abschüssig und hügelig ; die Salondecke mit ihren stellenweise herabhängenden grauen Felsenspitzen von regelloser Form überspannt gleich einem erhabenen Gewölbe die im Halbdunkel schimmernde Eisfläche, es hängen kleinere und grössere Eiszapfen von ihr herab und ist dieselbe von Millionen Eiskrystallen und Sternformen besetzt, hier eine durchsichtige Säule, dort ein hoher Eishügel und überall tausend verschiedene Eisgebilde.

Unvergesslich ist der Eindruck, welcher uns hier zu Theil wird! Kurz vorher ergötzten wir uns noch unter dem sonnigen Himmel der freien Natur an dem mächtigen Panorama der Aussicht, auf blumiger Wiese, umgeben von grünbewaldeten Berglehnen; — das Flattern spielender Schmetterlinge, heiterer Vogelsang, das geschwätzige Rauschen des Baches, Bewegung, schäumendes Leben überall ; und jetzt befinden wir uns in einem trüben, dunkeln, kalten Raume unter der Erde, düstere Regungslosigkeit, feierliche Tempelstille umgeben uns, nur einzelne von der Decke herabfallende Wassertropfen und das eintönige Dröhnen unserer Schritte wecken den geisterhaften Wiederhall, zwischen den riesigen Eismassen schliesst uns ein düsteres Felsengewölbe ein; das Licht der Lampen verbreitet nach allen Seiten hin ein geheimnissvolles Halbdunkel ; – es durchschimmert in blassen, blauen Farben das durchsichtige Eis der Säulen und wird scharf an den alabasterartigen Eismassen reflektirt; der Gewölbe-Bogen mit seinen Eiskrystallen erglänzt wie ein Diamant-Luster in tausend Farben und streut nach allen Seiten sprühendes Licht hin, welches von dem Eisspiegel des Bodens zurückgeworfen, in das Halbdunkel magisch hineinspielt; dies Alles wird zu einem Zauberbilde, dass wir in der Märchenwelt von «Tausend und einer Nacht» zu sein vermeinen und des aussergewöhnlichen Eindruckes nicht los werden können, welcher uns so plötzlich nach nördlichen Polargegenden hinzauberte.

Der Boden ist mit der Salondecke durch eine ziemlich breite Felsenmasse in Verbindung, welche den Salon in einen grösseren und einen viel kleineren Raum, mithin gleichsam in Theile theilt. – Der letztere, der Kleine Salon – wir gelangen unmittelbar aus der Mündung der Höhle in denselben liegt mit dem «Grossen Salon) nicht in gleichem Niveau, in wiefern den Boden desselben das zu einem Hügel angehäufte Eis des grossen Salons bildet. — Hier, links vom Eingange, führt ein schachtartiger, noch nicht erforschter Zweig abwärts; ich selbst drang an seinen glatten, jäh abfallenden Eisufern bis zu einer Tiefe von beiläufig 30—35 M, hinab. In der Mitte des Salons stehen auf dem ebenen Boden zwei viereckige, spitz zulaufende Eistafeln, die Grabsteine; rechts befindet sich der überraschend schöne Wasserfall, 10 M. breit, 7 M. hoch, es ist dies eine von der Felsendecke im Bogen herabhängende Eismasse und nur die lautlose Unbeweglichkeit verräth uns, dass dieselbe zu Eis erstarrt ist; an den Fuss des Falles reihte sich früher eine eigenartige Eisformation, welche lebhaft an ein Elephanten-Haupt erinnerte. An der einspringenden Felsenwand lehnt eine aus dem Boden hügelartig hervorstrebende Eissäule, – der Holzstamm, — wegen ihrer rauhen, der Länge nach kerbigen Oberfläche ist sie einem derben Holzstamme ähnlich ; die Höhe desselben beträgt 7-5, der Durchmesser 2-5 M.

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Tafel 3: Részlet a Nagy Teremböl – Partie aus dem Großen Saal, Dobschauer Eishöhle, Slowakei. Public Domain.

Den grösseren Theil des Salons nimmt der Grosse Salon ein; auch hier befindet sich an der Wand ein in die Tiefe führender, von Eiswänden begrenzter schachtartiger Eingang stellenweise mit gewölbeartiger Ausbreitung; vor der Mündung desselben steht eine sehr schöne 12 M. breite und 8 M. hohe Eiswand, welche oben die Felsenwand und unten den Eisboden berührt, dies ist die Kellerthür ; hier befindet sich ein rapid anwachsender 3 M. hoher, auffallend reiner Eisstalagmit, heuer nahm er um 0:5 M. zu; überhaupt ist an dem Eise des Salons ein lebhaftes Anwachsen bemerkbar, so dass dieses von hier entfernt werden muss; der im Salon umherführende Brettergang wurde vor zwei Jahren derart angelegt, dass derselbe 25 Cm. über der Eisbahn-Oberfläche zu liegen kam, nunmehr überragt den Brettergang das Eis schon um 15 Cm. Diesem Umstande zufolge wurde ein nächst dem Gange hinlaufender Kanal gegraben, welcher das Wasser durch einen sieben Klafter tiefen Eisschacht in den untersten Theil der Höhle führt; auf diese Weise ist die Eisbildung im Grossen Salon bedeutend eingeschränkt.

Hier befinden sich auch die schon berührten drei Eissäulen, eine derselben ruht auf dem Rücken eines hohen Eishügels; die auffallende Durchsichtigkeit derselben bestärkt uns schon von Weitem in der Meinung, dass sie nicht kompakt sein können; aus der Nähe besehen, finden wir nun, dass sie wirklich hohl sind und überdies rieselt noch beständig im zilinderförmigen Hohlraume der einen Säule ein dünner Wasserstrahl hinab, welcher im Eise des Bodens einen kleinen Kessel ausnagte, der fortwährend mit Wasser angefüllt ist und den Namen der Brunnen führt. An diese Säule lehnt sich eine schräggeneigte Eistafel, welche ein länglicher Spalt durchschneidet. Es ist dies das Beduinen-Zelt und in sofern vom Interesse, als Krenner daran die einst stattgefundene gletscherartige Bewegung der Höhleneismassen zu erkennen vermeint, indem er voraussetzt, dass dies einst wahrscheinlich eine Eissäule war, die während der Verschiebung umstürzte und dadurch in ihre heutige schiefe Lage versetzt wurde.

Auf Grund mehrjähriger gründlicher Forschung und Beobachtung wage ich es jedoch sicher zu behaupten, dass eine derartige gletschermässige Bewegung hier nicht stattfand noch stattfindet. Der Nachweis dessen würde jedoch den Rahmen dieser Skizze überschreiten.

Wenn aber schon die Säulen selbst durch ihre Grösse (8—11 M. hoch, mit 2–3 M. Durchmesser), ihre elegante Form, die Durchsichtigkeit ihres Eises und durch ihren im Innern hohlen Bau mit Recht unser Gefallen erregen, so fesselt ihre mit tausend mannigfachen Eisornamenten übersäete Oberfläche weit mehr unsere Aufmerksamkeit. Eisbänder, feine verschlungene Fäden, parallel laufende Perlenschnüre, bald in einen Knoten verknüpft, bald durcheinander gewunden, schimmern an der Säule; herabhängende lange Quasten, prächtige, epaulettenartige Gebilde, bald fächerähnliche, reine durchsichtige Platten, wie aus Glas geformte und in spitzige Zapfen auslaufende Halbkugeln,- bald wieder Blätter, Laubgewinde, wellenartig geneigte Grashalme, sichelförmige, spitze Eisausläufer bilden ihre Ornamentirung in unbeschreiblichen Variationen; — jede Bewegung unseres Auges, jedes Aufflammen des Kerzenlichtes zaubert uns neue und neue glitzernde Gestalten hervor.

Ein herrlicher Anblick!

Erwähnenswerth ist hier noch die Wanne, ein mit einem Abzugskanal versehenes und durch das von der Decke dichtherabtropfende Wasser in dem Eise ausgenagtes kesselförmiges Bassin von 0·8 M. Durchmesser, sodann die Neue Säule. Auf der Eisbahn lag nämlich ein dicker, derb-rauher Eisklotz, an denselben fror im Verlaufe von 2 Jahren ein von oben nach unten in senkrechter Richtung zunehmender reiner, durchsichtiger Eiszapfen, welcher heute eine sehr hübsche 2.5 M. hohe Säule darstellt.

Das östliche Ende des Salons läuft in einen spitzigen Winkel aus, das Eis pflegt hier meistentheils zu schmelzen und den Brettersteg bedecken oft Wasserpfützen; erwähnenswerth ist hier ein aus Erde und Steintrümmern bestehender hügelartiger Einsturz, welcher der gerade über diesem Punkte der Höhle liegenden, 4 Hektar umfassenden, kraterförmigen Einsenkung — dem Ducsa-Einsturze entspricht.

Der bis jetzt durchschrittene Theil der Höhle war die Obere Etage derselben, doch gibt es auch noch eine Untere Etage, welche der oberen nicht nachsteht, ja uns vielleicht noch mehr Ueberraschung bietet.

Die Untere Etage besteht aus einem ununterbrochen korridorartigen Höhlen-Gange, welcher der südlichen Seitenwand des Salons genau folgend, derart konstruirt ist, dass die südliche Seite der gewölbeartigen Felswand des Salons, eigentlich die bis herab reichende Fortsetzung derselben die südliche Korridorwand, — der durch die Natur geschaffene riesige Querdurchschnitt des Salon-Eisbodens aber die nördliche Korridorwand bilden. — Dieser Korridor bestand ursprünglich aus 2 Theilen, nämlich einem Rechten und einem Linken Flügel ; diese beiden Flügel waren durch eine starre Eismasse getrennt, doch wurde die Eismasse in ihrer 6 M. fassenden Dicke tunnelartig durchbohrt und die beiden Flügel auf diese Weise in einen ununterbrochenen Höhlengang verwandelt; die ganze Korridorlänge beträgt 200 M. und entfallen hievon auf den alten linken Flügel 80 M., auf den rechten aber 120 M.

In den rechten Korridor gelangen wir aus dem Kleinen Salon und führt durch eine natürliche Oeffnung eine steile Treppe hinab; die Entdeckung der linken Korridor-Partie verdanken wir ebenfalls dem Rast und Ruhe nicht kennenden Untersuchungstriebe Ruffinyi's; indem er nach der Richtung des herabfliessenden Wassers Umschau hielt, gewahrte er zwischen dem Eisboden des Salons und der Felsenwand desselben einen engen Spalt, liess darauf in dieser Richtung das Eis durchbrechen und der 8—10 M. lange Eis-Tunnel, indem Ruffinyi durch denselben in den linken Korridor gelangte, bewahrheitete seine Annahme, dass unten ein Höhlenraum sein müsse.

Nun steigen wir hinab in die Untere Etage. — Wir wählen unter den zwei Zugängen den in der östlichen Ecke des Salons befindlichen Eis-Tunnel; eine Holztreppe führt hinab und wir befinden uns in dem Linken oder Puffinyi-Korridor; bei erwähnter Länge desselben ist dies ein 6-25 M. breiter und 15—30 M. hoher Gang, seine südliche Wand ist eine Felsenfläche, welche sich oben bogenförmig an die gegenüberliegende, aus reinem und starrem Eis bestehende Wand hinneigt. — Die Oberfläche des Salon-Bodens fällt schräge mit immer steilerer Senkung ab und wird im Querdurchschnitte der riesigen Schichten zu einer auf der Korridor-Sohle ruhenden jäh aufwärtssteigenden Eiswand.

Wenn uns schon oben im Salon die Ausdehnung der Eisbahn Ueberraschung bereitete, so war dies trotzdem keineswegs etwas noch nie Gesehenes; in der freien Natur bieten uns ein zugefrorener Teich oder eine mit Eis bedeckte ebene Wiese kein anderes Bild; wenn wir jedoch dieselbe Eisbahn auch in ihrer Mächtigkeit erblicken, dann ist es unmöglich, unser Erstaunen zu unterdrücken; eine 200 M. lange, 15—20 M. hohe ununterbrochene Eiswand in einer Ausdehnung von 4644 QM. stellt eine solche riesige Masse dar, wie dergleichen nur an den Polen zu sehen ist, in unsern Breiten aber unter normalen Verhältnissen nirgends vorkommt.

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Tafel 6: Folvosó – Corridor, Dobschauer Eishöhle, Slowakei. Public Domain.

Ich habe es schon früher in Antrag gestellt, in diese Eiswand vom tiefsten Punkte des Corridors insbesondere zur näheren Erforschung der Beschaffenheit und Ausdehnung der Eismasse in der Querrichtung einen tiefen Tunnel, stollenartigen Gang aushauen zu lassen. Dies wurde im laufenden Jahre ausgeführt. Es führt nun ein über 10 M. langer Stollen in lauter Eis unter den Salon und wir können darin die Eisschichten prächtig entwickelt studiren. Am Ende des Stollens ist ein geräumiger kapellenartiger Raum mit einem kleinen Tisch und Holzbänken. Ein sehr interessantes Plätzchen! Sind wir in diesen kapellenartigen Raum gelangt, so stehen wir gerade unter der hohlen Säule des Salons. Dies ist der «Palast des Winterkönigs.»

Es scheint, als wenn das Eis des Salons hier von einem Geologen durchschnitten worden wäre, damit er die Bestandtheile, die innere Struktur desselben sehen und erforschen könne.

Und wahrlich, dieser Querschnitt gestattet manchen Einblick in das Gefüge und den Bau der ganzen wundervollen Masse. Sowie die Blätter eines zugeschlagenen Buches liegen hier Schichten auf Schichten gelagert, wir sehen die Blattseiten, doch können wir dieselben nicht zählen. Die Schichten sind bald wasserrein, bald alabasterartig und wechseln in einer Dicke von einigen Mm. oder Cm., inzwischen sind hie und da feine Staubschichten sichtbar; die Lage der Schichten übereinander ist parallel und neigen sich dieselben an manchen Orten gleichzeitig bis zu einem Winkel von 40 Graden. Bezüglich der Bildung der Eiswand hat Krenner jedenfalls Recht, wenn er behauptet, dass «das Ende dieses mächtigen Eismassivs früher bis zur Felswand reichte und weniger durch Abschmelzen als durch Verdunsten sich von letzterer allmälig zurückzog, wo durch eben diese steile, oft sogar überhängende Eiswand entstand». — Auf diese Weise erklärt sich die Bildung des Hohlraumes zwischen der Felsenwand und der Eismauer, der Korridor, die Untere Etage der Höhle. Durch den im Grossen Salon befindlichen obbeschriebenen Kanal wird das Wasser hieher geleitet und ist dasselbe hier schon zu einer mächtigen Eismasse erstarrt.

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Tafel 4: Lugos – Laube, Dobschauer Eishöhle, Slowakei. Public Domain.

Ausser der Eiswand gibt es hier auch bemerkenswerthe Eisgebilde, eines der schönsten ist die Laube, die auf einem hohen Eishügel steht; sie erscheint aus Laubgewinden, die in einem Bogen sich an einander reihen, aus Palmenblättern, feinen Grashalmen und wasserklaren Eisschichten von verschiedener Dicke geflochten zu sein; auch ihren innern Raum zieren tausendfältige Eisblumen und glänzende Eiskrystalle. Bei starker innerer Beleuchtung bietet sie, von aussen betrachtet, ein staunenswürdig schönes Bild. Die Laube ist 10 M. hoch und 8 M. breit. Oben an der Eiswand führt an einer Stelle ein von glatten Wänden begrenztes, kreisrundes Loch von 0.5 M. Durchmesser einwärts, dem gegenüber in gleicher Höhe öffnet sich in der Felsenwand ein ähnliches Loch; dies sind die zuei Dachslöcher. Nun gelangen wir zum Tunnel, einem 10 M, langen, ziemlich breiten Gange, welcher in das reine, starre Eis eingebohrt ist; es ist das jener Punkt, welcher den ursprünglich aus zwei Flügeln bestehenden Korridor mit einander verbindet. Ist derselbe durchschritten, so gelangen wir zur Kapelle; die Felsenwand des Korridors und die Eiswand berühren einander hier in einem gothischen Bogen, mannigfaltige Eisgebilde schmücken ihre Wände; ein stilles beschauliches Plätzchen. — Sind wir hier angekommen, so befinden wir uns im alten, rechten Korridor-Flügel.

Dies ist der kälteste und trockenste Theil der Höhle. Vom Schmelzen keine Spur. Auch hier bilden die riesige Eiswand und das hieran bogenförmig anstossende Felsengewölbe den Korridor; der Boden desselben sinkt steil in die Tiefe, wohin das zufällig einsickernde Wasser zwischen Felsenschutt und vereisten Klüften abfliesst und es befindet sich demnach hier, im tiefsten Theile der Höhle, der natürliche Abfluss-Kanal derselben. Dieser mündet nach gründlichem Dafürhalten Krenner's am Fusse des Berges bei der «Grossen Quelle», so dass deren auffallend kaltes Wasser ein Ergebniss des Höhlenabflusses wäre. — Ob dieser enge Abfluss-Kanal sich irgendwo nicht neuerdings zu grösseren Höhlenräumen erweitere und vielleicht noch wundervollere Eisschätze berge, kann man nicht wissen.

Es ist dies einer jener Theile der Höhle, welcher die meiste Ueberraschung bietet, auf mich machte derselbe wenigstens jedesmal den lebhaftesten Eindruck, eine eigenthümliche, unwiderstehlich zauberhafte Wirkung; auch ist nicht so sehr die hervorragende Schönheit seiner einzelnen Bildungselemente oder die Grossartigkeit seiner Eisgebilde, als vielmehr der Gesammteindruck des Ganzen, sein grauenvoll anziehender, wilder Zauber, wenn ich mich so ausdrücken darf, sein Höllenbild ergreifend.

Der Korridor nimmt an Weite zu, sein Felsengewölbe ist wegen des stellenweisen Hervortretens hervorspringender bizarrer Steinspitzen, der buchtförmigen Höhlungen und klaffenden Felsenspalten von einem regellosen Zick-Zack übersäet; auf seiner steil in die Tiefe fallenden Sohle liegen Gerölle, herabgefallene mächtige Felsen, zertrümmerte, formlose Steinmassen wild und in grösster Unordnung durcheinander geworfen ; aus der Tiefe starrt uns das Dunkel der zum Theil vereisten Klüfte und zaubert uns aus den in ungewisser Form erscheinenden Steinfelsen und den weiss-schimmernden Eisblöcken die lebhafte Thätigkeit unserer überspannten Phantasie fabelhafte Ungethüme, Satane der Hölle und märchenhafte Irrwische hervor. Vergeblich suchen wir hier ein Bild von sanfterem Charakter, in milder, weicher, zarter Art gebogene Linien, vergeblich wellenartig gekrümmte Oberflächen; jede Linie ist scharf gebrochen, jede Fläche plötzlich, stückweise abgefallen, lauter hervorstehende Winkel, spitze Ecken, scharfe Kanten; Alles ist rauh, Alles wild, was uns umgibt. Wenn Hogarth seiner berühmten ästhetischen Theorie die Wellenlinie zu Grunde legte, ich wüsste nicht, worin er die Schönheit der Höhle suchen würde? Und doch ist sie wirklich schön, jedoch grauenhaft schön! Hier ist eine Hölle Dante's mit den phantastischen Illustrationen von Doré verkörpert. Immer tritt mir das berühmte Gemälde des trefflichen Peter Breughel ins Gedächtniss, auf welchem die Sybilla den Aeneas in die Unterwelt führt. Diese Partie des Korridors ist die Hölle. In einer Ecke derselben lehnt an der Felsenwand ein 7-8 M. hoher massiger Eisblock, welcher zufolge der dahinter befindlichen dunkelfarbigen Felsengruppe in dem Halbdunkel als eine ganz schwarze Masse von unbestimmten Umrissen erscheint, dies ist der Lucifer.

Hier gibt es einen aufwärts führenden schachtartigen Spalt, welcher theilweise vereist, theilweise mit primitiven Tropfsteingebilden geschmückt ist. Erforscht ist derselbe noch nicht; ich selbst drang bis zu einer Tiefe von beiläufig 50 M. hinein. Von hier nach abwärts ist eine grosse Menge Wasser. Unter den einzelnen Eisgebilden ist hier der Vorhang zu erwähnen, ein von der Eiswand frei herabhängender Lappen, und zwar hängt derselbe derart herab, dass zwischen der Eiswand und dem Vorhange eine breite Lücke bleibt. Mit malerischem Faltenwurfe reicht er bis zum Boden hin, und ist geschmückt mit feinen Wasserfäden, Granat-Guirladen, frei herabhängenden Fransen und wellenförmigen Blüthentrauben und sonstigen hineingewebten mannigfaltigen Gebilden. — Er besteht eigentlich aus zwei Theilen, welche vor der Eiswand durch einige kürzere Fransen mit einander zusammenhängen. Beide zusammen geben ein beiläufig 25 M. breites und 20 M. hohes Eisgebilde.

Die Orgel, ein 15 M. hohes, 6 M. breites Eisgebilde. An der Eiswand sind bald äusserst dünne, bald fussdicke, ganz regel rechte cylinderförmige Eiszapfen, den Orgel-Pfeifen gleich, stufenweise und parallel an einander gereiht; bald reichen dieselben bis zum Boden hin, bald hängen sie frei herab.

Unter den sehr zahlreichen hübscheren Eisgebilden sind noch zu nennen bei der Orgel der 8 M. hohe 22 M. breite Diamant-Vorhang, welcher durch ausserordentlich reiche schimmernde — glitzernde Eisornamente auffällt und uns ergötzt.

Nahe hier tritt aus dem Felsengerölle isolirt ganz frei eine auffallend reine, 5—6 M. hohe Eismasse hervor, welche früher einer verschleiert dastehenden Frauengestalt überraschend ähnlich war, zu Folge des Anwachsens der Eismasse jedoch wurde ihre Gestalt um Vieles massiger und derart verändert, dass ich dieselbe kaum zu benennen wagen würde aus Furcht davor, dass auf Grund Anwachsens bei erneuerter Aenderung der Gestalt meine Benennung so zutreffend wäre, wie die jenes Malers in seinen Illustrationen zu Don Quixotte, welcher einen Hahn so getreu abkonterfeite, dass es der Künstler für gut erachtete, die Worte hinzuschreiben: «Dies ist ein Hahn und nicht ein Fuchs.»

In den letzteren Jahren bildeten sich an dieser Stelle fünf sehr elegante, auffallend reine, durchsichtige und mit reichen Ornamenten versehene Eissäulen, ihre Höhe beträgt 9—12 M., ihre Breite 50—70 Cm., zwischen denselben hängen mannigfache prächtige Eiszapfen und Stangen von der Decke herab und stehen auf dem Gerölle. Dies ist die Säulenhalle.

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Tafel 5: Vizesés – Wasserfall, Dobschauer Eishöhle, Slowakei. Public Domain.

Am Ende des Korridors gelangen wir zu einer mächtigen Eismasse, welche durch eine grossartige wasserfallähnliche Neigung des Boden-Eises gebildet wird. — Dies ist der — Niagara-Wasserfall.

Am Ende des Korridors stehen wir vor einer steil aufwärts führenden Treppe, auf der wir unsern Weg nach dieser Richtung nehmen müssen.

Auch hier gibt es des Interessanten und Sehenswerthen genug, und wird uns die Langeweile nicht dazu veranlassen, Erben jener seltsamen Eigenheit des berühmten Philosophen Mendelsohn zu werden, der an dem Dache des Nachbarhauses die Schindeln zählte; wollten jedoch auch wir die Stufen der Treppe zählen, so würden wir deren 150 finden. — Ein ermüdender, doch genussreicher Weg. Ist die letzte Stufe überschritten, so sehen wir mit Ueberraschung, dass wir im Kleinen Salon sind und bei dem Wasserfalle uns befinden.

Ich muss Erwähnung thun, dass in der Höhle gar keine Pflanze gedeiht, noch irgend ein Thier lebt; je eine hieher verschlagene Mücke oder ein kleiner Nachtfalter, stellenweise am Eise haftend, sind die einzigen lebenden Wesen, die wir während unseres Hierseins antreffen. Doch sind an mehreren Orten in den Felsenspalten der Höhle Knochen von Bären, Wiesel- und Marder-Skelette gefunden worden. — Erwähnenswerth ist, dass in der Höhle sich keine Fledermäuse aufhalten.

Die Höhle kann mit allen ihren Merkwürdigkeiten im Verlaufe von 11/2-2 Stunden betrachtet werden. — Der Aufenthalt in derselben ist angenehm und nicht die geringste Spur eines Luftzuges zu merken; der durch Krenner mit Hilfe einer an einem einfachen Seidenfaden befestigten Flaumfeder durchgeführte Versuch liess an keiner Stelle auí Luftströmung schliessen. Es ist jedoch zweckentsprechend, die Höhle in Winterkleidung oder wenigstens wärmer verwahrt zu besuchen und vor Eintritt in dieselbe sich vollständig abzukühlen. Mehr Vorsicht ist beim Herauskommen zu beobachten. Es ist hiezu am zweckmässigsten, sobald wir aus der Höhle treten, eine kurze Zeit nahe am Eingange derselben bei dem steilen Felsen zu verweilen. Hier ist die Temperatur der Luft wohl noch kühl, doch um Vieles wärmer, als die in der Höhle und wir können so gleichsam stufenweise in den warmen Luftkreis des Sommers übertreten. – Die meisten Gäste lassen es sich jedoch beim Höhlenbesuche an ihrem Sommeranzuge Genüge sein und binden höchstens ein kleines Tuch um den Hals oder wickeln sich in einen Plaid ein. — Trotzdem Viele bei Besichtigung der Eishöhle wirklich leichtsinnig vorgehen, habe ich dennoch keine Erkrankungen beobachtet, obwohl ich hiezu als hiesiger Arzt vielfach Gelegenheit gehabt hätte.

Wenn wir nun nach dem Gesagten über die Eisbildung in der Höhle, als einem merkwürdigen Natur-Phänomen, Betrachtungen anstellen wollen, so ist in erster Linie die Beobachtung der Temperatur-Verhältnisse interessant.

Ich erwähne hier, dass im Gegensatz zu den öfters vorkommenden Tropfsteinhöhlen auf Eishöhlen bezügliche Daten und aus Beobachtung ihrer physikalischen Verhältnisse geschöpfte Studien sehr spärlich in der ganzen Fachliteratur verzeichnet sind. — Und überhaupt auf Eishöhlen bezüglich finden wir kaum Etwas in der ganzen Weltliteratur. Die Ursache hievon ist sicher darin zu suchen, dass eine Eishöhle, wie beispielsweise die Dobschauer Eishöhle überhaupt gar nicht vorkommt, — Eishöhlen wurden meistens kleinere oder grössere Räume genannt, welche auch im Sommer formlose oder im Winter angehäufte und zu Eis erstarrte grössere Schneemengen, Eis enthalten; doch in denen, die bisher bekannt waren, ist die Eismenge nur in den kälteren Jahreszeiten grösser und nimmt im Sommer sehr ab, und eine solche Eishöhle, die bezüglich ihrer Ausdehnung, Grossartigkeit und Schönheit mit der Dobschauer Höhle nur verglichen werden könnte, gibt es überhaupt nicht auf dem Continente. Darum sind wir in erster Linie beru. fen, alle noch so unscheinbaren Momente, Erscheinungen, die in der Höhle vor sich gehen, gründlich zu studiren und zu registriren. Wir wissen es ja, dass auf dem Gebiete der Naturwissenschaften oft scheinbar ganz kleinliche Dinge Anlass zu sehr wichtigen Entdeckungen gaben. Die pünktliche Aufzeichnung der auf Eishöhlen bezüglichen Temperatur-Verhältnisse findet aber um so grössere Bedeutung, weil ähnliche Notizen überhaupt noch nirgends gemacht wurden, und die auf die Dobschauer Eishöhle bezüglichen die einzigen sind, welche die Geologie besitzt.

Es ist zu bedauern, dass seit der Entdeckung der Höhle nicht ununterbrochen pünktliche Temperatur-Beobachtungen veranlasst wurden. — Wir verdanken Dr. Ferdinand Fehér einige fragmentarische Daten über die Jahre 1870, 1871 und 1872, doch auch diese beziehen sich nicht auf alle Monate des Jahres und wurden auch nicht Tag für Tag, sondern nur hie und da aufgezeichnet. Ihr wissenschaftlicher Werth ist demnach gering.

Von 1872—1879 fehlen überhaupt jegliche Daten.

Vom Jahre 1880, seit ich selbst grösseren Einfluss auf die Höhle besitze, wurden die Temperatur-Aufzeichnungen pünktlich veranlasst, und zwar derart, dass an vier verschiedenen Punkten der Höhle täglich die Temperatur verzeichnet wurde; überdies war in der Nähe der Höhle auch die Temperatur der äusseren Luft Gegenstand der Beobachtung.

Die hierauf bezüglichen Daten lauten wie folgt:

Die Mitteltemperatur war im Jahre 1880 in der Höhle: -0,58 °C., die der äussern Luft: +4,52 °C.

Im Jahre 1881 war die Mitteltemperatur:

Beim Ducsa-Einsturz: Im grossen Salon: Beim Aufgang vom Korridor: Beim tiefsten Punkte des Korridors:
Monats-Mittel im Mon. Jan. —2,19 °C —4,2 °C —0,56 °C —2,2 °C
Monats-Mittel im Mon. Febr. —1•23 °C —3:4 °C —0.3 °C —1.9 °C
Monats-Mittel im Mon. März —1.4 °C –2:1 °C —0.2 °C —0.89 °C
Monats-Mittel im Mon. Apr. —0·25 °C —1.25 °C +0:3 °C —0.66 °C
Monats-Mittel im Mon. Mai +0,7 °C +0,9 °C +0,5 °C +0,5 °C
Monats-Mittel im Mon. Juni +1.0 °C +1:52 °C +0.5 °C +0.5 °C
Monats-Mittel im Mon. Juli +1.8 °C +2.1 °C +1:1 °C +0.2 °C
Monats-Mittel im Mon. Aug. +3•4 °C +3.78 °C +0.81 °C +0.24 °C
Monats-Mittel im Mon. Sept +2:03 °C +2:3 °C —0.15 °C —0.3 °C
Monats-Mittel im Mon. Okt. +0.21 °C +0.22 °C —0.2 °C —0.5 °C
Monats-Mittel im Mon. Nov. —1.34 °C —1.92 °C —0.3 °C —0.63 °C
Monats-Mittel im Mon. Dec. —2.2 °C —3.2 °C —1.75 °C —0.65 °C
Jahresmittel +0.04 °C —0:43 °C —0:02 °C —0:69 °C

Die durchschnittliche Jahres-Mitteltemperatur der Höhle beträgt daher: -0.275 °C.; sie bleibt daher ständig unter dem Gefrierpunkt stehen.

Die Jahresmitteltemperatur der äusseren Luft war 1881: +5•2 °C.

Aus diesen Daten ist ersichtlich, dass der wärmste Punkt der Höhle sich an ihrem östlichen Ende, bei dem Ducsaer Einsturz befindet; welcher Umstand theilweise aus der hier in grösserem Maasse stattfindenden Wasser-Zirkulation, dem einsickernden Regenwasser, aus dem Einströmen des Schneewassers im Frühjahr, theilweise aber daraus erklärt werden kann, dass dieser Punkt zur Oberfläche am nächsten liegt. Ueber diesem Punkte senkt sich der Ducsaer Krater ein und die Eishöhle-Decke besitzt hier die geringste Dicke.

Der külteste Punkt der Höhle befindet sich an der tiefsten Stelle des Korridors. Hier wird niemals ein Schmelzen bemerkt, die Höhle ist hier beständig trocken, wie überhaupt auch in den meisten Theilen des Korridors.

Die höchste Temperatur der Höhle wurde am 18. August im «Grossen Salon» constatirt, da die Quecksilbersäule bei einer äusseren Temperatur von +19.5 °C. eine Höhe von +4.5 °C. erreichte. Die tiefste Temperatur trat auch im grossen Salon am 23. Januar ein, da bei einer —25 °C. äusseren Kälte die Höhlentemperatur bis zu —7-5 °C. herabfiel.

Die Thermometer-Schwankung betrug draussen 44,5°, in der Höhle 12°.

Inwiefern ich diese auf die Temperatur bezüglichen Daten und andere zur Beleuchtung des Wesens der Höhle auf Grund von Beobachtungen gemachte Studien, in wie weit dieselben mehr rein wissenschaftliche Bedeutung haben, der Fachliteratur vorbehalte, will ich hier gleichsam als Auszug des Vorangeführten nur kurz Folgendes erwähnen:

  1. Zwischen der Lufttemperatur der Höhle und dem Wärmegrad der äusseren Luft findet ein enges und zwar gerades Verhältniss statt, d. h. die Temperatur der Höhle steigt und fällt gemeinsam mit der äusseren Temperatur.
  2. Ist jedoch die äussere Temperatur sehr grossen Schwankungen ausgesetzt, so bewegt sich die Lufttemperatur der Höhle in unverhältnissmässig engeren Schranken und folgt ihr nicht parallel.
  3. Die Temperatur der Höhle wird besonders durch das einströmende oder einsickernde Regenwasser oder durch die Wasser-Zirkulation beim Schmelzen des Schnees erhöht. So ist die Luft in der Höhle an einem trockenen Sommertage bei höchster äusserer Temperatur nicht so warm, als an einem viel kühleren, doch regnerischen Tage.
  4. Das stärkste Anwachsen der Eismasse fällt in die Zeit der Frühlings-Schmelze und Regen, in der kalten Jahreszeit aber findet überhaupt Stillstand statt.

So bilden sich besonders jene ausserordentlich interessanten und in solcher Form und Grösse vielleicht nirgends auf der Welt vorkommenden Eiskrystalle beinahe ausschliesslich zur Zeit der Frühlings- oder Spätherbst-Regen und zwar fabelhaft schnell; es scheint, dass sich diese Krystalle dann, wenn die Höhlenluft in aussergewöhnlicher Weise mit Wasserdünsten angefüllt ist und plötzlich grosse Kälte eintritt, wobei auch der Höhlenraum schnell abgekühlt wird, momentan bilden, und dort, wo der Wasserdunst mit der kalten Felsenwand in Berührung tritt, plötzlich entstehen, krystallisiren und an die sehr abgekühlten Felsenwände frieren. Diese, den Schneeflöckchen etwas ähnlichen Eiskrystalle werden in einer Grösse von 2 Cm.—8 Cm. gefunden, ja es gibt selbst noch grössere oft von allen Seiten mit reinen Krystallflächen. Sie bestehen aus regelmässigen 6seitigen Tafeln, jedoch derart, dass jede solche Tafel durch Eisfortsätze, die vom Mittelpunkte zu den Umfangs-Spitzen strahlenförmig hinlaufen, gleichsam in 6 gleichschenklige congruente Dreiecke zerlegt ist. Die Tafel selbst aber bildet keine wagerechte Ebene, sondern ist durch eine mit dem Umfang parallel laufende stufenförmige Bildung etwas concav, besitzt gleichsam eine mässig trichterförmige Gestalt.-Ist der Sommer trocken, so verbleiben diese prächtigen in den Regenbogenfarben prangenden Krystalle auf ihrer Felsenunterlage bis in den Herbst hinein, allwo sie eng aneinander gereiht, inzwischen mit andern strahlen- und nadelförmigen Eiskrystallen vermischt einem dichten Teppich gleich die Wände der Höhle überziehen, und indem die Lichtstrahlen der flackernden Kerzenflamme in ihnen millionenfach gebrochen werden, als ebensoviele Diamant-Krystalle, glitzernd und schimmernd, einen magischen Lichteffect bieten.

Ist der Sommer jedoch regnerisch, so fallen die Krystalle nur zu bald in Menge und ganzen Bündeln von der Decke herab oder verbleiben zu einer formlosen Masse verschmolzen an ihrem ursprünglichen Platz. Ist die Eishöhle eine Schatzkammer, so sind jene Eiskrystalle gewiss die schönsten Schmucksteine und Brillanten derselben.

Die Eisbildung in der Höhle und der unveränderliche Bestand des Eises finden im Wesentlichen darin ihre Begründung, dass die Höhlentemperatur beständig gering ist, so dass das in der kalten Jahreszeit entstandene Eis auch den Sommer hindurch verbleibt.

Die Erläuterung dessen ist, sobald wir die Orts- und BauVerhältnisse der Höhle in Betracht ziehen, nicht schwer.

a) Die Höhle liegt 969.5 M. über der Meeresfläche, also ziemlich hoch in einer nördlichen Berglehne. Der hohen Lage entspricht bekanntermaassen eine geringere Jahres-Mitteltemperatur und ist dies daher für die Eisbildung ein sehr günstiges Moment; auch hält die der nördlichen Lage wegen kältere und zudem über die Höhlenmündung sich neigende Felsenwand mit ihrer Moosdecke den Eingang der Höhle beständig im Schatten, so dass hierher die Sonne nie scheint. Auf diese Weise ist die unmittelbare Erwärmung gehindert.

b) Die obere Oeffnung der Höhle — die Mündung derselben – ist sehr klein, die untere Oeffnung – der Abzugskanal sehr eng. — Diese beiden Punkte ausgenommen, kann sonst an keiner Stelle ein ins Gewicht fallender Austausch zwischen der Höhlen- und Aussenluft stattfinden. — An der obern Oeffnung ist, weil dieselbe sehr klein ist, ein Luftaustausch mittelst Diffusion nur in untergeordneter Weise möglich, auch kann andererseits durch die Winde dahin keine Luft hineingetrieben werden; die untere Oeffnung ist durch lose über einander geworfene Stein-Bruchstücke, durch Eis, wie auch durch das abfliessende Wasser derart verbarrikadirt, dass durch die auf solche Weise verengte untere Oeffnung ob nun unmittelbar, ob durch das abfliessende Wasser absorbirt, die Höhenluft nur in sehr geringem Maasse entweichen kann; das Eindringen der Aussenluft auf diesem Wege ist aber kaum denkbar, eben weil die nach Aussen führende Oeffnung durch das aus der Höhle abfliessende Wasser der nach auswärts sprudelnden Quelle gleichsam verstopft ist.

c) Die Höhle hat vom Eingange an eine überall nach abwärts geneigte Lage. Die kalte und daher schwerere Winterluft kann in den abwärts führenden Raum leicht eindringen und kühlt die Luft und Wände desselben ab. Diese abgekühlte Luft kann selbst in der warmen Jahreszeit nicht leicht entweichen und verhindert den Abfluss derselben nach abwärts die beschriebene enge, untere Oefnung; durch den Eingang aber kann dieselbe als ein schwerer Körper nicht hinausströmen; hinwieder kann die äussere, wärmere und darum leichtere Luft nicht in die Tiefe dringen und daraus die kalte Höhlenluft verdrängen. – Würde die Höhle vom Eingange an nach aufwärts und nicht nach abwärts liegen, so würde in ihren abgekühlten Raum die warme Sommerluft zufolge ihres geringeren spezifischen Gewichtes nothwendiger Weise eintreten, die kalte Höhlenluft aber abwärts gedrückt werden und durch die untere Oeffnung entweichen, wodurch die freie Luftzirkulation in keiner Art gehemmt wäre.

Die Abkühlung der Höhlenluft und die beständige niedere Temperatur derselben sind demnach durch die hohe, nördliche Lage der Höhle, ihre enge obere Oefinung, den verrammelten Abfluss-Kanal und die abwärts geneigte Lage derselben bedingt, woraus das Erstarren des Wassers zu Eis und der unveränderliche Bestand desselben resultiren.

Das einsickernde, hauptsächlich das im Frühjahr durch den Eingang in grösserer Menge eintretende Wasser wird in der Höhle zu Eis, welches, weil die Lage der Höhle den Eintritt der warmen Sommerluft unmöglich macht, auch nicht wieder zu Wasser werden kann. Die Eismasse der Höhle ist in fortwährendem Anwachsen begriffen, und würde über kurz oder lang den ganzen Höhlenraum ausfüllen, wenn dem nicht künstlich Schranken gesetzt würden.

Das Bodeneis und die durch Uebereinander-Lagerung von einzelnen Schichten entstandene Eiswand sind Produkte des zeitweise, besonders durch den Eingang in grösseren Quantitäten in die Höhle tretenden Wassers, welches daselbst zu Eis erstarrte. — Die Bildung der Säulen, Zapfen, der Eisgebilde und Ornamente erklärt sich dadurch, dass theilweise das auf verschiedene Weise einsickernde und tropfenweise eintretende Wasser langsam zu Eis wurde, theils, dass das schon vorräthige Eis schmolz und hierauf neuerdings erstarrte; ihre fabelhafte Gestaltung resultirte aus dem eventuellen Kampfe des Eises und Wassers mit der kälteren und wärmeren Höhlenluft.

Die Wirkung ist sehr verschieden, welche die Eishöhle im Gegensatze zu den Tropfsteinhöhlen auf den Beschauer übt. Wenn beispielsweise eine der grössten Tropfsteinhöhlen der Welt, die Baradla, besonders durch ihre grosse Ausdehnung, durch ihre uns auf Tritt und Schritt entgegen tretenden erschreckenden Formen, durch die riesenhaften Dimensionen ihrer Elemente auf uns einwirkt : so zeichnet sich die Dobschauer Eishöhle vielmehr durch ihre märchenhafte Schönheit, durch die gefällige Geschmackhaftigkeit ihrer einzelnen Theile und durch den verschwenderischen Glanz des Ganzen aus.

Vielleicht ist es mir gestattet sie also zu charakterisiren: die Baradla ist ein mächtiger alter Dom, welcher durch seine grossartigen Gebilde, räumigen Dimensionen und feierlichen Ernst auf uns einwirkt; die Dobschauer Eishöhle aber ist ein eleganter glänzender Salon, in welchem uns der überall zu Tage tretende feine Kunstgeschmack und der verschwenderische Glanz blendet. Jener imponirt uns und erregt unser Staunen, dieser berückt, bezaubert und ergötzt uns.

Doch sagen wir nunmehr ein «Lebewohl» dieser glänzenden unterirdischen Eiswelt. Die Trennung fällt schwer, unwillkührlich blicken wir zurück, damit wir uns noch einmal ergötzen an ihren wundervollen Gebilden. Wie im Traum erscheint uns beinahe Alles, was wir eben gesehen haben, wenn wir hinausgelangt uns wieder im heimischen Kreise der blühenden Natur befinden. In Gedanken versunken, sinnen wir noch lange nach über die feenhaften Schönheiten und die märchenhafte Grossartigkeit der Höhle. Hinsichtlich treuer Beschreibung und treffender Nachbildung scheinen Feder und Pinsel zu schwach zu sein.

ZUR ORIENTIRUNG

für die Besucher der Eishöhle.

  1. Der von Norden kommende Tourist kann die Höhle am zweckmässigsten auf der Kaschau-Oderberger Bahn erreichen. Man steigt in Poprad aus, wo im Park Husz ein für über 100 Gäste modern eingerichtetes Gasthaus ist. — Gute Fahrgelegenheit, auf der man um den Preis von 8 fl. ö. W. auf guter Gebirgsstrasse in 4 Stunden zur Höhle gelangen kann, ist immer zu haben. Von Süden kann der Tourist auf der Gömörer Industrie-Bahn bis Dobschau gelangen. Von Schmecks ist die Höhle in 5-6 Stunden erreichbar. Die Schmeckser und Poprader Badegäste machen den Ausflug zur Eishöhle in das Stracenaer Thal, Hin- und Rückfahrt gerechnet, indem sie Morgens zeitig aufbrechen, in einem Tage.
  2. Die Verpflegung in dem nahe zur Höhle befindlichen Gasthause ist sehr gut und billig. Hier wird auch der Tourist in jeder Hinsicht bezüglich des Besuches der Höhle unterwiesen. Auch für einen Führer ist Sorge getragen und der alte erfahrene Führer Johann Pack hat sich als solcher schon manche Verdienste erworben. – Auch die Ausflüge zur Periodischen Quelle und auf den prächtigen Königsberg werden am besten von hier aus unternommen.
  3. Die Höhle ist vom 1. Mai angefangen bis Ende November für die Reisenden eingerichtet, immer offen.
  4. Bei der Eishöhle liegt ein Fremdenbuch auf, in welches die Besucher Namen und Wohnort eintragen können.
  5. Die Verstümmelung und Beschädigung der Eisgebilde in der Höhle und die Beschädigung der Höhle ist untersagt.
  6. Die Beleuchtung der Höhle wird durch Petroleum-Lampen, die der hervorragenderen Gebilde je nach Wunsch der Besucher auch mit kräftigem Magnesium-Licht bewirkt.
    Der Preis für vollständige Beleuchtung sammt Eintrittstaxe vom 1. Juli bis Ende August und zwar von 10 Uhr Vormittag bis Nachmittag 2 Uhr ist per Person 1 fl ö. W. Die Führertaxe ist 10 kr.
    Ausser dieser Zeit sind bei Besichtigung der Höhle ohne Rücksicht auf die Anzahl der Glieder der Gesellschaft für Beleuchtung folgende Beträge zu entrichten:
    a) Beleuchtung mit 120 Petroleum-Lampen 6 fl.
    b) Beleuchtung mit 80 Petroleum-Lampen 4 fl.
    c) Beleuchtung mit 40 Petroleum-Lampen 2 fl.
    d) Beleuchtung mit 20 Petroleum-Lampen 1 fl.
    In diesem Falle sind überdies an Eintrittstaxe per Person 60 kr. zu entrichten.
    Der Führer erhält ausserdem per Person 10 kr.
    Der Höhlenbesuch ohne Führer ist untersagt. Der Preis eines Magnesium-Streifens von 1 Dm. Länge ist 4 kr. Der Führer trägt immer einen entsprechenden Vorrath Magnesium mit sich und beleuchtet damit über Wunsch welchen Punkt der Höhle immer.
    Ausserdem sind für die Touristen immer auch Stearin-Kerzen im Vorrath, welche jedoch nicht sehr nothwendig sind. Der Preis einer Kerze ist 10 kr.
    Der Gebrauch von Rauch erzeugenden Beleuchtungsmaterialien, Fackeln u.s.w. ist in der Höhle nicht gestattet.
  7. Bei der Hinauskunft aus der Höhle ist der Führer gehalten ein Buch vorzulegen, in welches jeder Besucher die durch ihn geleisteten Beträge einzeichnet.
  8. Schliesslich ist es gut in Rücksicht zu ziehen, dass, obwohl die längs den Treppen in der Höhle angebrachte Holzbarrikade solid und stark gefügt ist, und man sich daran während des Besuches vortheilhaft stützen kann, es dennoch nicht rathsam ist, sich bei Besichtigung der einzelnen Gebilde, insbesondere wenn es eine ganze Gesellschaft thun würde, mit den Rücken daran zu stemmen. Uebrigens ist der Besuch der Höhle an jedem ihrer Punkte vollkommen gefahrlos, ja sogar bequem, so dass ihn selbst schwache Damen auch in leichten Sommerschuhen getrost wagen können.

Schwarzenberg

KALTWASSER-HEILANSTALT UND KLIMATISCHER CURORT

Liegt von der Bahnstation Igló-Löcse 2 Stunden entfernt, bei der Stadt Merény, zwischen Tannenwaldungen, in einem windgeschützten, romantischen Thale, in 2000 Fuss absoluter Höhe. — Hat die reinste ozonreiche Gebirgsluft und sehr reiche vorzügliche Quellen.

Die Unterkunft ist durchaus tadellos, modern und billig. — Die Auslage per Person durch die Woche beträgt 12–16 f., auch die Bäder eingerechnet. Die Saison dauert von Mai bis October.

Die Bade-Direction