Eine Abraumhalde oder Bergehalde ist ein Hügel, der aus Abraum aus dem Bergbau besteht. Dabei wird Abraumhalde meist im Tagebau verwendet, Bergehalde im Tiefbau. Es besteht aus tauben Gestein, Erz mit zu geringer Qualität und Schlamm aus dem Abbauprozeß. Der Hügel wird Halde genannt, das Aufschütten als Absetzen, Verkippen oder Verstürzen bezeichnet.
Im Bergbau gibt es zahlreiche Bezeichnungen für Material, das kein Erz ist. Wenn etwas im Tagebau abgebaut wird, wird es von Deckgebirge bedeckt. Das abgebaute Material aus einem Bergwerk besteht nicht nur aus Erz, deshalb wird es angereichert, also Erz von anderem Material getrennt Das Gestein, das entfernt wird, weil es keine „wirtschaftlichen Mengen“ an Erzen enthält, wird als Abraum bezeichnet. Dieser Abraum wird auf sogenannte Abraumhalden transportiert.
Die Vorstellung, dass dieses „Abfallgestein“ einfach nur Stein ist, wie zum Beispiel Granit oder Quarzit, ist zu naiv. In Wirklichkeit handelt es sich um erzhaltiges Gestein oder zumindest um Gestein, das mit Erz in Berührung gekommen ist. Wenn es Rückstände enthält, die wirtschaftlich nicht wertvoll sind, können sie dennoch giftig sein oder ernsthafte Umweltgefahren darstellen. Denken Sie an die Abraumhalden des Uranbergbaus oder des Quecksilberbergbaus. Einige Uranminen haben Abraumhalden, die so radioaktiv sind, dass auf den Felsen keine Pflanzen wachsen. Aber auch „harmlose“ Rückstände wie Eisenerz können einen Fluss rot färben und das Wasser für die meisten Tiere und Pflanzen tödlich machen. Dies geschah in Spanien und führte dazu, dass der Fluss Rio Tinto (roter Fluss) genannt wurde, was auch der Name des Bergbauunternehmens ist. Abraumhalden aus dem Kohlebergbau können anfangen zu brennen. Und wenn das Gestein wasserlöslich ist, wird nicht nur Material ausgeschwemmt und verschmutzt den nächsten Fluss, das Material hinterlässt auch Hohlräume in nicht verfestigten Halden, was zu Einstürzen und Abrutschen führt.
Hinzu kommen Chemikalien, die von den Bergbauunternehmen zugesetzt werden, um das Erz vom Abfallgestein zu trennen. Auch wenn die meisten dieser Reagenzien zurückgewonnen werden sollten, reagieren einige von ihnen mit dem Abfallgestein, oder das Verfahren erlaubt es einfach nicht, sie vollständig zu entfernen. In einigen Fällen ist das Reagenz zu billig, die Rückgewinnung zu teuer, und es wird daher nicht zurückgewonnen, um Geld zu sparen. Und die Liste solcher Chemikalien ist ziemlich beeindruckend: Ammoniak, Chlor, Salzsäure, Schwefelsäure, Zyanid und Quecksilber. Mit anderen Worten: Abraumhalden sind häufig kontaminiert.
Auch die Abraumhalden der Kohlebergwerke, die aus Schiefer, Sandstein, Kalkstein und anderen Sedimentgesteinen sowie einigen Resten der Kohle bestehen, können ziemlich schmutzig sein. Zusammen mit der Schlacke deponierte das Bergbauunternehmen jede Art von Abfall, gebrauchte Schienen, Abbruchmaterial, Schwellen und manchmal sogar Hausmüll. Der Müll der gesamten Bergbaustadt wurde gesammelt und auf die Halde gekippt. Und sie bergen noch eine weitere Gefahr, nämlich das Vorhandensein von Restkohlenwasserstoffen. Kohlenstoffreiche Lagerstätten mit bis zu 30 % Kohlenstoff neigen zur Selbstentzündung, und nicht nur die Kohle, sondern auch der Pyrit im Gestein verbrennt. Diese Abraumhalden können bis zu dreißig Jahre lang brennen, wobei sie schwefelhaltige Dämpfe und schlechte Gerüche freisetzen. Außerdem ist es sehr gefährlich, solche brennenden Halden zu überqueren, weil es dort Stellen mit gefährlicher Hitze gibt.
Und schließlich gibt es technologische Entwicklungen, ein neues Verfahren ermöglicht es, einen Rohstoff aus der minderwertigen Halde wirtschaftlich zu gewinnen. Oder ein Material, das bisher nicht genutzt wurde, wird nun in irgendeiner Weise benötigt und wird wertvoll. Dies geschah z. B. mit verschiedenen Metallen, die im Mittelalter auf die Abraumhalden geworfen wurde und später durch neue Verfahren aus dem Abfallgestein gewonnen werden konnten. Oder Fluorit und Baryt, die einfach nur Gestein waren, das kein Metall enthält. Das eine dient heute als Zuschlagstoff bei der Verhüttung, das andere wird zur Abschirmung von Röntgenstrahlen verwendet.
Bei Mineralien und Fossiliensammlern sind die Halden dagegen äußerst beliebt. Insbesondere, weil es viel zu aufwändig ist diese riesigen Areale mit einem Wachschutz zu überwachen. Und so können sie auf den Halden nach Mineralien suchen, was viel weniger gefährlich ist und zudem auch weniger illegal, als das Bergwerk selbst zu betreten. Die meisten Abraumhalden haben noch nicht einmal einen ernsthaften Zaun. Es gibt sogar Abraumhalden die gezielt für Sammler geöffnet werden, besonders berühmt ist hier die Grube Clara im Schwarzwald. Aber auch in den U.S.A. gibt es einige sogenannte "Fee Mining Sites" auf Abraumhalden.
Doch Abraumhalden, die wenige giftige Stoffe aufweisen, können in wenigen Jahrzehnten zu Hotspots der Biodiversität werden. Durch das Fehlen von Humus werden sie von ganz anderen Pflanzen und Tieren besiedelt als das Umland, sie sind ein idealer Lebensraum für Pionierarten. Daneben sind sie beliebt bei xero-thermophilen Arten, die besonders warme oder kalte Lebensräume suchen. So wurden auf einer Abraumhalde in Belgien 500 Pflanzenarten, 90 Vogelarten, 40 Schmetterlingsarten und 20 Käferarten nachgewiesen.