Vermikulation


Vermikulationen sind dünne, unregelmäßige und diskontinuierliche Ablagerungen von unverfestigten Materialien, die häufig an den Wänden von Höhlen und Außenflächen zu finden sind und eine Ausdehnung von einigen Zentimetern haben. Der Begriff leitet sich vom lateinischen vermiculus ab, was "kleiner Wurm" bedeutet, da die Formen an Würmer, Wurmabdrücke oder Wurmspuren im Schlamm oder nassen Sand erinnern.

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Vermiculation, Pivka Jama, Slovenia. Public Domain.
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Vermiculation, Pivka Jama, Slovenia. Public Domain.
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Vermiculation, Pivka Jama, Slovenia. Public Domain.

Man beachte, dass bei dieser Definition die Ursache nicht betrachtet wird. Der Begriff wird ebenfalls für Architektur und Biologie benutzt und dort sind die Ursachen natürlich sehr unterschiedlich. Es gibt Punkte, dendritische und hieroglyphische Muster mit roter, brauner, grauer oder weißer Farbe. Und sie sind Aggregate aus verwitterten Mineralien und Tonen. Tatsächlich sind aber derzeit zwei Arten bekannt, wie sie entstehen können.

Das kondensierende Wasser aus der feuchten Höhlenluft bewirkt durch seine Oberflächenspannung, dass die losen Lehm- und Sandpartikel an der Wand zu unregelmäßigen Mustern zusammengezogen werden. Sie entstehen also durch die physikalischen Prozesse der Kondensation und Verdunstung. Wenn die Wand aus weißem Kalkstein und das Höhlensediment aus dunkelbraunem Lehm oder Sand besteht, wie es in vielen Höhlen der Fall ist, sehen solche Muster recht spektakulär aus. Da es sich nicht um ausgefällten Kalzit handelt, bleibt das Material locker und das Muster verändert sich mit der Zeit. Bei periodischen Feuchtigkeitsschwankungen ändern sich die Muster sogar häufig. Bei Überschwemmungen werden sie leicht zerstört, und nach einiger Zeit bilden sie sich neu. Sie enthalten immer Ton, weshalb sie manchmal auch als Ton-Vermikulationen bezeichnet werden.

Nach neuesten Forschungsergebnissen kann die Bildung dieser Muster auch auf die Wirkung mikrobiologischen Lebens zurückzuführen sein. Das nicht verfestigte Material der Linien enthält neben auto- und heterotrophen Mikroorganismen auch zahlreiche schwefel- und nitritoxidierende Bakterien. Solche Vermikulationen sind typisch für schwefelsaure Höhlensysteme, der Schwefel ist die Grundlage des mikrobiologischen Lebens. Sie werden als Biovermikulationen bezeichnet.

Dies Muster sind zwar weit verbreitet und in den meisten Höhen anzutreffen, aber meist nur kleinräumig. Große und spektakuläre Vorkommen sind selten. Zudem sind sie auch vielen Höhlenforschern völlig unbekannt, insbesondere der Fachbegriff ist unbekannt. Und so findet man aufgrund der Ähnlichkeit zu den Flecken eines Tigerfells viel öfter die Begriffe Tigermuster oder Leopardenflecken statt des richtigen Fachbegriffs. Sie werden auch als Hieroglyphen bezeichnet oder sogar mit Höhlenmalereien verwechselt.


Literatur