Pießling Ursprung


Touristische Informationen:

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Pießling Ursprung, Österreich. Public Domain.
Ort: Roßleithen 54, 4575 Roßleithen.
In Roßleithen, bei Spital am Pyhrn. A9 Ausfahrt 48 Windischgarstein, B138 Richtung Altenmarkt bis Pichl, erste rechts nach Roßleiten. Parkplatz beim Gasthof zum Sengschmied in Roßleithen, 20 min Fußweg.
(Katasternummer: 1636/3)
(47.6914382, 14.2758669)
Öffnungszeiten: keine Einschränkungen.
[2025]
Eintrittspreise: frei.
[2025]
Typ: KarstKarstquelle vom Vaucluse-Typ SpeleologyKarsthöhle Dachsteinkalk, Trias-Kalkstein (200 Ma).
Licht: nicht notwendig
Dimension: Yavg=2,000 l/s, Ymax=38,000 l/s, Ymin=300 l/s, A=710 m üA.
Catchment area: AR=95 km².
Cave: VR=80 m, L=1,500 m.
Führungen: nein
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: ja
Literatur: W. Buchbauer (1978): Pießling Ursprung, Mitteilungen des Vereines für Höhlenkunde Sierning, 1978(1): pp 5-8.
Karl Trotzl, Gerd Teimer (1962): Erster Tauchereinsatz im Pießlingursprung (Oberösterreich), Die Höhle, 13 (4): pp 84-88. pdf
Robert Seebacher (2002): Tauchgang im Endsiphon des Pießling-Ursprung (1636/3) Roßleithen, Oberösterreich In: Die Höhle – Zeitschrift für Karst- und Höhlenkunde. Band 55. Verband Österreichischer Höhlenforscher, Wien 2004. pdf
Josef Rohrhofer (1970): Naturkundliches Wanderziel in Oberösterreich: Der Pießling-Ursprung, Apollo, Heft 20: 1970, 9-10, Linz. pdf
Adresse: Gemeinde Roßleithen, Pichl 22, 4580 Windischgarsten, Tel: +43-7562-5230-0, Fax: +43-7562-5230-77. E-mail: contact
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Geschichte

1911 Inspektor Georg Lahner (Linz) überquert den Quelltopf und erforscht den oberen trockenen Höhlengang.
1962 erste Tauchgänge von W. Fuchs und G. Teimer in der Wasserhöhle erreichen eine Tiefe von 52 m.
1975 Höhlentaucher aus Linz und vom Tauchklub Delphin nehmen die Forschung wieder auf, durchtauchen einen 25 m über dem Quelltopf gelegenen Nebensiphon.
1977 wird Wasser aus einem Seitengang gepumpt und ein 1.000 m langer Trockenast entdeckt.
1978 zum Naturdenkmal erklärt.
11-OCT-1987 Eine Höhlentaucherin verunglückt tödlich, ein anderer Taucher, der sie retten wollte, stirbt ebenfalls.
26-MÄR-2002 Erkundung des Endsiphons durch Robert Seebacher.
2024 neue Aussichtsplattform eröffnet.

Bemerkungen

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Pießling Ursprung, Österreich. Public Domain.
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Pießling Ursprung, Österreich. Public Domain.
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Pießling Ursprung, Österreich. Public Domain.
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Pießling Ursprung, Österreich. Public Domain.

Der Pießling Ursprung, die Quelle des Flusses Pießling, ist eine der größten Karstquellen Österreichs mit einer Ergiebigkeit von bis zu 38.000 l/s während der Schneeschmelze. Die normale Schüttung beträgt etwa 500 l/s im Winter und bis zu 2.000 l/s im Sommer, auch bei extremer Trockenheit fällt die Schüttung nie unter 300 l/s. Derartige Schüttungsschwankungen sind charakteristisch für Karstquellen. Sie entwässert ein etwa 95 km² großes Gebiet, das Warscheneckstock genannt wird und Teil des Toten Gebirges ist, einem berühmten Karstgebiet mit vielen riesigen Höhlen. Der Hauptgipfel dieses Massivs heißt ebenfalls Warscheneck (2.388 m ü.A.). Der Pießling-Bach ist nur sieben Kilometer lang. Er ist ein Nebenfluss der Teichl, dann der Steyr, der Enns und schließlich der Donau, die ins Schwarze Meer mündet.

Die Quelle liegt sehr spektakulär am Fuß einer 100 m hohen Kalkstein-Felswand. Das Wasser entspringt aus einer tiefen Höhle, die einen dreieckigen Eingang und einen steil nach unten führenden Hauptgang hat. Die Breite des Quellteichs mit 30 m ist relativ leicht zu bestimmen, Messungen der Tiefe ergaben jedoch 32 m, eine eher sinnlose Zahl, die einfach an der Stelle ermittelt wurde, an der der über dem Wasserspiegel liegende Teil der Höhle endet. Mit anderen Worten, der Höhlengang endet nicht an dieser Stelle und führt weiter stetig abwärts, dieser Messwert besitzt deshalb keinerlei Aussagekraft. Er wird aber nach wie vor als Tiefe des Quelltopfs angegeben. Wir wissen, dass der Hauptgang nach einer Engstelle in einen senkrechten Schacht übergeht der bis auf eine Tiefe von 80 m hinunterreicht. Wie der Höhlengang von dort weiter geht, ist allerdings völlig unbekannt. Wie auch immer, die Tiefe der Quelle ist 80 m, nicht 23 m.

Die Quelle ist das Ende eines wassergefüllten Höhlensystems. Diese Höhle wurde seit 1962 erforscht, aber berühmt, oder besser berüchtigt, wurde sie 1987, als eine Höhlentaucherin in der Höhle starb. Bei der Rettungsaktion kam ein anderer Taucher, der 24-jährige Polizeibeamte Stephan Lacher, ebenfalls ums Leben. Ein zweiter Rettungstaucher erlitt einen Dekompressionsunfall. Schließlich wurde der berühmte deutsche Höhlentaucher Jochen Hasenmayer gerufen. Er erreichte eine Tiefe von 80 m, konnte aber die tote Taucherin nicht finden. Daraufhin wurde die Quelle für das Höhlentauchen gesperrt und nicht mehr erforscht.

Die Quellhöhle ist bis heute verschlossen, aber seit 1977 ist ein weiterer Teil des Höhlensystems bekannt. Direkt oberhalb der Quelle befindet sich ein weiterer Höhleneingang, der zu einem kleinen Siphon führt. Er wurde bereits 1911 von Inspektor Georg Lahner (Linz) erforscht. Das Wasser wurde 1977 zum ersten Mal abgepumpt, und es wurde ein etwa 1.000 m langer Höhlengang erforscht. Dieses fossile Stockwerk der Höhle hat leider sehr starke Höhenschwankungen und erreicht so zwiemal den Karstwasserspiegel. Das Erste Mal ergibt das einen Höhlensee, der leicht überquert werden kann. An ihrem Ende hat sie jedoch einen Siphon, der derzeit das Zentrum der Erforschung ist. Er wurde 2002 erstmals durch Robert Seebacher betaucht, der eine Tiefe von 32 m erreichte.

Der Pießling Ursprung ist in Roßleithen an der Durchgangsstraße ausgeschildert. Allerdings ist die Straße gesperrt und man muss an der Durchgangsstraße, vor dem Gasthof zum Sengschmied parken. Von hier folgt man der geteerten Straße nach Süden immer bachaufwärts entlang der Pießling. Die Pießling hat hier noch ein ganz erhebliches Gefälle, deshalb wurde die Energie des Wassers seit Jahrhunderten genutzt, eine ganze Serie von Wassermühlen wurde hier errichtet. Schließlich endet der Weg an der Quelle mit einer Aussichtsplattform, die 2024 erneuert wurde. Von hier ist der Quelltopf schön zu sehen. Durch die Tiefe des Wassers hat es eine charakteristische blaugrüne Farbe, insbesondere bei schönem Wetter, wenn der Sonnenschein das Wasser erleuchtet. Diese Farbe ist eine Folge des hohen Kalkgehalts im Wasser, durch den alle Farben des Spektrums gefiltert werden, blau jedoch am wenigsten. Der nach unten führende Höhlengang ist der Grund warum diese Quelle im Deutschen als Tiefer Karst bezeichnet wird, im Englischen wird sie als Karstquelle vom Vaucluse-Typ bezeichnet.

Nicht nur entlang des Bachs, auch am Quelltopf hat es bauliche Veränderungen gegeben. So wurde der Quelltopf mit einem Damm angestaut, vermutlich liegt dieser also etwa 1 bis 2 m höher als natürlich. Der wesentliche Grund für diesen Damm war jedoch nicht die größere Höhe, sondern das Fassen des Quellwassers für die nahegelegene Sensenfabrik. Etwa 500 l/s fasst das Druckrohr, das am Wanderweg entlang zum Fabrikgebäude führt. Da die Fabrik leer steht, ergiesst sich das Wasser hier heute einfach in einem spektakulären Wasserfall zurück in den Bach. Der Weg vom Parkplatz zur Quelle ist heute ein Themenweg zur Wasserkraft mit diversen Highlights und Erläuterungstafeln, ein frei zugängliches Freilichtmuseum. Highlights sind der Tupfhammer, das alte Herrenhaus des Sensenwerks, der Schwanzhammer, bei dem auch die größte jemals geschmiedete Sense ausgestellt ist, der Waldhammer, die Knochenmühle genannt Knochenstampf, und schließlich die Stummer-Mühle, die tatsächlich zum Mahlen von Getreide genutzt wurde. Der Bach wurde mindestens seit 1540 zur Nutzung der Wasserkraft verändert. Der Wasserkraft-Weg ist 1,2 km lang, davon ist 30 % geteert, der Rest ist Kiesweg, mit einem Aufstieg von 190 m bis zur Quelle sollte Sie etwa 30 Minuten.

Der Waldhammer ist wohl der außergewöhnlichste Stop auf diesem Weg, erbaut 1886 wurden hier Sensen gebreitet, abgerichtet, und graugehämmert. Alle diese Arbeitsschritte wurden mithilfe von Wasserkraft erledigt. 1909 wurden die Druckrohre und das E-Werk erbaut, zwei Francis-Spiralturbinen lieferten 416 kW Strom. 1912 wurde eine Glänzerei und Richterei angebaut, 1921 ein Erweiterungsbau, 1932 kam eine Härterei dazu. Die Sensenproduktion endete erst 1992, als die Produktion in den Zainhammer umsiedelte.