Ort: |
In Idar-Oberstein, Ortsteil Oberstein.
Oberhalb des Marktplatzes, Zugang nur zu Fuß. (49.7054434, 7.3287639) |
Öffnungszeiten: |
Unbekannt. Online Buchung notwendig. [2023] |
Eintrittspreise: |
Erwachsene EUR 5, Kinder (7-16) EUR 4, Kinder (0-6) frei, Studenten EUR 4, Behinderte EUR 4. [2023] |
Typ: | Höhlenkirche |
Licht: | Beleuchtung mit Glühlampen |
Dimension: | L=17 m, W=25 m, H=12 m, V=5,000 m³. |
Führungen: | St=220. |
Fotografieren: | erlaubt |
Zugänglichkeit: | nein |
Literatur: | |
Adresse: |
Evangelische Kirchengemeinde Oberstein, Felsenkirche, 55743 Idar Oberstein, Tel: +49-6781-22840.
Ev. Gemeindeamt Oberstein, Wasenstr. 21, 55743 Idar Oberstein, Tel: +49-6781-22270. Tourist-Information EdelSteinLand, Hauptstr. 419, 55743 Idar-Oberstein, Tel: +49-6781-64871. E-mail: |
Nach unserem Wissen sind die Angaben für das in eckigen Klammern angegebene Jahr korrekt. Allerdings können sich Öffnungszeiten und Preise schnell ändern, ohne daß wir benachrichtigt werden. Bitte prüfen Sie bei Bedarf die aktuellen Werte beim Betreiber, zum Beispiel auf der offiziellen Website in der Linkliste. |
~1400 | Entstehung des Altarbildes. |
1482 | Baubeginn. |
1484 | Fertigstellung. |
1742 | Felsenkirche durch Steinschlag so stark beschädigt, dass ein Wiederaufbau nicht lohnend schien. |
1927-29 | Felsenkirche renoviert. |
1980-1981 | Eingangstunnel erstellt. |
1981 | Sanierungsmaßnahmen und Felssicherungsmaßnahmen abgeschlossen. |
2000 | Renovierung der Felsenkirche. |
2019 | wegen Steinschlag geschlossen. |
24-SEP-2022 | nach der Felssicherung wiedereröffnet. |
MAR-2023 | Die Felsenkirche kann nur noch im Rahmen von Führungen besichtigt werden. |
Die Felsenkirche, an prominenter Position oberhalb des Marktplatzes inmitten einer überhängenden Felswand gelegen, ist das Wahrzeichen Idar-Obersteins. Der Hang unterhalb der Kirche ist weit hinauf bebaut, diverse Fußgängerwege führen an diesen Häusern vorbei zur Kirche hinaus. Eine Besonderheit ist, dass die Häuser nicht mit einem Fahrzeug erreichbar sind. Da Idar-Oberstein das Zentrum des Edelstein-, Schmuck- und Mineralienhandels in Deutschland ist, ist fast in jedem der Häuser ein Mineralienladen, Juwelier oder eine Schauschleiferei untergebracht. Dies macht den Aufstieg etwas kurzweiliger, doch nicht weniger anstrengend und zudem vielleicht sogar recht teuer, wenn man der Versuchung erliegt und einkauft.
Die Höhle der Höhlenkirche ist eine geräumige Aushöhlung in der Felswand. Das Gestein ist nicht verkarstungsfähig, sodass es sich um keine Karsthöhle handelt. Sie entstand wohl in der Umgebung einer kleinen Quelle in der Felswand, das Wasser führte zur verstärkten Verwitterung um die Quelle herum. Insbesondere im Winter sorgte die Feuchtigkeit aus der Quelle durch Frostsprengung zur Vergrößerung der Höhle. Die Kirche wurde so in die Höhle eingebaut, dass die Felswand der Höhle hinter dem Altar die Kirchenwand bildet. An den anderen drei Seiten wurden normale Wände errichtet und die Kirche ist auch mit einem normalen Dach versehen. Das Dach hat sicher auch die Funktion das Tropfwasser von der Höhlendecke abzuhalten. Die Kirche füllt die Höhle aus, ohne wesentlich herauszuragen, die talseitige Wand schließt mit der überhängenden Felswand darüber ab. Die Kirche wurde von 1482 bis 1484 von Wyrich IV. von Daun-Oberstein errichtet.
Eine Sage berichtet, warum die Kirche an dieser ungewöhnlichen Stelle errichtet wurde, wenn auch der Aspekt der Quelle aus geologischer Sicht unwahrscheinlich ist. Zudem gibt es sehr unterschiedliche Versionen der Sage, von denen wir nur eine vorstellen wollen.
In der Burg Bosselstein oberhalb der Felswand lebten zwei Brüder, Wyrich und Emich.
Beide verliebten sich in die gleiche Frau, Bertha von Lichtenberg.
Während Wyrich in einer Schlacht war, verlobte sich Emich kurzerhand mit Bertha.
Als Wyrich zurück kam wurde er darüber so wütend, dass er Emich im Zorn aus einem Fenster der Burg warf.
Emich stürzte auf einem Absatz der Felswand zu Tode.
Nun wurde Wyrich von Schuldgefühlen geplagt und beichtete seine Tat einem Abt.
Dieser gab ihm zur Sühne auf, an der Stelle, an der sein Bruder starb eine Kirche zu errichten.
Daran arbeitete Wymich viele Jahre.
Nach der Fertigstellung bat er um ein Zeichen, dass Gott ihm seine Tat verziehen habe, worauf aus dem Fels eine Quelle entsprang, die noch heute ein Teil der Kirche ist.
Bertha jedoch, in die sich beide Brüder verliebt hatten, soll ins Kloster eingetreten sein.
Alte Legende.
Auch wenn sie so nicht stimmen kann, ist die Sage doch recht schön. Die erwähnte Quelle befindet sich tatsächlich an der Rückwand der Kirche und ist schön gefasst. Die Schüttung ist allerdings eher gering. Sie wird, wie üblich, von den Besuchern als Kleingeldgrab missbraucht.
Die Versionen der Legende sind sich uneins über den Hergang der Tat. So gibt es eine Version, in der der Vetter von einem verirrten Pfeil versehentlich getroffen wird. In einer anderen Version hat ein Bruder dem anderen zum Scherz eine Katze in den Stiefel gesteckt, worauf es zum tödlichen Fenstersturz kam.
Und es gibt eine Version der Legende, dass er die Höhle mit seinen eigenen Händen in den Felsen gemeißelt hat. Die Höhle ist ca. 25 m lang, 17 m tief und hat in der Mitte eine Höhe von 12 m. Er hätte also 5.000 m³ Porphyrit herausgemeißelt, und das zu einer Zeit, als Bergleute einen Meter Stollen pro Jahr hauen konnten! Tatsächlich ist die Höhle, bis auf die Einbauten, mehr oder weniger in ihrem natürlichen Zustand. Und doch hat diese Version eine faszinierende Folgerichtigkeit: nach Vollendung der Aufgabe ist der Mörder tot zusammengebrochen man hat Täter und Opfer danach gemeinsam in dieser Kirche bestattet.
Während die meisten Namen aus der Legende tatsächlich existieren, wird die Legende selbst durch die historischen Aufzeichnungen nicht untermauert. Tatsächlich gab es einst einen Mord in der Herrscherfamilie von Oberstein. Im Jahr 1328 or 1329 wurde Wirich von Daun von seinem entfernten Cousin Eberhard Bossel von Stein getötet. Aber das Opfer wurde eines Nachts in seinem Bett getötet, kein spektakulärer Fenstersturz.
Vermutlich geht die Kirche auf einen Vorgängerbau zurück, eine mittelalterliche Höhlenburg oder Eremitenklause. Dafür gibt es aber keine Beweise, weder archäologisch noch schriftlich. Doch die Schildmauer bis zur Höhe des Kaffgesimses weist eine Stärke von 1,90 m auf und besitzt drei schießschartenähnliche Fensteröffnungen. Das legt die Vermutung nahe, dass sich ursprünglich an dieser Stelle ein Wehrbau befand. Zudem knickt die Schildmauer mehrfach ganz unregelmäßig ab und die Seitenlängen und Winkel des sechseckigen Kirchturms sind alle unterschiedlich. Das wäre für eine Kirche sehr ungewöhnlich, zu jener Zeit legte man bei Kirchen sehr großen Wert auf Symmetrie. Es lässt sich jedoch mit der Umwandlung einer Höhlenburg in eine Kirche leicht erklären. In mittelalterlichen Urkunden wird wiederholt eine Unterburg im Tale erwähnt, manchmal auch das Loch genannt. Diese Theorie widerspricht allerdings der Sage.
Die Kirche besitzt einige außergewöhnliche Kunstwerke. Die größte Kostbarkeit ist der mittelalterliche Flügelaltar, der um 1400 entstand. Das Sebastiansbild stellt die Familie des Grafen Sebastian von Daun-Oberstein-Falkenstein dar und entstand um 1570. Eine Treppe führt hinter der Kirche durch einen kleinen ungenutzten Teil der ursprünglichen Höhle hinauf zu einer kleinen Aussichtsplattform, die eine schöne Aussicht auf Oberstein bietet.
Die Kirche wurde ursprünglich über einen kleinen Vorplatz betreten. Durch die ständige Steinschlaggefahr ist dieser Weg zu gefährlich und heute gesperrt. Stattdessen wurde ein Tunnel erbaut, der direkt in den Kirchenraum führt. Diese grundlegende Sicherungsmaßnahme der Kirche fand 1978 bis 1981 statt und kostete 3 Millionen Mark. Das schloß den Bau von Steinschlagschutz und Eingangstunnel sowie die Befestigung des Felsen mit Beton ein. Doch 2019 kam es wieder zu einem Steinschlag und die Kirche musste erneut geschlossen werden. Ursprünglich wurden für die Sicherung 300,000 € angesetzt, tatsächlich zog sich die Maßnahme drei Jahre hin und kostete 5 Millionen €. Inzwischen ist die Kirche jedoch wieder eröffnet worden.