Hohler Stein


Touristische Informationen:

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Portal von Außen, Hohler Stein, Deutschland. Public Domain.
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Innenansicht, Hohler Stein, Deutschland. Public Domain.
Ort: 89150 Laichingen.
A8 Ausfahrt Merklingen, Richtung Laichingen, nach Laichingen B28 nach Feldstetten. Vor dem Ort rechts abbiegen Richtung Laichingen, nach 1,5 km rechts abbiegen auf einspuriger Straße bergauf zum Wald. 10 Minuten Fußweg.
(48.4798994, 9.6542406)
Öffnungszeiten: frei zugänglich.
[2023]
Eintrittspreise: frei.
[2023]
Typ: SpeleologyKarsthöhle
Licht: Taschenlampe mitbringen
Dimension: L=12 m, W=22 m, H=2,7 m, Ar=260 m², A=785 m NN. Portal: H=3 m, W=12 m.
Führungen: nein
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur: Richard Frank (1988): Die Höhlen der Gemarkung Laichingen, Laichinger Höhlenfreund 23(2) 1988, S. 57-88.
Adresse: Touristinformation Blaubeuren, Kirchplatz 10, 89143 Blaubeuren, Tel: +49-7344-9669-90. E-mail:
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Geschichte

07-MAY-2003 zum Naturdenkmal erklärt.

Bemerkungen

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Eisstalagmiten, Hohler Stein, Deutschland. Public Domain.
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Innenansicht, Hohler Stein, Deutschland. Public Domain.

Der Hohle Stein ist die Ruine einer ehemaligs tiefer gelegenen Höhlenhalle. Diese war vielleicht Teil eines großen Höhlensystems, das Wasser der Umgebung in Richtung auf die Urlauter im Eberstal geführt hat. Mehrere Prozesse der Verwitterung führten dazu, daß die Decke immer dünner und instabiler wurde: durch Korrosion, also chemische Lösung durch CO2-reiches Wasser, wird Kalk an der Oberfläche abgetragen. Durch die Eintiefung des Tals, das heute ein Trockental ist, wurde auch die Oberfläche abgesenkt. Gleichzeitig wandert die Höhle sozusagen nach oben, da Steine von der Decke brechen und sich am Höhlenboden ablagern. Beide Prozesse führen zum dünner werden der Decke, so daß sie irgendwann einstürzt. Das Ergebnis wird dann als Erdfall oder als Einsturzdoline bezeichnet. Es ist in Karstgebieten sehr häufig, doch meist wird dabei die darunter liegende Höhle verfüllt oder zerstört und ist nach dem Einsturz nicht zugänglich. Im Falle des Hohlen Steins war der Hohlraum groß genug, so daß er durch den Einsturz nur zum Teil verfüllt wurde.

Der Hohle Stein besitzt lediglich eine einzige große Halle, die 12 Meter lang und 22 Meter breit ist. Die Grundfläche beträgt 260 m². Er wird deshalb auch manchmal als Überdachungshöhle bezeichnet, ein alter Begriff der heute kaum noch Verwendung findet. Heute spricht man eher von Halbhöhle.

Durch Frostverwitterung sind bis tief in den Raum hinein Blöcke von der Decke gelöst worden, die sich am Boden anhäufen. Aus früheren Zeiten wird berichtet, daß der Hohle Stein so geräumig gewesen sei, daß man mit einem Heuwagen innen wenden konnte. Dies zeigt, daß sich solche Höhlenruinen relativ schnell wandeln, heute ginge das nicht mehr. Irgendwann wird nur noch eine Mulde im Hang übrig bleiben, das dauert aber noch einige tausend Jahre!

Eine weitere besondere Eigenschaft derartiger Höhlen ist die Kältefalle. Durch diesen physikalischen Effekt ist die Höhle ganzjahrig deutlich kälter als andere Höhlen, und im Winter bilden sich sogar Eisstalaktiten und -stalagmiten. Der Fels hat auf der Alb hat im Untergrund eine Temperatur von etwa 8 °C, die dem langjährigen Temperaturmittel an der Oberfläche entspricht. Höhlen haben normalerweise die gleiche Temperatur. Der Hohle Fels verläuft jedoch sackförmig in den Fels hinein und besitzt nur eine Öffnung nach oben, aber keine nach unten. Eine Höhlen-Fortsetzung, die Wärme aus dem Berg heranbringen könnte fehlt ebenfalls. So sinkt im Winter schwere, kalte Luft in die Höhle ab und die Temperatur sinkt bis unter den Gefrierpunkt ab. Der Fels kühlt auch ab, wenigstens an der Oberfläche. Dennoch kann Sickerwasser aus den Klüften in die Höhle eintreten. Erst in der noch kälteren Höhlenluft gefriert es und bildet jedes Jahr aufs neue vielfältige Eisformationen. Das Eis ist nicht in jedem Jahr, und nur über den Winter hinweg zu beobachten. Für länger haltendes Eis ist die Höhle zu klein und der Einfluß der Außentemperatur zu groß.

Der Waldgraf von Laichingen.
Im Walde Hagsbuch bei Laichingen auf der Alb gestattet eine mächtige Felsgrotte, der »hohle Stein« genannt, Zutritt zu unterirdischen Gängen. Hier hat in uralten Zeiten, als Werkzeuge und Waffen noch aus Stein waren, in unterirdischer Klause ein Mann gelebt. Er war ein Wohltäter der Redlichen und Armen, aber nur ganz selten ließ er sich sehen. Zwei Holzhackern hat er sich einmal gezeigt. Sie waren frühmorgens von daheim fortgegangen, um ihre Arbeit möglichst zu fördern. Aber unterwegs verloren sie ihre Beile. Wie sie nun besorgt beieinander standen und ratschlagten, was zu tun sei, da sahen sie mit einemmal einen Mann durchs Gestämme auf sie zukommen, und je mehr er sich näherte, um so größer wurde seine Gestalt. Da erschraken die Holzhacker sehr und wollten sich zur Flucht wenden. Der riesenhafte Mann rief ihnen jedoch nach: »Bleibt, ich tue niemand Leides. Ich bin der Waldgraf und will euch helfen. Folget mir!« Also zutraulich gemacht, traten die Holzhacker heran. Da nahm sie der Waldgraf bei der Hand, den einen hüben, den andern drüben, und also führte er sie an seine Felsenwohnung, den »hohlen Stein«. Dort trat er mit ihnen in einen der unterirdischen Gänge, und weit hinein ins Berginnere führte er sie. Dann rief er auf einmal: »Der Waldgraf!« Schaurig klang seine Stimme, und es rollte mächtig durch die unterirdischen Hallen. Alsobald aber sprangen, von unsichtbarer Hand geöffnet, zwei Türflügel auf, und man sah in einen großen Saal hinein, wo es funkelte und glitzte von Gold und edlem Gestein, daß der Glanz den Holzhackern in den Augen biß und sie ihr Angesicht abwenden mußten. Nach einer Weile sahen sie dann wieder hin, aber jetzt war all die Herrlichkeit verschwunden, und die Männer stunden nun in einer weiten Halle, wo allerlei Geräte und Gewaffen hing. »Da leset euch heraus, was euch paßt,« sagte der Waldgraf und deutete auf die Steinbeile, die an der Felswand hingen. Und die Männer traten hinzu und nahmen, was ihnen gut und nützlich zu sein deuchte. Weit hinten aber schimmerten mit rosigem Funkeln wunderbare Edelsteine. »Dort!« deutete der Waldgraf; aber die Holzhacker schüttelten die Köpfe und wandten sich zum Gehen. Als sie nun wieder ins Sonnenlicht traten, sagte der Waldgraf zu ihnen: »Ihr seid törichte Leute gewesen. Hättet ihr Gold und Silber gewünscht, so wäre es euch heute in Hülle und Fülle geworden; nun aber ist das Glück an euch vorübergegangen, und ihr habt nicht zugegriffen. Warum habt ihr das getan?« Da entgegnete einer der beiden: »O, Waldgraf, Gold und Silber wollen wir nicht; was wir aber brauchten, nämlich gute, kräftige Beile, das hast du uns ja gegeben, und wir danken dir dafür. Jetzt können wir wieder aufs neue an unsere Arbeit gehen.« Damit wollten sie kurzerhand gehen. Der Waldgraf hielt sie aber zurück und sagte: »Das gefällt mir, daß ihr so zufriedene Leute seid. Ich wollte, ich könnte auch so anspruchslos sein wie ihr.« Worauf sie sagten: »Versuch's einmal.« Und sie nahmen ihn mit, und er ging hin und fällte mit ihnen Bäume den ganzen Tag. Als es nun Abend war, sagte der Waldgraf: »Ich verspüre Hunger.« »So wird es dir desto besser schmecken heute,« sagten die Holzhacker; »komm und nimm vorlieb an unserem Tisch; denn wo man schafft, da ißt man auch.« Da wehrte ihnen der Waldgraf und sagte, er wolle nicht unter die Menschen, und sie sollen ja niemand sagen, daß sie ihn gesehen hätten. Dann stampfte er den Boden. Der tat sich auf, und da sahen die Männer in eine unerhörte Pracht hinab. Am andern Tag aber kam der Waldgraf wieder zu den Männern in den Wald und schlug Holz, und sie förderten ihr Tagwerk so sehr, wie sonst kaum in einer Woche. So am dritten Tag und so durch zwei Wochen hindurch. Der Waldgraf pries das Arbeiten sehr, weil er sich dabei glücklich fühle. Doch einer der Holzhacker war ein redseliger Mann, und eines Samstags nach Feierabend erzählte er guten Freunden und Nachbarn die ganze Geschichte, und von Stund an ist der Waldgraf nicht mehr gekommen, und auch seine unterirdische Behausung hat niemand gefunden, soviele Leute sie auch zu suchen begannen. Der »hohle Stein« bei Laichingen aber liegt noch im verschwiegenen Waldesdunkel als ein altersgrauer Zeuge von einem Geschlecht, das einst in Höhlen gehaust hat.
(C. Schnerring.)