Eisinger Löcher

Neulinger Dolinen


Touristische Informationen:

Ort: 75239 Eisingen.
A8 Ausfahrt 44 Pforzheim Nord, B294 Richtung Bretten/Maulbronn 2,5 km, Ausfahrt Stein/Eisingen Richtung Eisingen, Kreisverkehr rechts, nach 1 km an Feldweg halten. Fußweg 700 m/10 Minuten. Nordöstlich von Eisingen, nördlich von Pforzheim.
(48.9472799, 8.7020030)
Öffnungszeiten: frei zugänglich.
[2024]
Eintrittspreise: frei.
[2024]
Typ: KarstDoline TopicHöllentore
Licht: nicht notwendig
Dimension: Neues Eisinger Loch: L=14 m, W=7 m, VR=45 m.
Altes Eisinger Loch L=43 m, W=20 m, VR=21 m.
Führungen: nein
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: ja
Literatur: Wolfgang Morlock (1978): Eisinger Loch (7018/01) und Neues Eisinger Loch (7018/02), Muschelkalkgebiet, Beiträge zur Höhlen- und Karstkunde in Südwestdeutschland, Nr. 15, Stuttgart Februar 1978, S. 23-25
Jochen Hasenmayer (1968): Das Neue Eisinger Loch bei Pforzheim, Mitteilungen Verband der deutschen Höhlen- u. Karstforscher, 14,1, 23-25, München 1968
Andreas Wolf (2000): Neulinger Dolinen In: Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Karlsruhe (Hrsg.): Die Naturschutzgebiete im Regierungsbezirk Karlsruhe. Thorbecke, Stuttgart 2000, ISBN 3-7995-5172-7, S. 221–222.
Adresse: Rathaus Eisingen, Talstraße 1, 75239 Eisingen, Tel: +49-7232-38110. E-mail:
Gemeindeverwaltung Neulingen, Schloßstraße 2, 75245 Neulingen, Tel: +49-7237-428-44. E-mail:
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Geschichte

1527 Altes Eisinger Loch vermutlich entstanden.
05-DEC-1966 Neues Eisinger Loch entsteht und wird von Schäfer entdeckt.
01-JUL-1981 Naturschutzgebiet Neulinger Dolinen ausgewiesen.
1985 Eisinger Löcher zum Naturdenkmal erklärt.

Bemerkungen

Die Eisinger Löcher sind zwei Einsturzdolinen unweit von Eisingen, nördlich von Pforzheim. Das Alte Eisinger Loch, manchmal auch einfach nur Eisinger Loch genannt, existiert bereits seit langem. Vermutlich ist es im Jahr 1527 entstanden, die historischen Dokuments sind nicht ganz eindeutig und lassen Spielraum für Interpretation. Nach Schöttle (1984) entstand sie bereits in vorgeschichtlicher Zeit. Andere wiederum behaupten es sei 1806 eingebrochen und habe ursprünglich zwei Höhlengänge gehabt, diese Variante stammt jedoch aus dem Bereich der Sagen und Legenden. Umgeben von einer Gruppe Bäume und Büsche findet man da eine 21 m tiefe ovale Einsturzdoline, sozusagen eine ehemalige Höhle, deren Dach eingebrochen ist und nun einen Geröllhaufen am Grund des Lochs bildet. Am Fuß der Muschelkalkwand öffnet sich an einer Stirnseite ein Höhleneingang, das Portal ist mit einer Höhe von drei Meter recht beeindruckend, die Höhle aber nur 16 m lang.

Das Eisinger Loch entstand etwa um 1806 und hatte zwei Gänge die unter die Erde führen. Der eine Gang endete im Keller des Lammwirtshauses in Göbrichen, der andere in der Hölle. Durch diesen pflegte der Teufel aus- und einzufahren, besonders wenn er in gewissen Nächten beim Loch Hexenversammlungen abhielt. Ein Küfer von Eisingen, der einen Bund mit dem Bösen hatte, stieg öfters in das Loch und klopfte mit den Schlüsseln an die Felswand. Dann öffnete sich eine Tür und der Küfer konnte sich aus einer Kiste Geld herausholen. Eines Tages aber erzählte er anderen sein Geheimnis und seither fand er die Tür nicht mehr und so musste er wieder sein Brot durch ehrliche Arbeit verdienen.

Das Neue Eisinger Loch ist viel später entstanden, und zwar am 5. Dezember 1966. Entdeckt wurde es von einem Schäfer, zu diesem Zeitpunkt hatte es nur drei Meter Durchmesser. Innerhalb des nächsten halben Jahres vergrößerte sich die Einsturzdoline zunehmend und war schließlich 5x7 m groß und 45 m tief. Der obere Teil war fast zylindrisch, weitete sich jedoch im unteren Teil glockenförmig. Doch damit war die Entwicklung noch nicht abgeschlossen, in den folgenden Jahrzehnten kam es immer wieder zu Nachrutschungen und heute ist nur noch eine halb so tiefe steilwandige Doline geblieben. Eventuell hat der Mensch auch nachgeholfen, Dolinen werden von Bauern gerne verfüllt, zum einen um die Fläche als Anbaufläche zurückzugewinnen, zum anderen zur Entsorgung allen möglichen Unrats.

Die Dolinen hier im Oberen Muschelkalk und Unterkeuper (Erfurt-Formation) entstehen generell durch Auslaugung von über 100 m tiefer gelegenen Gips- und Steinsalzvorkommen im Mittleren Muschelkalk (Heilbronn-Formation). Sowohl Gips als auch Steinsalz lösen sich recht gut in Grundwasser und so kann es zu einer sehr schnellen Bildung von großen Hohlräumen kommen. Meist, wie im Fall des Neuen Eisinger Loches, geschieht der Einbruch entlang einer Verwerfung. Ein Einsturz von 45 m Tiefe lässt vermuten, dass die Halle unten entweder noch höher war oder deutlich breiter, so dass das Versturzmaterial sich zur Seite verteilen konnte.

Die Eisinger Löcher sind touristisch erschlossen und frei zugänglich. Der Weg von der Straße ist beschildert, am Rand der Dolinen gibt es mehrere Aussichtsplattformen mit Erläuterungstexten, und Stufen führen hinunter zur kleinen Höhle. Allerdings sind diese wohl seit einigen Jahren wegen Steinschlaggefahr gesperrt. Derartige Sperrungen sind natürlich unsinnig, die Wahrscheinlichkeit, dass etwas genau dann herunterfällt wenn ein Besucher passiert ist real aber sehr gering. Dem zuständigen Amt ist lediglich die Gefahr in Regress genommen zu werden zu groß. Wenn die Steinschlaggefahr groß wäre, würde dauernd etwas herunterfallen und der Boden wäre längst meterhoch mit Schutt bedeckt. Vor allem wäre die Doline in 500 Jahren bereits vollständig verfüllt, wenn dauern etwas herunter Fallen würde. Die Gefahr ist also wohl kaum größer als wenn man über die Straße geht. Wie auch immer, betreten ist auf eigene Gefahr.

Es gibt keinen offiziellen Wanderweg zu den Dolinen, sie liegen an landwirtschaftlichen Feldwegen und können deshalb von allen umliegenden Straßen auf diesen Feldwegen bequem erreicht werden. Leider gibt es keinen Parkplatz an der Landstraße, sodass man gezwungen ist am Anfang des Feldwegs zu parken, aber bitte so, dass der landwirtschaftliche Verkehr nicht behindert wird. Alternativ gibt es an der Straße nach Eisingen einen Miniparkplatz mit drei oder vier Plätzen. Der Fußweg beträgt dann allerdings etwa 1,6 km, 3,2 km als Rundweg. Wir empfehlen eine dritte Alternative, fährt man nicht aus der B294 heraus, erreicht man 700 m nach der Ausfahrt einen Wanderparkplatz. Von hier sind es 2,4 km bis zu den Eisinger Löchern. Vorteil dieser Strecke ist, daß man hier nach etwa 800 m an den Neulinger Dolinen vorbeikommt. Diverse alternative Wanderrouten finden sich auf den einschlägigen Wanderportalen. Bei einem Besuch bitte immer beachten: alle Dolinen stehen unter Naturschutz.

Die Neulinger Dolinen sind deutlich weniger tief und deshalb auch nicht so spektakulär. Hyrologisch sind sie jedoch viel interessanter, weil tatsächlich in einer Senke im Nordwesten eine kleine Quelle entspringt, und dann 500 m nach Südosten fließt, um in den Dolinen wieder zu versickern. Es ist eine Wiesenlandschaft mit einer abflusslosen Senke, die Böden sind feucht, fast sumpfig, die Fauna und Flora deshalb ganz anders als in der Umgebung. Die Dolinen sind nach der Wüstung Neulingen benannt, die in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erstmals erwähnt wurde. Das Dorf befand sich nahe der Quelle, zwischen zwei Seitenästen, und hatte vermutlich 350 Einwohner und war damit eines der größten Dörfer in der Region. Es wurde aber um 1450 aufgegeben. Heute gibt es wieder eine Gemeinde Neulingen, wenn auch virtuell, das ist der Name der Vereinigung der drei umliegenden Gemeinden während der Kommunalreform in den 1970ern.