Gottesackerplateau


Touristische Informationen:

Ort: Auenalpe 4, 6992 Hirschegg.
A7 Kreuz Kempten, A980 Ausfahrt 3 Waltenhofen, B19 über Sonthofen und Oberstdorf ind Kleinwalsertal. Auf österreichischer Seite B201, in Riezlern Beschilderung Ifen Bahn folgen. Kleinwalsertal, Ifen-Bahn.
(47.365012, 10.104106)
Öffnungszeiten: keine Einschränkungen.
[2023]
Eintrittspreise: frei.
[2023]
Typ: KarstNackter Karst KarstKarren KarstKarrenfeld
Licht: nicht notwendig
Dimension:
Führungen: nein
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur: Max Eckert (1902): Das Gottesackerplateau, Wissenschaftliche Ergänzungshefte zur Zeitschrift des D. u. Ö. Alpenvereins, I. Band, 3. Heft. pdf
Georg Wagner (1950): Rund um Hochifen und Gottesackergebiet Verlag der Hohenlohe’schen Buchhandlung Ferdinand Rau, Öhringen, 1950.
Emil Büchel (2016): Bregenzerwald, In Höhlen und Karst in Österreich, Hrsg. C. Spötl, L. Plan, E. Christian, Oberösterreichisches Landesmuseum, 2016:467-476. online
Chloé Fandel, Ty Ferré, François Miville, Philippe Renard, Nico Goldscheider (2022):
Improving understanding of groundwater flow in an alpine karst system by reconstructing its geologic history using conduit network model ensembles,
preprint currently under review for the journal HESS. online DOI
Adresse: Kleinwalsertal Tourismus eGen, Walserstrasse 264, A-6992 Hirschegg, Tel.: +43-5517-5114-0. E-mail:
Nach unserem Wissen sind die Angaben für das in eckigen Klammern angegebene Jahr korrekt.
Allerdings können sich Öffnungszeiten und Preise schnell ändern, ohne daß wir benachrichtigt werden.
Bitte prüfen Sie bei Bedarf die aktuellen Werte beim Betreiber, zum Beispiel auf der offiziellen Website in der Linkliste.

Geschichte


Bemerkungen

photography
Gottesackerwände. Public Domain.

Das Gottesackerplateau befindet sich an der Grenze von Deutschland und Österreich, der Grenzverlauf ist recht eigenwillig und so gehört ein großer Teil zu Deutschland. Hinzu kommt, das das Kleinwalsertal zwar zu Österreich gehört, aber nur von Deutschland aus per Straße erreichbar ist, eine sogenannte funktionale Exklave. Es handelt sich tatsächlich um ein leicht geneigtes Plateau ohne echten Gipfel, das im Norden vom deutschen Starzlachtal, auch Rohrmoostal genannt, begrenzt wird, im Osten vom Kleinwalsertal, im Süden vom Hohen Ifen, und im Westen vom Tal des Schönenbachs. Wir haben es völlig willkürlich für Deutschland gelistet, eigentlich müsste es bei beiden Ländern gelistet werden. Das ist einer der Fälle wo eine politische Grenze für ein Geotop nun wirklich überhaupt keinen Sinn macht. Aus diesem Grund ist das Gebiet auch zusammen mit dem Hohen Ifen (2,230 m NN) im Europaschutzgebiet Ifen geschützt, nicht in einem nationalen Schutzgebiet. Das ganze Gebiet ist von alpinen Wanderwegen durchzogen, auch wenn die vielfältigen Karsterscheinung Wegebau massiv behindern. Deshalb wird auch in diesem Gebiet ganz dringend davon abgeraten, die Wege zu verlassen.

Der Gottesacker ist ein sogenannter Nackter Karst, das Gestein ist nicht von Erde und damit Pflanzenwuchs bedeckt. Das ist für ein Geotop sehr hilfreich, weil man das Gestein und die vielfältigen Karsterscheinungen sehr gut sehen kann. Dass sich keine geschlossene Pflanzendecke gebildet hat, ist nicht nur der Verkarstung anzurechnen. Auch die doch recht große Höhe zwischen etwa 1,800 m NN und 2050 m NN trägt ihren Anteil bei, das Gelände ist über der Baumgrenze. Allerdings ist es mitnichten eine Wüste, auf flachen Stellen und in Mulden gibt es sowohl Grasbewuchs als auch Latschenkiefern. Dazwischen eine Vielzahl von seltenen Pflanzenarten, sowie eine außergewöhnliche Fauna.

Das Gebiet ist stark verkarstet, die Entwässerung erfolgt unterirdisch über Karstquellen in den Seitentälern, das ganze Gebiet gehört zum Einzugsgebiet des Rheins. Das Plateau ist voller Höhlen, das sind jedoch alles Schachthöhlen und es ist nicht möglich sie zu besuchen. Allerdings ist die Schneckenlochhöhle am westlichen Fuß des Plateaus eine beliebte Cave Trekking Höhle. Eine gewisse Bekanntheit hat die Schachthöhle Hölloch erreicht, weil ihre Erforschungsgeschichte mehrfach in Dokumentarfilmen festgehalten wurde. Gerhard Baur, ein deutscher Bergsteiger, Kameramann und Bergfilmer, drehte gleich drei davon, 1977, 1994 und 2011. In 2019 wurde auch noch eine Arte Dokumentation über die Höhle produziert.

Das eigentlich interessante sind für den normalen Besucher jedoch nicht die Höhlen, auch nicht die vielen Schächte auf dem Plateau. Interessant sind die vielfältigen Karrenbildungen und die Karrenfelder. Bei letzterem handelt es sich, trotz des Namens nicht um normale Karren, die auf der Gesteinsoberfläche entstehen. Hierbei handelt es sich um Karren die entlang von Klüften entstehen und diese erweitern. So werden die Klüfte zu Spalten, und die Kalkblöcke zu einem schachbrettartig angeordneten Mosaik. So erklärt sich auch der englische Name Limestone Pavement (Kalkpflaster).

Das Gestein gehört zum Helvetikum, das während der Kreidezeit entstand, die sogenannte Schrattenkalk-Formation. Das Helvetikum ist eines der großen geologischen Deckensysteme der Alpen. Die Schrattenkalk-Formation ist nach der Schrattenfluh benannt, einem Gebirgsstock der Schweizer Voralpen im Kanton Luzern. Er ist berühmt dafür, dass er Karren oder schrattige Verwitterungsoberflächen bildet. Der Begriff Schrattenkalk wurde 1834 von dem schweizer Geologen, Mineralogen und Alpinist Bernhard Studer geprägt. Der Schrattenkalk hat im Allgäu und Bregenzerwald eine Mächtigkeit von etwa 60 m bis 100 m, in der Schweiz ist er mächtiger.

Es gibt auf dem Gottesacker keinen "offiziellen" Wanderweg, allerdings ist wohl der einfachste Zugang vom Kleinwalsertal. Bei Hirschegg zweigt eine Straße ins Schwarzwassertal ab, das an der Ifen Bahn endet. Dieser Sessellift bringt den Bergsteiger ein Tal hinauf zur Bergstation auf 2,000 m NN, von der sowohl der Weg durch das Gottesackerplateau zum Sonnenberg (2036 m NN) als auch zum Hohen Ifen beginnt. Als Geotop ist das Plateau natürlich unbegrenzt zugänglich. Dennoch gibt es einige Einschränkungen, es ist dringend davon abzuraten bei Schnee, Dunkelheit oder schlechtem Wetter hier zu wandern. Das ist nun aber alles für den Bergsteiger nichts Neues. Außer vielleicht die Sache mit dem Schnee: bei Schnee sind die Wege nicht erkennbar und viele Schächte mit Schnee gefüllt. Es besteht Lebensgefahr, wenn man so einen Schacht überquert und der weiche Schnee nachgibt. Wir empfehlen den Besuch zwischen Juni und Oktober, auf das Wetter achten, volle Bergausrüstung und morgens früh los, die Tour dauert mehrere Stunden. Bergausrüstung bedeutet: Sonnenschutz, Regenkleidung, warme Jacke, Bergschuhe oder Trekkingschuhe, Trinken, Essen und natürlich eine Kamera. Da es keine Höhlen gibt, wird ausnahmsweise keine Taschenlampe benötigt.