Besucherbergwerk Graf Wittekind

Zeche Graf Wittekind


Touristische Informationen:

Ort: Syburg, Dortmund Süd.
(51.421142, 7.480724)
Öffnungszeiten: Ganzjährig Sa 9:30, nur nach vorheriger Anmeldung.
[2022]
Eintrittspreise: frei, Spende welcome.
[2022]
Typ: MineKohle
Licht: Grubenlampe wird gestellt
Dimension: T=8-9 °C.
Führungen: L=500 m. V=500/a [2019]
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: no
Literatur: Tilo Cramm (2005): Aspekte zur Geschichte der Zeche Graf Wittekind bei Syburg. In: Stadt Schwerte (Hrsg.): AS Das Magazin der Stadt Schwerte. 18. Jahrgang, Nr. 71, Schwerte Juni 2005, S. 11–13.
Tilo Cramm (2005): Die Aufwältigung des Förderstollens der Zeche Graf Wittekind bei Syburg. In: Stadt Schwerte (Hrsg.): AS Das Magazin der Stadt Schwerte. 18. Jahrgang, Nr. 73, Schwerte Dezember 2005, S. 32–34.
Tilo Cramm (2006): Das Besucherbergwerk Graf Wittekind in DO-Syburg. In: Stadt Schwerte (Hrsg.): AS Das Magazin der Stadt Schwerte. 19. Jahrgang, Nr. 76, Schwerte September 2006, S. 4–6.
Adresse: Besucherbergwerk Graf Wittekind. Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier e.V., Postfach 6172, 58430 Witten, E-mail:
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Geschichte

1582 Kohlebergbau erstmals urkundlich erwähnt, Abbau in Pingen auf dem Beckerschen Feld.
1663 Übergang zum Stollenbergbau.
1740 Bergwerk Schleifmühle in Betrieb genommen.
1801 Bergwerk Schleifmühle geschlossen.
1858 Bestrebungen Kohle abzubauen, Streitigkeiten über die Abbaurechte.
1868 Bergwerk Graf Wittekind in Betrieb genommen.
~1900 Bergwerk Graf Wittekind geschlossen.
1970er Mundlöcher zugeschüttet.
1982 Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier e.V. gegründet.
1986 Arbeitskreis Dortmund gegründet.
1990 Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier e.V. beginnt wit der Freilegung und Aufwältigung der alten Stollen.
1997 Besucherbergwerk eröffnet.
2007 Verleihung der „Silbernen Halbkugel“, dem deutschen Preis für Denkmalschutz.

Geologie

Zwischen Syberg und Klusenberg liegt die Syburger Mulde, die Schichten bilden eine Synklinale, die Schichten verlaufen fast exakt hangparallel. Das Gestein ist aus dem Karbon, Sandsteine und Schiefer mit Kohleflözen. Das Magerkohlenflöz Sengsbank verläuft relativ nahe zur Oberfläche, und durch die ungleichmäßige Erosion durch den Schleifmühlenbach wurde es an mehreren Stellen freigelegt oder gar abgetragen. Das Flöz hat im Bereich des Abbaus eine Mächtigkeit von 50-60 cm und eine Neigung von 25-30°.

Eine Besonderheit der Lagerstätte ist das Vorkommen von Toneisensteingeoden die bis zu 300 kg schwer sein können. Sie wurden teilweise als Eisenerz abgebaut. Sie besitzen daneben eine Vielzahl von Mineralien, die sich in Spalten in den Knollen gebildet haben. Im Bergwerk wurden daneben pflanzliche und tierische Fossilien gefunden, zum Beispiel Fischschuppen, Süßwassermuscheln und Muschelkrebse (Ostracoden).

Bemerkungen

Das Besucherbergwerk Graf Wittekind befindet sich in Dortmund-Syburg im Dortmunder Süden, in einem Seitental der Ruhr unterhalb des Kaiser-Wilhelm-Denkmal. In dieser Region ist Kohlebergbau seit 1582 urkundlich nachweisbar. Am Hang des Sybergs tritt das Flöz Sengsbank zutage und wurde nacheinander in drei Bergwerken abgebaut. Zuerst wurde es im Tagebau in Pingen abgebaut, die bis heute im Wald erkennbar sind. Dieser Abbau wurde Beckersches Feld genannt, vermutlich weil er auf dem Feld eines Herrn Becker stattfand. Dieser oberirdische Abbau dauerte bis mindestens 1663. Ab diesem Jahr wurden Stollen von den Talhängen aus in den Berg getrieben, und bei Erreichen des Flöz Abbaustrecken aufgefahren, die dem Flöz folgten. Diese waren durch kleine, schräge Verbindungsschächte in der Neigung des Flözes verbunden, sogenannte Auf- und Abhauen.

Die zweiten Betriebsphase war das Bergwerk Schleifmühle ab 1740. Die Förderung lag 1755 bei 164 t/a mit einer Belegschaft von 6 Mann. Die Kohle wurde an Schmieden und Kalköfen im Raum Hagen verkauft. Der Abbau endete 1801.

Bestrebungen erneut Kohle abzubauen gab es an gleicher Stelle ab 1858, es gab jedoch Streitigkeiten über die Abbaurechte und erst 1868 wurde das dritte und letzte Bergwerk an dieser Stelle mit dem Namen Graf Wittekind in Betrieb genommen. Dabei handelte es sich um sogenannten Nachlesebergbau, bei dem zuvor stehengebliebene Flözbereiche abgebaut wurden. Man nutzte teilweise alte Stollen und Grubenbaue und ergänzte diese durch weitere Stollen auf der südlichen Talseite. Das Bergwerk wurde vor 1900 endgültig stillgelegt, weil es nicht mehr profitabel war.

Die Stollen dienten im zweiten Welkrieg den Syburger Bürgern als Luftschutzbunker. Erst in den 1970er-Jahren wurden die Mundlöcher zugeschüttet, vermutlich aus Sicherheitsgründen. Doch bereits ein Jahrzehnt später wurden die Stollen ab 1986 vom Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier e.V., Arbeitskreis Dortmund, wieder freigelegt und aufgewältigt. Sie betreiben auch bis heute das daraus entstandene Schaubergwerk. Der Fördervereins Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier e.V. wurde 1982 gegründet, der Arbeitskreis Dortmund 1986. Zunächst legten sie den heutigen Bergbauwanderweg am Syberg an, dann beschäftigten sie sich mit der Geschichte des hiesigen Bergbaus. Die Mundlöcher des Stollens 4, des Förderstollens Graf Wittekind, sowie des Förderstollens Schleifmühle wurden freigelegt und gesichert. Die Grubenbaue wurden durch Einbringen von neuem Ausbau gesichert, herabgebrochenes Gestein aus dem Weg geräumt.

Die Führung ist etwas anspruchsvoller als bei anderen Schaubergwerken. Die Besucher erhalten Overall und Arschleder, Helm und Grubenlampe. Dabei handelt es sich um elektrische Lampen, die im Bergbau Jahrzehnte lang üblich waren. Ein relativ schwerer Bleiakku, der am Gürtel getragen wird, war notwendig um eine Glühbirne lange genug für eine Schicht mit Strom zu versorgen. Ein Kabel verbindet den Akku mit der am Helm befestigten Lampe. Besonders wichtig sind jedoch Handschuhe und Knieschoner, da die durchschnittliche Höhe der Stollen und Strecken untertage 60-80 cm beträgt. Mit anderen Worten, die Führung findet auf allen Vieren statt. Das erklärt wohl auch die geringe Besucherzahl, die Tour erfordert körperliche Fitness und die Bereitschaft längere Strecken auf allen Vieren zurückzulegen. Allerdings ist sie wohl die realistischste Einführung in den Kohlebergbau, die man in Deutschland erhalten kann.