Kristallgänge

Kristallbergwerk Weißenstadt


Touristische Informationen:

Ort: Kirchenlamitzer Straße 5, 95163 Weißenstadt.
Im Keller von Sack's Destille.
(50.102014, 11.885506)
Öffnungszeiten: Geschlossen.
[2023]
Eintrittspreise: Geschlossen.
[2023]
Typ: MineEdelstein
Licht: LightBeleuchtung mit Glühlampen
Dimension:
Führungen: D=2 h.
Fotografieren:
Zugänglichkeit:
Literatur:
Adresse: Kur- & Tourist Information Weißenstadt, Wunsiedler Straße 4, 95163 Weißenstadt, Tel: +49-9253-95030. E-mail:
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Geschichte

1400–1650 Abbau von Bergkristallen.
1745 Bergwerk mit Sand verfüllt.
1990 Drogist Willi Sack lässt den mit Sand verfüllten Gang in seinem Keller freiräumen.
2009 als Schaubergwerk eröffnet.
2018 Bergwerk im Auftrag des Bergamtes Nordbayern verwahrt.
2021 Bergamt lässt Schaubergwerk mit Beton verfüllen.

Bemerkungen

In Weißenstadt am Rande des Fichtelgebirges befinden sich die sogenannten Kristallgänge, auch als Kristallbergwerk Weißenstadt bekannt. Dabei handelt es sich um ehemalige Edelsteinminen (oder besser Halbedelsteinminen) in denen Bergkristalle abgebaut wurden. Bereits die Markgrafen von Bayreuth kannten die Kristalle, die im Untergrund der Stadt verborgen waren. Die besten Stücke fanden Verwendung im Lustschloss Eremitage im Bayreuther Vorort St. Johannis. Sie wurden an den Säulen des Sonnentempels und in der Grotte verwendet. Auch für König Ludwig II. wurden Edelsteine abgebaut. Später wurden sie dann hauptsächlich als Keller genutzt.

Weißenstadt war im Mittelalter das Zentrum eines an Bodenschätzen reichen Gebiets. So gab es in Weißenstadt selbst erhebliche Zinnvorkommen und entsprechende Bergwerke. Später waren die Kristalle wichtiger Bodenschatz, und im 20. Jahrhundert bekam der Granit selbst als Baustein erhebliche Bedeutung. Der neue Kurpark wurde in den Ruinen der ersten deutschen Fabrik angelegt, in der Granit geschliffen wurde. Erhardt Ackermann hatte Mitte des 19. Jahrhunderts die maschinelle Oberflächenveredelung erfunden. Die Nachfolgefirma Grasyma bearbeitete und lieferte den Granit vom nahen Waldstein, dem Hausberg von Weißenstadt. Albert Speer, der Architekt der Nationalsozialisten verwendete den Granit gern und hatte Grasyma als Hauptlieferanten für die neue Hauptstadt Germania auserkoren. Diese wurde nie gebaut, dennoch findet sich der Granit in vielen Nazi-Gebäuden: das Nürnberger Reichsparteitagsgelände, das Tannenbergdenkmal in Ostpreußen und natürlich die Große Straße in Nürnberg.

Weißenstadt liegt auf einer Hochebene, die auf drei Seiten von dunklen Bergzügen aus Granit umgeben ist. Das nach Osten offene Hufeisen des Fichtelgebirges schützt die Stadt vor Regenwetter aus dem Westen. Es macht den Charakter der Stadt aus, und bietet vielfältige Wandermöglichkeiten. Die Gipfel sind fast tausend Meter hoch und zeigen häufig die typische Wollsackverwitterung des Granits. Besonders beliebt ist die Wanderung zum Rudolfstein mit seiner Burgruine aus dem 15. Jahrhundert.

Auf Anfrage führt Willi Sack Besucher durch die Kristallgänge unter der Stadt. Er ist sehr vielseitig und aktiv, so betreibt er auch eine altertümliche Destille, in der er Schnäpse und Liköre herstellt. Sie soll die kleinste Destille Bayerns sein. Aus der seit einigen Jahren aufgegebenen Drogerie hat er ein Drogerie-Museum gemacht. Er ist der Eigentümer des Bergwerks, das er um 1990 entdeckt und hat freiräumen lassen, nachdem es 1745 mit Sand verfüllt worden war. Deshalb wurde es auch manchmal Willi-Sack-Keller genannt. Seit 2009 hat er es offiziell als Besucherbergwerk betrieben.

2018 wurde der Großteil des Bergwerk im Auftrag des Bergamtes Nordbayern verwahrt, also verfüllt und damit zerstört. Im Januar 2021 wurde dann auch der Rest, nämlich das Besucherbergwerk, mit Beton ausgegossen. Alle Proteste nutzten nichts, das kleine private Schaubergwerk wurde trotz seiner außergewöhnlichen Geologie nicht ernst genommen. Somit ist das Bergwerk zerstört und kann nicht mehr besichtigt werden, damit ist das zweite von gerade mal drei Edelsteinbergwerken in Deutschland geschlossen. Zum Glück gibts die Destille noch und verkauft zum Trost edle Brände. Außerdem wurde vor der Zerstörung ein 3D Modell erstellt, so daß man das Bergwerk online virtuell besuchen kann.