Silberseestollen


Touristische Informationen:

Ort: TERRA.vita-Infohütte bei der Gaststätte zum Jägerberg, Zum Jägerberg 40, 49170 Hagen am Teutoburger Wald.
(52.217885, 7.970924)
Öffnungszeiten: MAI bis OKT So 11:30, 13:45, 16.
Anmeldung per eMail erforderlich.
Geozentrum Hüggel: Ganzjährig So 10-12.
[2022]
Eintrittspreise: Erwachsene EUR 7, Kinder (7-16) EUR 3.
Geozentrum Hüggel: frei.
[2022]
Typ: MineKalkstein
Licht: Helm mit Kopflampe wird gestellt
Dimension: L=240 m.
Führungen: D=90 min, L=480 m, MinAge=6.
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur: C. G. Diedrich (2010): Silbersee im Hüggel - eine Wattwanderung im Mittelgebirge, TERRA.vita Natur- und Geopark Nördlicher Teutoburger Wald, Wiehengebirge, Osnabrücker Land e.V., 2010.
Hans Morlo (2013): Sagenhafter Gertrudenberg, Sagen von der Gertrudenberger Höhle und deren Deutungsversuche. Gertrudenberger Höhlen Osnabrück e.V. (Hrsg.), 2013. docplayer
Adresse: Silberseestollen, Natur- und Geopark TERRA.vita, Am Schölerberg 1, D-49082 Osnabrück, Tel: +49-541-501-4217, Fax: +49-541-501-4424. E-mail:
Tourismusgesellschaft Osnabrücker Land, Tel: +49-541-323-4567. E-mail:
Geozentrum Hüggel, Osnabrücker Str. 21, 49205 Hasbergen, Tel: +49-5405-502-0, Fax: +49-5405-502-66. E-mail:
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Geschichte

1100 Gewinnung von Eisenerz am Hüggel bei Hasbergen erstmals urkundlich erwähnt.
1180 eine "Silverkule" (vermutlich Buntmetallerze) bei Hasbergen wird als abgabenpflichtig erstmals urkundlich erwähnt.
1538 Graf von Tecklenburg errichtet ein Berchwerck, welches allerdings nicht lange Bestand hatte.
1722-1726 Fürstbischof Ernst-August II lässt 700 m langen Stollen in den Silberberg treiben.
1820er Probeschurfe am Hüggel.
1836 Eisenhütte in Hagen-Beckerode errichtet.
1839 Beckeroder Eisenhütte fördert am Nordhang des Hüggel Eisenerz.
1856 Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein gegründet, industrieller Abbau in großen Tagebauen beginnt.
14-JUL-1858 erster Hochofen wird angeblasen.
1860 Gründung der Osnabrücker Zinkgesellschaft.
1871 erste kommerzielle Herstellung einer Mineralfaser, der sogenannten Schlackenwolle (Hüttenwolle).
1928 Bau einer Seilbahn über den Hüggel zum Transport des Kalks zur Verladestation der Hüggelbahn durch die Klöcker-Werke AG.
1937 Nach der Erschöpfung des Kalkvorkommens wird der Steinbruch geschlossen und die Seilbahn abgebaut.
1936 Ende des Eisenerzabbaus.
1963 endgültige Einstellung des Bergbaus.
1980er See trocknet aus.
2001 Saurierfährten im Steinbruch entdeckt.
APR-2014 Eröffnung des Silbersee-Stollens als Schaubergwerk.

Geologie

Der Hüggel ist eine Erhebung, die durch Salztektonik, also durch den Aufstieg eines Salzstocks aus der Tiefe, angehoben wurden. So sind Sedimentgesteine aus dem Mesozoikum, die eigentlich einige hundert Meter tiefer liegen würden, angehoben worden und überragen nun das Umland. Dieses Umland ist wiederum mit einer dicken Schicht aus Grundmoräne bedeckt, also Geröll und Sand, die von den Gletschern der Eiszeit aus Skandinavien mitgebracht wurden und nach dem Schmelzen der Gletscher liegen geblieben sind. Um dort die Erze, Kalksteine oder die Kohle zu erreichen müßte man erst einen tiefen Schacht erstellen. Das erklärt, warum der Hüggel historisch wichtig war für einen vielfältigen Bergbau.

In Gebieten, in denen die Schichten des Karbons oberflächennah zu finden sind, treten Kohleflöze auf. Daneben gibt es sedimentäre Eisenerzlagerstätten aus anderen Zeitaltern. Die Kalke des Silbersees stammen aus dem Unteren und Mittleren Muschelkalk (247-245 Ma). Zu dieser Zeit gehörte dieses Gebiet zu einer flachen, sauerstoffreichen Meeresbucht, dem Germanischen Becken, man findet also Flachwasser- und Wattsedimente. Die häufigsten Fazies sind Wellenkalk, Dolomit und Schill. Man findet doppelklappige Muscheln, Schnecken, Kopffüßler und Pfeilschwanzkrebse. Auch die Spuren und in den Schlick gegrabene Wohnbauten von Krebsen und Hummern, Fressgänge von Wattwürmern, sowie Saurierfährten wurden gefunden. Spektakulär sind auch die versteinerten polygonen Trockenrisse und die Rippelmarken.

Im Hüggel zwischen Silberberg, Rotem Berg und Domprost-Sundern kommen Buntmetallerze in Nestern und als Gangfüllungen vor. Die Erze Bleiglanz und Zinkblende sind hydrothermal entstanden, Galmei ist ihr Verwitterungsprodukt. Der Bergbau auf diese Erze wurde mehrfach betrieben, hat allerdings nie eine wirtschaftliche Bedeutung gehabt.

Bemerkungen

Der Hüggel ist ein bewaldeter Höhenzug südlich von Osnabrück, zwischen Hagen am Teutoburger Wald und Hasbergen. Im Wald am Südrand, nur etwa 200 m vom Gasthaus Jägerberg, befindet sich ein aufgelassener Steinbruch mit einem See, der Silbersee genannt wird. In diesem aufgelassenen Steinbruch gibt es auch einen Stollen, der vom Natur- und Geopark TERRA.vita als Schaubergwerk betrieben wird. Der Stollen hat wohl eigentlich keinen Namen, aufgrund der Nähe zum Silbersee wird er deshalb als Silberseestollen bezeichnet.

Bereits im Mittelalter wurde im südlichen Osnabrücker Land im heutigen Georgsmarienhütte Eisen hergestellt. Die Gewinnung von Eisenerz erfolgte unter anderem am Hüggel, die Kohle kam aus Borgloh und aus Kloster Oesede. Die kurzen Transportwege warten eine ideale Voraussetzung. An der Nordseite des Hüggel sind alte Pingen zu finden, man fand auch große Mengen von Eisenschlacken, die mit Holzkohle durchsetzt sind.

Vom 16. Jahrhundert an bis in die 1960er Jahre wurden am Hüggel sowohl untertage als auch übertage Eisenerze gewonnen. Die Beckeroder Hütte mit Dampfhammer und einer mechanischen Werkstatt wurde 1836 durch den Osnabrücker Kaufmann Johann Carl Förster in Hagen-Beckerode errichtet. Produziert wurden Stangeneisen und zahlreiche Gusswaren. Als der Besitzer 1856 verkaufen wollte, wurde der Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein (GMBHV) als Aktiengesellschaft gegründet, um einen Verkauf nach Westfalen zu verhindern. Das Gebiet gehörte zum Königreich Hannover, die neugegründete Bergbaugesellschaft wurde vom Bankier Adolf Meyer, Beamten des Hofes, und mit ideeller und materieller Unterstützung von König Georg V. von Hannover und Königin Marie gegründet. Die beiden letzteren waren dann auch die Namensgeber für den Verein und die Georgsmarienhütte. Danach wurde der Bergbau und die Verhüttung stark intensiviert, doch durch fehlende Infrastruktur, unzureichende Versorgung mit Kohle durch das Absaufen des Glückauf-Schacht im Tal der Düte, und durch den passiven Widerstand der Bevölkerung behindert. Dennoch war das hergestellte Roheisen von guter Qualität und verkaufte sich gut, die Unternehmensgewinne stiegen stetig, den Aktionären wurden Dividenden bis zu 33 % gezahlt. Das gestörte Verhältnis zur Bevölkerung entwickelte sich positiv, da Einheimische nun eine Arbeitsmöglichkeit außerhalb der Landwirtschaft finden konnten. Der Bau von Bahnstrecken verbesserte die Infrastruktur, unter anderem 1866 die Hüggelbahn, eine Eisenbahnverbindung zum Transport von Maschinen und Werkzeug und zum Abtransport des Erzes zur Hütte.

Eine zweite Phase begann mit Ende des Ersten Weltkriegs. Im Jahr 1918 wurde auf der eine Aktienmehrheit von Geheimrat Peter Klöckner und August Thyssen. Die neuen Besitzer kooperierten mit dem Lothringer Hütten- und Bergwerksverein und bereits 1923 kam es zur Fusion. Der Name wurde in Klöcker-Werke AG geändert. Weltwirtschaftskrise, Nationalsozialisten, und schließlich Zweiter Weltkrieg führten zu einer wirtschaftlichen Achterbahnfahrt. Nach dem Krieg wurde die Produktion wieder aufgenommen, erlebte die Wirtschaftswunderzeit und ab 1970 die Stahlkrise. Nach vielen defizitären Jahren wurde sie 1993 an Dr.-Ing. Jürgen Großmann verkauft, der sie zu einer der führenden europäischen Anbieter für Stabstahl, Halbzeug und Blankstahl machte.

Der Abbau von Buntmetallerzen, also Blei- und Zinkerze mit einem geringen Silbergehalt, fand am Hüggel zwar statt, war aber nie von wirtschaftlicher Bedeutung. Zwischen 1722 und 1726 ließ der Fürstbischof Ernst-August II einen 700 m langen Stollen in den Silberberg treiben. Die Osnabrücker Zinkgesellschaft wurde 1860 gegründet und brachte einen kurzen Stollen und fünf Schächte bis 20 m Teufe auf dem Roten Berg bei Hasbergen nieder. Der Betrieb wurde 1873 wieder eingestellt, das Ergebnis war wohl nicht sehr überzeugend. Insgesamt wurde auf den Zechen Aaron und Kronprinz 1.150 t Buntmetallerze gefördert.

Der Name Hüggel klingt nach Hügel, was logisch scheint, allerdings wird vermutet, dass er eigentlich vor langer Zeit von Höhle abgeleitet wurde. Im Mittelalter lautete der Namen Huyle, Huile, oder Huyel und wurde wohl von den damaligen Worten für Höhle, Hul oder Hôl, abgeleitet. Auch sind vielfältige Höhlennamen in Dokumenten und Karten erhalen, von Hüggelhöhle über Wunderliche Höhle und Wunderloch bis Düvellöcker. Sogar Athanasius Kircher erwähnt eine Höhle und die legendären Bewohner.

Huic affine referam atque annectam, quod communi omnium ore excepi in Westphalia non procul Osnabrugo in montibus vicinis (credo Iburgensibus) antrum fuisse inexploratorum recessuum, ac Labyrintheis perplexum erroribus, habitatum ab hujusmodi pumilionibus, ac spectris montanis, qui hominum erant mercenarii, maxime exercendo artem fabrilem, pretioque exiguo omnis generis instrumenta culinaria, aliaque affabrè è ferro fabricabant, quae ubi confracta ruptave fuerant, nulla poterant arte humanà refici aut ferruminari. Cujus generis climacem seu instrumentum pro suspendendis lebetibus me Osnabrugi vidisse memini, quod à gente hac montium inquilina confectum affirmabatur. Plurima de hisce passim vulgi rumor ad me deferebat: Feras videlicet venantum elusisse industriam, dum ad speluncae istius asylum refugerent, canesque sectatores vestigia ferarum insecutos hisce in latebris disparuisse, nec reversos unquam. Ego cum locum non viderim, de eo quoque plura non referam. Dicuntur Montani hi Pygmaei solita haec cum hominibus commercia intermisisse, postquam eo in loco, ubi & res & pretium pro iis deponabatur, quispiam ingratus in ignominiam ipsorum alvum exonerasset.
Commorari autem communiter spiritus subterraneos, quos vulgus Pygmaeos vocat, iis in locis, ubi divites metallorum sunt minerae, vel thesauri reconditi, exemplis duobus mihi notissimis comprobabo.

An dies angrenzend werde ich berichten und anfügen, was ich aus dem gemeinsamen Munde aller aufgeschnappt habe in Westfalen, dass nicht fern von Osnabrück in den benachbarten Bergen (ich glaube, den Iburger) eine Höhle gewesen sei mit unerforschten Schlupfwinkeln, verworren durch labyrinthische Irrgänge, bewohnt von derartigen Zwergen und Bergerscheinungen, die der Menschen Tagelöhner waren, besonders durch die Ausübung der Schmiedehandwerks, und für einen niedrigen Preis Küchengeräte aller Art und andere kunstgerecht aus Eisen herstellten, die, sobald sie zerbrochen und geborsten waren, durch keine menschliche Kunst wiederhergestellt oder zusammengeschweißt werden konnten. Von dieser Art erinnere ich mich eine Leiter oder ein Gerät zum Aufhängen von Kesseln in Osnabrück gesehen zu haben, welches, wie man versicherte, von diesem bergbewohnenden Volk hergestellt war. Sehr vieles über diese hinterbrachte mir allerorts des Volkes Gerede: dass nämlich wilde Tiere der Betriebsamkeit der Jagenden entschlüpften, indem sie in der Freistätte dieser Höhle da ihre Zuflucht nahmen, und dass Hunde und Jagdbegleiter, den Spuren der Wildtiere folgend, in diesen Schlupfwinkeln verschwanden und niemals zurückkehrten. Da ich den Ort nicht gesehen habe, werde ich über ihn auch mehr nicht berichten. Es sollen diese Bergpygmäen diese gewohnten Handelsgeschäfte mit den Menschen unterbrochen haben, nachdem an demjenigen Ort, wo die Waren und der Preis für sie hinterlegt wurde, irgendein Undankbarer ganz zu deren Schande seines Leibes Notdurft verrichtet hatte.
Dass aber im Allgemeinen unterirdische Geister, welche das Volk Pygmäen nennt, an denjenigen Orten verweilen, wo reiche Metallminen sind oder verborgene Schätze, werde ich mit zwei mir sehr bekannten Beispielen beweisen.

Athanasius Kircher (1678): Mundus subterraneus Tomus II, S. 110

Die mystische und sagenhafte Höhle war vermutlich keine natürliche Höhle, sondern Altbergbau. Man hatte einfach vergessen, dass einige Generationen zuvor ein Stollen vorgetrieben worden war. Manche Veröffentlichungen haben das sogar erkannt: "Der Augenschein giebet, dass diese Gruft oder Höhle durch Menschen Hände gemacht ist.".

Die unzähligen Legenden von Hüggelzwergen, aber auch die Fehlinterpretation von Pingen als Erdfälle durch den Einsturz von Höhlen, trugen zur Legende bei. Gleichzeitig wird aber der Höhle das Vorkommen von Silbererz unterstellt, und den darin wohnenden Zwergen der Abbau desselben. Wie bereits erwähnt kam es immer wieder zum Abbau der polymetallischen Erze, doch er war nie wirklich lohnend. Die Legenden sind altbekannt und kommen weltweit vor, wir haben sogar eine eigene Seite auf der sie aufgelistet sind. Hier ist insbesondere die Legende der des Typs Der verschollene Verbindungsgang (SmileHöhlenlegenden) zu erwähnen. Die Gänge sollen bis weit jenseits von Osnabrück gereicht haben. Wie auch immer, unterhaltsam sind die Legenden durchaus.

Zwei Stunden von Osnabrück liegt der Hüggel, der ehemals reiche Gold- und Silbergruben gehabt haben soll. Die Bewohner der Umgegend wissen von der weiten Höhle, die sich in dem Berge befindet, mancherlei Wunder zu erzählen. Wo am schroffen Abhange des Hüggels der Holzweg durch die Bergschlucht nach dem Dorfe Hagen führt, soll vor langer Zeit ein Schmied gehaust haben, der nicht wie andere Menschen gewesen ist, aber dem ungeachtet die beste Schmiedearbeit geliefert hat. Er war ein treuer Gatte, ein sorgsamer Vater für seine Kinder und sein Gesinde gewesen, wohltätig gegen Fremde und hatte nie einen armen Wanderer vor seiner Thür vorüber gehen lassen. Eines Sonntags aber, als des Schmieds Hausfrau gerade aus der Kirche nach der Stadt zurückkehrte, wurde sie vom Blitze erschlagen. Darüber gerieth der Schmied in Verzweiflung, murrte gegen Gott selbst, wollte von keinem Troste wissen und sogar seine Kinder nicht mehr sehen. Nach einem Jahre verfiel er in eine tödtliche Krankheit, und in der letzten Stunde kam ein unbekannter Mann zu ihm, von ehrwürdigem Ansehen, mit einem langen weißen Barte, der trug ihn in die hohlen Klüfte des alten Hüggels, daß er zur Büßung seines Frevels und zur Läuterung seiner Seele im Hüggel herumwandern und Metall-König seyn sollte, bis der Berg keine Ausbeute mehr liefere; dabei sollte er am Tage ruhen und des Nachts für seine irdischen Brüder nach wie vor Guthes thun.
In den kühlen Schachten erwachte sein frommer, wohlthätiger Sinn wieder. Gold und Silber, das wußte er wohl, macht nicht glücklich, mühsam schleppte er deshalb aus den schwächsten Adern das nützliche Eisen herbei, und soll in früheren Zeiten auch Haus- und Ackergeräte verfertigt haben. Später beschränkte sich seine Arbeit nur auf das Beschlagen der Pferde. Vor der Höhle war ein Pfahl eingesenkt, an welchen die Landleute ihre Pferde zum Beschlagen banden, wobei sie aber nicht unterlassen durften, den gehörigen hergebrachten Arbeitslohn auf einen daneben befindlichen großen Stein zu legen. Der Hüggeler, so nennen sie den Schmied, wollte aber von Keinem gesehen und in seiner Höhle nicht gestört seyn.
Einmal unternahm ein verwegener Bursche aus Habsucht, in die Höhle zu kommen. Er sammelte einen Arm voll grüner Zweige, zünde sein Grubenlämpchen an, und trat unter die hohe schwarze Decke der Höhle. Da ward ihm nun die Wahl schwer, rechts und links thaten sich Gänge auf. Auf gut Glück wählte er den Gang zur Rechten. Bald war sein Vorrath von Zweigen, womit er seinen Weg bezeichnen wollte, verbraucht; umkehren und neue holen, wollte er nicht.
So kam er an eine hohe eiserne Thür am Ende des Ganges; die machte ihm auch noch wenig zu schaffen: zwei kräftige Schläge mit der Axt und die Thür flog weit auseinander, aber der Luftzug blies ihm dabei sein Grubenlämpchen aus. Nur herein! rief eine helle, kreischende Stimme, die ging ihm tief in seine Seele; halb betäubt trat er näher. Von der Wölbung der Decke und aus den Seitenwänden leuchtete ein wunderbares Licht, an den starken Pfeilern und glatten Wänden schwebten seltsam zuckende Bilder wie Schatten auf und ab; der Metall-König, mitten unter kleinen mißgestalteten Berggeistern, und seine Diener zu beiden Seiten, saßen auf einem langen Balken gediegenen Silbers, um einen ansehnlichen strahlenden Goldhaufen; sie mochten wol eben gezecht haben. Nur herein, Freund! kreischte noch einmal die Stimme; nimm Platz an meiner Seite. Es stand noch ein leerer Sitz da, der schien aber dem Burschen gar nicht zu behagen. Warum denn so verzagt? Sey getrost, Dir soll kein Leid geschehen; wie Du gekommen bist, werden wir Dich wieder heim senden. Doch wir wollen Dir noch ein paar gute Lehren mit auf den Weg geben. Sofern Du Dich darnach kehrst, kannst Du noch Einiges retten, wo sonst Alles verloren wäre. Tritt hier an diese Tafel. Leichenblaß und wankend trat der Bursche heran. Mißmuth über den Verfall Deines Hab' und Guts verleitet Dich, daß Du ausschweifend wirst, Deine Arbeit versäumst und nach verbotenen Schätzen suchst. Ändere Deinen hartnäckigen Sinn, so wirst Du Steine in Gold verwandeln; laß ab von Dienem Hochmuth, so wirst Du Gold und Silber vollauf in Deinen Kisten und Schränken haben. Du wirst unermeßliche Schätze auf einmal ohne Dein Zuthun sammeln; bedenke, wie gefährlich das ist, und wie oft es fehl schlägt. Wühle Deine Äcker und Gärten durch, baue Diene Wiesen und Hügel an, so wirst Du Dir ergiebige Gold- und Silberminen schaffen.
Wie der Metall-König das gesagt hatte, erhob sich ein Gekrächze wie von Raben, und ein Zischen und Sausen wie von Nachteulen, und ein Sturmwind fuhr dem Mann brausend entgegen, und trieb ihn mächtig und unwiderstehlich durch die dunklen, feuchten Gänge zur Höhle hinaus. Wie der Bursche wieder glücklich im Freien war, gelobte er sich, nach den Worten des alten Hüggelers zu thun, aber niemals wieder seine Klause aufzusuchen.
Einige sagten, zuletzt sey dem Hüggeler sein Unmuth wieder gekommen, er sey nicht mehr wohlthätig gegen die Landleute gewesen, sondern habe oft glühende Pflug-Eisen in die Höhe geschleudert, und die Bauern damit unnöthiger Weise in Angst und Schrecken gesetzt, woraus sie denn vermuthet, daß es mit den Silber-Gruben wol bald ein Ende nehmen werde.
Osnabrücker Bürgerblatt, S. 89-94, Sage "56. Der Schmidt am Hüggel."

Der Silbersee-Stollen befindet sich am Grund eines großen Steinbruchs, der in den 1920er Jahren als Kalkstein-Steinbruch von der Klöcker-Werke AG angelegt wurde. Der Kalk wurde als Zuschlagstoff bei der Eisenverhüttung benötigt, er verbessert die Schlackenbildung. Zum Transport des Kalks wurde eine 820 m lange Seilbahn über den Hüggel zur Verladestation der Hüggelbahn erbaut. Als der Kalk erschöpft war, wurde der Steinbruch aufgegeben und die Seilbahn abgebaut, nach dem Abstellen der Pumpen füllte sich der Tagebau mit Wasser, dem sogenannten Silbersee. Ende des Zweiten Weltkrieg, 1945, kam es ganz in der Nähe zu einem Scharmützel mit der britischen Armee und ein Panzer wurde erbeutet. Dieser wurde kurzerhand im Silbersee versenkt. Der Name Silbersee bürgerte sich in der Bevölkerung ein, als der See in den 1960er Jahren ein beliebter Badesee wurde. Er ist wohl eher auf die Farbe des Wassers zurückzuführen, als auf den historischen Silberbergbau in der Umgebung. Der See erreicht eine Tiefe von 7 m und das Wasser war trotz, oder vielleicht gerade wegen des Fehlens von Zu- und Abfluss, kristallklar. Zu dieser Zeit konnte der Stollen nur von Tauchern befahren werden.

Seit den 1980er Jahren sank der Wasserspiegel des Sees, zuerst war er nur im Sommer trocken, inzwischen füllt er sich nur noch nach starken Regenfällen. Deshalb ist manchmal ist der Stollen deshalb wegen Überflutung unzugänglich und die Führung muss ausfallen. Vor einigen Jahren ist er "ausgetrocket", ein Fakt, der leider nicht erklärt wird, vermutlich ist eher der Grundwasserspiegel gesunken.

Der Stollen war offensichtlich ein Erkundungsstollen für den Kalkabbau, um festzustellen, welche Kalkvorkommen noch vorhanden sind. Es wurden hier also keine Silber- oder Eisenerze abgebaut, der Stollen ist auch recht jung, etwa um das Jahr 1932. Allerdings kann man hier eine Vielzahl von Fossilien im Muschelkalk-Kalkstein finden. In einem flachen, sauerstoffreichen Meer lebten Pfeilschwanzkrebse, bei Stürmen wurden große Mengen an Muscheln und anderen Lebewesen zusammengeschwemmt und dann versteinert. Viele der Fossilien sind im Geozentrum Hüggel in Hasbergen zu sehen. Allerdings ist es derzeit [2021] geschlossen, weil es neue Räumlichkeiten sucht.

Der Geopark bietet regelmäßige Führungen unter dem Namen „Die Geheimnisse des Silbersee-Stollens“ an. Dazu wurden 12 "guides" ausgebildet, wie sie stolz auf ihrer Website berichten. Dennoch werden die Führungen nur unregelmäßig an zwei oder drei Sonntagen im Monat angeboten. Da diese Tage jedes Jahr anders sind, müssen Interessierte auf der Website das jeweilige Jahresprogramm herunterladen, zudem ist es notwendig sich per eMail anzumelden. Wir empfehlen festes Schuhwerk oder noch besser Gummistiefel und warme Bekleidung, die schmutzig werden kann, Helm mit Kopflampe wird gestellt. Der Steinbruch befindet sich in Privatbesitz und ist außerhalb der Führungen nicht öffentlich zugänglich.

Ein Geologischer Lehrpfad Hüggel mit 23 Stationen, der vom Geopark angelegt wurde, führt zu den wichtigsten geologischen und bergbaulichen Punkten. Der kleine Rundweg ist ein 3 km langer, gut ausgebauter Weg ohne Steigungen der auch für Familien, ältere und Behinderte geeignet ist. Der große Rundweg ist rund 6 km lang, besitzt aber mehrere Steigungen, ist beschwerlicher und erfordert festes Schuhwerk. Ausgangspunkt für beide ist der Wanderparkplatz Roter Berg, Roter Berg 8, 49205 Hasbergen.