Aggertalhöhle

Ründerother Höhle


Touristische Informationen:

Ort: Im Krümmel 39, 51766 Engelskirchen.
A4 Ausfahrt Engelskirchen, 1 km W Ründeroth, am rechten Ufer des Flusses Agger.
(50.993620430142830, 7.449468326800911)
Öffnungszeiten: APR bis 01-NOV Do-So, Fei 10-17.
Führungen 10, 11:15, 12:30, 13:45, 15, 16:15.
[2022]
Eintrittspreise: Erwachsene EUR 6, Kinder (3-15) EUR 4, Familien (2+*) EUR 20.
Gruppen (10+): Erwachsene EUR 5, Schüler EUR 3,50.
[2022]
Typ: SpeleologyKarsthöhle, Unterer Mitteldevon (Riffkalk)
Licht: LightLED
Dimension: L=1071 m, VR=31 m, GR: H=18 m, T=6-8° C.
Führungen: L=260 m, D=45 min.
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: Eingangshalle und Hauptgang sind auch mit dem Rollstuhl zu befahren.
Literatur: Maximillian Dornseif, Stefan Voigt (2020): Die Höhlen am unteren Walbach, In: Der Antiberg. Band 75, 2020, S. 33–41. DOI
Dieter W. Zygowski (1983): Die Aggertalhöhle in Ründeroth, Gemeinde Engelskirchen, Oberbergischer Kreis, Hrsg: Verkehrsamt der Gemeinde Engelskirchen, 1983.
Hans-Werner Holz (1960): Geologie der Höhlen von Ründeroth und Wiehl und ihrer Umgebung (Rheinisches Schiefergebirge), In: Decheniana. Nr. 113, 1960, ISSN 0366-872X, S. 1–38.
Hans Maassen, Franz Lotze (1953): Die Aggertalhöhle in Ründeroth (Oberbergischer Kreis). Ihre Geschichte und Beschreibung, Verkehrsamt des Luftkurortes Ründeroth, Ründeroth 1953.
Adresse: Führungsbetrieb Aggertalhöhle Ründeroth, Dr.-Ing. Sylvia-Kathrin Tanneberger, Löh 4, 51709 Marienheide.
Aggertalhöhle, Im Krümmel 39, 51766 Engelskirchen, Tel: +49-2263-70702 (Höhlenkasse, Anrufbeantworter). E-mail: contact
Kulturamt der Gemeinde Engelskirchen, im Rathaus, 51766 Engelskirchen/Ründeroth, Tel: +49-2263-83-137.
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Geschichte

1773 soll nach alten Berichten das Entdeckungsjahr sein.
1819 wird eine Feckelsberger Höhle erstmals erwähnt. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um die Aggertalhöhle.
1890 Bau des Stollens.
1910 erster Höhlenplan von Benno Wolf.
1927 Beginn der Erschließung und Einbau des elektrischen Lichts.
12.10.1930 Eröffnung als Schauhöhle unter dem Namen Felsen- und Muschelhöhle.
1945 Nutzung als Luftschutzkeller.
1948 Wiederaufnahme des Führungsbetriebs.
1950 Umbenennung in Aggertalhöhle durch Gemeinderatsbeschluß.
1952 Betonausbau des Stollens.
1960 Höhlenplan von Hans-Werner Holz.
1967 Jahrestagung des Verbands der deutschen Höhlen- und Karstforscher (VdHK) in Ründeroth.
1980 Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen als Schauhöhle.
1981 Jahrestagung des Verbands der deutschen Höhlen- und Karstforscher (VdHK) in Ründeroth.
1995 Beginn der Erforschung und Betreuung durch den Arbeitskreis Kluterthöhle e.V..
2021 Sanierung der Höhle und Installation einer LED Lichtanlage.

Bemerkungen

Die Aggertalhöhle ist ausgesprochen trocken. Eine abdichtende Tonschicht verhindert das Eindringen von Wasser und damit auch die Bildung von Sinter. Nur nach besonders starken Regenfällen sind die unteren Teile überflutet. An manchen Stellen finden sich Kristallbildungen aus Aragonit. Dabei sitzen büschelweise Kristallnadeln von wenigen Millimetern Länge an den Wänden. Aber auch die wenigen Sinterbildungen sind aus Aragonit, einer Kristallform des Kalks, aufgebaut. Ihre Entstehung verdanken sie dem hohen Magnesiumgehalt des Dolomits.

Besonders interessant ist der in der Höhle aufgeschlossene tropische Riffkomplex. Beim Gang durch die Höhle lassen sich die verschiedenen Zonen des Riffs, von der Brandung zerschlagene Korallenblöcke und feinkörnige Ablagerungen der Lagune, deutlich unterscheiden. Ein besonders witziges Highlight ist der Pastorengang, der an manchen Stellen nur 30 cm breit ist. Als im Jahre 1890 die Höhle erstmals durch einen Stollen zugänglich gemacht wurde, erfuhr ein Pastor, der sich dort gerade zu Besuch aufhielt, von der Höhle. Er war so interessiert, dass er alle Gänge der Höhle erforschen wollte, auch diesen, von dem ihm die Arbeiter abrieten. Wie zu erwarten blieb der recht wohlgenährte Geistliche hoffnungslos stecken und konnte erst nach vielen Anstrengungen befreit werden. Er muss wohl wirklich sehr beleibt gewesen sein, der Gang ist auch von Übergewichtigen recht problemlos befahrbar, viel mehr Besucher haben Probleme mit klaustrophobischen Anfällen. Zum Glück kann die Engstelle leicht umgangen werden.

Die Aggertalhöhle wurde bereits im 18. Jahrhundert entdeckt, doch erst 1819 unter dem Namen Feckelsberger Höhle urkundlich erwähnt. Sie wurde beim Bergbau nach Eisenerz wiederentdeckt und nach der nur wenige hundert Meter entfernten Ortschaft Feckelsberg benannt. Der Eingang der Höhle befindet sich an der Stelle, an der ein Trockental nach Feckelsberg abzweigt. Auch unter dem Namen Ründerother Höhle war sie bekannt, Ründeroth ist die nächste größere Stadt, etwa gleich weit entfernt am Ufer der Agger. Der Zugang war ursprünglich am Grund einer tiefen Doline bis im Jahre 1890 ein rund 30 m langer, horizontaler Zugangsstollen gegraben wurde. Der Grund und Boden gehörte damals dem Kölner Industriellen Theodor Guilleaume und so erhielt die Höhle den Namen Guilleaume-Höhle. 1910 wurde sie vom Höhlenforscher Benno Wolf erforscht, der den ersten, noch recht einfachen Plan der Höhle zeichnete. In den 20er Jahren wurde der Industrielle Otto Wolff neuer Besitzer und er ließ den verfallenen Stollen erneuern und veranstaltete Festlichkeiten in der mit Pechfackeln beleuchteten Höhle. Zur Schauhöhle ausgebaut wurde sie zwischen 1927 und 1930 durch den Verschönerungsverein Ründeroth, am 12-OCT-1930 wurde sie unter dem Namen Felsen- und Muschelhöhle als Schauhöhle eröffnet. Erst 1950 wurde die Höhle durch Gemeinderatsbeschluß in Aggertalhöhle umbenannt. Ein sehr schöner Name mit Wiedererkennungswert, der offensichtlich auf die durch Ründeroth fließende Agger zurückgeht. Der Eingang befindet sich allerdings gar nicht im Tal der Agger, sondern in einem Seitental das vom Walbach durchflossen wird.

Nur die nähere Umgebung der Höhle besteht aus Kalk und ist verkarstet. Die weitere Umgebung besteht aus Grauwacke und Schiefer, das Kalkgebiet stellt den Kern eines Sattels dar. Dieses Gebiet wurde auf einer Fläche von ca. 50 ha unter Naturschutz gestellt, und bietet noch verschiedene andere Karsterscheinungen. So sind außer der Aggertalhöhle noch acht weitere Höhlen bekannt, es gibt Karstquellen und Ponore. Die wichtigste Höhle im Gebiet ist das Windloch, das im Frühjahr 2019 durch den Arbeitskreis Kluterthöhle im benachbarten Mühlenberg entdeckt wurde. Sie ist mit über 8.500 m Gesamtganglänge die größte Höhle in der Gegend und ihre Entdeckung führte zu einem Medienecho, das zu einen Anstieg der Besucherzahlen in der Aggertalhöhle führte.

Nur 40 m von der Höhle entfernt fließt der Walbach vorbei. Er entwässert das Gebiet und fließt wenig später in die Agger. In seinem Verlauf weist er mehrere interessante geologische Phänomene auf. So liegt zum Beispiel sein Bett höher als die Höhle, trotzdem ist in der Höhle keine Auswirkung erkennbar, das Flußwasser dringt nicht in die Höhle ein. Außerdem besitzt er mehrere Ponore, deren Verbindung mit Quellen in der Nähe durch Färbeversuche nachgewiesen wurde.

Seit 1995 wird die Höhle durch den Arbeitskreis Kluterthöhle e.V. wissenschaftlich betreut. Als erstes vermaßen sie die Höhle neu und 1997 wurde ein neuer Höhlenplan erstellt. Im Sommer 2021 wurde die Schauhöhle grundlegend saniert und mit LED Beleuchtung ausgestattet. Dadurch wurde die Führung deutlich verbessert, zum einen wurde durch die Sanierung vieles freigelegt und durch die neue Höhlenbeleuchtung wurde es ins rechte Licht gerückt.