Ort: |
Hasselfelder Str. 2, 38889 Oberharz am Brocken OT Rübeland.
In Rübeland, 14 km S Wernigerode. Von Wernigerode F244 bis Elbingerode, dann links ab, F27 bis Rübeland, im Ort an der Ortsdurchgangsstraße in Richtung Rappbode-Stausee. (51.7551382, 10.8472132) |
Öffnungszeiten: |
FEB bis JUN täglich 9-16:30. JUL bis AUG täglich 9-17:30. SEP bis OKT täglich 9-16:30. NOV bis JAN täglich 9-15:30. Eine Höhle ist während der Wintermonate (Nov bis Apr) wegen Renovierung kurze Zeit geschlossen. Endzeit ist die Zeit der letzten Führung. [2024] |
Eintrittspreise: |
Erwachsene EUR 9,50, Kinder (4-14) EUR 6,50, Kinder (0-3) frei. [2024] |
Typ: | Karsthöhle, Unterer Devon, z. T. Marmor |
Licht: | LED |
Dimension: | L=2,733 m (3,000 m), A=378 m N.N. |
Fü: |
L=1300 m, D=50 min. V=100.000/a [2005]. |
Fotografieren: | verboten |
Zugänglichkeit: | viele Treppen, nicht zugänglich für Rollstühle |
Literatur: |
Fritz Reinboth (2016):
Zur Entdeckungsgeschichte der Hermannshöhle in Rübeland im Lichte der Originaldokumente bis 1888,
Mitteilungen des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V. 62. Nr. 2, 2016, S. 36–46.
|
Adresse: | Tourismusbetrieb Oberharz am Brocken, Blankenburger Straße 35, 38889 Oberharz am Brocken OT Rübeland, Tel: +49-39454-49132, Fax: +49-39454-53475. E-mail: |
Nach unserem Wissen sind die Angaben für das in eckigen Klammern angegebene Jahr korrekt. Allerdings können sich Öffnungszeiten und Preise schnell ändern, ohne daß wir benachrichtigt werden. Bitte prüfen Sie bei Bedarf die aktuellen Werte beim Betreiber, zum Beispiel auf der offiziellen Website in der Linkliste. |
28-JUN-1866 | Entdeckung bei Straßenarbeiten von Wilhelm Angerstein, Spitzname Sechserding), und Sechserdingshöhle genannt. |
1870 | vom Geheimen Kammerrat Hermann Grotrian erforscht. |
NOV-1887 | erforscht von Johan Herman Kloos. |
29-DEC-1887 | Durchbruch zur oberen Höhle in die darüber liegende „Bärenhöhle“ durch Förster Tiemann. |
1888 | Robert Nehring ist im Oberforstbüro Blankenburg auch für Rübeland zuständig, übernimmt die Erforschung, Vermessungen und Bau eines Zugangsstollens von den Pferdeställen her. |
01-MAY-1890 | als Schauhöhle eröffnet, elektrisches Licht. |
1932 | erforscht von Friedrich Stolberg. |
1949 | Erweiterung des Führungsweges. |
1970 | weitere kontinuierliche Forschung. |
Die Hermannshöhle ist die größere und geologisch auch interessantere der beiden Rübeländer Schauhöhlen. Sie besitzt drei Etagen, ganz unten eine aktive Flußhöhle mit Höhlenbach, die größtenteils nur mit Tauchausrüstung befahren werden kann. Erst in den letzten Jahren wurde die Erforschung durch Höhlentaucher vorangetrieben.
Der Besucher betritt die Höhle im mittleren Stockwerk und steigt während der Führung hinauf in das oberste Stockwerk, wo er die Höhle wieder verläßt. Im mittleren Stockwerk befindet sich eine der Attraktionen der Höhle, die Kristallkammer. Im stehenden Wasser haben sich hier filigrane und schneeweiße Kristalle aus Kalzit gebildet. Derartige Kristalle sind in Deutschland recht selten, und so gibt es nur wenige Schauhöhlen, die etwas Derartiges bieten können.
In der obersten Etage wurde eine Vielzahl von Knochenfunden gemacht, meist von Höhlenbären (Ursus spelaeus). Einige Bärenschädel und andere Knochen sind während der Führung zu besichtigen. Doch das highlight hier ist eine aufrecht stehende Replik eines Höhlenbären die seine außergewöhnliche Größe von fast 3,50 m veranschaulicht. Dieses Skelett wurde erst vor einigen Jahren angeschafft.
Ein künstlich angelegter Höhlensee beim höchsten Punkt der Höhle ist die zweite große Attraktion. Er enthält lebende Grottenolme aus Slovenien. 5 Exemplare wurden 1932 eingesetzt, noch einmal 13 Exemplare 1956. Die Hermannshöhle ist der einzige Ort in Deutschland, an dem man lebende Grottenolme sehen kann. Dies geht auf den Rübeländer Höhlendirektor Bernhard Lange und den Geologen Dr. Walter Biese zurück. Sie organisierten die Ansiedlung und auch den Bau des sogenannten Olmensee, einem künstlichen See. Die Tiere die 1932 angesiedelt wurden stammten aus der Postojnska Jama. Beim zweiten Mal war es das Rübeländer Höhlenforscher-Ehepaar Wolfgang und Ingeburg Reichel, die 13 weitere Grottenolme von Postojnska Jama nach Rübeland brachten. Nach einer Quarantäne wurden die Olme im Januar 1957 schließlich ebenfalls in den See freigelassen.
Da sie bereits sehr viele Jahre in der Höhle leben wurde immer erwartet, dass sie sich irgendwann fortpflanzen. Die Enttäuschung war groß, als sie das nicht taten. Jemand stellte die Behauptung auf, dass es sich nur um männliche Tiere handelte, deshalb könnten sie sich nicht fortpflanzen. Tatsächlich hatte sich das sozialistische Jugoslawien angewöhnt nur männliche Tiere herauszugeben, gerade um eine Fortpflanzung zu verhindern. Da half auch der Status als "sozialistische Bruderland" nichts. Später war der Import weiterer Tiere aus Naturschutzgründen nicht mehr möglich. Andere spekulierten, dass die Temperatur im See mit 7 °C zu niedrig wäre. Tatsächlich ist die Fortpflanzung temperaturabhängig, oberhalb 18 °C ist keine Entwicklung von Eiern und Larven möglich. Da Olme normalerweise Karstgewässer unter 10 °C nicht besiedeln könnte es auch hier eine Grenze geben. Tatsächlich stellten sich dann beide Spekulationen als unwahr heraus, nachdem das betonierte Becken im Jahr 2015 komplett überarbeitet wurde, insbesondere in einen viel natürlicheren Zustand gebracht wurde, tauchten bald danach Gelege auf. Inzwischen ist das bereits drei Mal passiert, 2016, 2017 und 2020. Es war also einfach zu ungemütlich für Sex. Allerdings starben alle diese Eier nach einiger Zeit ab, und da das bereits dreimal passiert ist kann man wohl mit einer erheblichen Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass tatsächlich ein Umweltfaktor nicht stimmt. Obwohl sie ein recht hohes Alter von 70 bis 100 oder vielleicht sogar 150 Jahren erreichen ist also die Zeit begrenzt, in der man Grottenolme in Deutschland noch sehen kann.
Von den beiden Schauhöhlen in Rübeland ist dies die jüngere. Sie wurde erst am 28. Juni 1866 von Wilhelm Angerstein, Spitzname Sechserding, einem Wegeaufseher aus Neuwerk, entdeckt. Er wird mit bombastischen Titeln genannt, tatsächlich war er einfach Wegearbeiter und pflegte die Straßen und Wege der Umgebung. Er war dabei Schutt und Geröll an der Bergseite der Hasselfelder Straße zu räumen, als er den Eingang entdeckte. Die Höhle wurde deshalb nach seinem Spitznamen, Sechserdinghöhle genannt. Welche Arbeiten er genau ausgeführt hat, ist unklar, in frühen Quellen wird der Bau der Chaussee von Rübeland nach Hasselfelde genannt, eine Aufgabe, die er sicherlich nicht allein hätte leisten können. Allerdings gibt es auch Quellen, die darauf hinweisen, dass Fritz Sorge aus Rübeland, der deutlich schlanker war, den engen Höhleneingang zuerst befahren hat, und somit als Entdecker gelten müsste. Angerstein hat die Höhle erst betreten, nachdem der enge Eingang erweitert worden war. Auch gibt es eine Quelle die einen nicht namentlich genannten Hüttenarbeiter als Entdecker bezeichnet. Zu dieser Version passt auch die Tatsache, dass der Oberhütteninspektor Bredenschey die Höhle nach eigener Aussage bereits am folgenden Tag mit einer Tür verschließen ließ. Das ist der Grund warum sowohl Tropfsteinschmuck als auch die Höhleninhalte so gut erhalten sind. Einige Wochen später berichtet er in einem Brief an die Herzogliche Cammer, Direction der Bergwerke zu Braunschweig. Er beantragte um Auftrag der Gemeinde, die Höhle für Führungen zu nutzen, die Gemeinde war sogar bereit eine Belohnung an den Entdecker zu zahlen. Dieser war selbst bei der Herzoglichen Kreisdirektion in Blankenburg vorstellig geworden, welche wiederum bei Bredenschey rückfragte. Das Hauptproblem war wohl, dass der enge Eingang, der 10 m tiefe Schacht und der folgende Schluf eine massive Ausbauarbeit mit hohen Kosten erfordert hätte.
Die ganze Diskussion beruhte darauf, dass die Höhle auf herrschaftlichem Grund und Boden gelegen war, und somit zum Resort der Herzoglichen Cammer D. d. B. gehörte. Die Gemeinde hätte sie gerne gekauft und selbst betrieben, weil die beiden anderen Schauhöhlen in Rübeland bereits sehr einträglich waren und vier hauptberufliche Höhlenführer ernährten. Dies wurde jedoch abgelehnt, sie sollte für wissenschaftliche Zwecke im Urzustand zu erhalten bleiben. Die ersten Untersuchungen begannen 1870 durch den braunschweigischen Geheimen Kammerrat Hermann Grotrian. Er befasst sich in den folgenden Jahren mit den Fossilien in der Höhle. Das Staatsministerium genehmigt Grotrians Antrag auf Forschungsgelder und stellt ihm 1874 100 Reichstaler zur Verfügung. Das ist wohl der Grund warum meist dieses Jahr für seine Forschungen angegeben wird, er hat aber die Höhle bereits ab 1870 erforscht. Diese schliefen jedoch altersbedingt bald wieder ein. Der Entomologe Fuchs aus Berlin stellte den Antrag nach augenlosen Insekten zu suchen, er wurde an Grotrian verwiesen. Publiziert wurde allerdings nichts, Grotrian war wohl etwas ablehnend. Grotrian beauftragte einen Vermesser die Höhle zu vermessen und drei Arbeiter und einen Steiger die Höhle „fahrbar“ zu machen. Er scheint auch so geltungssüchtig gewesen zu sein, die Höhle nach sich zu benennen. Grotrian selbst gab bei den Harzer Werken eine bronzierte, gusseiserne Platte, einschließlich „Anschraubung“ in Auftrag. Diese wurde am 29-JUN-1877, sozusagen zum Jubiläum der Entdeckung, aufgestellt und damit Fakten geschaffen. Die Inschrift lautete: "den 29. Juni 1877 Hermann's Höhle". Grotrian war zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben.
Grotrians Nachfolger, Kammerrat Kybitz beauftragte im Oktober 1887 den Professor an der Technischen Hochschule Braunschweig, Johan Herman Kloos mit der Untersuchung einer im Weserbergland entdeckten kleinen Höhle. Nun entsann man sich auch der Hermannshöhle und Kloos untersuchte auch diese. Unter seiner Aufsicht begann im November 1887 der örtliche Förster Tiemann, unterstützt durch den Forstwart Hase, mit neuen Grabungen. Inzwischen war die Rübeländer Hütte privatisiert, und die Verantwortung für die Höhle ging an die Direction der Forsten zu Braunschweig. Dieser entdeckte noch im selben Jahr die Verbindung zur Bärenhöhle, dem höheren Stockwerk. Ab 1888 war jedoch Robert Nehring im Oberforstbüro Blankenburg für Rübeland zuständig. Er übernimmt die Erforschung, Vermessungen und Bau eines Zugangsstollens von den Pferdeställen her. Die Entdeckung des höheren Stockwerks und die genaue Vermessung waren die Voraussetzung für den Ausbau als Schauhöhle. Und so wurde die Höhle erst nach einem viertel Jahrhundert, am 1. Mai 1890, als Schauhöhle eröffnet. Doch sie hatte bei ihrer Eröffnung bereits elektrisches Licht, sie war somit die zweite Schauhöhle mit elektrischem Licht in Deutschland. Zu diesem Zeitpunkt gab es weltweit nur ein halbes Dutzend Schauhöhlen mit elektrischem Licht.
Beim Ausbau zur Schauhöhle wurden eine Vielzahl von Knochen gefunden. Berühmt wurde die Höhle durch die zahlreichen Höhlenbärenknochen, die hier gefunden wurden. Aber auch Knochen von Höhlenlöwen, Hyänen, Schneehasen und Schneehühnern wurden gefunden.
Die Höhlen in Rübeland werden von einer gemeinsamen Verwaltung betrieben. Im Laufe der Jahre wurden viele eher seltsame Eigenheiten der ehemaligen DDR Verwaltung ausgemerzt und der Höhlenbesuch dadurch sehr entspannt. Leider hatte Corona verheerende Auswirkungen. Inzwischen werden die Öffnungszeiten nur noch für den aktuellen und den nächsten Monat angegeben, und Karten über das Online-Booking System verkauft. Dieses bietet weder verbilligte Karten für Senioren, Studenten oder Familien, noch werden Kombikarten für beide Höhlen verkauft. Allerdings scheint es so zu sein, dass der Verkauf an der Höhlenkasse immer noch existiert.