Hohler Fels bei Schelklingen

Hohle Fels


Touristische Informationen:

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Die Umgebung mit dem weithin sichtbaren Hohlen Fels.
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historischer Stich des Hohlen Felses.
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Vitrinen im Eingangsbereich der Höhle.
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Ansicht der Ausgrabung im Eingangsbereich.
Ort: Schelklingen.
Von Ulm B28 bis Blaubeuren, vor dem Tunnel links ab B492 nach Schelklingen. Am Ortseingang links ab. 500 m bis Parkplatz, 5 min Fußweg.
(48.379012, 9.753897)
Öffnungszeiten: JUN bis OKT Mi-Fr 14-17, Sa, So 11-17.
Führung: Sa 11:15 und nach Vereinbarung.
[2022]
Eintrittspreise: Erwwachsene EUR 4,50. Kinder (7-17) EUR 1, Studenten EUR 3, Behinderte EUR 3.
Gruppen (12+): Erwachsene EUR 3.
Führung: max 25 Teilnehmer EUR 40.
[2022]
Typ: SpeleologyKarsthöhle, einzelne Halle, Malm
Licht: LightBeleuchtung mit Glühlampen
Dimension: L=120 m, GH=23.4 m, 534 m N.N. Fläche der Halle: 500 m²
Führungen: V=3.800/a [2005]. D=1 h, Max=25.
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nur Eingangsbereich
Literatur: (o.J.): Der Hohlefels bei Schelklingen, Alb-Donau-Kreis, Eine urgeschichtliche Fundstelle im Achtal,
Kulturdenkmale in Baden-Württemberg, Kleine Führer, Blatt 46, Hrsg: Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Stuttgart.
E. Wagner (1979): Eiszeitjäger im Blaubeurener Tal, Führer zu archäologischen Denkmälern in Baden-Württemberg, Bd. 6, Theiss, Stuttgart 1979.
Bernhard Mangold, Andreas Pöhler (1966): Der Hohle Fels, Laichinger Höhlenfreund, 1. Jahrgang, 2. Halbjahr 1966, Heft 2.
Adresse: Museumsgesellschaft Schelklingen, Verein für Heimatgeschichte e.V., Merowingerstr. 8, 89601 Schelklingen.
Bürgermeisteramt Schelklingen, Marktstraße 15, 89601 Schelklingen, Tel. +49-7394-248-17. Di + Mi 9-12, Do 9-12, 14-16. E-mail:
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Geschichte

1830 Ausgrabung von Höhlenbärenknochen durch den Töpfer Karl Friedrich Rixinger beim Lehmgraben.
1844 Verwendung der phosphatreichen Höhlenablagerungen als Dünger.
1870-71 Grabung durch Oskar Fraas und J. Hartmann.
1872 Exkursion des Anthropologischen Vereins zur Höhle. Teilnehmer u.a. Professor Rudolf Virchow. Sicherung der Höhle durch ein Tor.
1905 Anlage von Treppen und Wegen und Beginn der Höhlenfeste, organisiert von der Ortsgruppe Schelklingen des Schwäbischen Albvereins.
1936 Hohler Fels als Naturdenkmal unter Schutz gestellt.
1944 vom Luftgaukommando V für Zwecke der Luftwaffe beschlagnamt und Höhlenboden teilweise eingeebnet.
1955 elektrisches Licht installiert und mit massivem Eisengitter verschlossen.
1958-60 Grabung durch die Schelklinger Heimatforscherin G. Matschak und Prof. Gustav Riek.
1966 Vermessung und Artikel im WorldLaichinger Höhlenfreund.
1977-79 Ausgrabungen durch Prof. Joachim Hahn vom Tübinger Institut für Urgeschichte in Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt.
1987-96 Jährlich sechs Wochen Grabung durch Prof. Joachim Hahn.
1997- Ausgrabungen durch Prof. N. J. Conard und Prof. H.-P. Uerpmann vom Institut für Urgeschichte der Universität Tübingen.
2017 in die UNESCO WHL aufgenommen.

Bemerkungen

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Führungsgruppe im Hauptraum von oben gesehen, Eingang hinten in der Mitte sichtbar.
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oberes Ende des Führungswegs, typische Höhlenwand ohne Sinter.

Der Hohle Fels ist einer der größten Hohlräume der Alb. Die Höhle besteht allerdings nur aus dieser einen großen Halle, die man durch einen heute mannshohen Gang betritt. Zwei Seitengänge nach rechts und links enden bereits nach wenigen Metern. Der Hohle Fels besitzt keine Tropfsteine und nur ein bischen Montmilch im Eingangsbereich. Er ist vorwiegend von archäologischem Interesse.

Die Höhle war einst zur Oberfläche hin offen, der Schacht ist am hinteren Ende des Hauptraums zu sehen, aber inzwischen ist er blockiert. Blätter, Holz und Erde von der Oberfläche wurden sehr lange eingetragen, bis sie schließlich den größten Teil der riesigen Kammer füllten. Diese Sedimente enthielten auch einen Guano-Anteil, das von den Fledermäusen in der Höhle produziert wurde. Als die Einheimischen die Höhle Anfangs des 19. Jahrhunderts zum ersten Mal erforschten, gab es nur einen niedrigen Durchgang entlang der heutigen Decke, sowohl im Eingangsbereich als auch in der Hauptkammer. Der erste Versuch, die Höhle auszubeuten, durch einen Töpfer auf der Suche nach Ton, war aber nicht sehr erfolgreich. Der Töpfer Karl Friedrich Rixinger entdeckte Knochen von Höhlenbären und verkaufte sie an einen Sammler aus Ulm. Nur wenige Jahre später wurde das Höhlensediment als Dünger verwendet, und ein Großteil des Sediments in der Hauptkammer wurde entfernt. Dazu war es notwendig, den Boden im Eingangsbereich abzusenken, so dass man mit Wagen in die Hauptkammer fahren konnte. Die Felsen und Trümmer, die nicht als Dünger verwendet werden konnten, wurden vor dem Höhleneingang abgeladen und bilden heute einen erhöhten Vorplatz.

Der erste wissenschaftliche Grabung in der Höhle wurde vom berühmten Prof. Oscar Fraas unternommen, der am Naturhistorischen Museum in Stuttgart arbeitete, viel in der Gegend forschte und Bücher und wissenschaftliche Arbeiten veröffentlichte. Er war der erste, der die archäologische Bedeutung dieser Höhle erkannte. Nach zwei Jahren Ausgrabung führte er eine Gruppe berühmter Archäologen in die Höhle, im Rahmen des Exkursionsprogramms einer archäologischen Fachkonferenz. Es waren zahlreiche berühmte Archäologen der damaligen Zeit, Mitglieder des Anthropologischen Vereins und auch der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte darunter. Der berühmteste Besucher war der international renommierte Professor Rudolf Virchow. Zur Vorbereitung des Besuchs wurde die Höhle mit Holzpfaden und -treppen ausgestattet. Wichtiger für die Erhaltung der Höhle war jedoch die Tatsache, dass die Höhle durch ein Tor verschlossen wurde. Dennoch war Höhlenschutz noch nicht erfunden, die Wissenschaftler entfernten einen Eisenbahnwaggon voller Funde, und jeder Teilnehmer der Exkursion durfte einen Gegenstand auswählen, den er mit nach Hause nehmen konnte.

In den folgenden Jahrzehnten gab es zahlreiche Ausgrabungen durch örtliche Archäologen, jedoch ohne außergewöhnliche Entdeckungen. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Höhle als Luftschutzraum genutzt, und dafür wurde der Eingangsbereich nochmal abgesenkt, um die Einfahrt mit Autos und landwirtschaftlichen Maschinen zu ermöglichen. Der Boden wurde gekiest und erhielt damit mehr oder weniger seinen heutigen Zustand. Diese Entwicklung zerstörte alle oberen Schichten, schützte aber die unteren Schichten vor weiterer Zerstörung. Und als die Höhlenforschung nach dem Krieg wiederbelebt wurde, vermaß der Höhlenverein Laichingen die Höhle zum ersten Mal und erstellte einen Höhlenplan, der bis heute verwendet wird.

Das Highlight einer weiteren Grabung in den Jahren 1997-99 durch das Institut für Urgeschichte, Tübingen, war der Fund eines bemalten Steins. Er wurde in der Presse ausführlich beschrieben und als erster Nachweis von Höhlenwandmalerei nördlich der Alpen bezeichnet.

Von 1977 bis 1979 fand eine Grabungskampagne unter der Leitung von Prof. Joachim Hahn vom Institut für Urgeschichte in Tübingen in Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt Baden-Württemberg statt. Berühmte Funde waren versteinertes Holz, eine Geweihharpune aus einem Geweih und Nähnadeln aus dem Magdalénien. Aus dem Gravetien wurden einige Speerspitzen und Elfenbeinanhänger entdeckt. Auch die archäologische Bedeutung der Höhle wurde wieder bekannt. Wiederkehrende Ausgrabungen brachten zahlreiche weiter Überreste aus tieferen Schichten ans Tageslicht.

Nach dem frühen Tod von Hahn 1997 wurden die Ausgrabungen von Prof. Nicholas Conard fortgesetzt. Der Höhepunkt der Grabungssaison 1997-99 war die Entdeckung eines kleinen Felsens mit etwas Farbe. Dieser Fund wurde sehr intensiv publiziert, nicht nur in wissenschaftlichen Arbeiten, sondern auch in der Boulevardpresse. Man nannte ihn den ersten Nachweis von Höhlenmalereien nördlich der Alpen, und die spektakulären Veröffentlichungen machten die Höhle Hohler Fels bekannt. Aber nicht nur die Art und Weise der Veröffentlichung ist ein wenig seltsam, auch der Fund selbst ist nicht so einzigartig, wie die Schlagzeilen behaupteten: bereits 1988 entdeckte Joachim Hahn bemalte Felsen im nahe gelegenen CaveGeißenklösterle. Dies war wohl das erste Anzeichen dafür, dass Conard ein ziemlich begabter Selbstdarsteller ist. Bis heute ist er recht erfolgreich bei der Entdeckung nachrichtenwürdiger Gegenstände, um sicherzustellen, dass es immer genug Geld für die Fortsetzung der Ausgrabungen gibt.

Die beeindruckendsten Funde der Höhle sind: Die ArchaeologyVenus vom Hohle Fels, eine aus Elfenbein geschnitzte Frauenfigur. Diese Figuren sind ziemlich verbreitet und wurden in ganz Europa gefunden, aber die Figur aus dem Hohlen Fels ist die bisher älteste. Viel weniger verbreitet sind ArchaeologyKnochenflöte die aus einem Vogelknochen geschnitzt wurde. Beide Gegenstände sind etwa 42.000 Jahre alt.

Repliken der Funde aus dem Hohlen Fels und anderen Höhlen im RegionBlautal sind im SubterraneaUrgeschichtlichen Museum in Blaubeuren, im Heimatmuseum Schelklingen, im SubterraneaUlmer Museum, und in der Höhle selbst zu sehen. Das Blautal und das nahegelegene Lonetal stehen seit 2017 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Daher wird es vor der Höhle ein neues Besucherzentrum geben, zumal die Höhle selbst im Winter aufgrund des Fledermausschutzgesetzes geschlossen werden muss. Derzeit [2020] haben die Bauarbeiten jedoch noch nicht einmal begonnen.

Neben den spektakulären archäologischen Funden gibt es noch eine Vielzahl paläontologischer Funde. Schon beim Abbau des Höhlensediments als Dünger wurden immer wieder Knochen gefunden, der Fraas'sche Eisenbahnwaggon ist legendär. Auch bei den jüngsten Grabungen wurden immer wieder Knochen gefunden. I2002 wurde das Alter der Höhlenbärenfunde aus den Höhlen des Achtals mit der C14 Methode bestimmt. Die Ergebnisse bewegen sich um 28.000 Jahre, sind also dem Gravetien zuzuordnen. Der Mensch und der Höhlenbär lebten also "gleichzeitig" hier, und mit einem außergewöhnlichen Fund konnte sogar nachgewiesen werden, dass der Mensch den Höhlenbären jagte. Ein Wirbel in dem eine abgebrochenen Silexspitze steckt wurde gefunden, offensichtlich von einem Speer oder Pfeil mit dem auf den Bär geschossen worden war. Eine weitere Verletzung am gleichen Wirbel legt eine gemeinsame Jagd nahe, da sie mit größter Wahrscheinlichkeit von einem zweiten Jäger verursacht worden war. Dies ist bislang der einzige Nachweis, dass Menschen Jagd auf Höhlenbären gemacht haben.

Noch eine Anmerkung zum Namen Hohler Fels. Heute wird in der Literatur meist der Eigenname "Hohle Fels" verwendet, was eigentlich falsch ist. Die Höhle wird schwäbisch "der hohle Fels" oder auch "Hohlefels" genannt, was einfach eine Beschreibung eines Felsens ist, der hohl zu sein scheint. Die undeklinierte Form dieses Eigennamens ist "Hohler Fels". Die allgemeine Verwendung von Hohle Fels wurde von Prof. Conard, dem amerikanischen Archäologen eingeführt, der offensichtlich selbst Probleme mit der deutschen Deklination hat. Dennoch wird diese Form inzwischen aus naheliegenden Gründen in der Literatur weitgehend akzeptiert.