Sontheimer Höhle


Touristische Informationen:

Der Eingang, eine Führungsgruppe auf dem Weg in die Höhle.
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Der Eingang, Abstieg in die Höhle.
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Der Eingang.
Der Abstieg führt auf die Sohle der Halle, wo der Höhlengang beginnt.
Ort: Sontheim, Schwäbische Alb.
A8 Ausfahrt Merklingen, 12 km nach Sontheim über Machtolsheim. 2 km südlich von Sontheim, am Rand des Tiefentals, von der Straße Sontheim-Seißen nach ca 2 km rechts ab, 5 min/300 m Fußweg vom Parkplatz.
(48.431087, 9.683825)
Öffnungszeiten: MAI bis JUN Sa 14-17, So, Fei 10-17.
JUL bis AUG Di-Fr 13-17, Sa 14-17, So, Fei 10-17.
SEP bis OKT Sa 14-17, So, Fei 10-17.
Führungen jeweils zur vollen Stunde.
Gaststätte: APR bis OKT Sa 14-19, So, Fei 10-18.
[2021]
Eintrittspreise: Erwachsene EUR 4, Kinder (6-14) EUR 3, Kinder (0-5) frei.
[2021]
Typ: SpeleologyKarsthöhle,
Licht: LightLED Beleuchtung
Dimension: L=530 m, VR=54 m, 730 m N.N., T=7 °C. Portal: B=7 m, H=12 m.
Führungen: L=192 m, VR=34 m, D=30 min. V=3,600/a [2011]
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur: Anon (1971): 500 Jahre Sontheimer Höhle Pfingsten 1971, Sonderdruck.
Helmut Frank, Erich Ruopp, Herbert Keifer (1997): Führer durch die Sontheimer Höhle, 4. überarbeitete Auflage 1991, 41 Seiten, 1 Plan, 17 Abb, 1 Tabelle
Adresse: Höhlenverein Sontheim, 72535 Heroldstadt, Tel: +49-7389-906109. E-mail: contact
Rasthaus, Tel: +49-7389-906648 (nur während der Öffnungszeiten).
Wochentags Voranmeldung, Tel: +49-7389-906404. E-mail: contact
Nach unserem Wissen sind die Angaben für das in eckigen Klammern angegebene Jahr korrekt.
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Geschichte

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3./4. Jahrhundert frühalemannische Bestattung in der Höhle.
1488 erstmals beschrieben durch den Ulmer Dominikanerprior Fabri.
20-OCT-1516 vermutlich Besuch von Herzog Ulrich von Württemberg.
1753 Beschreibung und erster Höhlenplan von Prälat Weissensee.
1791 Beschreibung von Rössler.
1823 Beschreibung von Gustav Schwab.
03-JUL-1825 großes Höhlenfest zur Wiederaufnahme der alten Tradition und Illumination der Höhle.
1825 Beschreibung und Plan in der Oberamtsbeschreibung des OA Münsingen.
20-JUN-1857 Herausgabe einer Festschrift anlässlich des Höhlenfests.
1929 Florian Heller entdeckt im Vordeteil pleistozäne Fledermausreste.
16-MAR-1956 Gründung des Höhlenverein Sontheim.
1957 elektrische Beleuchtung.
29 bis 31-MAY-1971 Einweihung des Höhlenrasthauses mit einem großen Höhlenfest.
1971 Neuvermessung durch den HHVL und den HV Sontheim, Plan von Helmut Frank.
1977 Entdeckung eines Doppelgrabes aus der Merowingerzeit (3./4. Jh, frühalemannisch) bei einer Grabung des Landesamt für Denkmalpflege in Tübingen.
1987 Hinter Kohlhaldenhöhle discovered
2010 Beleuchtung mit LED installiert.
2011 Besucherweg neu gebaut.

Bemerkungen

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Die Eingangshalle ist der größte Raum der Höhle.
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Der Eingang.
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Typische Ansicht der Hauptgangs.
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Eine Tropfsteinformation.
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Eine beeindruckende Seitenkluft.
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Andere Ansicht der Seitenkluft.
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An dieser Stelle wurde ein Bestattung aus der Bronzezeit ausgegraben.
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Auch im Hauptgang führt der Weg stetig nach unten.
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Tropfsteine hoch in der Wand.
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Diese ist wohl die älteste Inschrift in der Höhle von 1538.
Der beeindruckendste Tropfstein heißt Glocke.

Die Sontheimer Höhle ist wohl die älteste Schauhöhle der Schwäbischen Alb, und war früher auch als Sontheimer Erdloch bekannt. Die erste offizielle Höhlenbesichtigung fand vermutlich 1516 beim Besuch des Herzogs Ulrich von Württemberg (*1487-✝1550) statt. Des Besuchs ist dokumentiert, ein genaues Datum ist jedoch nicht überliefert worden. Es ist jedoch bekannt, dass der Herzog vom 17. bis 20-OCT-1516 in Blaubeuren war, um den Verhandlungen gegen Kardinal Lang beizuwohnen. Über diesen war eine Acht verhängt worden, die mit diesem Prozess aufgehoben wurde. Sowohl bei der Hinreise als auch bei der Rückreise wählte der Herzog den Weg von Wiesensteig über die Alb, der ihn beide Male an Sontheim vorbeiführte. Das Tiefental endet im Achtal unweit von Blaubeuren. Es ist vorstellbar, dass der Besuch auf dieser Reise stattfand. Bekannt ist jedoch, dass die Höhle für den Besuch erschlossen wurde, der Weg wurde mit Holzplanken ausgestattet, um den Besuch bequemer zu machen.

Berühmt ist die Sontheimer Höhle seit langem für ihre Höhlenfeste. Es ist nicht bekannt seit wann diese Höhlenfeste durchgeführt wurden, erstmals beschrieben werden sie in einem Buch von Gustav Schwab von 1823, in dem er schrieb "Noch bis gegen das Jahr 1790 hielten die Sontheimer Bauern alljährlich (am Pfingstmontag) Schmauß und Tanz in dieser Höhle". Auch er hat also nur Erzählungen der Einheimischen wiedergegeben und es ist nicht klar, ob die Feste tatsächlich in der recht kühlen Höhle stattfanden, oder wie heute üblich auf dem Vorplatz. Sicher ist jedoch, dass die Tradition am 03-JUL-1825 wiederaufgegriffen wurde. Der Tag des Höhlenfests war der einzige Tag im Jahr, an dem die Höhle beleuchtet war, und zwar mit fest angebrachten Fackeln und Kerzen. Deshalb waren die mit dem Fest verbundenen Höhlenbesichtigungen sehr beliebt. Dennoch gab es auch im Folgenden nicht jedes Jahr ein Fest. So ist überliefert, dass nach dem Fest 1841 eine 16-jährige Pause war, bis 1857 ein besonders großes Fest stattfand, zu dem sogar der erste Höhlenführer gedruckt wurde.

Das Höhlenfest fand ursprünglich im Juli, am Peter- und Paul-Feiertag statt. Der Grund war wohl, dass die Sontheimer eine besondere Beziehung zu diesem Heiligen haben, dem auch die Sontheimer Peter- und Paul-Kirche geweiht ist. Ende des 18ten Jahrhunderts fanden dann einige Höhlenfeste am Pfingstmontag statt, bevor es wieder zu einer Lücke kam. Mit der Gründung des Sontheimer Höhlenvereins 1956 wurde die Höhle ausgebaut und 1957 mit elektrischem Licht ausgestattet. Auch die Höhlenfeste wurden wieder häufiger veranstaltet, und schließlich fand das Höhlenfest jährlich am Pfingstsonntag statt. Recht außergewöhnlich war, dass das Fest nur an einem einzigen Tag stattfand, und wohl vor allem darauf zurückzuführen war, dass der Verein recht klein ist. Das Höhlenrasthaus wurde erst 1971 fertiggestellt und in diesem Jahr dauerte das kombinierte Höhlenfest mit Einweihungfeier das ganze Wochenende. Seit 2004 findet das Höhlenfest Pfingstsamstag und Sonntag.

Noch immer hat das Höhlenfest eine Besonderheit zu bieten. Nur an diesem Tag ist es möglich, die Hintere Kohlhaldenhöhle zu besichtigen. Dieser nicht besonders große Hohlraum ist voller sogenannter Kerzenstalagmiten, das sind schlanke Stalagmiten mit etwa 10 cm bis 15 cm Durchmesser und ein bis zwei Metern Höhe. Diese Höhle wurde vor einigen Jahren beim Bau eines neuen Generatorhauses entdeckt. Sie ist nicht Teil der regulären Führung um die Tropfsteine und die in der Höhle lebenden Fledermäuse zu schützen. Die Tropfsteine sind von außergewöhnlicher Schönheit und bleiben nicht zuletzt durch die eingeschränkten Besuchsmöglichkeiten in diesem unberührten Zustand.

Die Sontheimer Höhle wird durch ein großes Portal betreten, das in die größte Halle der Höhle führt. Dieser Eingang ist künstlich entstanden, der historische Eingang erfolgte durch einen viel kleineren Gang etwa an der Stelle der Sitzgruppe rechts vom Portal. Er ist heute verfüllt und überbaut, von innen kann er mit viel gutem Willen noch ausgemacht werden. Doch der Herzog Ulrich von Württemberg benutze 1516 noch diesen Eingang. Etwas später, der genaue Zeitpunkt ist unbekannt, wurde versucht daneben einen bequemeren Eingang zu schaffen. Das war sozusagen ein durchschlagender Erfolg, nach kurzer Grabung brach das bereits sehr dünne Höhlendach ein und das große Portal bildete sich. Diese Einsturzdoline hätte sich sicherlich auch auf natürlichem Wege gebildet, das benachbarte Tiefental hatte durch seine Eintiefung die Decke bereits so weit abgetragen, dass sie eines Tages an der dünnsten Stelle sowieso eingebrochen wäre.

Durch Verwitterung im Eingangsbereich wurde diese Öffnung noch erweitert und so geht man heute durch ein großes Portal und eine steile Treppe über den Schuttkegel des Einsturzes hinunter. Auf dem Boden der Halle angelangt, sieht man links einen Höhlengang, der nach Osten führt. Nach einer Verengung, die mit einem Fledermaustor verschlossen ist, weitet er sich wieder und führt kontinuierlich bergab, bis er nach etwa 150 m endet. Die Höhle besitzt keinen zweiten Eingang, sodass die Führung umdreht und den gleichen Weg wieder hinaufsteigt. Genau betrachtet ist der Rückweg interessanter, da bergauf andere Stellen ins Auge fallen, und die Höhle nach oben blickend auch imposanter wirkt.

Der Hauptgang ist zwar nicht so riesig wie die Eingangshalle, aber doch im Allgemeinen recht hoch. Mehrere Schächte reichen etwa 25 m weit nach oben. Er besitzt an vielen Stellen schöne Sinterbildungen. Die Schlußhalle ist der zweitgrößte Raum der Höhle und besitzt mit der Glocke wohl den außergewöhnlichsten Tropfstein der Höhle. Dieser Stalagmit war einst auf einer Sedimentfüllung der Höhle gewachsen, die aber später wieder ausgeräumt wurde. Da er jedoch auch an der Wand festgewachsen war, blieb er an seiner Position und wirkt heute wie frei schwebend. Derartige "doppelte Böden" sind in Höhlen durchaus häufig zu finden, durch den glockenförmigen Stalagmiten ist es jedoch eine besonders fotogene Sehenswürdigkeit.

Die Höhle war früher für ihre riesige Fledermauskolonie berühmt. In den 1950er und 60er Jahren wurden jährlich zwischen 100 und 400 Fledermäuse in der Höhle beringt. Erfahrungswerte, vor allem nach neueren Forschungen, lassen vermuten, dass weit mehr Fledermäuse an unzugänglichen Stellen überwinterten. Vermutlich waren es mehrere Tausend. In den folgenden Jahren wurde jedoch der Ackerbau intensiviert, und durch den Rückgang der Nahrungsgrundlage und die Anreicherung von Insektiziden in der Nahrungskette nahm die Population dramatisch ab. Zwischen 1969 und 1973 ging der Bestand auf ein Sechstel zurück. Erst ab 1980 griffen Naturschutzmaßnahmen und der Bestand erholte sich langsam aber kontinuierlich. Heute hat sich der Bestand grundlegend erholt, doch die Zahlen der fünfziger Jahre werden immer noch nicht wieder erreicht.

Das Höhlenklima ist durch das große Eingangsportal und die deutlich tiefer leigende Höhle beeinflusst. Es handelt sich um eine klassische Kältefalle, die schwere kalte Außenluft fließt im Winter in die Höhle, es kommt zur Bildung von Eiszapfen weil sich der Eingangsraum unter 0 °C abkühlt. Das Eis bleibt bis in den Frühling erhalten, auch wenn es außen bereits wärmer wird, doch es hält nicht bis in den Sommer. Im Sommer kann die Eingangshalle durchaus wärmer werden als für Albhöhlen üblich, was in erster Linie wohl auf die Sonne zurückzuführen ist, die Nachmittags und Abends in die Höhle hinein scheint. Doch hinter dem Fledermaustor kommt eine Engstelle, an der der Besucher eine Temperaturabnahme tatsächlich fühlen kann. Hier ist der Übergang von dem Bereich, der noch von außen beeinflusst wird, zum echten Höhlenbereich der ganzjährig die gleiche Temperatur aufweist.

Und hier kann man auch eine weitere Besonderheit der Höhle messen: die Temperatur von 7 °C. Auf der Alb sind 8 °C üblich, was dem langjährigen Mittel der Außentemperatur entspricht. Doch durch den Kältefallen-Effekt ist die Temperatur etwas niedriger. Die Fledermäuse wissen das zu schätzen. Je tiefer die Temperatur ist, desto stärker der Winterschlaf, desto weniger Energie brauchen sie und desto wahrscheinlicher überleben sie den Winter. Sicherlich einer der Gründe warum gerade diese Höhle bei Fledermäusen so beliebt ist. Sie sind hier aber nicht nur zum überwintern, sie sind auch über den Sommer in der Höhle. Das wurde erst in den letzten 20 Jahren erkannt, nachdem am Fledermaustor eine Lichtschranke installiert worden war, die die Fledermäuse nicht nur zählte, sondern auch die Durchflugsrichtung aufzeichnet. Im späten August bietet der Verein sogenannte Bat Nights an, bei schönem Wetter und vielen Insekten in der Luft, ist zur Zeit des Sonnenuntergangs das Höhlenportal voller Fledermäuse.

Die Höhle wurde in der Steinzeit nicht besucht, obwohl nur wenige Kilometer entfernt die UNESCO Welterbe Höhlen des Blautals liegen. Es wurden jedoch keinerlei prähistorische Funde gemacht. Das ist sicherlich auch auf die Tatsache zurückzuführen, dass die Jagdbeute durch das Blautal zog, aber nicht durch das Tiefental. Doch später wurde die Höhle durchaus besucht, außergewöhnlich ist der Fund einer frühalemannischen Bestattung aus dem 3. oder 4. Jahrhundert. Das Doppelgrab aus der Merowingerzeit wurde 1977 bei einer Grabung des Landesamts für Denkmalpflege Tübingen ausgegraben. Auch keltische Überreste wurden gefunden.

Eine Besonderheit der Höhle ist auch, dass sie eine der ersten Schauhöhlen in Deutschland war, die auf eine vollständige LED Beleuchtung umgestellt wurde. 2010 war eine grundlegende Renovierung des Führungswegs nach über 50 Jahren dringend notwendig geworden. Das Lichtsystem wurde dabei komplett erneuert und der Führungsweg in mehr als 600 ehrenamtlichen Arbeitsstunden neu gebaut.


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