Gründelsloch


Touristische Informationen:

Ort: Kindelbrück. 16 km südlich von Bad Frankenhausen an der B86, zwischen Erfurt und Sangerhausen.
Am westlichen Ortsrand. Von der B86 Richtung Richtung Kindelbrücker Siedlung abbiegen, "Am Stadtgraben" folgen, rechts abbiegen zum "Kalkplatz", dort links abbiegen. Der Kiesstraße bis zum Ende der Schrebergärten folgen.
(51°15'48.39"N, 11°4'36.07"E)
Öffnungszeiten: keine Einschränkungen [2014]
Eintrittspreise: frei [2014]
Typ: KarstKarstquelle, Erdfallquelle
Licht: -
Dimension: D=25 m, VR=9-12 m, S=10,000 bis 20,000 m³/Tag, T=10-11 °C.
Führungen:
Fotografieren:
Zugänglichkeit:
Literatur: Gerhard Steiner, Ingrid Merbach-Steiner (2006): Die alte handwerkliche Papierherstellung, Projekte-Verlag, 2006, 339 Seiten
Adresse: Stadt Kindelbrück, Puschkinplatz 17, 99638 Kindelbrück, Tel: +49-36375-510-0, Fax: +49-36375-50455.
Nach unserem Wissen sind die Angaben für das in eckigen Klammern angegebene Jahr korrekt.
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Geschichte

03-MAR-1611 Entstehung der Quelle durch einen Erdfall.

Bemerkungen

Das Gründelsloch in Kindelbrück ist eine sogenannte Erdfallquelle. Das bedeutet, dass sie durch den Einsturz eines Hohlraums, also das Fallen der Erde enstanden ist. Dieses Ereignis war in historischer Zeit - im Jahr 1611 - und ist deshalb auch gut dokumentiert. Dennoch haben sich Sagen um die wundersamen Vorgänge gerankt. Die meisterzählte Version geht so: Ein Fuhrmann mit einem mit Quecksilber beladenen Wagen war auf dem Weg von Kindelbrück nach Oberbösa unterwegs. Nicht weit von Kindelbrück gab es plötzlich einen Erdrutsch, bei dem der Fuhrmann, die Pferde und der Wagen in die Tiefe sanken. Das Quecksilber fraß sich immer weiter in die Erde hinein, bis schließlich ein tiefes, grundloses Loch entstand. Mit Gewalt schoss Wasser hervor und floss in die Stadt, in der es zu einer Überschwemmung kam. Die Leute wunderten sich über den Ursprung der Flut, weil in den letzen Tagen kein starker Regen gefallen war. Schließlich kam der Flurschütze in die Stadt und erzählte, was sich draußen zugetragen hatte. Da nun klar war, dass die neue Quelle auch weiterhin Wasser schütten würde, wurde ein Graben angelegt, in dem das Wasser durch die Stadt geleitet wurde.

Diese Sage vermischt Wahrheit und Fantasie. So ist es unwahrscheinlich, wenn auch möglich, dass der Wagen wirklich Quecksilber geladen hatte. Zumindest ist diese Tatsache für die Bildung der Quelle unerheblich, da das Quecksilber keine chemische Reaktion mit dem anstehenden Kalk eingehen würde. Die Bildung der Hohlräume hat nichts mit Quecksilber zu tun, sie waren bereits vorher vorhanden und sind lediglich zusammengebrochen, der Bergsturz war in Wirklichkeit der Kollaps dieser Hohlräume. Viel interessanter ist dagegen die Beschreibung eines gewaltsamen Wasserausbruchs. Tatsächlich liegt die Quelle auf einer Ebene, in der es in der Umgebung keine anderen Quellen gibt. Die naheliegende Schlussfolgerung ist, daß das Wasser unter Druck steht, und deshalb aus dem Untergrund bis an die Oberfläche hinaufgedrückt wird, wo es oberflächlich abfliessen kann. Es kann den Untergrund jedoch nur hier am Ort des Einbruchs verlassen, offensichtlich ist die wasserführende Schicht ansonsten durch eine wasserstauende Schicht abgedeckt. Durch den Einbruch bekam diese Schicht ein Loch, und das unter Druck stehende Wasser brach erst mal vehement heraus, räumte dabei die Einsturzmassen weg und erzeugte einen runden Quelltopf. Nach kurzer Zeit reduzierte der Abfluß den Druck und erzeugte so ein Gleichgewicht. Quellen von diesem Typus, bei denen das Wasser oft über weite Strecken unterirdisch fliessen kann, nennt man artesische Quellen.

Das Gründelsloch ist ein fast kreisrunder Quelltopf, der in einem kleinen Park mit dichter Bewaldung liegt. Die Quelle hat eine Schüttung von 10.000 m³ bis 20.000 m³ pro Tag. Diese Wassermenge kam dem Ort Kindelsbrück auf vielfältige Art zu Gute, zum Antrieb einer Papiermühle und als Quelle für Trink- und Brauchwasser. Die Schüttung reichte aus für die Anlage eines Fischteichs, kaum 50 m von der Quelle entfernt. Wo früher wohl Forellen gezüchtet wurden, befindet sich heute eine Lachsaufzucht. Das Wasser fließt dann durch Kindelbück und am Ortsausgang in die nahegelegene Wipper.

Das Wasser besitzt durch seinen hohen Kalkgehalt eine schöne, tiefblaue Färbung. Dieser Kalkgehalt spricht dafür, dass das Wasser längere Zeit durch Kalkgestein geflossen sein muss. Das Wasser stammt aus der nördlich gelegenen Hainleite, einer bewaldeten Erhebung, die auch als Naherholungsgebiet dient. Der Kalk ist auch die wasserführende Schicht, da Kalk jedoch keinen Porenraum besitzt muß der Transport durch Höhlen erfolgen. Diese Höhlen und Spalten haben vermutlich eine sehr geringe Größe, am Grund des Quelltrichters wurden viele Öffnungen mit Durchmessern zwischen 20 und 30 cm gefunden. Das System aus Höhlen ist vollständig wassererfüllt, so daß das manchmal arg strapazierte Bild eines unterirdischen Flusses hier nicht passt. Es handelt sich vielmehr um ein natürliches System aus Druckwasserleitungen. Das Wasser unterquert so die nördlich gelegene Wipper, die zudem auch einige Meter tiefer als die Quelle liegt.

Das Karstgebiet Hainleite besitzt eine Vielzahl von Erdfällen und mit dem 20 km langen Oberlauf der Helbe das längste Trockental Deutschlands. Die Verkarstung hat jedoch bislang nicht zu nennenswerten Höhlen geführt, die Hohlräume sind meist sehr klein, dafür zahlreich. Es gibt jedoch eine Vielzahl von Travertinlagern (Bilzingsleben). Die Erfälle sind häufig auf die Herauslösung von Gipslinsen im Mittleren Muschelkalk zurückzuführen. Die Hohlräume sind als Karsthöhlen durch Lösung des Kalks entstanden, diese Lösung wird durch Klüfte im Gestein begünstingt. Daher folgen die Hohläume den vorhandenen Störungszonen, in diesem Fall der Finne-Störung, die den Südrand der Hermundurischen Scholle bildet und hercynisch von Sondershausen nach Gera verläuft. Sie wird lokal auch Kindelbrücker Störungszone genannt.

Im Internet existieren eine Vielzahl von Seiten über das Gründelsloch, die leider sehr viele falsche Informationen wiedergeben. Auch wir haben in der ersten Version dieser Seite einige dieser Fehler übernommen und wiedergegeben. Um dieser Verwirrung ein Ende zu setzen, möchten wir hier nochmal einiges klarstellen. Die Quelle heisst Gründelsloch, nicht Gründelloch. Das verkarstete Gestein ist Kalkstein aus dem Muschelkalk, bedeckt von wasserstauenden Mergeln aus dem Keuper. Entsprechend hat das Wasser einen hohen Kalkgehalt, Angaben über einen hohen Gipsgehalt sind eine Verwechlung.

In den letzten Jahren wurde gerade im Gebiet südlich des Harzes eine intensive touristische Erschließung von Naturdenkmalen durchgeführt. So wurde das Gründelsloch inzwischen in Rad- und Wanderwege eingebunden und ist eine Station auf dem GeoPfad Steinrinne. Die Geologische Situation wird auf Schautafeln erläutert.