Die SDAG Wismut (Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft Wismut) war ein Bergbauunternehmen, das lange Zeit der viertgrößte Uranproduzent der Welt war. Die DDR war Sowjetische Besatzungszone und die Besatzer forderten Reparationszahlungen in Form von Uran. So war der Abbau von Uran von höchster Dringlichkeit. Zudem war eine gewisse Geheimhaltung nötig, schließlich ging es um Uran für Atomwaffen im Kalten Krieg.
Deshalb hatten die Bergleute der WISMUT eine Sonderstellung in der DDR. Natürlich durften sie nicht darüber sprechen was da abgebaut wurde, das war aber wohl ein offenes Geheimnis. Sie wurden außergewöhnlich gut bezahlt, erhielten viele Waren, auch aus dem Westen in eigenen Läden verbilligt. Außerdem wurden sie bei vielen Produkten, wie zum Beispiel bei Autos, bevorzugt behandelt. So mussten sie auf einen Trabbi nur ein oder zwei Jahre warten wohingegen die Wartezeit für Normalbürger schon mal über zehn Jahre betragen konnte.
Der Bergbau selbst war eher unspektakulär, es macht wenig Unterschied, ob man Zinnerz, Silbererz oder Pechblende aus dem Berg holt. Die Bergleute waren ebenso wie andere von der Silikose, der Staublunge, betroffen, sodass die Lebenserwartung bei 40 bis 50 Jahren lag. Das Problem wurde aber noch verschärft, da der Staub durch das Uran leicht radioaktiv war und deshalb Krebs auslöste. Auch das war wohl ein offenes Geheimnis. Bergleute wurden, wenn man es zynisch ausdrücken will, mit verbilligtem Schnaps versorgt, um die Leute zu betäuben. So gab es wohl viele, die Alkoholiker waren und auch alkoholisiert in den Berg einfuhren. Das war weder für die Gesundheit noch für die Unfallstatistik gut. Der Schnaps wurde deshalb auch zynisch als Kumpeltod bezeichnet.
Bereits 1789 entdeckte der Berliner Chemiker Martin Heinrich Klaproth Uran in Proben aus der Johanngeorgenstädter Grube Georg Wagsfort. Im 19. Jahrhundert wurde es als Nebenprodukt gewonnen, weil es für die Farbenherstellung verwendet werden können. Die radioaktiven Glasuren wurden lange Zeit eingesetzt, weil man ihre gesundheitsschädliche Wirkung nicht erkannte. 1898 wurden in Joachimsthal 1600 Tonnen Uranfarben u. a. für die Herstellung von Uranglas erzeugt. Das war tatsächlich der erste echte Uranbergbau mit Uran als Hauptprodukt weltweit. 14 der 1898 bekannten 21 Uranminerale hatten ihre Typlokalität im Erzgebirge. Marie und Pierre Curie nutzten große Mengen von Aufbereitungsrückständen aus Joachimsthal bei ihrer Entdeckung des Poloniums und des Radiums. Aber auch für Kurbetriebe wurden stark radioaktive Wässer aus den Gruben verwendet.
"Die Wismut" war der Tarnname für den Abbau von Uran, es ging eben nicht um Wismut. Sie wurde 1946 als Wismut AG gegründet, als deutsche Zweiggesellschaft einer Moskauer Firma, auch als Staatliche Aktiengesellschaft der Buntmetallindustrie ‚Wismut‘ (SAG Wismut) bekannt. Die Wismut AG unterstand zuerst direkt der sowjetischen Verteidigungsindustrie, später dem sowjetischen Ministerium für mittleren Maschinenbau. Um Personal zu finden wurden Bergleute arbeitsverpflichtet, ein Euphemismus für Zwangsarbeit. Die Betriebe wurden sowohl nach außen wie auch nach innen von der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) durchgeführt. Hunderte Bergleute wurden wegen kleinerer Vergehen mit drakonischen Strafen belegt, mindestens 70 Wismut-Mitarbeiter wurden als vermeintliche Spione in die Sowjetunion verschleppt und dort hingerichtet. Ab 1950 wurden mehr als 1000 Tonnen Uran pro Jahr produziert.
Ab 1954 war "Die Wismut" die SDAG Wismut (Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft Wismut). Das Aktienkapital von zwei Milliarden DDR Mark gehörte jeweils zu 50 % der DDR und der UdSSR. Sie wurde allerdings genau betrachtet nicht umbenannt, die alte Wismut AG wurde liquidiert und die SDAG Wismut neu gegründet. Sie übernahm alle Anlagen der Wismut AG, wurde aber nicht deren Rechtsnachfolger, ein schlauer Schachzug um Rechtsansprüche wegen Zwangsarbeit und anderes auszuhebeln. Sie baute bis 1990, bis zum Ende der DDR, Uran ab. Ursprünglich geschah das in diversen polymetallischen Gangvererzungen, später wurden riesige Tagebaue und sogar chemische Verfahren genutzt. Nach der Wiedervereinigung wurde das Nachfolgeunternehmen Wismut GmbH gegründet, das mit der Sanierung und Rekultivierung der Hinterlassenschaften betraut ist. Über Jahrzehnte mussten Altlasten entsorgt werden, und eine kontamination der Umwelt unterbunden werden. Das spektakulärste Museum zur Geschichte des Uranabbaus, Objekt 90, befindet sich auf dem verfüllten Urantagebau in Ronneburg.