Höhlenruine

Karstfenster - Roofless Cave


Als Höhlenruine wird eine größtenteils verstürzte Höhle bezeichnet, die somit kaum noch bedeckt ist und nicht nur dem Tageslicht, sondern auch der Witterung ausgesetzt ist.
Ein Karstfenster ist ein größerer Teil einer Flußhöhle, der eingestürzt ist und somit einen Blick auf den Höhlenfluß bietet. Der Begriff wird allerdings auch ohne den Fluß verwendet.
Eine roofless cave besitzt keine Reste der Höhle mehr, es ist lediglich eine Region die Höhlensedimente (einschließlich Höhlenmineralen und Tropfsteinen) aufweist und dadurch als ehemalige Höhle identifiziert werden kann.

eine Höhlenruine oder ein Karstfenster im Rakov National Park, Slowenien.

Eine Höhlenruine ist ein typisches Karstmerkmal, aber für den Ungeübten ist es meist sehr schwierig zu erkennen und zu sehen. Es handelt sich um das letzte Stadium der Höhlenzerstörung und ist daher recht häufig. Aber spektakuläre Exemplare sind eher selten.

Höhlen bilden sich unterirdisch, aber während die Höhle sich bildet, wird die darüber liegende Oberfläche kontinuierlich durch die Lösung des Kalksteins unter dem Erdboden abgesenkt. Während die Höhle größer wird, bewegt sie sich zudem manchmal durch Felsstürze von der Decke geradezu nach oben. Die Decke wird also im Lauf der Zeit immer dünner und dünner. Schließlich bricht die Decke an einer Stelle ein, dann an mehreren Stellen, wobei entweder Höhleneingänge oder Einsturzdolinen entstehen.

Wenn die Höhle erst mal geöffnet ist, beschleunigt sich der Prozess. Frost dringt in die Höhle ein und verstärkt die Verwitterung erheblich, vorwiegend an den Eingängen. Diese werden immer größer, bis sie zusammenwachsen, schließlich ist die Decke vollständig zerstört. Die verschmolzenen Dolinen werden zunächst als Karstfenster bezeichnet. Im nächsten Stadium bleiben nur noch einige Naturbrücken, die letzten Überreste des Höhlendaches, bis diese schließlich auch zusammenbrechen. Das Endergebnis ist ein Tal mit steilen Wänden, das genau der ehemaligen Höhle folgt.

Der Begriff Höhlenruine wird im Allgemeinen verwendet, wenn der größte Teil der Höhle eingestürzt ist. Doch viele Hinweise auf die ehemalige Höhle sind noch da: eventuell eine enge Schlucht, einige verbliebene Tropfsteine und Naturbrücken.

Und schließlich möchten wir noch eine Begriffsverwirrung erläutern. In Büchern und Reiseführern werden Naturbrücken häufig also Höhlenruine bezeichnet. Das ist offensichtlich falsch, weil sie eben nur ein kleiner Teil der ehemaligen Höhle sind. Der Begriff Höhlenruine beschreibt die gesamte ehemalige Höhle, die man in zwei verschiedene Abschnitte unterteilen kann: der eingestürzte Teil ist das Karstfenster, und der nicht eingestürzte Teil ist die Naturbrücke.

Kürzlich wurde der Begriff Roofless Cave ("dachlose Höhle") eingeführt, weil der englische Terminus Collapsed Cave ("eingestürzte Höhle") so klingt, als gäbe es einen gewaltigen Einsturz. Das ist natürlich nicht der Fall, denn wir kennen alle möglichen Zwischenstufen, wir wissen, dass es ein langsamer Prozess ist und dass zwar ab und zu Felsen herunterfallen, aber kein großer Einsturz stattfindet. Es ist eigentlich ein ständig fortschreitender Verwitterungsprozess, der ganz unspektakulär ist.