Riesenburg


Touristische Informationen:

Anstieg in die Riesenburg.
historischer Stich.
Ort: A3 Ausfahrt Höchstadt-Ost, A9 Ausfahrt Pegnitz, A73 Ausfahrt Forchheim-Süd. Auf der B470 bis Behringersmühle, hier Richtung Waischenfeld das Wisenttal hinauf. Beschilderter Parkplatz an der Straße.
(49.8033518, 11.2969458)
Öffnungszeiten: frei zugänglich.
[2023]
Eintrittspreise: frei.
[2023]
Typ: SpeleologyKarsthöhle KarstHöhlenruine Dolomit
Licht: nicht notwendig
Dimension: P: L=30 m, B=12 m, H=9 m.
Führungen: nein
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur:
Adresse: Touristinformation Muggendorf, Forchheimer Str. 8, 91346 Wiesenttal-Muggendorf, Tel: +49-9196-929931, Fax: +49-9196-929930. E-mail:
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Geschichte

1793 Besuch durch den ansbachischen Kanzleiinspektor und Zeichner Johann Gottfried Köppel.
1798 Besuch durch den Freiheitsdichter und Patriot Ernst Moritz Arndt.
1804 Besuch durch Johann Christian Rosenmüller.
1810 Besuch durch den Naturforscher August Goldfuß.
1828 Umgestaltung des Felsenlabyrinths durch den Bau von Wegen und Brücken im Auftrag von Graf Erwin von Schönborn.
1829 Besuch durch den Geschichtsforscher Joseph Heller.
1830 Besuch durch den bayerischen König Ludwig I. und seine Frau Therese.
1837 Besuch durch den Dresdner Maler Ludwig Richter.
1902 Beschreibung der Höhle durch Adalbert Neischel.
1902 Federzeichnung von F. Bär.
2007 Riesenburg offiziell in die Liste der 100 bedeutendsten geologischen Naturwundern Bayerns aufgenommen.

Bemerkungen

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Lithografie von Theodor Rothbarth nach einer Zeichnung von Carl Käppel (1840). Riesenburg, Deutschland. Public Domain.
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Riesenburg im Erinnerungsblatt für Freunde Muggendorfs und dessen Umgebungen. Nach der Natur gezeichnet und gestochen von C. Wießner in Nürnberg. 1834. Riesenburg, Deutschland. Public Domain.

Der Name der Riesenburg stammt vom riesenhaften Aussehen des Felsmassivs, oder auch weil die Felsen an eine riesenhafte Burgruine erinnern. Früher wurde die Höhle allerdings Geißkirche oder Geißloch genannt, wegen den dort weidenden Schafe und Ziegen. Der Dolomitstock enthielt eine große Höhle, durch die fortschreitende Verwitterung ist das Dach fast vollständig eingebrochen und es haben sich Halbhöhlen und Naturbrücken gebildet. Manchmal wurde die Höhle auch als KarstDoline bezeichnet, das ist jedoch nicht ganz korrekt. Eine Einsturzdoline entsteht wenn eine Höhlendecke an einer Stelle zu dünn wird und einbricht. Setzt sich dieser Vorgang fort bis die Decke fast vollständig eingestürzt ist, bis auf wenige Reste, spricht man von einer KarstHöhlenruine oder auch von einer GeologyNaturbrücke.

Der Höhlenraum ist 43 m lang und besitzt auf dieser Distanz einen Höhenunterschied von 25 m. Sie besitzt mehrere Naturbrücken mit einer Spannweite bis 11 m. Durch den großen Höhenunterschied und die 10 m hohen senkrechten Wände wirkt das ganze eher wie eine Schlucht.

Anfang des 19. Jahrhunderts befand sich die Riesenburg im Besitz des Grafen Franz Erwein von Schönborn. Dieser hatte ihre Besonderheit erkannt, sie 1828 gekauft und Wege anlegen lassen. Sie führen von Tal in Serpentinen am Höhlenboden hinauf und über die größte Naturbrücke zu einem Aussichtspunkt. Er ließ auch die vorher kahlen Hänge aufforsten, um die romantische Wirkung der Felsen zu erhöhen. Nach ihrer Fertigstellung wurde die Riesenburg zu einem Ausflugsziel. Unter anderem wurde sie von König Ludwig I. besucht. Daran erinnert eine in den Fels gemeißelte Inschrift:

"Folgend dem Windzug, kommen zum Felsen die Wolken und weichen,
unveränderlich steht aber der Fels in der Zeit."
Ludwig I.

Der König war dafür bekannt, daß zu allen Anlässen Verse schmiedete. Keiner der damals bekannten Naturforscher, Schriftsteller und Künstler ließ den Besuch der Riesenburg aus. In schwärmerischen Texten wurde sie als "grausenvolles Gewölbe und unheimliche Grüfte", "riesige, schauerliche Felsenburg" oder das "majestätische Gebäude der Giganten" bezeichnet. Doch damit nicht genug, es wurden ganze Gedichte verfasst:

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Die Merkwürdigkeiten der Gegend um Muggendorf. Beschrieben von Johann Christian Rosenmüller. Mit 6 illuminirten Kupfern. Johann Friedrich Unger, Berlin, 1804. Riesenburg, Deutschland. Public Domain.
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Fränkische Schweiz. Cyclus der der interessantesten Punkte aus der Umgegend von Muggendorf und Streitberg. Sechzehn in Ton gedruckte Lithographien. Nach Originalzeichnungen von C. Kaeppel lithographirt von Th. Rothbarth. Riesenburg, Deutschland. Public Domain.
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Die Fränkische Schweiz in Stahlstichen nach neu aufgenommenen Originalzeichnungen; naturgeschichtliche Schilderungen, historische Erörterungen und Sagen. Ein Gedenk- und Erinnerungsbuch, wie auch Führer für Naturfreunde von Dr. Friedrich Mayer. Nürnberg 1858. Verlag von Carl Mayer's Kunstanstalt. Riesenburg, Deutschland. Public Domain.

Es liegt des Sommertages Gluth
Schwer auf dem stillen engen Thal,
Und Alles sucht des Schattens Hut
Vor glüh'nder Sonne Stich und Strahl.

Des Berges Inn'res thut sich auf.
Wo Felsenmassen ragend stehn,
Und über Steinesstufen auf
Erklimm' ich diese kühlen Höh'n.

Hier weht der Vorzeit Geist mich an,
Der riesige Gedanken zeugt,
Indeß was unten liegt im Plan
Dem schwindelhohen Blick entfleucht.

Hier haben Riesen einst gehaust,
Die Felsenburg sich aufgethürmt,
Die nie der Welt Geräusch umbraust,
Die jetzt den müden Wand'rer schirmt.

Aus dem vielzackigen Geklüft,
An dem das Echo donnernd kracht
Les' ich geheime Zauberschrift,
Die Schauer alter Märchenpracht.

Zwei Brüder lebten einig lang
Von Raub und Mord, sie trafen gut
Und machten rings der Gegend bang,
Denn Mancher lag in seinem Blut.

Was fern kam, hat ihr Blick erspäht
Vom nahgeleg'nen Adlerstein,
Der hoch auf freier Fläche steht,
Und schauet weit in's Land hinein.

Aus des Versteckes offnem Rund
Entsenden sie den Todespfeil;
Sie schonen Keinen, tief im Grund
Hemmt ihr Geschoß des Wand'rers Eil.

Doch Keiner wagt's, das Räuberpaar
Zu stören in dem wüsten Raub;
Der Berg ist nicht erkletterbar,
Sie sind für alle Bitten taub.

In ihrer Höhlen tiefer Wand
Birgt ihre Gier der Schätze Hauf'.
Mit Felsen schließt die Riesenhand
Die Oeffnung immer zu und auf.

Doch endlich, da sie lange Zeit
In ihrer Burg vereint gelebt,
Sind sie ob einem Raub entzweit,
Den zu besitzen jeder strebt.

Und da der Eine einst entwich,
Will ihn der Bruder schließen aus,
Verrammelt rings zum Schutze sich
Mit Stein und Fels das Riesenhaus.

Der Andre kommt, stürmt wild empor
Laut fluchend, als der droben nimmt
Den schwersten Stein zur Wehr hervor,
Den treffend, der rasch aufwärts klimmt.

Er fällt. – Doch rüttelt seine Faust
Im jähen Sturz die Felsen all',
Daß auf das Haupt des Feindes braust
Der Steine rascher Niederfall.

Und Beide geh'n in Einer Stund
Zum Tod, der endigt ihren Zwist:
Der Riesen Bild im Stein thut kund,
Was einstmals hier geschehen ist.

Noch steht die Riesenburg so kühn
Und trotzt der Zeit Vernichtungszahn,
Die ihrem grauen Stein mit Grün
Das schönste Kleid hat umgethan.

Der Finken lustig Lied erschallt
Jetzt in der unbewohnten Burg,
Es zieht den dunkeln Tannenwald
Ein holder Friede sich hindurch.

Die Höhle entstand durch die kreidezeitlich Verkarstung der fränkischen Alb, die in der Oberkreide bei tropischem Klima eine Insel war. Zum Ende der Verkarstung wurde die Höhle dann fast vollständig mit eingespülten lehmigen Sedimenten verfüllt. Daraufhin senkte sich die Frankenalb wieder, die Verkarstung endete und es wurde bis ins Tertiär wieder Sedimente auf dem Jurakalk abgelagert. Nach dem letzten Rückgang des Meeres begann die Wisent, oder besser Ur-Wisent, sich in den Kalk einzuschneiden. Als sie das Niveau der verfüllten Höhle erreichte begann sie durch die Höhle zu fließen und diese wieder freizuräumen. Die lockeren Sedimente boten der Erosion viel weniger Widerstand als der Dolomit. Es wird angenommen, dass die Höhle auch deshalb zu einer Ruine wurde, weil die Hohlraumfüllung, die die Höhle vorher stabilisiert hatte, nun fehlte. Im hinteren Teil der Riesenburg existiert noch ein kleiner Teil der ehemaligen Höhle.