Hohler Stein

Kallenhardter Höhle - Großes Loch und Kleines Loch - F1-Höhle


Touristische Informationen:

Ort: Parkplatz Hohler Stein, 59602 Rüthen.
A46 Ausfahrt 71 Bestwig, durch Bestwig Richtung Rüthen, nach 12 km links ab Richtung Kallenhard, nach 1 km links ab zum Wanderparkplatz.
A44 von Osten Ausfahrt 60 Brilon/Marsberg, nach Rüthen, weiter nach Kallenhard, rechts ab Richtung Kallenhard, nach 1 km links ab zum Wanderparkplatz.
A44 von Westen Ausfahrt Erwitte/Anröchte, B55 Richtung Warstein 11 km, links ab auf B516 Richtung Rüthen 6 km, rechts ab auf L735 nach Kallenhardt, rechts auf in d. Günne.
(51.4363284, 8.4026929)
Öffnungszeiten: frei zugänglich.
[2025]
Eintrittspreise: frei.
[2025]
Typ: SpeleologyKarsthöhle
Licht: Taschenlampe mitbringen
Dimension:
Führungen: nein
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur: Julius Andree (1935): Mittelsteinzeitliche Funde aus dem Hohlen Stein bei Callenhardt i. W. (Grabung 1933) In: Aus der Vorzeit in Rheinland, Lippe und Westfalen 2 (1934/35), S. 129–136.
Franz Breitholz, Julius Andree (1933): Eisenschmelzöfen aus vorchristlicher Zeit im Loermecketal bei Callenhardt i. W. In: Aus der Vorzeit in Westfalen, Lippe und am Niederrhein 1 (1933), S. 37–42.
Eberhard Henneböle (1936): Neue Funde aus dem „Hohlen Stein“ bei Kallenhardt. Grabung 1934 In: Aus der Vorzeit in Rheinland, Lippe und Westfalen 3 (1936), S. 41–47.
Karl Kennepohl (1934): Eine Falschmünzerwerkstatt im „Hohlen Stein“ bei Callenhardt In: Aus der Vorzeit in Rheinland, Lippe und Westfalen 1 (1933/34), S. 233–235.
Adresse: Zweckverband „Naturpark Arnsberger Wald“, c/o Kreis Soest, Hoher Weg 1-3, 59494 Soest, Tel: +49-2921-302252.
Touristik- und Stadtmarketing Rüthen, Hochstr. 14, 59602 Rüthen, Tel: +49-2952-818-172, Tel: +49-2952-818-173. E-mail:
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Geschichte

1590 ein Schäfer des nahegelegenen Schlosses Körtlinghausen flüchtet mit seiner Herde vor Wölfen in die Höhle.
17. Jahrhundert Höhle beherbergt eine Falschmünzerwerkstatt.
1813 dient einem zugezogenen Sattler und Riemenschneider namens Föhring als Werkstatt und Notunterkunft.

Bemerkungen

photography
Durchlochter Eckzahn eines Wolfes oder Hundes, Hohler Stein, Deutschland. Public Domain.

Hohler Stein ist einer dieser Namen, die es öfters gibt, auch in Abwandlungen wie zum Beispiel Hohler Fels. Deshalb wäre eigentlich der Name Kallenhardter Höhle vorzuziehen, es scheint sich aber Hohler Stein bei Kallenhardt eingebürgert zu haben. Da es diesen Höhlennamen in fast jedem Höhlengebiet Deutschlands gibt, sind Verwechslungen leider sehr leicht möglich. Zudem heisst die benachbarte 50 m hohe Felsformation Hoher Stein, was die Gefahr von Verwechslungen weiter erhöht. Die Höhle befindet sich zwischen Kallenhard und Warstein und gehört zum gleichen Karstgebiet wie die nahegelegene Warsteiner Höhle. Etwa 350 Ma alte Mitteldevonische Kalke entstanden als Riff am Grund des Devonmeeres. Der Kalk wurde durch tektonische Bewegungen gefaltet und bildet so heute den Warsteiner Sattel, der eigentlich aus zwei großen Kalkstein-Zügen besteht. Am Kontakt zu den Arnsberger Schichten kam es zur Bildung von Kontaktkarst, weil das Wasser im Kalk sofort in Ponoren verschwindet und unterirdisch weiterfließt.

Der Hohle Stein ist eine sogenannte Kulturhöhle, also eine eher kleine Halbhöhle deren Bedeutung in den archäologischen Funden liegt, die hier gemacht wurden. Am Anfang der 1930er Jahre wurde in ihr mehrfach ausgegraben und Funde von der End-Altsteinzeit bis zur vorrömischen Eisenzeit gemacht. Es gibt einige Publikation zu verschiedensten Themen aus dieser Zeit. Der Hohle Stein gehört mit Balver Höhle und Blätterhöhle zu den bedeutendsten archäologischen Fundhöhlen in Nordrhein-Westfalen. Der Hauptgrund ist wohl die für die Jagd äußerst vorteilhafte Lage: der Fels des Hohlen Steins ragte in das Tal hinein und verengte es, dadurch hatte die Jagdbeute weniger Fluchtmöglichkeiten. Die Jäger kamen wohl saisonal zur Höhle, wenn die Herden sich auf ihren Wanderungen durch das Tal bewegten.

Der Hohle Stein befindet sich in einem Kalksteinfelsen am nördlichen Talrand der Lörmecke, und zwar am Fuß einer fast senkrechten Kalksteinwand. Das gilt für beide Höhleneingänge. Der kleine Eingang liegt etwas tiefer und blickt nach Süden, etwa 3 m über dem Normalwasserspiegel der Lörmecke. Der große Eingang liegt etwas höher, 8 m über dem Normalwasserspiegel der Lörmecke, und blickt nach Westen. Hinter dem großen Eingang befindet sich ein ebenfalls großer Gang, der als Haupthöhle oder Große Halle bezeichnet wird. Er ist etwa 30 m lang und bis zu 20 m breit. An seinem Ende knickt er nach Süden und ein deutlich kleinerer Gang führt 12 m weit bis zum kleinen Eingang. Während der Steinzeit sah die Höhle wohl ähnlich aus, allerdings war die Decke wohl niedriger. Im Laufe der Zeit wurde jedoch von Menschen, Tier und dem Wetter Material hineinbefördert. Zudem fiel immer wieder Versturz von der Decke. Die größten Versturzmassen bildeten sich jedoch am Haupteingang, Material das durch Frostbruch von der Felswand abgelöst wurde. Bereits um 1800 war nur noch ein kleiner Eingang übrig, später wurde der Eingang vollständig geschlossen. Allerdings wurde das Lockermaterial um 1880 wohl abgebaut, vor allem für den Wegebau. Ausgrabungen begannen 1928, aus der damals 3 m hohen Halle wurden etwa 15,000 m³ Sediment ausgeräumt. Damalige Grabungen können nicht mit heutigen archäologischen Grabungen verglichen werden, es wurde geschaufelt und gesiebt. Nur die auffälligsten Objekte wurden eingesammelt. Zahlreiche wichtige archäologische Befunde wurden vollständig zerstört. Allerdings wurde zum Glück nicht der gesamte Bereich ausgegraben, es ist durchaus vorstellbar, dass in der Zukunft eine weitere Ausgrabung stattfinden kann. Viele Funde befinden sich heute im Museum für Archäologie und Kultur in Herne.

Die Höhle war Jagdstation in der Steinzeit, wurde in Bronzezeit und Römerzeit besucht, das wurde durch Funde belegt. Sie soll auch historischer Schauplatz von Ereignissen gewesen sein, die sich mittelhochdeutschen Nibelungenlied wiederfinden lassen. Dies ist allerdings lediglich eine Theorie. Auch im Mittelalter wurde sie immer wieder benutzt. So flüchtete ein Schäfer des nahegelegenen Schlosses Körtlinghausen 1590 mit seiner Herde vor Wölfen in die Höhle. Im frühen 17. Jh., während des 30-jährigen Krieges, diente sie als Versteck für eine Falschmünzerwerkstatt. Als 1813 ein Sattler und Riemenschneider namens Föhring, wurde ihm zuerst nicht erlaubt sich in Kallenhardt niederzulassen. So richtete er sich in der Höhle ein die ihm als Werkstatt und Notunterkunft diente. Schließlich erhielt er die Erlaubnis doch. Bei vielen dieser Geschichten handelt es sich wohl um eine Mischung aus historischen Tatsachen und Legenden oder einfach Ausschmückungen. Die folgende Geschichte ist wohl eine Sage:

In der Vergangenheit war die Höhle kein besonders sicherer Ort. Die Seele eines Mannes namens Röing, der eines gewaltsamen Todes starb, wurde in den Hohlen Stein verbannt. Seitdem ging seine Seele dort um. Eines Abends wagte es ein übermütiger Mann, in die Höhle zu rufen: „Röing, kumm mol heriut!" Es begann in der Höhle zu rumpeln und schwere Felsbrocken rollten den Felsen hinunter, einer davon direkt vor die Benz Mühle. Alle Leute in der Mühle machten vor Schreck ein Kreuzzeichen. Der große und sonst so freche Wolfshund kauerte winselnd in einer Ecke. Der Herausforderer traute sich an diesem Abend nicht nach Hause und bat darum, über Nacht in der Mühle bleiben zu dürfen.

Auf der 240 km langen Sauerland Waldroute gibt es 12 Sagenstationen. Eine davon befindet sich hier am Hohlen Stein. Neben einer Infotafel am Parkplatz gibt es auch einen Audioguide. Die Sauerland Waldroute ist ein Fernwanderweg der von Iserlohn im östlichen bis Marsberg ins westliche Sauerland führt.