Rosenmüllerhöhle


Touristische Informationen:

Die Rosenmüllerhöhle mit Kerzen beleuchtet.
photography
Merkwürdige Höhlen: Eine Partie der Rosenmüllers-Höhle bei Muggendorf.
F. J. Bertuch (1805): Bilderbuch für Kinder, Verlag des Industrie-Comptoirs, Weimar, 1805.
Kupferstich, Handkoloriert.
Ort: Schmiedsberg 19, 91346 Wiesenttal.
1,5 km nordwestlich Muggendorf, auf halber Höhe Richtung Albertshof. Von der Straße Muggendorf-Albertshof führt auf halber Höhe gegenüber dem Wandersteig zur Koppenburg ein mit blauem Ring markierter Wanderweg direkt zum Eingang der Höhle.
(49.8080142, 11.2594066)
Öffnungszeiten: MAI bis OCT ohne Einschränkungen.
[2024]
Eintrittspreise: frei.
[2024]
Typ: Ganghöhle
Licht: Taschenlampe mitbringen. Zu besonderen Anlässen mit Kerzen.
Dimension: L=50 m, HU=12 m.
Führungen: L=64 m.
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur: Johann Gottfried Köppel (1795): Beschreibung der neuentdeckten Rosenmüllershöhle bei Muggendorf in Franken, Erlangen. online
Johann Christian Rosenmüller (1792): Vorläufiger Entdeckungsbericht, Intelligenzblatt der Allgemeinen Literaturzeitung, Jena, 1792.
Renate Illmann (2011): Die Geschichte der Rosenmüllershöhle - nach historischen Dokumenten, Natur und Mensch, NHG Mitteilungen 2011, S 129-146. pdf
Adresse: Touristinformation Muggendorf, Forchheimer Str. 8, 91346 Wiesenttal, Tel: +49-9196-929931. E-mail: contact
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Geschichte

1771 erste Forschungen von Johann Friedrich Esper in den Höhlen um Muggendorf.
1774 Johann Friedrich Esper veröffentlicht ein Buch über die Muggendorfer Höhlen.
1775 Johann Georg Wunder vom Markgrafen Carl Alexander zum Höhlenaufseher bestellt und besoldet.
18-OCT-1792 Erstbefahrung waren Johann Christian Rosenmüller aus Jena, Johann Georg Wunder (*1725-✝1799) und dessen Sohn Ludwig Wunder (*1771-✝1819) als ortsansässige Führer.
1794 erster Ausbau zur Schauhöhle mit hölzerner Leiter und Tür.
1795 nach einem Besuch von Muggendorf verfaßt und publiziert Johann Gottfried Köppel eine 40-seitige Beschreibung diverser Höhlen.
1834 Besuch von Fürst Pückler-Muskau, nach dem das Fürst-Pückler-Eis benannt wurde.
1836 Bau eines künstlichen Zugangs an der tiefsten Stelle der Höhle, Anlage von Wegen und Treppen.
1902 Erste Vermessung durch A. Neischl und J. Reger.
1962 Schauhöhle nach Diebstahl der Trompete geschlossen.
1999 neu vermessen und gezeichnet von A. Eichner, St. Hoffmann, R. Schoberth und Chr. Schöffel.

Bemerkungen

Cyclus der interessantesten Punkte aus der Umgegend von Muggendorf und Streitberg. Sechzehn in Ton gedruckte Lithographien. Nach Originalzeichnungen von C. Kaeppel lithographirt von Th. Rothbarth.
Die sogenannte Wachskammer in der Rosenmüllershöhle. historischer Kupferstich.
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Merkwürdige Höhlen: Eine Partie der Rosenmüllers-Höhle bei Muggendorf.
F. J. Bertuch (1805): Bilderbuch für Kinder, Verlag des Industrie-Comptoirs, Weimar, 1805.
Erläuterungen zu den Stichen in Deutsch.
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Grottes Remarquables: Une Partie de la Grotte de Rosenmüller près Muggendorf.
F. J. Bertuch (1805): Bilderbuch für Kinder, Verlag des Industrie-Comptoirs, Weimar, 1805.
Erläuterungen zu den Stichen in Französisch.

Die Rosenmüllerhöhle ist eine Höhle, die aus einem einzigen großen Raum besteht. Der natürliche Eingang befindet sich unter der Decke dieses Raums, sodass die Höhle nur mit entsprechender Ausrüstung befahren werden konnte. Wie und wann das alles geschah, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Vor allem gibt es bereits aus den 1790er Jahren zwei verschiedene Entdeckungsgeschichten. Zudem scheint jede Seite im Internet nochmal eine andere Version zu erzählen. Wir haben deshalb beschlossen eine Variante vorzustellen, die einigermaßen gut belegt ist.

Johann Friedrich Esper begann 1971 damit die Höhlen um Muggendorf zu befahren, und 1774 veröffentlichte er ein Buch über die Muggendorfer Höhlen. Nach den Veröffentlichungen von Esper wuchs das wissenschaftliche Interesse an den Höhlen um Muggendorf. Die Rosenmüllerhöhle war den Muggendorfern schon lange bekannt gewesen, allerdings war es für die bodenständigen Leute unmöglich diese Schachthöhle zu befahren, sodass nur das Loch im Boden von außen bekannt war. Es gibt eine Legende, daß die Kirchenverwaltung während des Dreißigjährigen Kriegs ihre Schätze dort versteckte. Ob das stimmt und wie sie das machten, lässt sich heute nicht mehr bestimmen. Dass sie dazu die Höhle tatsächlich befahren haben, ist unwahrscheinlich, vielleicht haben sie den Schatz einfach am Seil hinuntergelassen und das Seil mit Steinen getarnt. So konnten sie es später wieder hochziehen. Wie auch immer diese Legende ist wohl eher unwahrscheinlich.

Die erste belegte Befahrung der Rosenmüllerhöhle fand am 18-OCT-1792 statt. Und bereits hier geht es mit den Seltsamkeiten los, da Rosenmüller selbst in seiner ausführlichen Publikation von 1804 den 18. Oktober 1793 nennt, er aber bereits ein halbes Jahr vor diesem Datum einen Befahrungsbericht in Jena veröffentlicht hat. Es handelt sich also wohl nur um einen Druckfehler bei der Jahreszahl, der sich aber mit äußerster Hartnäckigkeit hält. Teilnehmer der Erstbefahrung waren Johann Christian Rosenmüller aus Jena, Johann Georg Wunder (*1725-✝1799) und dessen Sohn Ludwig Wunder (*1771-✝1819) als ortsansässige Führer. Nach einer Version der Geschichte hatte letzterer die Höhle zwei Jahre zuvor entdeckt. Wegen dieser Erstbefahrung wurde die Höhle später Rosenmüllerhöhle oder auch Rosenmüllershöhle genannt. Die Höhlenhalle ist 16 m hoch, der Eingang befindet sich in einer Höhe von 13 m. Alle Publikationen, einschließlich seine eigene, beschreiben, dass der Erstbefahrer von den beiden anderen an einem Seil hinuntergelassen wurde, sitzend auf einem Holzstück. Warum dann zum Aufstieg mehrere aneinandergebundene Strickleitern verwendet wurden, ist nicht nachvollziehbar. Zum einen könnte man annehmen, dass man die Strickleitern, wenn man sie schon hat, zum Ab- und Aufstieg nutzen könnte. Zum anderen scheint das Hochziehen eines Menschen kaum weniger kräftezehrend als das hinunterlassen. Dass keine Winde oder Umlenkrolle oder ähnliches zur Verfügung stand, ist offensichtlich.

Eine Sensation war die Entdeckung von zwei menschlichen Skeletten auf dem Schuttkegel am Fuß des Abstiegs. Offenbar waren sie den Schacht hinuntergestürzt und dort zu Tode gekommen. Ob sie aber Opfer eines Unfalls, eines Mordes oder zur Bestattung in die Höhle gelangten konnte nicht ermittelt werden. Sicher ist, dass sie wohl schon lange Zeit dort lagen, nach den alten Beschreibungen waren sie teilweise mit Tropfstein überzogen. Die genaue Dicke des Tropfsteins, die Rückschlüsse auf das Mindestalter gegeben hätte, ist jedoch nicht mehr zu ermitteln. Sie lagen wohl mehr oder weniger unangetastet da, doch wie immer kommt beim Menschen begreifen von be-greifen, und so schon bald waren die Knochen durch die vielen Besucher zerstört. Da sie nach der Beschreibung direkt unter der Öffnung lagen, ist wohl auch der eine oder andere beim Abstieg darauf getreten. Eine andere Version spricht davon, dass sie geborgen wurden, über ihren Verbleib ist aber nichts bekannt.

Es stellt sich wohl so dar, dass die Höhle lange bekannt war aber für sie keinen rechten Nutzen hatte und ignoriert wurde. Ludwig Wunder entdeckte sie wohl 1792 oder etwas früher, war aber nicht in der Lage sie zu befahren. Ihm fehlte die Ausrüstung und das Geld um sie anzuschaffen. So suchte er einen Sponsor, den er in dem gleichaltrigen Rosenmüller fand. Dieser hatte im Frühjahr 1792 sein Medizinstudium in Erlangen aufgenommen. Rosenmüller wird in allen Publikationen als Anatomieprofessor aus Leipzig beschrieben. Aber bei seinem Besuch der Höhle war er Erstsemester.

Der Ausbau der Höhle begann praktisch unmittelbar. Rosenmüller informierte den königlich preußischen Minister von Hardenberg unmittelbar nach der Erstbefahrung und schlug eine Erschließung vor. Dieser beauftragte Wunder Angebote einzuholen und stellte die Übernahme der Kosten in Aussicht. Er schickte auch einen Bau Inspector Riedel hin, um die Sache zu prüfen, nach etwas hin und her entschied der König den Ausbau zu finanzieren. Die Entscheidung fiel im Januar, der Ausbau war im November 1794 bereits abgeschlossen.

Beim Besuch von Johann Gottfried Köppel, war der Eingang mit einer Türe verschlossen und eine Leiter mit 38 Sprossen fest installiert. Dennoch war der Besuch ein Abenteuer, und es waren wohl auch einige fast-Abstürze zu berichten. Die Besucher verschätzten sich und meinten bereits unten zu sein, und fielen beim Absteigen von der Leiter das letzte Stück hinunter. Köppel warnt eindringlich davor, doch einfach die Sprossen beim Abstieg zu zählen kam wohl keinem in den Sinn. Das war wohl wirklich schwierig, so werden von den Besuchern unterschiedliche Zahlen angegeben, Angaben zwischen 28 und 42 Sprossen findet man. Den Schlüssel zur Höhle hatte Ludwig Wunder und er war auch der Höhlenführer. Mit einer langen Stange mit Armen als Leuchter und vielen Kerzen erleuchtete er die Höhle bei dieser Gelegenheit. Verschluss, Leiter, Lichtanlage und Führungsbetrieb, das erfüllt die Definition einer Schauhöhle. Und Johann Georg Wunder war sogar ein offiziell bestellter Muggendorfer Höhlenwart und Höhlenführer. Ludwig Wunder wurde nach seinem Tod sein Nachfolger in diesem Amt. Somit ist das eine der ersten Schauhöhlen in Deutschland.

Weil die Höhle so beliebt war, und die Leiter eine gewisse Gefahr bot, und zudem durch die Feuchtigkeit immer maroder wurde, wurde 1829 eine Instandhaltung geplant. Allerdings wurde die Leiter überflüssig als 1836 ein Eingangsstollen gegraben, der von unten in den Höhlenraum führt. Auch ein Weg den Hang hinauf mit Steinstufen und einem Geländer wurde angelegt. Offensichtlich war die Höhle recht lukrativ, nach dem Tod des letzten Wunder gab es sogar ein Gerangel um die Nachfolge. Der Nachfolger Johann Albrecht Häfner wollte mehr Besucher, vor allem Frauen hatten Probleme mit ihren Kleidern beim Leitersteigen. Ab 1834 plante er deshalb Alternativen, eine Treppe zu installieren erwies sich jedoch als zu schwierig. 1836 wurde also ein 8 Meter langer Tunnel gebaut. Dies ist ein weiteres der vielen Missverständnisse. In den meisten Veröffentlichungen wird angegeben, dass er 1830 gebaut wurde, aber irgendwann gab es einen Druckfehler und alle späteren Autoren haben dann die falsche Zahl übernommen. In den steil ansteigenden Höhlenboden wurden Wege und Geländer gebaut. Die Geländer besitzen in regelmäßigen Abständen Kerzenhalter, die eine stimmungsvolle Beleuchtung der Höhle erlauben.

Die Höhle wechselte noch mehrfach den Betreiber, war aber wohl mit Ausnahme des Zweiten Weltkriegs ununterbrochen als Schauhöhle geöffnet. Der Todesstoß war die Konkurrenz, in unmittelbarer Nähe wurden Teufelshöhle und Binghöhle eröffnet und die Besucherzahlen nahmen rapide ab, bis die Höhle nicht mehr profitabel war. Nach dem Krieg wurde sie von der Ortsgruppe Muggendorf des Fränkische-Schweiz-Vereins renoviert und ehrenamtlich betrieben. Eine angedachte elektrische Beleuchtung wurde nie realisiert, die Höhle wurde mit Karbidlampen geführt. Dann wurde sie noch einige Jahre von der Gemeinde Muggendorf betrieben, was über den Fremdenverkehrshaushalt finanziert wurde. Der letzte Höhlenführer Hans Wolf pflegte abends den Abschluss des Führungsbetriebes mit einem Trompetensignal zu verkünden. Im Herbst 1962 wurde die Höhle aufgebrochen und die Trompete gestohlen, und 1963 wurde sie nicht wiedereröffnet. Ob für die Schließung die gestohlene Trompete verantwortlich ist, ist nicht überliefert. Der Höhlenführer wurde Bademeister im Muggendorfer Schwimmbad.

Es folgte die schändlichste Periode in der Geschichte der Höhle. Die nächsten zwei Jahrzehnte war die Tür offen und der Tropfsteinschmuck wurde praktisch vollständig gestohlen. Die Höhle besitzt heute fast gar keine Tropfsteine mehr. Das steht in krassem Widerspruch zu den vielen überschwänglichen Beschreibungen der einstigen Pracht. So sind die historischen Stiche alles, was übrig ist. Immerhin ist die Höhle heute frei zugänglich und kann jederzeit kostenlos besichtigt werden, mit Ausnahme der Fledermausschutzzeit von November bis April. Kerzen muss man selbst mitbringen.