Zwergenkirche


Touristische Informationen:

Die Zwergenkirche von der Ruine Sachsenburg gesehen.
Der Hintereingang der Zwergenkirche.
Ort: A7 Ausfahrt Seesen(Harz), B243 46 km bis Abzweig nach Bad Sachsa, links ab, Umgehungsstraße um Bad Sachsa Richtung Walkenried, nach 1 km Wanderparkplatz Priorteich rechts.
(51.5838801, 10.5851592)
Öffnungszeiten: frei zugänglich.
[2023]
Eintrittspreise: frei.
[2023]
Typ: Quellungshöhle
Licht: Taschenlampe mitbringen
Dimension: L=2 m, B=2.50 m, H=1 m
Führungen: nein
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur: Matthias Reimann, Firouz Vladi (2003): Zur Entwicklung der sog. Zwergenkirche am Sachsenstein bei Walkenried, Landkreis Osterode am Harz, Niedersachsen und vergleichende Beobachtungen zur rezenten Entstehung von Quellungshöhlen in einem aufgelassenen Gipssteinbruch bei Dingwall, Nova Scotia, Kanada Mitt. Verb. dt. Höhlen- u. Karstforscher, 49 (3), 75-77, München 2003. online
Fritz Reinboth (1997): Die Zwerglöcher bei Walkenried am Südharz - Bemerkungen zur Frage der Quellungshöhlen, Die Höhle 48, H.1, 1-13, Wien. online
Adresse:
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Geschichte

1990 Einsturz der Waldkirche.

Bemerkungen

Der Vordereingang der Zwergenkirche.
Der Vordereingang der Zwergenkirche.

Die Zwergenkirche gehört zu einem sehr außergewöhnlichen Höhlentyp, den sogenannten Quellungshöhlen. Anhydrit dehnt sich bei der Aufnahme von Wasser aus. Wenn nun eine Anhydritschicht direkt unter der Erdoberfläche sich ausdehnt, wölbt sie sich durch die entstehenden Kräfte nach oben. Die schon existierende, feine Schichtfuge wird also stark aufgeweitet. Die Höhle hat die Form einer flachen liegenden Linse oder einer Falte, ähnlich wie eine Falte im Teppichboden.

Diese Höhle ist keine Primärhöhle, da sie nicht mit dem Gestein entstanden ist. Doch im Gegensatz zu allen anderen Sekundärhöhlen ist sie nicht durch Verwitterung oder Lösung in irgendeiner Form entstanden. Tatsächlich wurde kein Gestein abtransportiert. Man könnte sagen sie ist mechanisch entstanden, und doch ist es eigentlich auch keine tektonische Höhle. Tatsächlich ist der Ausdehnungseffekt nur bei Gips zu beachten, sodass diese Form von Höhlen nur in Gips vorkommt, dies ist die einzige Stelle auf der Welt, von der wir wissen.

Diese Quellungshöhlen sind sehr klein und deshalb schwer zu finden, allerding gibt es hier sehr viele davon. Die Zwergenkirche und die Zwergensakristei bei der K.-Helbing-Hütte, die Zwergenschmiede und das Zwergenhäuslein mit Kamin an der Südseite der Eisenbahnlinie und die Waldschmiede nördlich der Bahnlinie. Sie werden auch Zwergenlöcher genannt. Die größte ist die Waldschmiede, und sie hatte einen erheblichen Bekanntheitsgrad erreicht, war aber bereits recht fragil. Ihr Innenraum war etwa 8 m lang und 7,50 m breit, dabei betrug die Dicke des Daches lediglich 50 cm. So kam es, dass die Höhle im 20ten Jahrhundert mehrfach dem Einsturz nahe war. Heimatfreunde richteten sie immer wieder auf und vermauerten Schadstellen. Doch im Jahr 1990 war es endgültig so weit, die Höhle stürzte komplett zusammen, sodass sie nicht mehr aufgerichtet werden konnte.

Die Höhle auf den Bildern hier befindet sich direkt bei der Sachsenburg und besitzt wohl keinen Namen, ist aber am leichtesten zu finden. Leider führte dies auch zu erheblichem Vandalismus. Die Ruine dieser von Heinrich IV. errichteten Burg ist recht gut beschildert, deshalb empfehlen wir dieser Beschilderung zu folgen. Der Wanderweg von Bad Sachsa ist etwa 2,5 km bis zur Sachsenburg. Von dem o.a. Wanderparkplatz geht man etwa 400 m die Straße zurück und dann links in den Feldweg, dann sind es noch etwa 900 m. Außerdem kann man auch am Bahnhof Walkenried starten und mehr oder weniger den Gleisen am Affenteich vorbei nach Westen folgen.

Das Gebiet um die Sachsenburg hat dem Geologen noch viel mehr zu bieten. Direkt unterhalb der Sachsenburg befinden sich mehrere große Dolinen. Der Weg von Bad Sachsa führt direkt durch sie hindurch, der andere Weg vom Parkplatz führt an ihrem Rand entlang. Die Größe dieser Hohlformen lässt auf beeindruckende Hohlräume der für ihre Entstehung verantwortlichen Höhle schließen.