Südliches Harzvorland und Kyffhäuser

Gipskarstgebiet am Südharz


Aufschluß in einem Gips-Steinbruch in der Nähe von Wieda. Exkursion des Geologischen Instituts der TU Braunschweig unter der Leitung von Prof. Wachendorf.

Der Harz wurde von tektonischen Kräften gehoben, so dass heute Gesteine des Grundgebirges, die aus 4,5 km Tiefe stammen, weit über das Umland hinausragen. Die Hebung war jedoch nicht gleichmäßig, im Norden war sie am größten, nach Süden wird sie kontinuierlich kleiner. Am südlichen Harzrand finden wir ein etwa 5 km breites Gebiet, das fast 100 km weit parallel zum Südrand des Harzes verläuft. Hier tritt der Zechstein-Gips mit großen Mächtigkeiten auf.

Im Zechstein vor mehr als 225 Mio. Jahren befand sich im Gebiet von Norddeutschland eine große Senke (=Geosynklinale). Diese besaß Wüstenklima, hatte aber eine Verbindung zum Meer, durch die hin und wieder Meerwasser eindrang und die ganze Senke füllte. Wenn der Zufluss stoppte, dampfte eine große Menge Wasser ein und dabei wurde Kalk, Anhydrit, Steinsalz und Kalisalz abgelagert. Die Ablagerung dieser vier Salze in genau dieser Reihenfolge ist auf ihre unterschiedliche Löslichkeit zurückzuführen. Eine solche Abfolge wird auch Serie genannt, jedes Mal, wenn wieder Meerwasser in die Senke eindrang, begann eine neue Serie. Im Zechstein werden vier Serien unterschieden, die nach Flüssen Benannt sind:

  1. die Werra-Serie (Z I).
  2. die Staßfurth-Serie (Z II).
  3. die Leine-Serie (Z III).
  4. die Aller-Serie (Z IV).

Besonders durch die großen Gipsmächtigkeiten der Werra-Serie konnte sich hier das bedeutendste Gipskarstgebiet Deutschlands bilden. Diese Mächtigkeit von rund 100 m ist häufig sogar an der Oberfäche zu erkennen, da sie eine kleine Schichtstufe zur Folge hat. Besonders deutlich ist dies zum Beispiel beim Naturschutzgebiet Düna zu sehen. Die Zechsteinschichten streichen herzynisch (Westnordwest–Ostsüdost) und fallen variszisch (Nordost–Südwest), die Stufe verläuft deshalb in herzynischer Richtung.

Gipskarren sind sehr häufig im Gipskarst. Durch die hohe Löslichkeit des Gipses bilden sie sich sehr schnell, werden aber auch genau so schnell wieder zerstört.

Der Anhydrit weist eine feine Schichtung auf, wobei die einzelnen, etwa 2 cm bis 3 cm dicken Anhydrit Schichten, durch eine dunkle, sehr dünne Tonschicht getrennt sind. Offensichtlich entsprechen die Anhydritschichten einer Periode des Eindampfens und die Tonschichten einer Periode der Ruhe, in der sich die Schwebstoffe (Tonmineralien) ablagern konnten. Außerdem besitzt der Anhydrit vor allem in der Nähe des Harzes eine schwache Faltung, durch den Aufstieg des Harzes verursacht.

Fast auf die gesamte Länge wird der südliche Harzrand von einem Gipskarstgebiet begleitet. Leider sind nur noch wenige Reste davon erhalten. Massiver Abbau des Anhydrit als Baustoff hat über Jahrzehnte hinweg große Flächen in riesige Steinbrüche verwandelt. Und auch heute noch, in Zeiten in denen Rauchgas-Entschwefelungsanlagen Gips in großen Mengen und in hervorragender Qualität als Abfallprodukt produzieren, schwinden die letzten Gipskarstgebiete mit zunehmender Geschwindigkeit. Gleichzeitig muß der Gips aus den Entschwefelungsanlagen auf Deponien entsorgt werden. Der Grund ist so simpel wie unverständlich: der Abbau kostet einige Cent pro Tonne weniger.

Kyffhäuser

Etwa 5 km südlich des Harzes befindet sich der Kyffhäuser. Dieser Höhenzug ist etwa 12 km lang und 6 km breit, eine Pultscholle die zur gleichen Zeit wie der Harz entstand und durch die gleichen Kräfte. Deshalb ist seine geologische Struktur verwandt. Auch hier finden wir am Südrand ein großes Gipskarstgebiet. Die Erhebung selbst dagegen besteht vor allem aus den Sandsteinen des Rotliegendem und ist deshalb nicht verkarstungsfähig. Es gibt hier zahlreiche Höhlen, Erdfälle, Wasserschwinden, unterirdische Wasserläufe und Trockentäler. Derzeit sind ca 40 Höhlen und über 80 Erdfälle bekannt.

Wichtigste Höhle ist die Schauhöhle ShowcaveBarbarossahöhle. Nördlich von Rottleben befindet sich die Prinzenhöhle, die frei zugänglich ist und leicht befahren werden kann. Die zweitgrößte Höhle im Kyffhäuser nach der Barbarossahöhle ist die Schusterhöhle bei Tilleda. Der größte Erdfall ist die Äbtissinnengrube bei Bad Frankenhausen, sie entstand wahrscheinlich erst im 14. oder 15. Jahrhundert, hat einen Durchmesser von 100 m und ist 20 m tief. In der Nähe der Barbarossahöhle befindet sich ein weiterer großer Erdfall mit dem Namen Pfannenspring.