Donauversickerung

Touristische Informationen:

Touristische Informationen:

Ort: Immendingen: A81 Ausfahrt Geisingen, B311 in Richtung Tuttlingen, zwischen Geisingen und Immendingen. Wanderparkplatz mit Erläuterungen.
(47.935239, 8.765747)
Fridingen: A81 Ausfahrt Geisingen, B311 durch Tuttlingen nach Neuhausen ob Eck, links ab nach Fridingen. Entweder vom Bergsteig ins Tal hinunterwandern oder von Fridingen an der Donau entlang.
(48.011097, 8.933769)
Open: frei zugänglich.
[2025]
Fee: frei.
[2025]
Typ: KarstPonor Malm
Dimension: Versickerungsmittel 1923-1965 zwischen Kirchenhausen und Möhringen: 6.6 m³/s
Führungen: nein
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur: Matthias Selg (2010): Das Donau Aach-System — Dynamik einer Flussversinkung, LGRB-Informationen 25, Freiburg i. Br. Juli 2010. S. 7–46, 29 Abb., 10 Tab., 1 Anh., 1 Beil. Deutsch - German pdf
Werner Käss (2021): Das Donau-Aach-System, Geologisches Jahrbuch Reihe A, Band A 165, 2021. 270 Seiten, 138 Abbildungen, 14 Tabellen, 7 Tafeln, ISBN 978-3-510-96862-6. Deutsch - German online
Werner Käss, Heinz Hötzl (1973): Weitere Untersuchungen im Raum Donauversickerung - Aachquelle (Baden-Württemberg), Steir. Beitr. z. Hydrogeologie, Vol. 25, Seiten 103-116, Graz 1973 Deutsch - German pdf
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Geschichte

1719 Beschreibung der Donauversickerung unterhalb Immendingen durch Breuninger.
1865 Entdeckung von weiteren Versickerungsstellen beim Bau der Eisenbahnbrücke bei Immendingen.
1874 Vollständige Versickerung der Schwarzwald-Donau bei Immendingen.
1877 erster Einsatz des Farbstoffs Uranin als hydrologisches Markierungsmittel durch den Geognosten Knop.
1884 Beginn der Aufzeichnung der Versickerungstage an der Hauptversickerungsstelle.
1911 Vollständige Versickerung der Schwarzwald-Donau bei Immendingen.
1921 Vollständige Versickerung der Schwarzwald-Donau bei Immendingen.
1928 Vollständige Versickerung der Schwarzwald-Donau bei Immendingen.
1943 Vollständige Versickerung der Schwarzwald-Donau bei Immendingen.

Bemerkungen

die Donauversickerung bei Immendingen. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war der Wasserstand für eine vollständige Versickerung zu hoch.

Die Donau entspringt im Schwarzwald. Nach Verlassen des Schwarzwaldes fließt sie in NE-Richtung am Südrand der Schwäbischen Alb, später der Fränkischen Alb vorbei bis Regensburg. Dort macht sie einen Knick nach SE, um bei Passau Deutschland zu verlassen. Nach vielen hundert Kilometern mündet sie schließlich ins Schwarze Meer.

Allerdings fließt von dem Wasser, das in den Quellen der Donau entspringt, der größte Teil über den Rhein in die Nordsee. Dies scheint ein großer Widerspruch zu sein, schließlich wird die Grenze der Einzugsgebiete dieser beiden Flüsse auch als Europäische Wasserscheide bezeichnet. Ganz offensichtlich muss dieses Wasser also die Wasserscheide überwinden. Was wie ein Wiederspruch scheint, ist natürlich gar keiner. Das Einzugsgebiet wird so definiert, dass ein Gebiet genau dann zum Einzugsgebiet eines Flusses gehört, wenn der Regen der in dieser Gegend fällt, in den entsprechenden Fluss fliest. Die Besonderheit der oberen Donau ist dagegen, dass dieses Gebiet Einzugsgebiet für die beiden wichtigsten europäischen Flüsse gleichzeitig ist. Das Wasser fliest teilweise in den Rhein und teilweise in die Donau. Und dieser Sonderfall wird von einer Wasserscheide in einer Landkarte natürlich nicht wiedergegeben.

Die Versickerungsstellen sind recht unauffällig, es gibt keinen spektakulären Höhleneingang oder Schacht in den das Wasser fällt. Es versickert einfach über eine längere Strecke im Kies im Flußbett. Dennoch ist die Donauversickerung natürlich ein geologisches bzw. hydrogeologisches Schmankerl erster Güte! Donauwasser über-windet die Wasserscheide nicht, sondern unterquert sie. In zwei Bereichen, bei Immendingen und flussabwärts bei Fridingen verschwindet ein großer Teil des Donauwassers in Ponoren. Der Malm, in dem sich die Schlucklöcher befinden, versinkt hier unter den tertiären Ablagerungen der Süßwassermolasse. Die Hauptversickerung befindet sich beim Brühl zwischen Immendingen und Möhringen, weitere Versickerungsstellen sind etwas Flussabwärts bei der Eisenbahnbrücke. Außerdem befinden sich mehrere Versickerungsstellen südlich von Fridingen in einer Schleife der Donau. Das Wasser fließt vom Brühl mit ungefähr 180 m/h und von Fridingen mit 100 m/h zum SpringAachtopf. Dort kommt es wieder zutage und gelangt wie schon erwähnt als Aach in den Rhein.

Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Wasserverluste an den Versickerungsstellen immer größer. Im Jahre 1874 schließlich fiel die Donau vollständig trocken. Von da an stieg die Zahl der Vollversickerungstage kontinuierlich. Das Maximum der Vollversickerungstage wurde 1921 mit 309 Tagen erreicht. Zur Zeit der Vollversicherung spricht man von der Schwarzwald-Donau, die von der Quelle bis zur Versickerung reicht, und von der Alb-Donau. Die Alb-Donau wird dann von den beiden Bächen Krähenbach und Elta neu gebildet. Während sie sonst nur Nebenflüsse sind, werden sie dann zu Quellflüssen. Die Vollversickerung liegt natürlich nicht an einer stärkeren Versickerung zu bestimmten Zeiten, sondern am niedrigeren Wasserstand bei längeren Trockenperioden. Durch steigende Niederschläge ging seit 1950 die durchschnittliche Vollversickerungsdauer wieder etwas zurück.

Da die Versickerung sich auf württembergischem Gebiet auswirkt, der Aachtopf aber in Baden liegt, gab es seit den 1820er Jahren große Auseinandersetzungen. Diese führten bis vor den Staatsgerichtshof. Zur Verhinderung der Versickerung wurde versucht, die Ponore mit Beton zu verstopfen. Dies führte natürlich zu Protesten von badischer Seite, da unterhalb des Aachtopf das Wasser und seine Kraft vielfältig genutzt wurden.

Der heutige Stand ist allerdings so, dass ein Tunnel zwischen Immendingen und Möhringen gebaut wurde. Durch diesen Tunnel wird das Donauwasser zum größten Teil umgeleitet und so kommt in Immendingen fast jedes Jahr zur Vollversickerung. Da das Wasser einen Kilometer weiter jedoch wieder in das Bett der Donau zurückfließt, trocknet die Donau eben nicht uas. Mit anderen Worten: die recht interessante geologische Situation wurde durch technische Maßnahmen, einen ganz massiven Eingriff in den Flusslauf, "korrigiert". Heutzutage scheint das allerdings unsinnig, da der Wert des Flusswassers sehr begrenzt ist, es wird weder zum Antrieb von Mühlen noch als Brauch- oder Trinkwasser benötigt. Andererseits ist so die Vollversickerung auch in relativ nassen Jahren gut zu sehen, was zumindest ein touristischer Vorteil ist.

Wir haben zwei Orte angegeben, die beide Versickerungsbereiche markieren. Die wohl interessanteste und auch spektakulärste Stelle erreicht man, wenn man von Möhringen Richtung Hattingen fährt. An der Stelle, an der die Straße das Donautal verlässt und die Eisenbahn unterquert befindet sich ein Wanderparkplatz der als Donauversickerung Immendingen beschriftet ist. Von hier sind es nur wenige Meter zur Donau, normalerweise kann man im trockenen Flussbett der Donau gehen und sie auch trockenen Fußes überqueren. Folgt man der Donau etwa 800 m flussaufwärts, kommt man zu der oben erwähnten Hauptversickerungsstelle. Am Parkplatz befindet sich eine ausführliche Erklärungstafel, leider nur in Deutsch. Die Versickerungsstellen in Fridingen sind deutlich weniger spektakulär und in den meisten Jahren gar nicht mit bloßem Auge erkennbar, da das Wasser zwar weniger wird aber nicht vollständig versickert. Am südlichen Ende des Ortes, direkt an der Donau befindet sich der Wanderparkplatz Fridingen, auch hier wieder sehr anschauliche Erklärungstafeln. Von hier erreicht man nach 1,5 km zu Fuß die Versickerungsstellen. Der Weg ist einspurig geteert und führt an der Kläranlage vorbei. Alternativ kann man der L277 zum Bergsteig folgen, vom Wanderparkplatz führt ein Weg bergab, man muss jedoch sogar 1,7 km laufen.