Werra-Kalibergbau-Museum Heringen


Touristische Informationen:

Ort: Hauptstraße 15, 36266 Heringen (Werra).
(50.886852, 10.006635)
Öffnungszeiten: Wegen renovierung geschlossen.
[2025]
Eintrittspreise: Wegen renovierung geschlossen.
[2025]
Typ: MineSalz
Licht: LightBeleuchtung mit Glühlampen
Dimension:
Führungen: nein
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur: Hermann-Josef Hohmann, Dagmar Mehnert (2004): Bunte Salze, weisse Berge, Ulmenstein, pp 192, ISBN-10: 3980973808, ISBN-13: 978-3980973809. pdf
Adresse: Werra-Kalibergbau-Museum, Hauptstraße 15, 36266 Heringen (Werra), Tel: +49-6624-54-212-0. E-mail:
Nach unserem Wissen sind die Angaben für das in eckigen Klammern angegebene Jahr korrekt.
Allerdings können sich Öffnungszeiten und Preise schnell ändern, ohne daß wir benachrichtigt werden.
Bitte prüfen Sie bei Bedarf die aktuellen Werte beim Betreiber, zum Beispiel auf der offiziellen Website in der Linkliste.

Geschichte

1893 Kalisalz wird bei Bohrungen entdeckt.
1895 erste Schächte werden abgeteuft.
1900 erstmalig Kali von Werra und Ulster im Handel.
1938 schwerstes Grubenunglück mit 11 Toten durch Kohlensäuregas.
1991 letzte erhaltene Seilbahn wird stillgelegt und demontiert.
1994 Werra-Kalibergbau-Museum eröffnet.
1996 Aufnahme der Führungen auf dem Monte Kali.
2022 Museum wegen Renovierung geschlossen.
2027 geplante Wiedereröffnung.

Geologie

Die Kaliflöze der Werra-Folge stammen aus dem Zechstein 1, aus dem Perm. Diese Zeit eines riesigen ariden Beckens, in das immer wieder Meerwasser eindrang und verdunstete, führte zur Bildung massiver Evaporitlager. Dabei geht die Serie der Ablagerung von Kalk über Gips zu verschiedenen Salzen, die Trennung der einzelnen Ablagerungen liegt an ihren unterschiedlichen Löslichkeiten. Da Kalisalze sehr spät abgelagert werden, gibt es unvollständige Serien, einfach dadurch, dass vorher frisches Meerwasser eindrang. Aber auch die erneute Auflösung der Salze durch das frische Wasser ist möglich. In der Werra-Folge kam es zur Ablagerung von drei Steinsalzlagern, aber nur zwei Kalilagern.

Nachdem die Ablagerung der Evaporite geendet hatte, wurden darüber wassersperrende Tonschichten wie der Braunrote Salzton und die unteren Letten, auch Staßfurt-Ton, abgelagert. Durch ihre wassersperrenden Eigenschaften verhinderten sie, dass die Salze vom Grundwasser erreicht werden konnten. Darüber befindet sich der 5 bis 40 m mächtige stark grundwasserführende Plattendolomit. Dies führte in den Anfangsjahren zu erheblichen technischen Problemen. Und da dieses Grundwasser zudem stark salzhaltig ist, was weiter Probleme verursacht.

Eine Besonderheit dieser Region sind vergleichsweise häufige Kohlensäure-Einschlüsse im Salz. Werden diese beim Bergbau angeschnitten kann es zu explosionsartigen Kohlendioxid-Ausbrüchen führten. Es wird angenommen, dass das Kohlendioxid vulkanischen Ursprungs ist.

Bemerkungen

Das Werra-Kalibergbau-Museum Heringen bietet eine Ausstellung über den Abbau von Kali, seiner Verwendung in der Landwirtschaft, den Umweltauswirkungen des Kalibergbaus und seiner Bedeutung für die Leute im Werratal. Da das Museum derzeit komplett überarbeitet wird beschreiben wir hier nur relativ grob die behandelten Themen, die genauere Beschreibung kann erst nach der Wiederöffnung erfolgen. Das Werratal war am Ende der 19. Jahrhunderts ein sehr ländliches Gebiet, die industrielle Revolution war wegen der schlechten Böden und dem Mangel an Bodenschätzen an dem Gebiet vorbeigegangen. Viele jüngere Leute wandern auf der Suche nach Arbeit in die Industriezentren oder nach Übersee ab. Doch dass es hier keine Bodenschätze gibt, ändert sich 1893 mit dem ersten Kalifund südlich des Harzes. Bisher hatte man nur Steinsalz erbohrt, dessen Abbau war jedoch weniger interessant. Doch vor der Erfindung von Kunstdünger war Kalisalz ein wichtiges Düngemittel, deshalb war der Abbau von Kali äußerst gewinnträchtig. Im Jahr 1893 wurde der Fund von Kalisalzen in der Zeitung gemeldet, woraufhin das Kalifieber ausbrach. Ab 1895 wurden Schächte abgeteuft, doch der Plattendolomit über dem Salzlager war wohl verkarstet und so kam es zu Wassereinbrüchen. Der Aufwand für dei Wasserhaltung überstieg die Planungen, und es dauerte auch viel länger als geplant. Dennoch wurden die Lager schließlich erfolgreich angefahren.

Ein wichtiges Unternehmen in dieser Zeit war die Gewerkschaft Wintershall, das Wort Gewerkschaft ist ein Bergmannsbegriff und bezeichnte eine Sammlung von Gewerken, also Abbaugenehmigungen. Es hat nicht mit dem Arbeitskampf zu tun, den wir heute damit verbinden. Und Winterhall leitet sich von dem Bohrunternehmer Julius Winter ab. Diese Firma war hier maßgeblich tätig. Der Ingenieur August Rosterg übernimmt ab 1898 die Leitung und baut das Werk zu einem hochprofitablen Unternehmen aus. Er konstruiert eine besondere Wasserhaltung, die Tomson’sche Wasserzieheinrichtung, und reduziert dadurch Kosten und Zeit ganz erheblich. Ab 1900 wird Kali gefördert, das in Handarbeit abgebaut wird und mit Pferdefuhrwerken zum Bahnhof Salzungen gebracht wird. Nun kehrt sich die Abwanderung jedoch um, mangels Bergleuten in der Gegend werden sie von außerhalb angeworben. Sie bringen nicht nur ihre Fertigkeiten im Bergbau mit, sondern auch die Traditionen und Bräuche und ihr bergmännisches Standesbewusstsein. Sie gründen die ersten Knappenvereine bereits 1902. Nun geht es Schlag auf Schlag, Elektrifizierung, Verarbeitung des Kalisalzes, Verbesserung der Eisenbahnanbindung, eine ganze Industrie wird aufgebaut. Ab 1908 wird das Kalisalz in chemischen Fabriken weiterverarbeitet. Die Gründerzeit endet 1914 mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Der Ausbau der Bergwerke kommt zum Erliegen, die Bergleute sind an der Front, da der Abbau nicht kriegswichtig ist mangelt es an Material und natürlich Sprengstoff.

Die deutsche Kaliindustrie hatte fast 60 Jahre lang ein Quasi-Weltmonopol auf Kali. Das lag ganz einfach daran, dass die einzigen Lagerstätten aus Deutschland bekannt waren. Das endet jedoch einfach dadurch, dass das Elsass und die dortigen kalibergwerke nun zu Frankreich gehören. Ob das wirklich eine so große Auswirkung hatte, wie diese Aussage andeutet, ist allerdings fraglich. Auch vorher waren nicht nur die einzelnen Bergbaureviere, sondern sogar die einzelnen Bergwerke Konkurrenten. Das Kalirevier wurde mit dem Ende des Zweiten Weltkrieg zweigeteilt, ein Teil liegt in Hessen, ein anderer in Thüringen und damit in der DDR. Allerdings gibt es Legenden, dass die Bergwerke unterirdisch miteinander verbunden waren. Nach der Wiedervereinigung wurden die Ostdeutschen Bergwerke von der Treuhand verwaltet. Die K+S AG betreibt heute zwei Kalibergwerke, das Verbundbergwerk Werra sowie das Kaliwerk Neuhof-Ellers. Das Werra-Fulda-Kalirevier ist wieder ein Bergbaurevier in Osthessen und Westthüringen. Obwohl sich vieles verändert hat, wird immer noch Kalibergbau betrieben.

In Heringen befindet sich das Kaliwerk Wintershall, und das Wahrzeichen der Gegend ist der Monte Kali, ein recht ansehnlicher Berg, der die Abraumhalde der Kaliberwerke ist. Der offizielle Name ist Halde Heringen. Tatsächlich waren zwei Dinge charakteristisch für das Revier, die Abraumhalden und die Seilbahnen, die das abgebaute Gestein und den Abraum transportierten. Bereits 1905 wurde die erste Seilbahn gebaut, 1991 wurde die letzte erhaltene Seilbahn stillgelegt und demontiert. Die Halden sind leider nicht ganz unproblematisch. Der Abraum ist natürlich sehr stark salzhaltig und Niederschlagswasser löst dieses Salz. Das salzhaltige Wasser wird teilweise aufgefangen, aber in Teil fließt oberirdisch ab, ein anderer Teil dringt in das Grundwasser ein. Das führt zu einer hohen Salzbelastung, was durch toxische Hilfsstoffe aus dem Bergbau noch verschlimmert wird.

Zur Zeit is das Museum wegen der umfassenden energetischen Sanierung des Museumsgebäudes geschlossen. Bessere Isolation, neue Heizung, Solaranlage und weitere Umbauten werden derzeit durchgeführt. Bereits für 2025 ist die Eröffnung den neuen Eingangsbereich am Anger, dem großen Marktplatz von Heringen an der Hauptstraße geplant. Dieser Teil des Gebäudes enthält die Tourist-Information, die dann auch sicherlich bereits Auskunft über den Baufortschritt geben kann. Die Wiedereröffnung des Gebäudes ist für 2027 geplant. Zuerst wird es wohl eine große Sonderausstellung geben, erst danach, vermutlich in 2028 wird die neue Dauerausstellung eröffnet werden. Bis dahin können wir lediglich den Besuch des Erlebnisbergwerk Merkers empfehlen.