Rothschönberger Stolln


Touristische Informationen:

Ort: Viertes Lichtloch: Badstraße 1, 09629 Reinsberg. (51.006790, 13.366710)
Siebentes Lichtloch: Straße der Jugend 49, 09633 Halsbrücke. (50.963655, 13.344367)
Mundloch: Rothschönberger Str., 01683 Klipphausen. (51.067290, 13.400480)
Öffnungszeiten: Viertes Lichtloch: Tag der offenen Schauanlagen, Tag des offenen Denkmals.
Siebentes Lichtloch: Tag der offenen Schauanlagen, Tag des offenen Denkmals.
[2022]
Eintrittspreise:
Typ: SubterraneaBergbaumuseen
Licht: LightBeleuchtung mit Glühlampen
Dimension: L=50,9 km.
Hauptstollen: L=13,9 km, W=2,50 m, H=3 m/1,50 m, Gr=0,033 %.
FLavg=685 l/s, FLmax=14 m³/s, FLmin=80 l/s.
Führungen:
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur:
Adresse: Viertes Lichtloch des Rothschönberger Stollns e.V., Badstraße 1, 09629 Reinsberg. E-mail:
Dr. Jens Kardel, Tel: +49-1520-8767517.
Dr. Uwe Klopfer, Tel: +49-177-2234624.
Siebentes Lichtloch e.V. Halsbrücke, Straße der Jugend 49, 09633 Halsbrücke, Tel: +49-3731-4559955. E-mail:
Nach unserem Wissen sind die Angaben für das in eckigen Klammern angegebene Jahr korrekt.
Allerdings können sich Öffnungszeiten und Preise schnell ändern, ohne daß wir benachrichtigt werden.
Bitte prüfen Sie bei Bedarf die aktuellen Werte beim Betreiber, zum Beispiel auf der offiziellen Website in der Linkliste.

Geschichte

1844 Baubeginn.
1877 Hauptstollen fertiggestellt.
1882 Nebenanlagen fertiggestellt.
1897 bei einem Hochwasser kommt es durch große Wassermassen zu einem Verbruch bei Halsbrücke.
1970 Ende des Bergbaus im Freiberger Revier.
12-AUG-2002 ein Hochwasser richtet Schäden im Stollen an.
2017 Viertes Lichtloch erhält den Denkmalpreis des Landkreises Mittelsachsen.

Bemerkungen

Der Rothschönberger Stolln ist ein Erbstollen, also ein Stollen mit leichtem Gefälle der dazu diente Gruben zu entwässern, indem er das Wasser mithilfe der Schwerkraft aus der Grube leitete. Derartige Stollen wurden vor der Entwicklung von effizienten Pumpen vielfach angelegt, weil sie kaum laufende Kosten verursachten. Heutzutage müsste man sie als klimaneutral und nachhaltig bezeichnen, damals war es einfach nicht möglich oder eben sehr teuer Pumpen dauerhaft zu betreiben. Erbaut wurde der Stollen von 1844 bis 1877, es hat also 33 Jahre gedauert, und das im 19. Jahrhundert, als bereits modernere Maschinen und Sprengstoffe im Einsatz waren. Der Entwässerungsstollen war damals immer noch eine Investition für zukünftige Generationen, und hätte ohne staatlichen Zuschuss auch nie finanziert werden können. Der Stollen entwässert die Gruben der Freiberger Reviers, einschließlich des Brander Grubenfelds. Alle Entwässerungsstollen von den verschiedenen Gruben treffen sich oberhalb von Halsbrücke, von wo aus nur noch der Hauptstollen des Rothschönberger Stolln bis zum Mundloch im Triebschtal führt.

Der Stollen wurde ursprünglich von Freiherr von Herder geplant, unter dem Namen Tiefer Meißner Erbstollen. Er sollte bis ins Elbtal nach Meißen reichen, wurde aber in dieser Form aus Kostengründen nicht gebaut. Die preiswertere Version hatte das Mundloch bei Rothschönberg im Triebschtal, deshalb der andere Name. Zum Bau des Stollens wurde eine Technik benutzt, die bereits seit dem Altertum bekannt ist. Es wurden sieben Hilfsschächte angelegt, sogenannte Lichtlöcher, von denen aus man jeweils in beide Richtungen den Stollen vorantrieb. Der Vorteil ist, dass man einschließlich des Mundlochs und der zu entwässernden Grube 16 Teilstücke gleichzeitig baute und so der Stollen im günstigsten Fall in einem 16tel der Zeit fertig wird. Damit diese Teilstücke sich treffen war eine sehr genaue Vermessung notwendig. Tatsächlich passten am Ende alle Teilstücke perfekt zusammen. Später wurde noch ein VIII. Lichtloch bei Halsbrücke angelegt, um die Ableitung der Grubenwässer zu optimieren.

Der Hauptstollen hat eine Länge von 13,9 km und verläuft zwischen Halsbrücke und Rothschönberg in einer Tiefe von bis zu 100 m. Die Gruben erstellten weitere Seitentunnel als Zuleitungen, wodurch die Gesamtänge 50,9 km beträgt. Der Hauptstollen wurde staatlich finanziert, die Seitenstollen mussten von den Gruben selbst finanziert werden. Die Baukosten des Hauptstollens beliefen sich auf 7.186.697,43 Reichsmark und überschritten den Voranschlag um 79 %. Das durchschnittliche Gefälle beträgt 0,033 %, der Hauptstollen ist durchgängig 2,50 m breit, im unteren Stollenabschnitt zwischen Rothschönberg und dem VII. Lichtloch 3 m hoch und oberhalb des VII. Lichtlochs 1,50 m hoch. Der Wasserdurchfluss beträgt durchschnittlich 685 l/s, bei Hochwasser wie 2002 werden aber auch 14 m³/s erreicht, das geht dann aber nicht ohne Schäden ab. Der niedrigste gemessene Durchfluss war am 27-SEP-1942 mit 80 l/s.

Der Stollen ist kein einzelnes Schauberwerk, vielmehr können unterschiedliche Teile einzeln besichtigt werden. Da sind das Hauptstollenmundloch bei Rothschönberg sowie das tiefer gelegene Röschenmundloch. Das Mundloch besitzt eine imposante Fassade und ist durchaus einen Besuch wert. Das Grubenwasser wurde weiter unten aus dem Berg geführt, um die Wasserversorgung der Ortschaft nicht zu beeinträchtigen. Außerdem kann man die Huthäuser und Anlagen der Lichtlöcher vier, sieben und acht besichtigen.

Am IV. Lichtloch befindet sich eine Wasserkunst, zwei Wasserräder die vom Wasser der Brobritzsch angetrieben wurden. Die Grabentour ist ein 3557 m langes System von Kanälen, das zur Umleitung des Bachs ab der Krummenhennersdorfer Mühle benutzt wurde. Nur ein Teil sind oberirdische Kanäle, insgesamt 1905 m sind unterirdisch. Das Grabensystem wurde gleich zu Beginn der Bauzeit, zwischen 1844 und 1847 angelegt. Das Schachtgebäude oder Treibehaus steht auf dem eigentlichen Schacht des 4. Lichtloches. In der ersten Etage des Gebäudes befindet sich eine funktionstüchtige Handhaspel aus dem Jahre 1891. Unmittelbar westlich davon ist die Radstubenkaue, darunter die beiden Radstuben für das Kunst- und Kehrrad. Mit dem Kehrrad wurde während des Baus das anfallende Gestein gefördert sowie Material und Werkzeug in den Schacht transportiert. Das Kunstrad trieb eine Turbine zur Wasserhebung an. Beide Wasserräder hatten einen Durchmesser von 11,9 m, das Kehrrad war 1,6 m breit, das Kunstrad 0,9 m. Die beiden Räder sind jedoch nicht erhalten, nur die Radstuben können besichtigt werden.

Das vierte Lichtloch war jedoch neben seiner Aufgabe für den Bau des Stollens auch Sitz der Verwaltung, sowohl für den Bau als auch nachher für den Betrieb des Stollens. Das ist wohl auch der Grund warum die Bauten hier fast komplett erhalten geblieben ist.

Das VII. Lichtloch besteht ebenfalls nur aus übertägigen Anlagen. Das sind das Schachthaus mit angebauter Radstube, die Bergschmiede mit Mannschaftsraum, und in einiger Entfernung das Pulverhaus, das zur Lagerung von Sprengmaterial diente. Ein Highlight des kleinen Museums ist das Mechanische Bergwerk, ein hölzernes Modell mit Pochwerk, Eisenhammer, Handhaspel, Bergleuten im Stolln, der Erzförderung und dem Pferdegöpel. Während der Öffnungstage wird in der Bergschmiede ganztätig Schauschmieden geboten.

Der Bergbau wurde im Freiberger Revier 1970 endgültig eingestellt. Obwohl damit theoretisch der Stollen nicht mehr benötigt wird, entwässert er weiterhin die Bergwerke. Er ist nun sozusagen ein wichtiger Bestandteil der Sicherungsmaßnahmen für den Altbergbau. Die Teile die besichtigt werden können sind allerdings nur an zwei Tagen im Jahr geöffnet, am Tag der Schauanlagen am ersten Sonntag im Juli und am Tag des offenen Denkmals am dritten Sonntag im September. Der Tag der Schauanlagen ist eine lokale Spezialität, eine modernisierte Version des Tag des Bergmanns in der DDR. Ansonsten sind die Anlagen für Gruppen nach Vereinbarung zugänglich.