Ort: |
Wilhelminenstraße 67, 63825 Sommerkahl.
(50.069122, 9.271612) |
Öffnungszeiten: |
APR bis OKT Sa, So nur mit Reservierung. [2023] |
Eintrittspreise: |
Erwachsene EUR 5, Kinder (5-16) EUR 2,50. [2023] |
Typ: | Kupfer |
Licht: | Beleuchtung mit Glühlampen |
Dimension: | T=9 °C. |
Führungen: | MinAge=5. |
Fotografieren: | erlaubt |
Zugänglichkeit: | nein |
Literatur: |
Joachim Lorenz (2022):
Das ehemalige Kupferbergwerk der Grube Wilhelmine in Sommerkahl im Spessart - jetzt Besucherbergwerk,
online
|
Adresse: | Kupferbergwerk Grube Wilhelmine Sommerkahl, Wilhelminenstraße 67, 63825 Sommerkahl, Tel: +49-6024-632552. E-mail: |
Nach unserem Wissen sind die Angaben für das in eckigen Klammern angegebene Jahr korrekt. Allerdings können sich Öffnungszeiten und Preise schnell ändern, ohne daß wir benachrichtigt werden. Bitte prüfen Sie bei Bedarf die aktuellen Werte beim Betreiber, zum Beispiel auf der offiziellen Website in der Linkliste. |
1542 | erstmals urkundlich erwähnt. |
1870 | übernommen vom Kaufmann Justus Matthäus Bastert aus Frankfurt am Main und untertägiger Abbau begonnen. |
1923 | Abbau eingestellt. |
Die Lagerstätte selbst ist eine polymetallische hydrothermale an Klüfte gebundene Lagerstätte mit sulfidischen Erzen. Der Schöllkripper Gneis ist Teil des variszischen Grundgebirges und entstand im Karbon vor rund 335 Millionen Jahren. Ein Granitdiapir durchlief durch hohe Temperaturen und Drücke eine Metamorphose und wandelte sich zu Muskovit-Biotit-Gneis. Im Jura, als der Gneis noch von Sedimenten überlagert war, öffneten sich Spalten im Gestein, die von hydrothermalen Lösungen, heißen, schwefel- und kieselsauren Wässern, durchflossen wurden. Dieses heiße Wasser löste aus den auflagernden Sedimenten, vermutlich Rotliegendes und/oder Kupferschiefer, Kupfer heraus. Welche Schichten es waren weiß man nicht, weil sie inzwischen abgetragen wurden. Durch die Konvektion gelangte es in die Spalten im Gneis und wurde dort zusammen mit Baryt und Quarz in Form sulfidischer Kupfererzminerale wieder ausgefällt. Derartig verfüllte Spalten werden als hydrothermale Gänge bezeichnet. Nur in den Gängen, in denen durch die geologischen Prozesse größere Mengen von Kupfererze auskristallisiert waren, lohnte sich der Abbau.
Das Kupferbergwerk Grube Wilhelmine Sommerkahl ist eine Besonderheit, weil es eins der wenigen Bergwerke im Spessart und zudem eines der in Bayern recht seltenen Kupferbergwerke ist. Die Lagerstätte ist polymetallisch, da bedeutet es wurden verschiedene Metalle gefunden, doch Kupfererze hatten wohl den größten Anteil am wirtschaftlichen Erfolg des Bergwerks. Die Grube wurde 1542 erstmals urkundlich erwähnt. Damals wurden eisen- und kupferhaltige Minerale im Tagebau abgebaut, das Ergebnis ist der kleine Steinbruch, in dem sich heute das Eingangsgebäude befindet. Der Kaufmann Justus Matthäus Bastert aus Frankfurt am Main übernahm die Grube 1870, und ging zum untertägigen Abbau über. Je nach der Mächtigkeit und dem Kupfergehalt des Ganges war dies sehr erfolgreich oder eben nicht. Die Erze ließ er in einer nahegelegenen Laugerei zur Verhüttung aufbereiten. Er gründete dafür auch eine Firma, den Spessarter Kupfergruben- und Hüttenverein zur Justushütte bei Aschaffenburg, in der Justushütte schmolz er das Kupfer zu Damm, das sind Barren von Rohkupfer.
Das Schaubergwerk hat derzeit keine regelmäßigen Öffnungszeiten, es ist nötig Besuche anzumelden. Für Gruppen ist das täglich möglich, Einzelbesuchen sollten sich einer der Führungen am Wochenende anschließen. Es ist wohl auf jeden Fall am besten über das Kontaktformular auf der Website erst einmal Kontakt aufzunehmen. Meist sind auf der Website auch bereits geplante Führungen mit freien Plätzen angegeben, meist für das folgende Wochenende, für die man sich unkompliziert per E-Mail anmelden kann. Ganztägig finden Führungen am Tag des Bergmanns, am Tag des offenen Denkmals, und am Tag des Geotops statt. Eine Anmeldung ist an diesen Tagen nicht nötig.
Am Bergwerk befindet sich ein gelb-rotes Ausstellungsgebäude, das Treffpunkt und erster Stopp für die Führungen ist. Es enthält die Bergbau-Dauerausstellung und ist gleichzeitig Vereinsheim. Die Dauerausstellung enthält eine Mineralienausstellung, ein Modell der 23m-Sohle sowie funktionierende Modelle der Aufbereitungsmethoden im Kupfererzbergbau wie Pochwerk und Siebkugelmühle. Vieles ist zum Anfassen, wie die Fühlkästen, ein Gezähe (Schlägel und Eisen), sowie vier verschiedene Computer-Lernprogramme. Auch Grubenlampen, ein Modell des Linkenbach-Rundherdes sowie ein geologisches Profil des Vorspessarts sind zu sehen.
Der unterirdische Teil der Führung besucht die 23 m Sohle des Bergwerks, das insgesamt vier Sohlen bis 70 m Tiefe besitzt. Zwei Weitungen, Oberbruch genannt, von denen einer als Standesamt nutzbar ist, ein saigerer und ein tonnlägiger Schacht, zwei historische Förderkörbe und Kupfermineralien wie Azurit, Malachit, und Kupfervitriol sind hier zu sehen. Durch sein Alter kommt es im Bergwerk auch bereits zur Bildung von Tropfsteinen, Sinterfächen, kleine Sinterbecken (Micro-gours), Höhlenperlen und sogenannte Makkaroni, Sinterröhrchen die der Anfang von Stalaktiten sind.
Der Verein, der das Bergwerk ehrenamtlich betreibt, ist sehr aktiv. Seit 2021 wird mithilfe einer Förderung durch die Kommunale Allianz Kahlgrund-Spessart auf dem Außengelände eine Bergwerksschmiede in Fachwerkbauweise erbaut. Ein Bergwerk ohne Schmiede ist undenkbar, da das Gezähe täglich nachgeschärft und oft repariert werden musste. Ein weiteres Projekt ist die Rekonstruktion des historischen Förderschachtes als Holzmodell, das inzwischen abgeschlossen wurde. Es ist in Originalgröße und funktionsfähig, einer der beiden Förderkörbe kann begangen werden.