Ort: |
Südlich von Dresden an der Grenze zu Tschechien.
Von B170 (E 55) Dresden-Prag in Zinnwald-Georgenfeld nach Geising abbiegen.
Beschilderung "Parkplatz Besucherbergwerk".
(50.741022, 13.766060) |
Öffnungszeiten: |
Ganzjährig Mi-Sa 10:30, 12, 13:30, 15. [2021] |
Eintrittspreise: |
Erwachsene EUR 9, Kinder (6-16) EUR 6, Kinder (0-5) nicht erlaubt, Schüler EUR 6, Studenten EUR 6, Schwerbeschädigte EUR 6, Familien (2+*) EUR 24. Gruppen (15+): Schüler EUR 4.50. [2021] |
Typ: | Zinn |
Licht: | Beleuchtung mit Glühlampen |
Dimension: | T=8 °C. |
Führungen: | D=90 min, L=2 km. |
Fotografieren: | |
Zugänglichkeit: | ja |
Literatur: | |
Adresse: | Besucherbergwerk "Vereinigt Zwitterfeld zu Zinnwald", OT Zinnwald Georgenfeld, Goetheweg 8, D-01773 Altenberg, Tel: +49-35056-31344, Fax: +49-35056-23278. E-mail: |
Nach unserem Wissen sind die Angaben für das in eckigen Klammern angegebene Jahr korrekt. Allerdings können sich Öffnungszeiten und Preise schnell ändern, ohne daß wir benachrichtigt werden. Bitte prüfen Sie bei Bedarf die aktuellen Werte beim Betreiber, zum Beispiel auf der offiziellen Website in der Linkliste. |
1754 | besucht von Fr. A. von Heynitz. |
1791 | besucht von Alexander von Humboldt. |
1813 | besucht von J. W. von Goethe. |
1846 | Beginn des Abbau von Wolframit. |
1890 | Beginn des Abbau von Lithiumglimmer. |
1917 | Große Bergschmiede erbaut>. |
1945 | Bergbau auf deutscher Seite endet. |
1990 | Gemeinde Zinnwald-Georgenfeld beschließt die technischen Denkmale mit Zechenhaus und Bergschmiede als Besucherbergwerk herrichten zu lassen. |
NOV-1990 | Bergbau auf tschechischer Seite eingestellt. |
18-JUN-1992 | Tiefer Bünau Stollen wird als Besucherbergwerk eröffnet. |
Der Untergrund in der Umgebung von Zinnwald besteht aus Granit, Quarz- und Granitporphyr sowie Basalt. Durch Bruchtektonik während der variskischen Gebirgsbildung vor rund 300 Millionen Jahren kam es zu vulkanisch-magmatischen Erscheinungen und zur Erzlagerstättenbildung in allen diesen Gesteinen außer dem Basalt. Die Erze sind vielfältig, wirtschaftlich bedeutungsvoll waren vor allem die Zinnvorkommen. Daraus leitet sich auch der Name Zinnwald ab. Sie entstanden entlang einer bereits existierenden Tiefenstörung, die im Oberkarbon (310Ma) reaktiviert wurde. Dabei kam es zum Lavaerguss des Teplitzer Quarzporphyrs. Die aus Gneis und Phyllit bestehende damalige Erdoberfläche wurde von einer Porphyrdecke überlagert. In diese drang im Unterrotliegenden (280Ma) ein Granitkörper ein, der Zinnwalder Granit. Die Bildung der Erze ist ein Ergebnis der allmählichen Abkühlung der Lava.
In der sogenannten pneumatolytischen Phase wurden mit Metallverbindungen angereicherten Gase und Dämpfe freigesetzt. Die Metalle lagerten sich im umgebende Nebengestein als Oxide ab, vor allem Zinnoxid. Diese Erze werden vom Bergmann als Zwitter bezeichnet, die massenförmigen Lagerstätten Zwitterstöcke. In Gesteinsspalten schlugen sie sich ebenfalls nieder und bildeten Zinnerzgänge. In Gängen ist der Zinngehalt höher, die gewinnbaren Erzmengen jedoch kleiner. Die Zinnwalder Gänge sind dicht übereinander gelagert und wurden von den Bergleuten wegen der fast horizontalen Lage als "Flöze" bezeichnet. Der Bergbau zielte sowohl auf die Zwitterstöcke als auch die Erzgänge.
Die Erze enthielt unter anderem auch Wolfram, für den allerdings jahrhundertelang keine Verwendung bekannt war. Erst ab Mitte des 19ten Jahrhunderts lernte man Wolfram zur Erzeugung von besonders hartem Wolframstahl zu verwenden. Um 1846 begann in Zinnwald der Abbau von Wolframit. Ab 1890 wurde Lithiumglimmer abgebaut, der zur Legierung von Aluminium für den Flugzeugbau verwendet wird.
Die Grube war auch die Quelle von verschiedenen Mineralien. Kassiterit, Wolframit, und Zinnwaldit mit Quarz sind auf den Gängen recht häufig zu finden.
In Zinnwald finden interessierte Besucher das Besucherbergwerk Vereinigt Zwitterfeld und das Bergbaumuseum Huthaus. Der Name des Schaubergwerks erklärt sich leicht aus der Geologie des Gebiets, Zwitter ist einfach der bergmännische Name der hier vorherrschenden Zinnvererzung. Zur Hochzeit des Bergbaus war die Grenze zwischen Deutschland und Böhmen durchlässiger als in späteren Zeiten. Tatsächlich geht die Grenze, die heutige Grenze zwischen Deutschland und der Tschechischen Republik, mitten durch den Ort. Der deutsche Teil heißt Zinnwald, der tschechische Cínovec. So wurde auch auf beiden Seiten abgebaut. Die zwangsläufig entstandenen untertägigen Verbindungswege zwischen Sachsen und Böhmen erwiesen sich zeitweilig auch als geeignete Wege für das Paschen, den Schmuggel. Heute sind die beiden Teile des Erzgebirges zumindest für die UNESCO WHL Liste vereint. Von der Schengen-Innengrenze bemerkt man heutzutage wenig, wenn nicht gerade Flüchtlinge oder Covid-19 drohen.
Der Bergbau begann in der Mitte des 15ten Jahrhunderts. Wie es dazu kam erzählt die folgende Sage.
In Graupen betrieben einst drei Brüder als Eigenlöhner eine ausgiebige Zeche und gelangten zu Reichtum. Das plötzliche Verschwinden des Erzganges erforderte aber hohe und leider ergebnislose Aufwendungen, so daß der Reichtum dahinschwand. Da erschien allen drei Brüdern in einer Nacht der Berggeist im Traume und forderte sie auf, die zwecklose Mühe aufzugeben und gegen Mitternacht zu wandern, wo ihnen reiche Ausbeute beschieden sein würde. Sie befolgten den Rat. Als sie einige Stunden gegangen waren, fanden sie im dichten Walde zu Tage stehende Zwitter. Sie stritten hin und her, ob dies wohl schon der rechte Platz zum Einschlagen sein möge oder ob es ratsam sei, noch weiterzuwandern. Als sie sich nicht schlüssig werden konnten, erschien ihnen plötzlich der Berggeist als Berggnom wieder, sprach nur: „Ihr seid aber doch drei wunderliche Köpfe“ und war dann plötzlich verschwunden. Die drei Brüder wußten nun, was sie zu tun hatten; sie schlugen ein und hatten reiche Ausbeute. Den Einschlag nannten sie „Zu drei Wunderköpfen“.
Es war der erste Schacht im Zinnwalder Bergrevier; er ist heute noch vorhanden und wird kurzwege der „Köpfenschacht“ genannt. Diese drei Männer waren die Begründer von Zinnwald, da sich wegen des großen Zinnreichtums bald weitere Bergleute aus Graupen einfanden. Sie nannten ihre Siedlung „Der Zinnwald“, weil der ganze Wald reich an Zinn war. Nach einem alten Berichte sollen die Zwitter so viel Zinn enthalten haben, daß, wenn man auf der Wiese einen Stein nach einer Kuh warf, dieser wertvoller war als die Kuh.
Nach Wächter.
Die erste schriftliche Erwähnung des Bergbaus bezieht sich auf den böhmischen Teil der Lagerstätte. Auf dieser Seite befíndet sich auch der größte Teil des Lagers. Auf sächsischer Seite begann die Zinnerzgewinnung erst in der zweiten Hälfte des 16ten Jahrhunderts, also mehr als ein Jahrhundert später. Bis in die Mitte des 19ten Jahrhunderts beschränkte sich der Abbau auf die Gewinnung von Zinnerz.
Der Zinnwalder Bergbau unterstand den Lauensteiner Grundherren, die das niedere Bergregal besaßen und dazu Vasallenbergämter wie in Neugeising unterhielten. Von 1464 bis 1490 gehörte die Herrschaft Lauenstein Hans Müntzer und 1490 bis 1505 Stephan Alnpeck. Beide waren Angehörige Freiberger Ratsfamilien und besonders am Altenberger Bergbau beteiligt. Von 1517 bis 1821 flossen die meisten Erträge des Zinnwalder Bergbaus an die Familie von Bünau auf Schloß Lauenstein.
Die Führung im Besucherbergwerk beginnt im technischen Denkmal Zechenhaus, der ehemaligen Bergschmiede. Im Erdgeschoss informiert eine kleine Ausstellung den Besucher über die Geologie und Geschichte von Zinnwald. Im Obergeschoß ist eine Fotoausstellung untergebracht, die sich vor allem auf historische Fotos aus der Zeit von 1906 bis 1940 beschränkt. Auf der Freifläche neben dem Gebäude befindet sich ein Lapidarium und eine Ausstellung von Maschinen zur Erzaufbereitung. Die Besucher werden für die Führung mit Helmen, Geleucht und Ölzeug ausgestattet. Das Mundloch des Stollens befindet sich im Gebäude.
Der Tiefe Bünau Stollen wurde 1686 begonnen und diente als Erbstollen. Bis heute führt er das Grubenwasser aus dem böhmischen und sächsischen Teil der Lagerstätte ab. Nach gut 500 Metern Fahrweg erreicht man in 77 m Tiefe die Landesgrenze. Zwei durch den Abbau massiger Erzkörper entstandene großräumige Weitungssysteme befinden sich hier. Die im 18. und 19. Jahrhundert mit Bohr- und Sprengarbeit aufgefahrene Reichtroster Weitung zeugt vom Können der Bergleute. Sie enthält ehuet einen sogenannten Bergsee und wird aufgrund ihrer Größe gerne für Konzerte und andere Veranstaltungen genutzt. In der benachbarten Schwarzwänder Weitung, die größtenteils auf böhmischem Gebiet liegt, soll 1728 - in der Zeit der Gegenreformation - der protestantische Geisinger Pfarrer Heinrich Kauderbach heimlich vor böhmischen Bergleuten gepredigt haben, die nach Geising eingepfarrt waren. Heute ist hier unterirdisch die Grenze nach Tschechien aufgebaut.
Bei der Befahrung des Stollens können die Besucher eine Anzahl sehr flach liegende bis zu einem Meter mächtige Gänge erkennen. Diese Erzgänge werden in Zinnwald Flöze genannt, ihre Hauptbestandteile sind Quarz, Zinnstein und Wolframit. Der mit einer Granitintrusion verbundene eigentümliche Lagerstättentyp erhob die Zinnwalder Lagerstätte vor allem im 18. Jahrhundert zu einem internationalen Studienobjekt für Mineralogen und Geologen. Lehrer und Studenten der Bergakademie studierten an Ort und Stelle bei wissenschaftlichen Reisen die Verhältnisse. Auch J. W. von Goethe ging bei seinem Besuch 1813 den Fragen zur Entstehung der Granite und der Eigenart der Zinnformation nach.
„Nur hat es der Natur beliebt, an jedem dieser vier Orte mit Orden und Niederlegen anders zu verfahren, indem sie bald das Metall in große Gebirgsmassen zerstreute, wie es in Schlaggenwalde, mehr aber noch in Altenberg geschehen, teils daß sie solches in schmalen Gängen und Lagern vertikal wie in Graupen, horizontal wie in Zinnwald niederlegt.
Halten wir an diesen Begriffen fest, so werden wir uns schon durch das Labyrinth durchwinden, in welches uns auch hier eine niemals gänzlich zu enträtselnde Natur so freundlich als verführerisch hineinlockt.“
J. W. von Goethe (1813)
Das Wolframit sah man jahrhundertelang als störend für die Zinnerzaufbereitung und -verhüttung an. Doch im Jahr 1783 isolierten die spanischen Brüder Fausto und Joseph D’Elhuyar aus dem Zinnwalder Wolframit ein bis dahin unbekanntes Metall. Sie nannten es Wolfram. Die beiden waren Schüler von Abraham Gottlob Werner an der Bergakademie Freiberg und des schwedischen Mineralogen und Chemikers T. Bergmann. 1785 erkannte R. E. Raspe dass es ein möglicher Stahlveredler ist. Dennoch wurde das Wolfram erst ab 1880 großtechnisch nutzbar.
Weitere Sehenswürdigkeiten sind die historische Gaststätte Sächsischer Reiter und das sehenswerte kleine Museum im Huthaus von Vereinigt Zwitterfeld. Ein geschichtlicher Lehrpfad führt durch die Streusiedlung auf dem Kamm des Erzgebirges. Mit etwas Glück kann man in der Grumbtmühle bei Schausägen von Brettern und Schindeln an historischer Technik zuschauen. Vom nahegelegenen Geisingberg bietet sich ein herrlicher Blick auf Geising, Zinnwald und Altenberg, die drei durch den Zinnbergbau entstandenen Siedlungen des Osterzgebirges.