Laichinger Tiefenhöhle


Touristische Informationen:

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Der Dolomit bis 25 m Tiefe besitzt eine löchrige Oberfläche. Kanzel, Laichinger Tiefenhöhle, Deutschland.
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Abstieg von der Sandhalle in die Große Halle, Laichinger Tiefenhöhle, Deutschland.
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Die Große Halle ist die größte Halle der Höhle in 45 m Tiefe, Laichinger Tiefenhöhle, Deutschland.
Ort: Höhleweg 220, 89150 Laichingen.
A8 Ausf. Merklingen, über Merklingen und Machtolsheim 7 km bis Laichingen. An der zweiten Laichinger Ausfahrt Umgehungsstraße verlassen, bis zum Ortsanfang, dann erste rechts ab.
A8 Behelfsausfahrt Hohenstadt, 7 km bis Laichingen. Vom Marktplatz in Richtung Suppingen, am Ortsausgang links ab.
1 km SE Laichingen.
(48.478540, 9.693488)
Öffnungszeiten: Palmsonntag bis Ende Herbstferien täglich 10-18.
[2024]
Eintrittspreise: Erwachsene EUR 5, Kinder (6-16) EUR 3,50, Kinder (0-5) frei.
Gruppen (20+): Erwachsene EUR 4,50, Kinder EUR 3.
[2024]
Typ: SpeleologyKarsthöhle, Schachthöhle, Malm
Licht: LightBeleuchtung mit Glühlampen
Dimension: L=1.384 m, VR=90 m, A=780 m N.N.
Führungen: L=300 m, D=45 min, VR=55 m, V=30.000/a [2005]
Fotografieren: Erlaubt
Zugänglichkeit: Nein, viele steile Treppen
Literatur: (1989): Führer durch die Laichinger Tiefenhöhle, Hrsg: Höhlen- und Heimatverein Laichingen e.V., 1989, EUR 2.50.
Adresse: Höhlen- und Heimatverein Laichingen e.V., Höhleweg 220, 89146 Laichingen, Tel: +49-7333-5586. E-mail: contact
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Geschichte

1892 Entdeckung bei der Suche nach Dolomitsand durch Johann Georg Mack.
1894 erste Vermessung durch Architekt Kienzle, Ulm.
1903 1. künstlicher Eingang.
1906 Entdeckung des tiefsten Punktes bei 80 m.
1930 Einbau von Betontreppen und Eisenleitern.
1933 2. künstlicher Eingang.
1936 elektrische Beleuchtung.
1947 Gründung des Höhlen- und Heimatvereins Laichingen e.V.
1961 Einrichtung des Höhlenmuseums.
1970-1975 Bau eines 15 m tiefen Schachtes als Ausgang.
1980-1982 Einbau einer Notstromanlage.
1999-2000 Bau eines neuen Eingangsgebäudes mit Rasthaus.
2001 Neueröffnung des Höhlenmuseums.

Bemerkungen

Die Große Halle, Laichinger Tiefenhöhle, Deutschland.
Die Kleine Halle auf 55 m Tiefe, ist der tiefste Raum, der auf der Führung begangen wird, Laichinger Tiefenhöhle, Deutschland.
Der Gletschermühlenschacht besitzt runde Formen die aussehen wie eine Gletschermühle, Laichinger Tiefenhöhle, Deutschland.
Perlsinter, Blumenkohlgang, Laichinger Tiefenhöhle, Germany.
Der Nasse Schacht, Laichinger Tiefenhöhle, Deutschland.
Höhlenkundliches Museum, Laichinger Tiefenhöhle, Deutschland.

Die Laichinger Tiefenhöhle ist die tiefste Schauhöhle Deutschlands und die einzige erschlossene Schachthöhle. Sie weist kaum Sinterschmuck auf, bietet dafür aber einen interessanten Einblick in den Aufbau der Schwäbischen Alb. Aus diesem Grund wurde sie früher auch mit dem Slogan das geologische Röntgenbild der Schwäbischen Alb beworben.

Der Eingang befindet sich im Dolomit CaMg(CO3)2, und dieses Gestein ist auch eng mit der Höhlenentdeckung verknüpft. Das Verwitterungsprodukt des Dolomit, der Dolomitsand oder auch Dolomitasche, wurde hier nämlich als Fege- und Scheuersand abgebaut. Der Sand wurde zusammen mit Seife zum Reinigen der Holzböden und auch für Mörtel verwendet. Sandvorkommen sind auf der Alb selten, weil durch die unterirdische Entwässerung keine Flusssedimente existieren, und der Kalk normalerweise zu Lehm verwittert. Bei Dolomit ist das anders, was and der anderen chemischen Zusammensetzung liegt, Dolomit ist jedoch auf der Schwäbischen Alb relativ selten, und besaß deshalb einen gewissen Wert. Der Tagelöhner Johann Georg Mack aus Laichingen baute den Sand an den Tagen ab, an denen er keine andere Arbeit finden konnte. Dabei war eines Morgens der Sandhaufen des Sandgräbers verschwunden. Da er an Diebe glaubte, übernachtete er in der folgenden Nacht bei seinem Sand. Dabei stellte er fest, dass der Sand langsam aber stetig im Untergrund verschwand. Er grub an dieser Stelle und fand den Eingang in die Höhle.

Eine weitere Besonderheit des Dolomits ist auch die bei der Verwitterung entstehende löchrige Oberfläche. Diese is sehr gut beim Abstieg zur Sandhalle erkennbar. Nachdem man auf dem Weg in die Tiefe den Dolomit durchquert hat, erreicht man Massenkalk. Der übergang ist sehr gut zu erkennen, weil der Massenkalk eine glatte Oberfläche besitzt. Massenkalk weist keine Schichtung auf, da es nicht als Sediment abgelagert wurde, sondern als Korallenriff entstand. Dieses Riff läßt sich in der Höhle mehrfach gut erkennen.

Nach einer Periode des Riffwachstums haben sich die Verhältnisse im Jurameer für einige Zeit sehr stark verändert. Dadurch wurde toniges, mergeliges Material abgelagert, die Glaukonitbank, die nach dem Mineral Glaukonit benannt wurde, das sie enthält. Diese Schicht läßt sich in der Großen Halle sehr gut erkennen. Als wenige Zentimeter mächtige Fuge, die mit grauem Lehm gefüllt ist, zieht sie sich um den ganzen Raum herum. Der darunterliegende Raum, die Kleine Halle ist durch diese wasserdichte Schicht fast völlig frei von Tropfwasser. Dadurch konnten sich aber auch keine Tropfsteine bilden. Sie hat sich damals auf dem Meeresboden abgelagert und ihn wie eine Decke zugedeckt. Durch Verfolgung dieser Bank kann man sehr eindrücklich das Relief des Meeresbodens erkennen. Diese Bank lässt sich auf der ganzen Schwäbischen Alb verfolgen, ist aber nur am Rand, in Tälern, in Höhlen und Steinbrüchen aufgeschlossen.

Eine Besonderheit in der Laichinger Tiefenhöhle ist der Perlsinter im Blumenkohlgang. Der Name dieses Gangs wird sofort verständlich, wenn man zum ersten Mal dieses Mineral sieht. Die Entstehungsweise ist allerdings noch weitgehend ungeklärt. Fest steht nur, dass es Kalksinter ist. Aber wie diese außergewöhnliche Form zustande kam, konnte bisher noch nicht herausgefunden werden. Verschiedene Ansätze, wie Kapillare wurden inzwischen verworfen. Nach einer Theorie entsteht er vor allem an Engstellen, durch die häufig ein Wind weht. Wie das funktioniert ist aber nicht klar, und wissenschaftlich bewiesen ist das ebenfalls nicht.

Im Eingangsgebäude befindet sich ein Höhlenkundliches Museum. Hier wird ein 2,5 m hoher, maßstabsgetreuer Querschnitt der Schwäbischen Alb aus Originalgestein gezeigt. Eine Vitrine zeigt archäologische und paläontologische Funde aus schwäbischen Höhlen, eine andere die vielfältige Höhlenfauna und -flora. Auch ein Höhlenbärenskelett, Informationen zum Buch Rulaman, sowie Höhlenmineralien werden ausgestellt. Es gibt einen Film und Erläuterungen zu allen Aspekten der Höhlenforschung. Eine weitere Besonderheit sind die mit einem Computer erstellten dreidimensionalen Höhlenpläne. Bei der komplexen Struktur der Höhle sind derartige Pläne sehr hilfreich, und sie wurden bereits in den 1980er Jahren mit dem System VISIPLOT am Rechenzentrum der TU Braunschweig erstellt. Heutzutage kann jede Software für die Vermessung von Höhlen auch 3D Darstellungen, damals war das aber absolutes Neuland. Der Besuch des Museums ist kostenlos, und eine gute Möglichkeit für Leute, die nicht an der Führung teilnehmen die Zeit zu verbringen bis der Rest der Gruppe zurück ist.

Wie bereits erwähnt ist das eine Schachthöhle, der Führungsweg führt über eine Vielzahl von steilen Eisentreppen bis in eine Tiefe von 55 m unter der Erdoberfläche und auf einem anderen Weg, und durch einen künstlich angelegten Schacht, zurück an die Oberfläche. Da die Eisentreppen sehr steil und mit lehmigem Tropfwasser bedeckt sind, werden die Hosen schnell schmutzig. Neben Trittsicherheit und einem Mindestmaß an körperlicher Fitness werden geeignete Schuhe und Kleidung dringend empfohlen. Wer eine Herz-Kreislauf-, Lungen- oder Herzerkrankung oder eine Gehbehinderung hat, sollte auf den Besuch verzichten, ebenfalls wer Höhenangst hat. Für die steilen Treppen gibt es einen kleinen Trick: Wer rückwärts hinuntersteigt, wie auf einer Leiter, hat deutlich weniger Schwierigkeiten. Bei kleineren Kindern ist es erfahrungsgemäß vom Einzelfall abhängig, manche Kinder bekommen Angst, andere sind begeistert. Die Laichinger Tiefenhöhle wird vom Höhlen- und Heimatverein Laichingen e.V. (HHVL) betreut, dem größten Höhlenverein der Schwäbischen Alb. Aufgrund von Mitgliederschwund werden inzwischen Führungen nur noch in Ausnahmefällen angeboten. In der Höhle wurden fünf Säulen installiert, die auf Knopfdruck den Führungstext abspielen, sozusagen ein stationärer Audioguide. Dabei kann man aus vier Versionen wählen, Deutsch, Englisch, Französisch und eine spezielle Kinderführung. Mit anderen Worten, es gibt keine Wartezeiten, man kann nach dem Bezahlen direkt in die Höhle. Die Besucher können sich so viel Zeit lassen wie sie möchten, die meisten brauchen etwa 45 bis 60 Minuten.

Durch die besonderen physischen Anforderungen beim Besuch dieser Schauhöhle ist es recht häufig, dass Mitglieder einer Familie oder Gruppe nicht an der Führung teilnehmen wollen oder können. Um die Zeit zu überbrücken, bieten sich diverse Möglichkeiten an. Zum einen natürlich ein ausführlicher Besuch des Höhlenkundlichen Museums. Im Rasthof und Biergarten kann man ein Bier oder einen Kaffee trinken. Es werde auch Speisen angeboten, aber nur Würste und Landjäger, sowohl im Biergarten als auch im Gastraum dürfen aber mitgebrachte Speisen verzehrt werden, solange die Getränke gekauft werden. Diese aus bayerischen Biergärten bekannte Regelung ist bei Wanderern recht beliebt. Für Kinder gibt es einen gepflegten Spielplatz, und auch eine Grillhütte und eine Feuerstelle erlauben das Grillen von mitgebrachtem Fleisch oder Würstchen.