Ort: |
Neunkircher Str. 10, 66780 Rehlingen-Siersburg (OT Niedaltdorf)
A8 Ausfahrt Rehlingen, durch Siersburg, dann in Richtung Grenze nach Frankreich, 5 km nach Niedaltdorf. Am Abzweig der Gerstlinger Straße. Im Keller des Gebäude Neunkircher Str. 10. (49.3399528, 6.5953629) |
Öffnungszeiten: |
Geschlossen. [2024] |
Eintrittspreise: |
Geschlossen. [2024] |
Typ: | Tuffhöhle, Primärhöhle. |
Licht: | Beleuchtung mit Glühlampen |
Dimension: | L=120 m, A=185 m. |
Führungen: | D=20 min, L=80 m |
Fotografieren: | erlaubt |
Zugänglichkeit: | Höhle sehr eng, teilweise niedrig |
Literatur: |
R. Loeser (1934):
Die Tropfsteinhöhle Niedaltdorf,
Rhein. Heimatpfl. Jg. 6, 1934 H. Rücklin (1940): Die Tropfsteinhöhle von Niedaltdorf, Westm. Abh, z. Landes- und Volksforschung, Bd. 4, 1940 K. Britz (1952): Wie ist die Tropfsteinhöhle Niedaltdorf?, Saarl. Volksztg. Nr. 4, 7.1.1952 E. Müller (1963): Die Tropfsteinhöhle in Niedaltdorf, Heimatk. Jahrbuch d. Kr. Saarlouis, 1961-1963 Dr. Gerhard Müller (2014): B-PSL INVENTAR 6605.01 Niedaltdorf, "Tropfsteinhöhle", online |
Adresse: | Niedaltdorfer Tropfsteinhöhle, Neunkircher Str. 10, 66780 Rehlingen-Siersburg (OT Niedaltdorf). |
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1853 | Pfarrer Hoffmann aus Itzbach berichtet über die Entdeckung einer Tropfsteinhöhle. |
1880 | beim Ausschachten der Baugrube der Gastwirtschaft durch Pierre Biehl wurden Hohlräume entdeckt aber wieder verfüllt. |
1927 | nach der Zerstörung des Gebäudes im ersten Weltkrieg Höhle bei Wiederaufbau durch Willi Biehl erneut entdeckt. |
1928 | Willi Biehl baut eine Zugangstreppe und einen Suchstollen und entdeckt den längeren Ostgang. |
1933 | Rundgang fertiggestellt und elektrisch beleuchtet. |
1937 | unter Naturschutz gestellt. |
1988 | Höhle von Alfred Kiefer übernommen. |
2014 | Höhle geschlossen. |
2018 | Höhle an die Naturlandstiftung Saar verkauft. |
Bei der Niedaltdorfer Tropfsteinhöhle handelt es sich um eine Tuffhöhle, sie gehört damit zu den recht seltenen Primärhöhlen. Sie befindet sich in einem 200 m langen, 40 m breiten und 8 m mächtigen Quelltufflager, das sich in den letzten 10.000 Jahren an der Quelle des kalkreichen Ihner Baches, einem Zufluß der Nied, gebildet hat. Die Niedaltdorfer Tuffhöhle entstand bei der Ablagerung des Tuffs durch ungleichmäßiges Wachstum, wodurch sich Überhänge und Halbhöhlen bildeten die später zuwuchsen. Die Höhle wurde wahrscheinlich vor etwa 8,000 Jahren durch den weiterwachsenden Kalktuff verschlossen. Sie besteht aus zwei parallelen Gängen, dem 15 m langen Westgang und dem 42 m langen Ostgang.
Der Besitzer der Höhle hatte seine eigene Theorie wie die Höhle entstanden ist. Er ging davon aus, dass die Nied bei Hochwasser den Tuff überschwemmt hat und das Wasser der Nied dabei tiefe Rinnen in den Tuff gegraben hat. Alternativ wird auch der Ihner Bach als Ursache für die Bildung der Rinnen genannt. Diese wurden dann wieder von Tuff überwachsen. Diese Theorie ist außergewöhnlich, allerdings sind in der Höhle keine Spuren von Erosion sichtbar. Es ist deshalb anzunehmen, daß diese Theorie, obwohl sie in Reiseführern und Zeitungen gerne wiedergegeben wird, falsch ist.
Weitere exotische Theorien findet man im Artikel Höhlen des Saargebiets von Prof. Dr. Rudolf Loeser. Er vermutet zuerst eine Störungszone, den Sprung von Gorze, als tektonische Ursache für die Spalten, muß dann aber zugeben, dass die Störungszone älter ist als der Kalktuff. So ganz will er von der tektonischen Ursache nicht ablassen und vermutet weiter, dass unterlagernde Gipsschichten im Muschelkalk vom Wasser der Nied gelöst wurden und dadurch Rutsch- und Gleitbewegungen im Gestein verursachten. Besonders hilfreich war dabei die zunehmend stärkere Lösung näher zur Nied, die eine Rampe bildete, auf der der Niedseitige Teil des Tuffs in Richtunng Nied hinabglitt und sich so eine Spalte öffnete. Wiederum eine durchaus vorstellbare Theorie, allerdings sind bei derartigen tektonischen Höhlen einige geometrische Besonderheiten vorhanden, die hier nicht zu finden sind. Zum ersten muss nach dem Auseinanderbrechen die eine und andere Seite wie Positiv und Negativ ineinander passen. Das ist hier nicht der Fall. Zum zweiten ist eine derartige Spalte immer genau gleich breit oder geht in einer Richtung mit ständig zunehmender Breite gleichmäßig auf. Wer schon einmal ein Stück Kuchen abgeschnitten hat, weiß was ich meine. Auch das ist hier nicht der Fall, der Höhlengang schwankt in seiner Breite. Das wäre nur durch einzelne Schollen zu erklären, die aber dann Querklüfte erfordern die es nicht gibt. Diese Theorie ist deshalb ebenfalls mit großer Wahrscheinlichkeit falsch. Sie wurde aber in diversen Publikationen bis in die 1960er abgeschrieben.
Besonders sehenswert sind in dieser Höhle die vielfältigen, recht jungen Versteinerungen im Kalktuff. Neben Ästen, Blättern und anderen Pflanzenteilen findet man auch Schneckenschalen sowie ein Vogelnest. Meist handelt es sich dabei um Abdrücke, die Pflanzen werden vom Kalk sehr schnell überkrustet, danach vermodern sie jedoch, so daß ein Hohlraum übrigbleibt.
Der Name Tropfsteinhöhle ist jedoch in diesem Fall etwas irreführend. Die Höhle befindet sich in Kalktuff, und die Bildung des Tuffs entspricht der Bildung von Tropfsteinen, wenn das Ergebnis auch ganz anders aussieht. In den Höhlen ist Tropfstein oder Höhlensinter kompakt und hart, besteht aus recht großen, durchsichtigen bis durchscheinenden Kalzitkristallen. An der Erdoberfläche wird die Ablagerung durch Moose, Algen, Farne und andere Pflanzen gestört, so dass ein pröser, leichter und weicher Stein entsteht, der auch Tuff genannt wird. Und doch gibt es alle Übergänge, an Stellen an denen wenige Moose wachsen und keine Pflanzenreste eingeschlossen werden, wird der Kalk als Tropfstein abgelagert. Bei Karsthöhlen wird der Höhlengang gelöst und dann wachsen auf dem Kalkstein Tropfsteine. In Tuffhöhlen ist das gesamte Gestein Tropfstein und durch den Abschluß von Hohlräumen wird das Licht ausgeschlossen und Pflanzenwachstum verhindert, so dass die Ablagerungen in Tropfstein übergehen.
Eine Tuffhöhle wurde hier bereits im Jahr 1853 entdeckt, so berichtet Pfarrer Hoffmann aus Itzbach. "...nur wenige Schritte von der Nied, eine prächtige Tropfsteinhöhle, 10’ hoch, 9 breit und 13 tief. Man fand in derselben das Stück eines Hirschgeweihs und einige Knochen.” Ob es sich dabei um die heutige Schauhöhle handelt, ist unklar, wie die Höhle wieder in Vergessenheit geriet ebenfalls.
Die Höhle wurde beim Bau des Kellers für eine Gaststätte durch Pierre Biehl 1880 entdeckt, ihre Bedeutung jedoch nicht erkannt und der Eingang mit Bauschutt verfüllt. Im Ersten Weltkrieg wurde das Gebäude zerstört und beim Wiederaufbau des Gebäudes 1927 durch seinen Sohn Willi Biehl wurde die Höhle wiederentdeckt. Er erkannte das Potenzial der Höhle und erforschte sie. Durch einen Querschlag, den er in den weichen Tuff schlug, entdeckte er einen zweiten Höhlengang der parallel zum ersten verläuft und etwas länger ist. Er verband beide Gänge noch durch einen zweiten Querschlag und konnte so einen Rundgang ausbauen. Nach dem Einbau von Wegen und elektrischem Licht konnte er die Höhle 1933 als Schauhöhle eröffnen. Er betrieb die Höhle selbst und nannte seine Gaststätte Restaurant zur Tropfsteinhöhle. Als er sich 1988 zur Ruhe setzte wurde die Gaststätte verpachtet und er übergab die Schauhöhle an Alfred Kiefer, der sie bis zu ihrer Schließung 2014 weiter betrieb.
Die Höhle, die bis dahin immer noch im Besitz der Witwe von Willi Biehl war, wurde 2018 an die Naturlandstiftung Saar verkauft. Sie sollte renoviert werden und um einen behindertengerechten Zugang zu ermöglichen die Treppe durch einen Aufzug ersetzt werden. Außerdem sollte ein kleines Museum mit einer Multimedia Präsentation eröffnet werden. Die Wiedereröffnung wurde für 2019 angekündigt, ist aber bis heute nicht erfolgt. Die Renovierungskosten betragen anscheinend 350.000 Euro, die Finanzierung konnte jedoch bisher nicht aufgebracht werden. Offensichtlich eine Ausrede, die Höhle könnte problemlos wie bisher betrieben werden. Ein paar Tausend Euro würden ausreichen, um das Beleuchtungssystem zu aktualisieren und einige kleinere Sicherheitsmaßnahmen durchzuführen. Vermutlich wollen die Verantwortlichen einfach die Personalkosten für die Öffnung am Sonntag sparen. Ein kostendeckender Betrieb ist wohl nicht möglich, aber die inzwischen ein Jahrzehnt andauernde Schließung mit nicht finanzierbaren Renovierungskosten für einen unnötigen Aufzug zu begründen ist lächerlich. Realistisch betrachtet wird die Höhle nicht mehr wiedereröffnet werden und wir haben sie deshalb offiziell zur ehemaligen Schauhöhle erklärt. Das ist sehr schade, weil dies tatsächlich die einzige Schauhöhle im Saarland war.