Ort: |
Zum Seewerk, 15306 Falkenhagen/Mark.
(52.4296181, 14.3557996) |
Öffnungszeiten: |
geschlossen. [2025] |
Eintrittspreise: |
geschlossen. [2025] |
Typ: |
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Licht: | Taschenlampe mitbringen |
Dimension: | Ar=14.000 m². |
Führungen: | ja |
Fotografieren: | erlaubt |
Zugänglichkeit: | nein |
Literatur: |
Thomas Kemnitz, Peter Rentsch (2005):
Führungskomplex Falkenhagen - fotografische Perspektiven und militärhistorische Aspekte,
edition vimudeap, 1. Auflage, März 2005, ISBN 3-00-015534-1 24,4x16 cm, Softcover, Fadenheftung, 96 Seiten, 64 Abbildungen 4-farbig, 13 Abbildungen 1-farbig Jenny Teichmann (2015): Ein gescheitertes Geheimprojekt – Die Bunkeranlage Falkenhagen 1938-45, Masterarbeit 2015 an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder. academia.edu Dr. Heini Hofmann (2008): Geheimobjekt „Seewerk“, 400 S., 350 Abb., gebunden. ISBN 978-3-930588-79-4. |
Adresse: |
MK Reisen und Service GmbH, Fechinger Weg 11, 12683 Berlin, Tel: +49-30-42105806.
info@martin-kaule-reisen.de
go2know, Mühsamstraße 40, 10249 Berlin, Tel: +49-30-26-558-150. mail@go2know.de |
Nach unserem Wissen sind die Angaben für das in eckigen Klammern angegebene Jahr korrekt. Allerdings können sich Öffnungszeiten und Preise schnell ändern, ohne daß wir benachrichtigt werden. Bitte prüfen Sie bei Bedarf die aktuellen Werte beim Betreiber, zum Beispiel auf der offiziellen Website in der Linkliste. |
1938-1943 | Bunker erbaut. |
1945 | von der sowjetischen Armee übernommen. |
1959 | Forschungseinrichtung der DDR im Teilobjekt Hangbunker. |
1992 | Bunker geschlossen. |
2003 | Verkauf an einen Berliner Investor. |
2012 | versiegelt durch das Bauordnungsamt. |
Der Bunker Falkenhagen ist nach dem nahegelegenen Dorf Falkenhagen benannt und liegt etwa 60 km östlich von berlin nahe Frankfurt/Oder. Er wurde bereits vor dem Zweiten Weltkrieg als Rüstungsbetrieb der Wehrmacht geplant und ab 1939 gebaut. Ab der Fertigstellung 1942 sollten in der unterirdischen Produktionsstätte Chlortrifluorid und Sarin produziert werden. Sarin ist ein Giftgas, Chlortrifluorid ein experimenteller Raketentreibstoff der unter dem Tarnnamen N-Stoff geführt wurde. Die Bunkeranlage war zugänglich durch ein Eisenbahngleis, das an die Oderbruchbahn angebunden war, und dem Transport der Rohstoffe und der Produkte dienen sollte. Der zentrale Eisenbahntunnel verband die unterirdischen Hallen.
Doch wir sollten am Anfang beginnen: die Nationalsozialisten wollten die deutsche Wirtschaft "kriegsfähig" machen und die Wehrmacht wiederbewaffnen. Auch die Sicherung der Unabhängigkeit von Rohstoffimporten durch die Produktion von synthetischem Gummi und synthetischem Treibstoff wurde angestrebt. N-Stoff wurde ab 1934 vom Heereswaffenamt erforscht und sollte interessante militärische Einsatzmöglichkeiten bieten. Deshalb beschloss das Heer bereits 1938 die Erstellung einer Großproduktionsstätte für N-Stoff. Als Standort wurde das große Waldgelände nahe der Ortschaft Falkenhagen gewählt, es bot Abgeschiedenheit, Bahnanschluss und Kühlwasser in umliegenden Seen. Der Tarnname für dieses Werk war Muna Ost. Außerdem sollte es auch ein Forschungsinstitut werden, mit einem Versuchsfeld mit Sprenggarten, Schießbahn und sogar einem Vakuumtunnel. Das Land wurde von einer Tarnfirma erworben, das Falkenhagener Schloss abgerissen, und mit der Schaffung von Infrastruktur begonnen. Die geplante Fertigstellung 1942 wurde jedoch nicht eingehalten, weil Arbeiter in die Armee eingezogen worden waren.
Ab 1943 wurde die Anlage im Auftrag der Wehrmacht von der IG Farben betrieben und hatte den Tarnnamen Seewerk. Deshalb wird der Bunker heute auch als Geheimobjekt "Seewerk" oder Seewerk Falkenhagen bezeichnet. Die geplante Massenproduktion von N-Stoff fand jedoch nicht statt, statt der Großproduktion wurde nur noch eine kleine Anlage weitergebaut. Die Peenemünder V2 Entwickler lehnen seine Verwendung ab, ebenso die Luftwaffe, die aufgrund der giftigen Verbrennungsgase befürchtete fälschlich eines Gasangriffs bezichtigt zu werden. Stattdessen wurde das neu entwickelte Sarin Giftgas produziert. Die IG Farben war allerdings nicht sehr glücklich mit dieser Anlage. Die Energieversorgung mit Kohle war zu teuer, Frischwasser und Abwasser bereiteten Schwierigkeiten. Zudem gab es zu wenige Arbeitskräfte, was mit Kriegsgefangenen aus Sachsenhausen ausgeglichen wurde. Und bereits 1944, die Produktion war immer noch nicht aufgenommen worden, nahmen die Probleme erheblich zu, Es gab viele Stromausfälle und immer mehr Mitarbeiter wurden in den Volkssturm eingezogen. Im Januar 1945 war die Front nur noch 20 km entfernt und die Anlage wurde geräumt.
Danach wurde die Anlage von der Roten Armee übernommen. Es gab zwar keine chemische Fabrik, doch der Bunker hatte vier Stockwerke, 3,5 m dicke Mauern, und eine Grundfläche von 14,000 m². Es soll sich um den wichtigsten, streng geheimen Gefechtsstand der Sowjetunion außerhalb des Landes gehandelt haben. Über Details ist jedoch wenig zu erfahren, die NS-Zeit ist viel besser dokumentiert. Es ist zu vermuten, dass im Falle einer kriegerischen Auseinandersetzung mit dem Westen Falkenhagen die westlichste Führungsstelle für die militärischen Verbände des Warschauer Pakts gewesen wäre. Was dort genau gemacht wurde, war jedoch noch nicht einmal der Stasi bekannt. Und das, obwohl ein kleiner Teil der Anlage seit 1959 von der DDR als Forschungseinrichtung genutzt wurde. Nach der Wiedervereinigung und dem Abzug der Roten Armee wurde der Bunker von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben übernommen. Das Interesse den Bunker zu erforschen und seine Verwendung zu rekonstruieren war groß, aber nur bedingt erfolgreich.
Schließlich wurde das Gelände 2003 an einen Berliner Investor verkauft. Es gab Konkurse, Verkäufe, Vermüllung, und illegale Paint Ball Spiele. Schließlich wurde die Anlage 2012 amtlich verschlossen und verplombt. Inzwischen gibt es aber wieder Paint Ball auf dem Gelände, das nun ganz offiziell und genehmigt unter dem Namen Area51 Playground von einem Verein betrieben wird. Die Führungen in den Bunker wurden von Martin Kaule angeboten, der bis heute eine Art "Urbex Reisebüro" betreibt. Er hat im Moment keine Führungen in diesen Bunker angeboten, aber falls Sie interessiert sind sollten Sie ihn kontaktieren. Das Gleiche gilt für die Berliner Firma go2know, die wechselnde Touren in Lost Places anbietet. Auch hier steht der Bunker derzeit nicht auf dem Programm. In den letzten Jahren haben Urbex versucht, den Bunker ohne Führung zu besichtigen, aber anscheinend gibt es einen Wachschutz und elektronische Überwachung. Sie berichten, dass sie erwischt wurden und der Polizei mit einer Anzeige wegen Hausfriedensbruchs übergeben wurden. Das ganze scheint im Sande verlaufen zu sein, dennoch raten wir dringend von derartigen Besuchen ab.