Nach dem Zweiten Weltkrieg brachen die Bündnisse der ehemaligen Alliierten auseinander, zu unterschiedlich waren die politischen Systeme. Kapitalistische Länder auf der einen Seite, kommunistische auf der anderen, begann der Kalte Krieg. Die Regierungen vieler Länder, vor allem an der "Front" in Europa begannen sich auf diese Auseinandersetzung auch mit Bauwerken vorzubereiten. Und dazu zählten nicht nur Grenzbefestigungen und Verteidigungsanlagen. Ein Treffer mit einer Atombombe konnte Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg problemlos zerstören. So wurde es plötzlich wichtig spezielle Bunker gegen diese Gefahr zu bauen. Neben der Tatsache, dass sie tiefer lagen und dickere Wände hatten, waren sie auch mit Systemen zur Filterung des radioaktiven Fallout ausgestattet. Und ganz wichtig: sie waren streng geheim! Weil man Bunker, von denen man nicht weiß, wo sie sind, nicht mit einer Atombombe treffen konnte. Deshalb werden Atombunker im Englischen meist als secret bunker (Geheimbunker) bezeichnet.
In vielen Ländern gab es Regierungsbunker. Natürlich ist der naheliegende Gedanke, dass die Mächtigen sich einen sicheren Ort schaffen, um nicht mit unterzugehen, wenn sie die Welt in die Scheiße gefahren haben. So einfach ist das jedoch nicht. Die Bunker waren gelinde gesagt ungemütlich, die Vorräte nur auf etwa vier Wochen berechnet, und der wesentliche Aspekt war die Kommunikation. Sie dienten eigentlich der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung während der heißen Phase des Krieges, in der Hoffnung, dass danach noch ein Platz an der Oberfläche bewohnbar wäre. Es handelt sich also nicht um die Art von Bunker, die es Generationen von Bewohnern ermöglichte, die radioaktive Oberfläche zu meiden. Soweit wir wissen, gab es derartige Bunker in der Realität nicht, nur in Filmen und Computerspielen. Sie waren einfach zu schwierig zu bauen und viel zu teuer.
Die meisten Atombunker wurden wohl in Großbritannien gebaut, dort musste jede Landkreis-Regierung einen eigenen Bunker nachweisen. Doch man findet sie praktisch in jedem Land. Die Deutschen haben dabei sogar die Besonderheit, dass sie Bunker von beiden Seiten des eisernen Vorhangs besitzen, da ist der Bunker der Bundesregierung bei Bonn in der Nordeifel und der Bunker der DDR Regierung im Thüringer Wald.
Atombunker gab es sowohl im militärischen als auch im zivilen Bereich. Auch bei den militärischen Bunkern überwiegen die Bunker für Kommunikation bei weitem. Lediglich in den U.S.A. und der Sowjetunion gibt es zusätzlich Raketenbunker, in denen die Atomwaffen, meist in Form von Interkontinentalraketen, gelagert wurden. Einzelne Anlagen in den U.S.A. wurden inzwischen ebenfalls für die Öffentlichkeit freigegeben, in der Sowjetunion gibt es so etwas unseres Wissens nicht. Wie viele immer noch existieren ist unbekannt, man kann nur hoffen, dass durch die Abrüstung der letzten Jahrzehnte der Großteil aufgelöst wurde.
Dann gab es natürlich noch eine geringe Zahl Bunker für die Zivilbevölkerung, die unter dem Begriff Zivilschutz liefen. Häufig waren das existierende unterirdische Bauwerke, wie große U-Bahn-Stationen, die Vorratsräume und unauffällige Tore zum Verschließen besaßen. Aber auch Bunker, die extra für diesen Zweck errichtet wurden, gab es, insbesondere Hospitalbunker. Doch wenn man die Bunker mal realistisch addiert, mehr als ein Promille der Bevölkerung hätte nicht Platz gefunden, vermutlich viel, viel weniger.
Schließlich gibt es Bunker für alle möglichen Sicherungsaufgaben, Kulturbunker, Lager mit Archiven von Pflanzensamen, Bibliotheksbunker und Bankbunker. Diese haben sicherlich auch eine Aufgabe außerhalb des Kalten Krieges, sichern sie ihren Inhalt doch auch vor nicht kriegerischen Bedrohungen: Erdbeben, Vulkanausbrüchen, Meteoriten, ökologischen Katastrophen und Zombie-Apokalypsen. Diese wurden mit Ende des Kalten Krieges nicht aufgelöst, aus diesem Grund sind sie jedoch auch nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.
Um 1993, nach dem Ende des kalten Krieges war jedoch für viele dieser recht teuren Objekte die Stunde der Wahrheit gekommen. Die Regierungen der meisten Länder lösten die nun überflüssig gewordenen Bunker auf, überließen sie dem Verfall oder bauten sie zurück. Manche wurden auch an private Träger verkauft oder an Vereine übergeben. Einige wurden in den folgenden Jahren als touristische Attraktionen eröffnet.
Doch der Erhalt derartiger Bauwerke ist mit Millionenetats verbunden. Ungeheizte Gebäude werden feucht, verschimmeln und irgendwann wird unweigerlich die Bausubstanz angegriffen. Und so werden die von Vereinen ehrenamtlich betreuten Bunker nur eine begrenzte Zeit zu besichtigen sein.