Ort: |
Tourismusbüro, Kirchengasse 1, 92421 Schwandorf.
Schwandorf. Fronberger Straße, Waldgasse, Spitzwegstraße, Weinbergstraße und Schießstättengasse. (49.3312836, 12.1082001) |
Öffnungszeiten: |
JAN So 16. FEB Fr, Sa, So 16. MÄR bis 13-JUL Mi 18, Fr, Sa, So 16. 14-JUL bis 15-SEP Mo 16, Di 14, Mi 10, Do 16, Fr 10, Sa, So 16. 16-SEP bis NOV Mi 18, Fr, Sa, So 16. DEC bis 22-DEC Fr, Sa, So 16. Anmeldung notwendig, online oder Telefon. [2025] |
Eintrittspreise: |
Erwachsene EUR 7, Schüler EUR 5, Kinder (0-5) frei, Studenten EUR 5, Behinderte EUR 5. [2025] |
Typ: |
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Licht: |
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Dimension: | |
Führungen: | D=90 min. |
Fotografieren: | |
Zugänglichkeit: | |
Literatur: |
B. Hack, K. Rothkegel (2000):
Zur geologischen Fragestellung des Untergrundes und der Anlage unterirdischer Keller in Schwandorf (Oberpfalz),
In: Geologische Blätter für Nordost-Bayern und angrenzende Gebiete ZDB-Info zu diesem Werk, Band 50, Heft Nr. 3/4, Seite 137-165.
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Adresse: |
Tourismusbüro, Kirchengasse 1, 92421 Schwandorf, Tel: +49-9431-45-550.
E-mail: |
Nach unserem Wissen sind die Angaben für das in eckigen Klammern angegebene Jahr korrekt. Allerdings können sich Öffnungszeiten und Preise schnell ändern, ohne daß wir benachrichtigt werden. Bitte prüfen Sie bei Bedarf die aktuellen Werte beim Betreiber, zum Beispiel auf der offiziellen Website in der Linkliste. |
~1500 | die meisten Keller werden für die Lagerung von Bier gegrabenen. |
1521 | Keller erstmals urkundlich erwähnt. |
1549 | Schwandorfer Bierrezept. |
Die Schwandorfer Felsenkeller befinden sich in einer Sandsteinschicht des Braunen Jura oder Dogger, der am Hang des Holzbergs entlang der Naab zu finden ist. Insgesamt gibt es 130 Kelleranlagen auf einer Länge von einem Kilometer, die im Laufe der Geschichte unterschiedlichste Nutzungen erfahren haben. Zur Zeit des Zweiten Weltkriegs wurden einige als Luftschutzbunker genutzt. Diese Keller werden auch vollmundig als "Bayerns größtes Felsenkeller-Labyrinth" angepriesen.
Die meisten Keller wurden um 1500 als Bierkeller gegraben, da in dieser Zeit das Brauwesen in Schwandorf florierte. Zu dieser Zeit wurde von der obergärigen zur untergärigen oder "kalten" Gärung übergegangen. Dieses Bier war süffiger, aber vor allem aber länger lagerfähig, weshalb es in vielen Ländern auch als Lager bezeichnet wird. Doch nach dem eigentlichen Brauen war eine längere Lagerung unter 10 °C notwendig, und dies konnten die 8 °C kühlen Keller leisten.
Schwandorf hatte die sogenannten Kommunbrauer, deren Brauhäuser entlang der Naab standen. Sie bereiteten den Sud und gaben ihn anschließend zur Gärung und Lagerung in die Felsenkeller. Nach der Lagerung wurde in einer festgelegten Reihenfolge ausgeschenkt. Dazu wurde im Wohnzimmer des jeweiligen Brauers eine temporäre Schankwirtschaft eingerichtet, dies wurde mit einem Zeigl (Zoigl, Zeugl) oder Buschen angezeigt, der aussen am Haus angebracht wurde. Wenn alles Bier verkauft war, kam der nächste Kommunbrauer an die Reihe. Das Kommunbraugewerbe in Schwandorf entwickelte sich zu einem ansehnlichen Wirtschaftsfaktor. In der Mitte der 16. Jahrhundert begannen die Brauer sogar Bier nach Regensburg und Nabburg zu exportieren. Das Brauwesen war neben der Landwirtschaft und der Fischerei die wichtigste Einnahmequelle der Stadt.
Im Jahr 1807 kam es jedoch zu einer Umstrukturierung, in ganz Bayern wurden die Kommunbrauhäuser verkauft, weil deren Unterhaltskosten die Gemeindesäckel nicht wenig belasteten. In Schwandorf wurden die städtischen Brauhäuser und Mulzen auf Anordnung des königlichen Landgerichts Burglengenfeld im Jahr 1812 verkauft. Sie wurden zu einer Braugesellschaft die von 83 Bürgen gegründet wurden und das Braurecht war von da an mit dem Erwerb eines Anteilscheins an dieser Braugesellschaft verbunden. In der Mitte der 19. Jahrhunderts kam es zu einem Aufschwung des Braugewerbes und des Kellerbaus, unter anderem eine Folge des Anschlusses an das Streckennetz der Eisenbahn. Mehrere Kommunbrauer baten um die Erlaubnis zur Gründung von Privatbrauereien, und als diese erteilt war vergrößerten sie ihre Felsenkeller zu ausgedehnten Systemen und erhöhten die Bierproduktion drastisch. Die zunehmende Konkurrenz führte im frühen 20. Jahrhundert zu einem Rückgang der Zahl der Kommunbrauer. Mit dem Ausbruch des 1. Weltkriegs kam das Kommunbrauwesen fast vollständig zum Erliegen, da viele Männer an der Front ware, die Äcker unbestellt blieben, und ein Mangel an Gerste und Hopfen herrschte. Nach dem Krieg gaben die letzten Kommunbrauer auf, aber die Privatbrauereien errichteten moderne Gäranlagen und Kühlhäuser, und die Felsenkeller verloren an Bedeutung.
Keller, die nicht mehr für die Lagerung von Bier genutzt wurden, wurden zur Lagerung von Kartoffeln, Rüben und anderen landwirtschaftliche Produkte benutzt. Aber auch für Lebensmittel des täglichen Bedarfs, Spirituosen, Kaffee sowie Fleisch und Wurstwaren des hiesigen Metzgerhandwerks wurden sie genutzt. Die Kellerdiebe nutzten Feiertage, an denen die Menschen nicht in ihre Keller kamen, und durchbrachen die Trennwände zwischen Kellern um diese auszuräumen. Neben dem Diebstahl waren sie aber auch die Schöpfer eines Labyrinths von 60 nun zusammenhängenden Kellerräumen.
Bereits in den Jahren 1943 und 1944 wurden große Bereiche der Keller zu Luftschutzbunkern umgerüstet. Dazu wurden Gurtbögen zur Verbesserung der Statik, Abmauerungen, und Fluchtstollen angelegt. Letzteres war besonders wichtig, wenn ein Eingang durch einen Versturz blockiert war, musste es möglich sein, den Luftschutzraum auf einem anderen Wege zu verlassen. Das war genau das Gegenteil der ursprünglichen Anforderung, dass Kellerräume möglichst nur einen verschließbaren Zugang hatten. Die Luftschutzbunker wurden ausserdem mit Telefon- und Lichtleitungen ausgestattet. Es wurden sogar Überlegungen zu einer unterirdischen Verlagerung von Industrien angestellt. Im Keller der Brauerei Hubmann wurde die Befehlsstelle des damaligen kommissarischen Bürgermeisters eingerichtet. Der Ernstfall war dann die Bombennacht am 17. April 1945, als ein britisch-kanadisches Geschwader morgens um 3:52 Uhr den größten Teil der Stadt binnen weniger Minuten in Schutt und Asche legt. 6000 Menschen suchten Zuflucht in den Felsenkellern, allein im Hubmann Keller waren es 4000 Geflüchtete. Sie mussten hier über viele Tage hinweg unter unerträglichen hygienischen Bedingungen ausharren. Die Keller in der Waldgasse wurden als Lazaretträume genutzt und waren mit Verwundeten überfüllt. Doch trotz der Keller gab es etwa 4000 Tote, darunter 1250 Schwandorfer.
Die traumatischen Erfahrungen waren sicherlich ein Grund, warum man nach dem Krieg nichts mehr von den Kellern wissen wollte. Sie wurden nicht mehr genutzt, verfielen, und es kam zu Einstürzen und Verbrüchen. Die Räume füllten sich mit Müll. Erst in den letzten Jahren wurde ein Teil der Keller renoviert und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Inzwischen finden ganzjährig Führungen statt, ebenso sogenannte Erlebnisführungen und Kinderführungen an besonderen Terminen. Die Öffnungszeiten sind leider sehr kompliziert, weshalb wir an die offizielle Website verweisen müssen. Es ist auch so, dass es zwingend notwendig ist einen Termin zu reservieren, entweder online oder per Telefon, sodass ein spontaner Besuch nicht möglich ist.