Naturhöhle Altfinstermünz

Finstermünzhöhle


Useful Information

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Altfinstermünz, Tirol, Österreich. Public Domain.
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Altfinstermünz, Tirol, Österreich. Public Domain.
Ort: B180, 6543 Nauders,
(46.929339, 10.487279)
Öffnungszeiten: JUN bis SEP Di-So 11-16:30.
[2024]
Eintrittspreise: Erwachsene EUR 8, Schüler EUR 2, Kinder (0-14) frei.
[2024]
Typ: SpeleologyErosionshöhle SubterraneaHöhlenburg
Licht: LightBeleuchtung mit Glühlampen
Dimension: L=14 m, W=8 m, H=12 m.
Führungen: nein
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur: P. Huber (1989): Die Finstermünzhöhle (2211/1) im Oberinntal (Tirol) Höhlenkundliche Mitteilungen Wien und Niederösterreich 10-1989, S. 205.
P. Huber (1989) Höhlen in Tirol im Bereich Pfunds Höhlenkundliche Mitteilungen Wien und Niederösterreich 3-1989, S. 81-82.
Christoph Spötl, Harald Stadler (2017): Höhlenburgen in Nordtirol - eine Spurensuche Die Höhle 1-4/2017, 134-143. pdf
Adresse: Verein Altfinstermünz, 6543 Nauders 221, Tirol, Tel: +43-660-5642538. E-mail:
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Geschichte

Im 1. Jahrhundert wurde die römische Via Claudia Augusta über den Reschenpass gebaut.
9. bis 11. Jahrhundert war Altfinstermünz Gerichtsort für das Unterengadin, Nauders und Pfunds.
1078 Herzog Welf von Bayern stationiert auf seinem Feldzug gegen die Bischöfe von Chur eine Garnison in der "Clusa" (Enge oder Einsiedelei von Altfinstermünz).
1159 erste urkundliche Erwähnung als "Vinestana silva" ("Wald von Finstermünz").
1472 lässt Erzherzog Sigismund von Österreich an dieser strategisch günstigen Stelle Grenzbefestigungen mit einer Brücke über den Inn errichten, um sich gegen Einfälle aus dem Engadin zu schützen.
2001 übernimmt der Verein Altfinstermünz die Leitung und modernisiert die Anlage.
2004 und 2005 Höhle ausgegraben.
2008/09 Bau des Besucherzentrums.
2013 Renovierung abgeschlossen.
2017/18 Restaurant Klausenschenke renoviert und wiedereröffnet.

Bemerkungen

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Altfinstermünz, Tirol, Österreich. Public Domain.
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Altfinstermünz, Tirol, Österreich. Public Domain.
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Altfinstermünz, Tirol, Österreich. Public Domain.

Naturhöhle Altfinstermünz ist eigentlich kein Name, sondern nur eine Beschreibung. Die Höhle heißt eigentlich Finstermünzhöhle und hat die Katasternummer 2211/1, aber dieser Name wird aus unbekannten Gründen nicht in der Beschreibung des Ortes verwendet. Naturhöhle bedeutet wohl übersetzt "natürliche Höhle", es handelt sich also nicht um eine menschengemachte Höhlung, sondern um eine weitgehend natürliche Höhle. Altfinstermünz ist die Burg am Fluss, in der sich die Höhle befindet.

Das Inntal ist ein wichtiger Ort für die Überquerung des Alpenhauptkammes. Es gibt mehrere Seitentäler mit Pässen, und hier im schluchtartigen oberen Teil des Inntals zweigt ein Seitental nach Nauders und Reschen ab, nach dem der Reschenpass benannt wurde. Dieser Pass wurde schon in prähistorischer Zeit genutzt, nicht weit entfernt wurde in einem Gletscher ein prähistorischer Alpenüberquerer gefunden. Die erste Straße über den Reschenpass wurde von den Römern gebaut, die Via Claudia Augusta, später wurde sie durch mittelalterliche Burgen befestigt und schließlich im 20. Jahrhundert stillgelegt und durch eine moderne Straße ersetzt, die weiter oben im Tal gebaut wurde. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Der Grund der Schlucht war für eine schmale mittelalterliche Straße geeignet, aber eine moderne, zweispurige Straße brauchte mehr Platz. Diese Straße, die Hochfinstermünzstraße, wurde 1854 von Karl Ritter von Ghega erbaut. Und es gibt noch eine weitere moderne Entwicklung: Der Inn bildet die Grenze zwischen Österreich auf der östlichen Seite und der Schweiz auf der westlichen Seite. Und auf beiden Seiten des Flusses gibt es eine Straße, die österreichische führt zum Reschenpass und nach Italien, die schweizerische nach Scuol und zum Vereinatunnel. Aber hier sind die Straßen nur 400 m voneinander entfernt, getrennt durch die Schlucht, den Fluss und die politische Grenze. Und von beiden Seiten führt ein Weg hinunter zu den Gebäuden, die Altfinstermünz genannt werden, sodass man das Gelände von beiden Seiten besichtigen kann.

Die Straße entlang des Flusses überquerte den Fluss an dieser Stelle. Die Holzbrücke war für Wanderer und kleine Fuhrwerke geeignet. In der Mitte des Flusses errichtete man einen Turm, der ein Pfeiler der Brücke war, aber auch eine Befestigung zum Schutz der wichtigen Brücke. Er ermöglichte die Kontrolle des Verkehrs und wurde als Zollstation genutzt. Auf der östlichen Seite des Flusses gab es mehrere Gebäude entlang der Straße, eine Art Schloss mit Türmen und anderen Gebäuden, ein Gebäude aus der Renaissance, das jahrhundertelang als Gasthaus namens Klausenhof genutzt wurde, und eine Kapelle aus dem 18. Jahrhundert. Seit etwa 1300 werden hier Zölle erhoben, die Mauttarife sind seit 1534 belegt. Um 1472 ließ Erzherzog Sigismund von Österreich an dieser strategisch günstigen Stelle eine Grenzbefestigung errichten. Dazu gehörte auch die Brücke über den Inn, die noch nicht den massiven Turm hatte, den wir heute sehen können. Nach ihm wurde die Burg Siegmundsegg benannt. Er fürchtete wohl Einfälle aus dem Engadin. Und er hatte recht, der Schwabenkrieg zwischen der Alten Eidgenossenschaft und dem Haus Habsburg fand 1499 statt, und die Burg war eine wichtige Befestigungsanlage.

Von 1502 bis 1537 wurde die Brücke mit einem massiven Turm befestigt. Der Turm in der Mitte des Flusses ist zinnenbewehrt, und seine Pechnase ragt über die Brücke hinaus. Ab 1652 bildete Finstermünz die Grenze zwischen der habsburgischen Grafschaft Tirol und dem Freistaat der Drei Bünde. Die Brücke wurde 1845 erneuert, 1948/49 und in den 1990er Jahren renoviert und ist seit 1999 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Das heißt, man kann den Fluss frei überqueren, allerdings nur zu Fuß.

Die Höhle, um die es hier geht, befindet sich jedoch im Inneren der Burgruine, ursprünglich eine überhängende, zum Inn hin offene Felswand, die ursprünglich eine geringere Tiefe hatte als heute. Im späten Mittelalter wurde die Höhle künstlich erweitert und nach allen Seiten hin zugemauert. Sprenglochbohrungen weisen auf spätere Veränderungen der Höhle hin. Der Felsengang, der die Höhle mit dem Sigmundseck-Turm an der Brücke verbindet, ist künstlich und wurde im späten 16. Jahrhundert entlang einer Felsspalte angelegt. Ob er zusammen mit dem Sigmundseck 1472 erbaut wurde, ist unklar, aber auf einem Plan aus dem Jahr 1615 ist er dokumentiert. Die Höhle ist in die Burg integriert, und das Gestein ist Bündnerschiefer, ein lokaler Schiefer, der nicht löslich und daher nicht für die Bildung von Höhlen geeignet ist. Diese Höhle ist also trotz ihrer eher kleinen Größe etwas Besonderes. Wahrscheinlich ist sie durch tektonische Bewegungen entstanden, die eine Schwächezone im Gestein geschaffen haben, und durch die Erosion des Inns, der das geschwächte Gestein weggespült hat. Diese Höhle ist also auf jeden Fall einen Besuch wert, auch wenn sich die derzeitigen Betreiber auf die archäologischen Aspekte der Höhle konzentrieren und leider nicht viel über die Geologie erklären. Die Höhle wird seit prähistorischen Zeiten von Menschen genutzt und ist ein guter Schutz bei schlechtem Wetter. Da sie sich direkt unter der Römerstraße befindet, wurde sie in den letzten 2.000 Jahren mit Sicherheit frequentiert. Leider liegt der Boden der Höhle in der Reichweite der Überschwemmungen des Inns, und so wurden die Überreste mehrmals zerstört. Im Laufe der Geschichte kam die Burg offensichtlich in den Besitz der Regierung. Im Jahr 1884 wurde ein Großteil der Gebäude an einen privaten Eigentümer verkauft, und es wechselte mehrmals den Besitzer. Im Jahr 2001 kaufte die Gemeinde Nauders das Schloss, und 2003 auch die Brücke und den Turm Sigmundseck. Sie gründete den gemeinnützigen Verein Altfinstermünz, der nun die Anlage verwaltet. Da sie planten, die Höhle für Filme zu nutzen, wurde die Höhle in den Jahren 2004 und 2005 vom Institut für Ur- und Frühgeschichte sowie Mittelalter- und Neuzeitarchäologie der Universität Innsbruck ausgegraben, um sicherzustellen, dass dabei keine archäologischen Spuren verloren gehen. Das Ergebnis war eher unscheinbar, die ältesten Reste stammten aus dem 14. Jahrhundert. Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Haupthöhle in eine westliche und eine östliche Hälfte geteilt, und der gesamte Raum wurde mit einem Holzboden in zwei Ebenen unterteilt. Ein Raum wurde eine Zeit lang als Küche genutzt, ein anderer Teil diente als Toilette. Heute kann man auf Bänken Platz nehmen und einen Film über die Burg und ihre Geschichte sehen, der auf die Höhlenwand projiziert wird.

Die beeindruckende Kulisse wurde 1932 von Luis Trenker, dem berühmten Bergsteiger, Schauspieler und Regisseur, als Drehort für seinen Film Der Rebell (1932) genutzt. Er schildert eine Episode aus der Geschichte seiner Südtiroler Heimat im frühen 19. Jahrhundert, den Tiroler Volksaufstand, den Widerstand von Milizionären, Bauern, Handwerkern und anderen Zivilisten gegen die bayerisch-französische Besatzung.