Ort: |
Bredelarer Strasse 30, 34519 Diemelsee-Adorf.
A44 Ausfahrt Diemelstadt, B252 nach Bad Arolsen, rechts ab nach Adorf, in Adorf rechts Richtung Padberg. (51.373987, 8.799694) |
Öffnungszeiten: |
Ostern bis MAY Mi, Sa 13-17, So, Fei 10-17. JUN bis AUG Mon, Mi, Sa 13-17, So, Fei 10-17. SEP bis OCT Mi, Sa 13-17, So, Fei 10-17. Letzte Führung 15:30. [2023] |
Eintrittspreise: |
Erwachsene EUR 6, Kinder (4-15) EUR 5. Gruppen (12+): Erwachsene EUR 5, Kinder (4-15) EUR 3,50. [2023] |
Typ: | Eisen |
Licht: | Beleuchtung mit Glühlampen |
Dimension: | T=9 °C. |
Führungen: | D=90 min, L=1.200 m. |
Fotografieren: | |
Zugänglichkeit: | |
Literatur: |
Ingo Löffler (2006):
Die historischen Eisenerzlagerstätten im Raum Adorf sowie angrenzenden Regionen,
Mineralienatlas Lexikon.
online
Rolf Georg, Rainer Haus, Karsten Porezag (1986): Eisenerzbergbau in Hessen, Historische Fotodokumente mit Erläuterungen 1870-1983. Förderverein Besucher-Bergwerk Fortuna e.V., Wetzlar, 2. Auflage 1986, 480 Seiten. ISBN: 3925619011, ISBN-13: 9783925619014. Inhalt Heinz Bottke (1965): Die exhalativ-sedimentären devonischen Roteisensteinlagerstätten des Ostsauerlandes Geologisches Jahrbuch, Beihefte, Band 63, Hannover 1965, 147 S. ISBN 978-3-510-96786-5, brosch., Preis: 16 €. |
Adresse: |
Besucherbergwerk Grube Christiane, Bredelarer Strasse 30, 34519 Diemelsee-Adorf, Tel: +49-5633-5955.
E-mail:
Tourist-Information Diemelsee, Kirchstraße 6, 34519 Diemelsee-Heringhausen, Tel: +49-5633-91133, Fax: +49-5633-91134. E-mail: |
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05-JAN-1273 | erste urkundliche Erwähnung des Adorfer Eisenerzbergbaus. |
1662 | Beilegung der Streitigkeit mit dem Grenzvertrag zwischen Köln und Waldeck. |
Dreißigjähriger Krieg | Bergbau kommt zum Erliegen. |
1658 | Graf Heinrich Wolrad von Waldeck wirbt auswärtige Bergleute an um den Bergbau wieder zu beleben. |
1835 | Wasserlösungsstollen oberhalb der Rhenegger Mühle aufgefahren. |
1853 | Gruben am Martenberg und Semmet vereinigt. |
1917 | Schließung der Grube. |
JUL-1936 | Grube Christiane von Mannesmann gepachtet. |
1938 | Wiederaufnahme der Erzgewinnung in Grube Christiane. |
29-MAR-1945 | Abbau am Ende des Zweiten Weltkrieg eingestellt. |
Herbst 1945 | Abbau wieder aufgenommen. |
16-MAR-1963 | Ende des Bergbaus am Martenberg. |
1984 | Ausbau als Schaubergwerk. |
17-MAY-1986 | Eröffnung des Besucherbergwerkes Grube Christiane. |
2015 | Museum neu gestaltet und in Info-Center umbenannt. |
Um Adorf findet man an der Erdoberfläche hochwertigen Roteisenstein. Dieser ist eingelagert in dickbankigen Kalksteinen, dem so genannten Adorfer Kalk. Diese Schichten des unteren Oberdevons heißen auch Adorfer Stufe. Sie wurde zuerst durch die Leitfossilien im Kalk datiert, man findet versteinerte Muscheln, Schnecken und Armfüßler (Brachiopoden). Die Gegend ist bei Fossiliensammlern sehr beliebt. Der Roteisenstein ist sehr schön an der Martenbergklippe aufgeschlossen, einem der bedeutendsten Geotope Deutschlands.
Im Mittel- und Oberdevon bildeten sich im Bereich des Rhenoherzynikums zahlreiche submarine Vulkane. Es entstanden sogenannte black smoker, durch den Vulkanismus wurde Grundwasser im Meeresboden erhitzt und trat an submarinen Thermalquellen ins Meer aus. Das heiße Thermalwasser mit vielen gelösten Mineralien kühlte dadurch ab, die Minerale fielen aus und bildeten den "schwarzen Rauch", einen schwarzen eisenreichen Schlamm der abgelagert wurde. Dieser wurde dann durch die Diagenese in Gestein verwandelt. Die Zusammensetzung der Erze ist stark vom damaligen Relief des Meeresbodens abhängig. In tieferen Meeresbereichen wurden karbonatische Eisenerze abgelagert, an den Flanken der Vulkane eher kieselige Hämatiterze. In geringem Maß gab es auch Pyrit und Magnetit. Diesen Typ von Lagerstätten nennt man sedimentär-exhalative Lagerstätten (SEDEX).
Die Gesteine hier wurden nicht gefaltet, aber irgendwann um 90° gedreht, so daß die Schichten saiger (senkrecht) verlaufen. Das ist auch der Grund warum das Eisenerz an der Oberfläche zu finden ist. Die Erzschichten waren etwa 5 m bis 8m mächtig, und enthielten je nach Erztyp 20–60 % Eisengehalt.
Die Grube Christiane war die größte Eisenerzgrube in Hessen nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Spitzenjahr war 1960 mit einer Förderung von 155.784 Tonnen Erz mit einem durchschnittlichen Eisengehalt von 30,35 Prozent. Der Adorfer Bergbau umfasste jedoch einige weitere Gruben, zum Beispiel Martenberg, Webbel, Eckefeld, Hubertus und Reinhard. Dieses Schaubergwerk ist also ein Beispiel für den Eisenbergbau in der Mitte des 20. Jahrhunderts.
Der Adorfer Eisenerzbergbau begann wahrscheinlich bereits zu Zeiten der Kelten. Ab dem Hochmittelalter gab es Konflikte um die Abbaurechte zwischen dem Kloster Bredelar und den Grafen von Waldeck und anderen Adelsgeschlechtern. In diesem Zusammenhang enstand auch die erste urkundliche Erwähnung 1273, eine Urkunde über den Adorfer Eisenerzbergbau die das Schürfrecht im Raum Esbeck regelte. Das Gebiet war Grenzgebiet und so waren die Gruben wiederholt Streitobjekte. Dies endete erst im Jahre 1662 mit einem Grenzvertrag zwischen Köln und Waldeck.
Der Bergbau kam während des Dreißigjährigen Krieges weitgehend zum Erliegen. Ab 1658 warb Graf Heinrich Wolrad von Waldeck auswärtige Bergleute an um den Bergbau wiederzubeleben, was auch gelang. In Adorf und Umgebung wurden fast 240 Bergwerke von den Einwohnern betrieben.
Danach wurde kontinuierlich abgebaut bis der Abbau am Ende des Ersten Weltkriegs endete. Im 18. Jahrhundert wurde die Förderung erhöht, doch mit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert wuchs sie nochmal beachtlich. Die Erze wurden an das Ruhrgebiet geliefert und dort verhüttet, Unternehmen aus dem Ruhrgebiet erwarben Abbaurechte und investierten in die Bergwerke. Das war möglich, weil der Transport inzwischen durch die Rhene-Diemel-Bahn nach Bredelar und von dort mit der preußisch-hessischen Staatsbahn ins Ruhrgebiet möglich war. Doch noch vor dem Ersten Weltkrieg verlor der Bergbau in der Region an Bedeutung. Eine Grube nach der anderen wurde geschlossen, als letzte die Grube Martenberg im Jahr 1917.
Die Wiederaufnahme des Abbaus wurde durch die Autarkiebestrebungen und Kriegsvorbereitung der Nationalsozialisten vorangetrieben. 1936 wurden mehrere Grubenfelder zusammengefasst und unter der Bezeichnung Grube Christiane neu aufgeschlossen. Der heutige EIngang des Schaubergwerks, die Schachtanlage Martenberg mit Aufbereitung und Zechenhaus, wurde erbaut. Ab 1938 wurde wieder Erz gefördert, am Anfang nur 20 bis 40 t Erz täglich. Ein Problem war, dass die Rhene-Diemel-Bahn nach dem Ende des Abbaus nicht mehr profitabel gewesen war und der Betrieb wenige Jahre später ebenfalls eingestellt worden war. So musste das Erz Anfangs mit Schwerlastkraftwagen der Reichsbahn zum Staatsbahnhof in Bredelar gebracht werden. Doch bereits 1939 war die Bahn wieder reaktiviert, und das Bergwerk hatte einen eigenen Bahnanschluss.
Der politisch motivierte Abbau endete mit Ende des Zweiten Weltkriegs, doch der Bedarf an Eisen war nach dem Krieg hoch und so wurde der Abbau noch im selben Jahr wieder aufgenommen. Im Wirtschaftswunder wurde mehr gefördert als jemals zuvor. Das Ende kam wie für viele andere Bergwerke in Europa durch internationale Konkurrenz. Billigere Erze vom Weltmarkt machten den Abbau unprofitabel und 1963 wurde er endgültig eingestellt. Doch auch die abnehmenden Erzvorräte waren sicherlich ein Grund.
Das Schaubergwerk wurde vom Knappenverein Adorf in ehrenamtlicher eingerichtet. Dieser Zusammenschluss ehemaliger Bergleute hatte seit den 1970er Jahren versucht einen Teil der Maschinen zu erhalten und dder Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Neben der unterirdischen Bergwerksführung wurde im Eingangsgebäude ein Museum eingerichtet. Das Bergwerksmuseum befindet sich in den Räumen der ehemaligen Aufbereitungsanlage unterhalb des Förderturms. Auf 120 m² Fläche befindet sich eine umfangreiche Gesteins- und Mineraliensammlung aus dem Adorfer Raum. Neben dem Roteisenstein werden auch die Begleitmineralien vorgestellt. Bilder, Modelle, Schautafeln und originale Exponate erläutern den Weg des Eisenerzes vom Abbau bis zur Verhüttung in Duisburg-Huckingen. Das Museum wurde 2015 neu gestaltet und in Info-Center umbenannt. Es scheinen multimediale und interaktive "Mitmachstationen" ergänzt worden zu sein. Außerdem der Bergmannstreff Zum Roteisenstein, der bis zu 60 Personen Platz bietet. Es handelt sich um einen gemütlichen Gastraum, der allerdings nicht bewirtschaftet ist. Besucher können sich hier aufhalten und auch mitgebrachte Verpflegung verzehren.
Auf der Führung durch den Pferdestollen werden die historischen und die modernen Abbautechniken vorgestellt, mit Werkzeug und noch betriebsbereiten Maschinen. Szenen aus der Arbeitswelt werden mit Schaufensterpuppen nachgestellt. Der Weg ist meist eben, doch gutes Schuhwerk ist angeraten.
Die Region ist inzwischen Teil des Nationalen Geopark GrenzWelten. Im Ort Diemelsee wurde das GeoFoyer Adorf eröffnet. Ein weiteres Museum, das über die geologische Entwicklung der Region, vulkanische Prozesse am Grund des devonischen Meeres, und die daraus entstandenen Gesteine und Mineralien informiert. Obwohl der Bergbau ein zentrales Thema ist, liegt der Schwerpunkt hier jedoch mehr auf den Geotopen und der Kulturgeschichte im Grenzland zwischen Waldeck und Westfalen. Eine ausgezeichnete Ergänzung zu einem Schauhöhlenbesuch, bevor es zu den Geotopen geht. Das Museum ist täglich geöffnet und kostenlos.