Eisenerzbergwerk Frischglück


Touristische Informationen:

Ort: Enztalstraße, 75305 Neuenbürg.
An der Enztalstraße von Neuenbürg nach Waldrennach/Schömberg. Vom großen Parkplatz 150 m zum unteren Stollenmundloch.
(48.834061, 8.593426)
Öffnungszeiten: APR bis OCT Sa, So, Fei 10-17, letzte Führung 16.
[2023]
Eintrittspreise: Erwachsene EUR 8, Kinder (0-6) frei, Behinderte EUR 7.
Gruppen (-10): Erwachsene EUR 7.
[2023]
Typ: MineEisen
Licht: LightBeleuchtung mit Glühlampen
Dimension: T=6-8 °C, H=95-98 %.
Führungen: D=1 h, St=163, Min=10, Max=20.
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur: Wolfgang Werner, Volker Dennert (2004): Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald, Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau, Baden-Württemberg. Freiburg im Breisgau, 2004, ISBN 3-00-014636-9.
Adresse: Besucherbergwerk Frischglück Neuenbürg, Enztalstraße, 75305 Neuenbürg, Tel: +49-7082-50444. E-mail:
"Frischglück" - Arbeitsgemeinschaft Neuenbürger Bergbau e.V., Schwabenstr. 4, 75210 Keltern.
Stadt Neuenbürg, Rathausstraße 2, 75302 Neuenbürg, Tel: +49-7082-792863, Fax: +49-7082-792870.
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Geschichte

600 vor Christus erster Bergbau durch Kelten.
70 v.Chr. bis 250 n.Chr. Bergbau durch die Römer
1100-1442 Bergbau unter den "Edlen" von Straubenhardt.
1527 fünf "Yisengruben" in der Umgebung von Neuenbürg in einem württembergischen Lagerbuch erwähnt.
1720 Sächsische Bergleute, die Gebrüder Viehweg, legen im Schnaizteich den Christians- und den Jakobstollen an.
1758 Gebrüder Viehweg verkaufen aus Altersgründen an das Hüttenwerk Benckiser in Pforzheim.
1790 die württembergische Herrschaft entzieht dem badischen Hochofenwerk in Pforzheim die Gruben und übernimmt sie selbst.
1804 auf Veranlassung des Kurfürsten Friedrich Versuch zur Stahlerzeugung.
1869 Bergbau eingestellt.
1979-1985 wieder aufgewältigt und Besuchern zugänglich gemacht.
30-MAR-1985 Schaubergwerk eröffnet.
1995 keltische Rennfeueröfen und Eisenerzschlacken beim Frischglück Bergwerk entdeckt.

Geologie

Das Neuenbürger Gangrevier besteht aus einer Vielzahl von Gängen, die mit Brauneisenstein und Schwerspat gefüllt sind. Der hier abgebaute Brauneisenstein tritt oft als glänzender Glaskopf auf.

Die Vererzung enstand infolge der tektonischen Bewegungen durch die Oberrheingraben-Einsenkung im Tertiär vor etwa 15 Ma. Es bildeten sich Harnischflächen, und die Klüfte öffneten sich, wodurch hydrothermale Lösungen unterschiedlicher Zusammensetzung aufstiegen. Durch Abkühlung in Oberflächennähe wurde die Lösung übersättigt und Minerale abgeschieden. Es lagerten sich vor allem Baryt, Siderit, Rhodochrosit, Fluorit, Quarz, Kupferkies und Hämatit (Eisenglanz) ab. Die sogenannten Kokardenerze sind Siderit und Baryt die sich bevorzugt um in den Gängen steckende Sandsteinbrocken ablagerten.

Durch spätere Tektonische Bewegungen wurden die Gänge teilweise um einige Meter versetzt. Wasser von der Oberfläche begannen zu oxidieren, durch diese Verwitterung wurde zum Beispiel Siderit in Goethit-Varietäten, vor allem Brauneisen und Brauner Glaskopf, umgewandelt.

Bemerkungen

Das Besucherbergwerk Frischglück in Neuenbürg befindet sich im Nordschwarzwald, 8 km westlich von Pforzheim. In dieser Gegend wurde bereits vor 2,600 Jahren von den Kelten Eisenerz abgebaut. Auf dem Schloßberg in Neuenbürg wurden Eisengeräte und Schlacken ausgegraben, die von einer Früh-La-Thène-zeitlichen Keltensiedlung stammen. in der Nähe des Schaubergwerks wurden 1995 keltische Rennfeueröfen und Eisenerzschlacken entdeckt. Man kann im Wald Mulden, Gräben oder Gesteinshalden mit Schwerspat und Eisenerzstücken sehen. Das sind Reste des ehemaligen Abbaus im Tagebau. Auch die Römer bauten Eisen ab, zwischen 70 vor Christus und 250 nach Christus. Römische Eisenhütten wurden gefunden, das Erz wurde also auch hier verhüttet.

Die nächste bekannte Periode mit Eisenbergbau ist das Mittelalter, zwischen 1100 und 1442 unter den "Edlen" von Straubenhardt. 1527 wurden fünf "Yisengruben" in einem württembergischen Lagerbuch erwähnt. Die Flurnamen wie "Eisenwald", "Eisenertann" oder "Erzwasch" stammen wohl aus dieser Zeit. 1720 kamen die sächsischen Bergleute Christian und Jakob Viehweg nach Neuenbürg und legten im Schnaizteich den Christians- und den Jakobstollen an. Einschneidend war das Jahr 1790, die württembergische Herrschaft entzog dem badischen(!) Hochofenwerk die Gruben. Zuerst wurden sie an eine Firma verpachtet, dann übernahmen sie die Bergwerke jedoch selbst. Und auch der erste Versuch zur Stahlerzeugung geschah auf Veranlassung des Kurfürsten Friedrich 1804. Das Neuenbürger Erz war gut geeignet da es einen hohen Mangangehalt und einen geringen Gehalt an Schwefel hatte. Das Ergebnis war hervorragend, der Neuenbürger Stahl erreichte die Qualität des damals besten Stahl der Welt aus England. Deshalb kam es zu einer neuen Blüte des Eisenerzbergbaues, und auch die verarbeitende Industrie florierte. Die Sensenfabrik "Haueisen & Sohn" wurde in Neuenbürg gegründet und wurde bald Marktführer in Deutschland. Durch die industrielle Revolution wurden billigere Erze aus Schweden verfügbar, doch 1869 endete der Bergbau in erster Linie wegen Erschöpfung des Vorkommens. Die Hochofenwerke in Pforzheim und Friedrichstal wurden geschlossen.

Zwischen 1720 und 1868 wurden im Neuenbürger Revier 100.000 Tonnen reines Eisenerz abgebaut. Es existierten etwa 60 größere und kleinere Bergwerke. Dennoch wahren weniger als 40 Bergleute in den Bergwerken beschäftigt.

Das Schaubergwerk geht auf eine Gruppe von Lehrern, Schülern und Angestellten am Neuenbürger Gymnasium zurück. Diese trafen sich Mitte der 70er Jahre erst als Mineralienfreunde, interessierten sich aber auch für die Besonderheiten des lokalen Bergbaus. Die ARGE Bergbau untersuchte die aufgegebenen Gruben und fand den Christianstollen. Doch er war so stark zerstört, dass sie die Forschung auf die Grube Frischglück konzentrierten. Am 12. Mai 1979 wurde das Mundloch der unteren Sohle geöffnet und das Bergwerk war auf drei Sohlen begehbar. Nach Jahren der Forschung und dem Ausbau wurde das Schaubergwerk am 30. März 1985 eröffnet.

Die normale Führung wird auch als Klassische Führung bezeichnet und findet am Wochenende statt. Die sogenannte Erweiterte Führung oder Abenteuerführung wird nach Voranmeldung für Gruppen angeboten, Buchung am besten über das Mailformular auf der Website. Es gibt eine Führung mit 2 Stunden Dauer und eine mit 3 Stunden Dauer. Am Eingang des Bergwerks befindet sich die Stollenschänke, die lokale Speißen wie Maultaschen oder Schupfnudeln, Kaffee und Kuchen, und selbstgebackenes Brot bietet. Sie hat während der Öffnungszeiten des Schaubergwerks geöffnet.