Ort: |
Zechenstrasse 16, 93462 Lam.
Lam, Bayerischer Wald. Ortsteil Hütten, Besucherbergwerk beschildert. (49.198559, 13.078258) |
Öffnungszeiten: |
geschlossen. [2023] |
Eintrittspreise: |
geschlossen. [2023] |
Typ: | Flußspat Silber Speläotherapie |
Licht: | Beleuchtung mit Glühlampen |
Dimension: | L=1000 m, T=8.6 °C, H=98%, A=660 m NN. |
Führungen: | L=400 m, VR=47 m, D=45 min. |
Fotografieren: | erlaubt |
Zugänglichkeit: | nein |
Literatur: |
H. Strunz, E. Seeliger, C. Tennyson (1961):
Mineralien aus der Fürstenzeche im Bayerischen Wald
Aufschluss, Jg. 12, Nr. 6, S. 145-51.
H. Strunz (1971): Mineralien und Lagerstätten der Metamorphen Gesteine / Die Sulfidlagerstätten bei Bodenmais und Lam Aufschluss, Sonderband 21, S. 14-29. T. Obermüller (2000): Das historische Silber- und Flusspatbergwerk "Fürstenzeche" in Lam/ Bayrischer Wald S.67-74. In: Klose, N., C. Paschen u. I. Dannullis. Aufschlüsse zur Erdgeschichte Bayerns. VFMG Sommertagung in Amberg/ Oberpfalz. Aufschluss, Jg. 51, 115 S. T. Obermüller (2003): Das Silber- und Flußspatbergwerk "Fürstenzeche" in Lam/Bayerischer Wald Aufschluss, Jg. 54, Nr. 4, S. 211-233. |
Adresse: |
Historisches Silber- und Flussspatbergwerk "Fürstenzeche", Zechenstrasse 16, 93462 Lam, Tel. +49-9943-903541.
Tourist-Info Lam, Tel: +49-9943-777. E-mail: |
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1463 | Bergwerk eröffnet durch Hanns Swanser. |
1500 | Silbergewinnung durch sächsische Bergleute. |
1522 | Lam wird gefreite Bergstatt (freie Bergstadt), jährlich 650 kg Silber. |
1545 | "Schenkung" des Bergwerks an Herzog Albrecht V. |
1546 | Verstaatlichung und Schließung des Bergwerks. |
1690 | wieder eröffnet, Abbau von Silber und Kupfer. |
1732 | Schließung des Bergwerks aufgrund technischer Schwierigkeiten. |
1925 | Gewinnung von Flußspat aus den mittelalterlichen Halden, unterirdischer Abbau unprofitabel. |
1952 | Prospektion auf Uran und Flußspat. |
1962 | Schließung der Grube aus technischen und ökonomischen Gründen. |
1993 | Aufwältigung der Grube zur mineralogischen und geologischen Erforschung. |
1996 | Ausbau der Grube zum Besucherbergwerk. |
12-JAN-1998 | als Schaubergwerk und Heil- und Therapiestollen eröffnet. |
2018 | Schaubergwerk geschlossen. |
Der Bayerische Wald ist ein kristalliner Gebirgskamm, der zahlreiche polymetallische Gänge aufweist. Die Geologie dieses Gebiets ist berühmt für zahlreiche Silber-, Kupfer- und Bleierze, Fluorit und Feldspat. Das umgebende Gestein besteht hauptsächlich aus Glimmerschiefer und anderen metamorphen Gesteinen. Das Alter der vererzten Quarz-Flussspatgänge ist auf etwa 240 Millionen Jahren datiert, die Gänge sind gleich alt wie der Pfahl und das Nabburger Flussspatrevier. Die Stollen des Bergwerks durchqueren sechs verschiedene Schichten mit unterschiedlichen Gesteinen.
Das Silberbergwerk Fürstenzeche war bis zum Ende des 16. Jahrhunderts das bedeutendste Silberbergwerk des Bayrischen Waldes. Es lieferte wohl hauptsächlich Blei, aber der Silberanteil war so hoch, dass Silber wirtschaftlich viel wichtiger war. Der Bergbau wurde von Bergleuten aus dem Erzgebirge betrieben, die sich mit dem Abbau der silberhaltigen Gänge bestens auskannten. Warum die erste Phase des Bergbaus 1546 endete ist unklar, es scheinen jedoch eher politische als wirtschaftliche Gründe gewesen zu sein. Eine weitere Bergbauphase um 1700 endete wegen technischen Schwierigkeiten, vermutlich Wasserhaltungsprobleme. Für die mittelalterlichen Stollen wird eine Länge von 25 km angegeben, das scheint jedoch die Summe aller Gänge im Revier zu sein, und zudem lediglich eine Schätzung.
Der Flußspat war im Mittelalter ohne wirtschaftliche Bedeutung und wurde als taubes Gestein betrachtet. Doch als er im 20. Jahrhundert für die Industrie zunehmend wichtiger wurde, wurde der Flußspat aus den mittelalterlichen Abraumhalden erfolgreich abgebaut. Der Versuch den Flußspat auch im Bergwerk abzubauen war jedoch nicht profitabel und wurde schnell wieder eingestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Bedarf an Uran durch den Kalten Krieg sehr hoch. Wie im Erzgebirge, wurde deshalb nach Uran prospektiert, allerdings erfolglos. Dennoch wurde das Bergwerk ein Jahrzehnt für den Abbau von Flußspat betrieben, bis das unprofitabel wurde.
Der Bayerische Wald ist ein bewaldetes Mittelgebirge an der Grenze nach Tschechien. Aufgrund des dichten Waldes und der Berge war es immer wenig besiedelt und lag abseits. Wirtschaftlich relevant war in erster Linie die Holzfällerei und die Glasproduktion. Doch der Bergbau bescherte der Region über Jahrhunderte hinweg auch einen kleinen Wohlstand. Dieser endete in der Mitte des 20. Jahrhunderts, als der Abbau von Gangvererzungen durch niedrige Weltmarktpreise unprofitabel wurde. Dabei ist der Abbau von Flußspat bis heute wirtschaftlich interessant, dafür waren die Gänge aber nicht mächtig genug.
Der Ausbau zum Schaubergwerk wurde möglich, nachdem die Grube zur mineralogischen und geologischen Erforschung 1993 aufgewältigt worden war. Der Rundgang durch das Bergwerk zeigte vor allem die Geschichte des örtlichen Bergbaus mit Stollen, die in verschiedenen Techniken gebaut wurden, und einige der eingesetzten Maschinen. Die oberste Sohle des Bergwerks ist etwa 100 m lang, die ersten 30 m sind mit im Bergbau heute üblichen Stahlrundverbauen ausgebaut, wohl ein Überbleibsel des Flußspatabbaus. Auf dieser Sohle befinden sich auch die Therapieeinrichtungen zur Speläotherapie. Eine 100 m lange Rampe die mit 30° einfällt, führt zur zweiten Sohle. Ein 50 m langer Querschlag nach Westen ist geologisch besonders interessant, weil er die Kontaktzone zweier aneinanderstoßender Gebirgszüge durchfährt. Das Bergwerk hat noch zwei tiefere Sohlen, die jedoch abgesoffen sind.
Inzwischen ist das Schaubergwerk geschlossen, allgemein wird das jedoch als "vorübergehend" bezeichnet. Es wurde aber bereits 2018 geschlossen, und ein Konzept, nach dem die Gemeinde das Schaubergwerk betreibt, schlug 2020 fehl. Die Corona-Pandemie war dabei sicherlich auch nicht hilfreich. Vermutlich findet sich einfach kein Betreiber, ein Schaubergwerk ist meist nicht besonders lukrativ und wird deshalb in der Regel von einem Verein mit viel ehrenamtlicher Arbeit betrieben. Wir werden diese Seite belassen, gehen jedoch davon aus, dass dieses Schaubergwerk endgültig geschlossen ist. Nach wenigen Jahren gehen Lichtanlage und Wege kaputt und ein neuer Betreiber müsste erst aufwändig sanieren.
Das Besondere an diesem Bergwerk ist allerdings nicht das Schaubergwerk, tatsächlich hat das Erzgebrige dutzende vergleichbare Schaubergwerke. Viel interessanter ist die außergewöhnliche Mineralogie. Die Fürstenzeche ist unter Mineraliensammlern geradezu berühmt, der Mineralienatlas listet 82 verschiedene Mineralien, die hier zu finden sind. Fluorit, Feldspäte und verschiedene Erze finden sich in den Gängen und sind die Ausgangsmaterialien für zahlreiche seltene Mineralien. Eine Besonderheit sei der sogenannte Bayerwaldsmaragd, ein grünes Mineral das in Mitteleuropa nur in Lamer Winkel vorkommt. Zumindest behauptet das die Touristeninformation, gibt aber leider nicht an welches Mineral damit gemeint ist. Smaragd kommt jedenfalls nicht vor, die Kristalle werden lediglich wegen ihrer grünen Farbe so genannt. Allerdings sind einige Abraumhalden sehr ergiebig, die meisten Mineralien waren für den Bergbau kommerziell nicht interessant.