Silberstollen Gabe Gottes

Friedrichs Fundgrube


Touristische Informationen:

Ort: Großerlach.
A81, Ausfahrt Weinsberg/Ellhofen. B 39 bis kurz vor Mainhardt, B 14 bis Großerlach. Schlüssel ist im Skilift/BikePark Großerlach erhältlich.
(49.0528244, 9.5174570)
Öffnungszeiten: Ganzjährig Sa, So, Fei, Brückentage 10-17.
Schulferien Do-So, Fei, Brückentage 10-17.
[2022]
Eintrittspreise: frei.
[2022]
Typ: MineSilber
Licht: LightBeleuchtung mit Glühlampen
Dimension: L=45 m.
Führungen: keine Führung. L=45 m.
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur: Thomas Huth (2002): Erlebnis Geologie: Besucherbergwerke, Höhlen, Museen und Lehrpfade in Baden-Württemberg LA Geol., Rohst. und Bergbau BW. 472 S. S.31.
H.-J. Hirrlinger (2010): Silberrausch unterm Kirchturm Esslinger Zeitung, 4. 8. 10. S.12.
Adresse: Gemeinde Großerlach, Stuttgarter Straße 18, 71577 Großerlach, Tel: +49-7903-9154-0, Fax: +49-7903-9154-33. E-mail: contact
BikePark/Skilift Großerlach, Gartenstrasse 22, 71577 Großerlach, Tel: +49-176-604-264-56. E-mail:
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Geschichte

1772 drei Bauern finden beim Ausheben eines Brunnen Silbererz.
MAR-1773 Stollen begonnen.
1774 Abbau wegen fehlender wirtschaftlichkeit eingestellt.
1926 verschüttetes Mundloch freigelegt.
1993 Heimatverein Großerlach und Arbeitskreis Silberstollen legen den Stollen wieder frei und installieren elektrisches Licht.
MAY-2000 Schaubergwerk eröffnet.

Geologie

Der Stubensandstein aus dem Mittelkeuper besitzt nur geringe Vorkommen von Malachit, Pyrit und Silbererzen, die aber insgesamt nicht abbauwürdig sind.

Bemerkungen

Seit Mai 2000 ist in Großerlach der Silberstollen "Gabe Gottes" als Schaubergwerk offen. Er wurde durch den Heimatverein Großerlach und durch den Arbeitskreis Silberstollen freigelegt und als Besucherstollen gestaltet. Er ist auf eine Länge von 30 m zugänglich und kann ohne Führung besichtigt werden. Der Schlüssel ist im BikePark/Skilift Großerlach erhältlich.

Der Stollen wurde nur ein Jahr betrieben, es handelte sich dabei um eine Art kleinen Silberrausch. Ein Mann namens Friedrich Ziegel behauptete, dass vor 200 Jahren in Wüstenrot ein reiches Silberbergwerk war, was vermutlich erfunden war. Anhand einiger Erzproben von der Pfaffenklinge wollte er 1772 den Prälaten Öttinger aus Murrhardt davon überzeugen. Ein Gast des Hauses, Bergrat Riedel aus Sachsen, überredete den Prälaten hierfür noch andere Personen zu interessieren und an der Fundstelle ein Bergwerk entstehen zu lassen.

Im Dezember 1772 hoben die drei Bauern Hans Georg Jäcklen, Johann Christoph Wieland und Sigmund Wieland im benachbarten Großerlach einen Brunnen aus. Dabei entdeckten sie eine blau glänzende Gesteinsschicht. Der Bergrat Riedel untersuchte das Gestein und stellte fest, dass Silber enthalten ist. Er besichtigte den Fundort, ließ die Eigentumsrechte klären und erstellte einen Entwurf für die Betreibung eines Bergwerkes. Schließlich entschied der Rat und Vogt zu Löwenstein Fischer, dass das Bergwerk 132 Kuxen (Anteilscheine) haben soll, "128 der Companie, 1 der gnädigsten Herrschaft, 1 dem Besitzer des Grund- und Bodens, 1 dem Heiligen und der Schul und 1 dem Pfarrer für sein entrichtendes Gebet". Die Schätzungen des zu erwartenden Ertrags waren äußerst optimistisch. Riedel stellte die Behauptung auf, dass in jedem Zentner Erz aus jeder Grube 23 Lot (~400g) Silber sowie etwas Gold enthalten wäre. Er rechnete damit, dass in 14 Tagen 300 Zentner Erz gefördert und geschmolzen werden könnten. Für die Herrschaft in Löwenstein würden sich daraus in 14 Tagen aus den Anteilen und den Steuern 49 Pfund Silber oder 1568 Gulden Gewinn ergeben. Aufs Jahr gerechnet wären das 1274 Pfund Silber oder 39768 Gulden Gewinn.

In der Umgebung wurden verschiedene weitere Stollen angelegt, "Unverhoft Glück", "Soldatenglück", "Der freundliche Bergmann", und "Treue Freundschaft". Manche können auf kurzen Wanderungen besucht werden, der Silberstollen "Unverhofftes Glück" (L=127 m) und “Soldatenglück” (L=34 m) bei Wüstenrot wurden mit einer Tafel mit Erklärungen ausgestattet. Sie können jedoch nicht betreten werden.

Das Bergwerk nahm im März 1773 den Betrieb auf und war bald überschuldet. Ein Ertrag blieb gänzlich aus, und die Einnahmen aus den verkauften Anteilsscheinen reichten nicht einmal für die laufenden Kosten. Im Herbst wurde der Bau eines Pochwerks und einer Schmelzhütte in Liemersbach begonnen. Nach einem Jahr wurde der Abbau dann wegen fehlender Wirtschaftlichkeit eingestellt. Der Bergrat hatte in einem guten Jahr ein Defizit von 3,500 Gulden erwirtschaftet.

Schließlich glaubten die Leute Riedel, trotz aller hochtrabenden Erklärungen, nicht mehr. Sie verkauften ihre Anteilscheine oder verzichten feierlich darauf. Bergrat Riedel wurde in Löwenstein verhaftet, ihm wurden Bergsiegel und Bergamtsbuch abgenommen und er wurde verurteilt.

Der Stollen war zwar ein wirtschaftlicher Fehlschlag, doch während verschiedener Kriege und Wirren diente er der Bevölkerung als Versteck, und hat wohl so manches Leben gerettet. Bereits 1926 wurde das inzwischen verschüttete Mundloch des Stollens wieder freigelegt. Schon damals ging es um die touristische Nutzung, der Stollen wurde für Ausflügler und Gäste zugänglich gemacht. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er als Luftschutzbunker genutzt. Danach geriet er jedoch in Vergessenheit und verschlammte mit der Zeit. Erst 1993 legten der Heimatverein Großerlach und der Arbeitskreis Silberstollen den Stollen in ehrenamtlicher Arbeit wieder frei und installierten sogar elektrisches Licht. Der Stollen mit seinem 36 m langen Hauptstollen und dem 9 m langen Seitenstollen ist komplett für Besucher freigegeben. Bis zu 5 Besucher dürfen gleichzeitig in den Stollen hinein. Aus Sicherheitsgründen ist der Stollen verschlossen, der Schlüssel kann jedoch im benachbarten BikePark/Skilift (Freizeitzentrum) Großerlach während der Öffnungszeiten abgeholt werden. Auch ein naturnah gestaltetes Kneipp Becken wurde vor dem Stollen angelegt, das mit Quellwasser aus einem Seitenstollen des Bergwerks gespeist wird.