Hänigser Teerkuhlen


Touristische Informationen:

Ort: Am Kuhlenberg 32, 31311 Uetze-Hänigsen.
A2 Ausfahrt 51 Hämelerwald, L413 15 km nach Hänigsen.
A7 Ausfahrt 56 Kreuz Hannover-Kirchhorst, B3 Richtung Celle 10 km, Ausfahrt Otze, Hänigsen beschildert.
(52.494411, 10.089323)
Öffnungszeiten: An lokalen Festen, am Tag des offenen Denkmals, nach Vereinbarung.
[2023]
Eintrittspreise: Erwachsene EUR 1.
[2023]
Typ: MinesErdöl
Licht: LightBeleuchtung mit Glühlampen
Dimension:
Führungen: ja
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: nein
Literatur: Georgius Agricola (1546): De natura eorum, quae effluunt ex terra.
Adresse: Hänigser Teerkuhlen, Am Kuhlenberg 32, 31311 Uetze, Tel: +49-5147-1522.
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Geschichte

1546 erstmalig in einem geologischen Fachbuch erwähnt.
1986 eine Kuhle vom Hänigser Heimatbund ausgegraben und mit der Originalverschalung wiederhergestellt.
1988 Areal unter Denkmalschutz gestellt.
1994 Nachbau eines hölzernen Förderturms.
1996 erste Vorführung der Ölgewinnung im Rahmen eines festes.
2008 Gelände an den Heimatbund übertragen.
2010 „Teermuseum“ eröffnet.

Geologie

Das Becken der norddeutschen Tiefebene besteht aus 4,5 km Mesozoischen Sedimenten. Darunter sind sogenannte Erdölmuttergesteine, bitumenreiche Ablagerungen eines Sauerstoffarmen Meers. Durch Grundwasser erhält das Erdöl Auftrieb und steigt auf bis es eine sogenannte Falle erreicht, ein Gestein, das einen großen Porenraum besitzt und von einem wasserdichten mergeligen Gestein nach oben abgedichtet wird. Hier sammeln sich die Kohlenwasserstoffverbindungen und bilden ein Öl und Gaslager. Besonders gut funktioniert das an Salzstöcken, die beim Aufsteigen die Schichten durchstoßen. Hier ist es der Salzstock Hänigsen-Wathlingen, der die Schichten nach oben gebogen hat, sodass sich zwischen Salz und ungestörten Schichten eine dreieckige Falle gebildet hat. Hier fließt auch Öl aus der Umgebung zusammen. Wird durch die Erosion der Oberfläche die abdichtende Schicht bis zum Lager abgetragen, kann Erdöl an der Oberfläche austreten.

Bemerkungen

Die Hänigser Teerkuhlen, auch Hänser Teerkuhlen, sind historische Erdölgewinnungsgruben. Der Kuhlenberg nördlich der Ortschaft wurde nach den Kuhlen und der Tatsache, dass er tatsächlich 2 m höher ist als der Ort, benannt. Die Besonderheit ist hier, dass ein Erdöllager direkt unter der Erdoberfläche ansteht. Schon früh wurde festgestellt, dass ein Loch das man hier grub nicht nur mit Wasser, sondern auch mit Erdöl volllief. Da das Erdöl vielfältig eingesetzt werden konnte, wurde es in den typischen Kuhlen gewonnen und in der Umgebung verkauft. Man nutzte es zum Abdichten, zum Schmieren und als Schutzanstrich, als Leuchtmittel in Öllampen und Fackeln, sowie als Medizin. Die Hänigser Teerkerle trugen den Hänigser Teer in einer Kiepe auf dem Rücken oder packten ihn in eine Karre und verkauften ihn. Das Erdöl wurde damals als Teer oder Schmer bezeichnet, zumindest hier in Hänigsen, der Begriff Erdöl war noch nicht geläufig, er setzte sich erst im 19. Jahrhundert durch. Hier hat sich der Name Teer erhalten, was zu Verwechslungen führt, gemeint ist Rohöl oder Erdöl. Manchmal wurde wohl auch der Name Satanspech verwendet, wegen seiner unterirdischen Herkunft und der Ähnlichkeit zu aus Bäumen gewonnenem Pech.

Zum ersten Mal schriftlich erwähnt wurden die Kuhlen von Georgius Agricola bereits im Jahr 1546. Es ist die früheste zuverlässige Quelle über Erdölabbau in Niedersachsen. Er nennt nur vier derartige Stellen, von denen allerdings nur zwei heute noch lokalisierbar sind, Hänigsen und der Reitling zwischen Braunschweig und Schöningen. Das zeigt, dass sie wohl in der damaligen Zeit recht außergewöhnlich waren und das Erdöl vermutlich in weitem Umkreis verkauft wurde.

Die Kuhlen waren rechteckig, etwa 60 cm breit und 2 m lang, 2 bis 3 m tief und mit Eichenbalken oder Brettern ausgezimmert, damit sie nicht einstürzten. Zum Teil wurde zuerst eine Senke ausgegraben, in deren Mitte dann die Kuhle angelegt wurde, so war die Kuhle nicht so tief und leichter zugänglich. Insgesamt wurden über 40 Kuhlen angelegt. In ihnen sammelte sich sowohl Grundwasser als auch Erdöl. Da das Erdöl leichter als Wasser ist, schwimmt es oben auf dem Wasser und kann abgeschöpft werden, dazu wurde ein Gänseflügel benutzt.

Mit der Entwicklung der Erdölindustrie im 19. Jahrhundert waren diese kleinen Quellen nicht mehr relevant und wurden aufgegeben. Die Kuhlen bei Hänigsen wurden alle verfüllt. Erst 1986 wurde vom Heimatbund Hänigsen eine derartige Kuhle wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt. Dazu wurden die noch erhaltenen 400 Jahre alten Eichenbretter verwendet. Seither zeigen die ehrenamtlichen Teerkerle das Abschöpfen des Öls Besuchern.

Das Gelände wurde inzwischen in ein kleines Museum umgewandelt. Das Erdölmuseum ist ein Ausstellungsraum mit historischen Exponaten, Dokumenten und Fotos zur geschichtlichen Entwicklung der Erdölförderung. Es befindet sich in einem ehemaligen Forsthaus, das in den 1950er Jahren an dieser Stelle wiederaufgebaut worden war. Es wurde vom Verein komplett saniert und die Ausstellung mehrfach erweitert. Auf dem Außengelände wurde ein hölzerner Förderturm nachgebaut und verschiedene Förderpumpen und Maschinen sind ausgestellt. Zudem spannt sich der Bogen bis in die Gegenwart, nur wenige hundert Meter entfernt steht eine Erdölpumpe, die auch heute noch Öl aus dem niedersächsischen Untergrund gewinnt. Im 19. Jahrhundert, etwa ab 1860, wurde in ganz Niedersachsen nach Öl gesucht, allerdings waren diese in Hänigsen wenig erfolgreich. Erst 1910 wurde profitabel Öl gefördert, aus tiefer gelegenen Erdölfallen am Salzstock. Vor dem Zweiten Weltkrieg, auch durch die Autarkiebestrebungen der Nazis, kam es zu einem regelrechten Ölboom im benachbarten Nienhagen.