Ort: |
Auf der Weide, 58840 Plettenberg.
(51.221600, 7.870700) |
Öffnungszeiten: |
APR bi OKT 2 Sonntage im Monat 14, 16. [2024] |
Eintrittspreise: |
Erwachsene EUR 4. [2024] |
Typ: | Blei |
Licht: | Beleuchtung mit Glühlampen |
Dimension: | L=40 m, T=13 °C. |
Führungen: | Max=12, MinAge=10. |
Fotografieren: | erlaubt |
Zugänglichkeit: | nein |
Literatur: | |
Adresse: |
Museumsstollen Bleierzgrube Neu Glück, Auf der Weide, 58840 Plettenberg, Tel: +49-2391-605420.
E-mail:
Tourismusinformation Wilhelm 9, Plettenberger KulTour GmbH, Wilhelmstraße 9, 58840 Plettenberg, Tel: +49-2391-6054228. |
Nach unserem Wissen sind die Angaben für das in eckigen Klammern angegebene Jahr korrekt. Allerdings können sich Öffnungszeiten und Preise schnell ändern, ohne daß wir benachrichtigt werden. Bitte prüfen Sie bei Bedarf die aktuellen Werte beim Betreiber, zum Beispiel auf der offiziellen Website in der Linkliste. |
1735 | Johann Eberhard Schantz gründet die erste Strumpfweberei in Plettenberg |
1736 | Hermann Schantz zieht ebenfalls nach Plettenberg. |
1752 | Plettenberger Tuchmacher und der Magistrat gründen eine Stapelvereinigung. |
1755 | Hermann Schantz muthet die Bleierzgrube Neu-Glück. |
1757 | Beginn des Abbaus. |
1759 | Schließung des Bergwerks durch das Bergamt. |
1944 | Bleierzgrube Neu Glück zu einem Luftschutzraum für Mitarbeiter der Fa. Voß & Schröder ausgebaut. |
1945 | 25 amerikanische Soldaten als Kriegsgefangene werden im Stollen eingesperrt, und wenige Tage später befreit. |
2002 | Tunnel beim Bau der Umgehungsstraße wiederentdeckt. |
2013 | Schaubergwerk eröffnet. |
Die Bleierzgrube Neu-Glück hat einen leider im Bergbau sehr häufig vorkommenden Namen, wir haben uns deshalb entschieden den Ortsnamen einfach anzuhängen. Das Bergwerk befindet sich am Fuß des Hügels namens Hestenberg hinter dem Hotel und Kino Weidenhof. Diverse Eingänge sind vermauert worden, doch durch einen, der noch zugänglich ist, wurde ein Stollen gesichert und ausgebaut. Tatsächlich war auch dieser vermauert und vergessen, der Stollen wurde 2002 beim Bau des Tunnels für die Umgehungsstraße Westtangente angeschnitten. Führungen finden zu besonderen Terminen im Sommerhalbjahr statt, online Buchung über die Plettenberger KulTour GmbH ist zu empfehlen. Karten können jedoch auch in der Tourismusinformation Wilhelm 9 gekauft werden.
Der Neu Glück Stollen wurde 1755 von Hermann Schantz gemuthet. Er war eigentlich Strumpfweber, sein älterer Bruder Johann Eberhard Schantz hatte 1735, zehn Jahre nach dem verheerenden Stadtbrand, die erste Strumpfweberei in Plettenberg gegründet. Plettenberg war bereits bekannt für ihre Textilwaren, die Tuchmacherzunft wurde vom Landesherr Brandenburg-Preußen stark gefördert. Die Maßnahmen beinhalteten Ausfuhrstopps für einheimische Rohstoffe, Zölle für auswärtige Textilien und die finanzielle Unterstützung für zugezogene auswärtige Fachkräfte und Unternehmensgründungen. Der jüngere Bruder zog 1736 nach Plettenberg und beide waren sehr erfolgreich, heirateten und gründeten Familien. Mitte des 18. Jahrhunderts hatte der Bergbau in Plettenberg bereits eine lange Tradition. Nach 20 Jahren stieg Hermann Schantz in den Bergbau ein, warum er das tat ist nicht überliefert. Aber zu dieser Zeit war die Tuchmacherei und damit das ganze Textilgeschäft in einer Krise. Vermutlich versuchte er sich ein zweites Standbein zu verschaffen.
Er muthete eine Bleierzgrube, der Bergbauterminus für die Beantragung einer Genehmigung zum Erzabbau. Sobald sie erteilt war, setzte er einen Stollen an und nannte ihn optimistisch Neu Glück. Nach drei Monaten war der Stollen bereits 18 Lachter lang, also etw 36 m. Die verwendete Technik war der sogenannte Dreistufen-Abbau, bei dem drei Männer hintereinander arbeiteten. Der Abbau ging schnell voran und es wurde ergiebiges Bleierz gefunden. Dann ließ Hermann Schantz einen Nebenstollen anlegen, was leider nicht genehmigt war. Der Bergbau genoss früher noch mehr als heute ganz massive Sonderregelungen, oft gab es Steuerfreiheit oder eine eigene Gerichtsbarkeit mit einem eigenen Gesetz, dem Bergrecht. Aber die akribische Befolgung der Genehmigung gehörte auch dazu, das war wohl eine Folge der großen Gefahren im Bergbau, die wenig Spielraum für Experimente ließen. Dummerweise hatte er den Nebenstollen nicht beantragt und somit auch nicht genehmigt bekommen. Das Bergamt schloss den Stollen unverzüglich. Zum Glück hatte er seine Strumpfweberei nicht aufgegeben und diese wurde später von zwei seiner Söhne, Hermann Richard und Johan Christoph Henrich, weiter geführt. Hermann Schantz verstarb 1769 und die Bleierzgrube geriet in Vergessenheit.
1944 wurden unterirdische Standorte für Luftschutzräume gesucht und die Bleierzgrube Neu Glück wurde zu einem Luftschutzraum für Mitarbeiter der Fa. Voß & Schröder ausgebaut. Es wurde sogar ein zweiter Eingang gesprengt, eine Standardmaßnahme bei Luftschutzkellern, für den Fall daß ein Eingang durch Schutt blockiert wird. Außerdem wurde der Stollen erweitert, doch für die über 100 Menschen war der Stollen trotzdem recht beengt. Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wurden in diesem Stollen 25 amerikanische Soldaten als Kriegsgefangene eingesperrt. Sie wurden nach wenigen Tagen von ihren Kameraden befreit. Danach scheint sich keine Nutzung des Stollens mehr gefunden zu haben und er wurde wiederum für ein halbes Jahrhundert vergessen.
Als offizieller Grund für die Wiederentdeckung gilt der Bau einer Umgehungsstraße, der Westtangente. Dafür wurde in den Hestenberg ein Tunnel gesprengt, weil das Tal an dieser Stelle eng und vollständig zugebaut war. Natürlich existierten noch Unterlagen, und so informierten Heimatforscher und Experten für den historischen Bergbau über den historischen Stollen. Er wurde wieder geöffnet, von Schutt befreit und vermessen. Es stellt sich heraus, dass der Tunnel durch den Stollen verlief, bei der Vielzahl der Altbergbaurelikte in der Gegend lässt sich nicht jeder Meter Stollen schützen. Also wurde der Tunnel durch den Stollen gebaut und damit durch den Tunnel in zwei Teile geteilt. Der hintere Teil des Stollens ist somit nicht mehr zugänglich. Der vordere Teil des Stollens, mit einer Länge von 40 m, war nun bereits von Schutt befreit, gesichert und vermessen, und so wurde noch mit elektrischem Licht ausgestattet. Seit diesem Zeitpunk ist er als Schaubergwerk, oder wohl besser als unterirdisches Museum, geöffnet.
Der Besuch des Bergwerks vermittelt lokale Bergbaugeschichte, Geologie und natürlich auch allgemeine Stadtgeschichte. Werkzeug vermittelt einen Eindruck vom Arbeitsleben eines Bergmanns. Aber auch die Zeit als Luftschutzbunker wird dargestellt. Dennoch mus man sich bewusst sein, dass dies ein recht kleines Schaubergwerk ist, das zudem nur einige Tage im Jahr offen ist. Immerhin ist es größer als man bei der Angabe dass nur noch 40 m Tunnel vorhanden sind vermutet. Auf diesen 40 m liegt ein Abbau, außerdem zweigt 10 m vor dem Abbau der Nebenstollen ab, der zur Schließung führte, und dieser führt nach 30 m zu einem zweiten Abbau und dann 40 m weiter zu einem 6 m tiefen Schacht. Das Schaubergwerk ist ein Stop auf der Eisenstraße Südwestfalen sowie der WasserEisenLand - Industriekultur Südwestfalen.
Auf dem Gebiet von Plettenberg gab es etwa 80 Grubenfelder. Hier wurde eine Vielzahl von Bodenschätzen abgebaut, Steinkohle, Eisenstein, Bleierz, Schwefelkies, Schwerspat, Kupfererz, Zinkerz, und sogar Silber. Der Bergbau begann vor über 900 Jahren und es gab über 120 Gruben. Innerhalb des Plettenberger Stadtgebietes kann man vielfältige Spuren der Bergbautätigkeit entdecken. Wanderwege durch die umliegenden Wälder erschließen weitere Bergbauüberreste.