Steinbruchmuseum Rammelsbach

Steinbruch-Museum Wilhelm Panetzky - Rammelsbach Steinbruchmuseum


Touristische Informationen:

Ort: Haschbacher Straße 14, 66887 Rammelsbach.
B 420 zwischen Kusel und Altenglan.
(49.54273, 7.44469)
Öffnungszeiten: Ganzjährig Mo-Fr 6-18, Sa 7-12, So 7-17.
[2024]
Eintrittspreise: frei.
[2024]
Typ: Steinbruch
Licht: LightBeleuchtung mit Glühlampen
Dimension:
Führungen: nur nach Vereinbarung
Fotografieren: erlaubt
Zugänglichkeit: no
Literatur: R. Bungert, W.-G. Frey (2008): Die Mineralien des Steinbruchs Rammelsbach am Remigiusberg, Pfalz Lapis, Jg.33, Nr.11, S.16-21.
T. Kleser (2008). Lapis Leserpost: Mineralreicher Steinbruch Rammelsbach Lapis, Jg.33, Nr.12, S.7.
W.-G. Frey (2012): Calcit-Pseudomorphosen aus der Pfalz Lapis Extra 43 (Pseudomorphosen), S.90f.
Adresse: Steinbruchcafé, Haschbacher Str. 14, 66887 Rammelsbach, Tel: +49-6381-4291346.
Wilhelm-Panetzky-Museum (Steinbruchmuseum), Haschbacher Str. 14, 66887 Rammelsbach, Tel: +49-163-1701949. E-mail:
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Bitte prüfen Sie bei Bedarf die aktuellen Werte beim Betreiber, zum Beispiel auf der offiziellen Website in der Linkliste.

Geschichte

1868 Steinbruch eröffnet.
1989 Museum eröffnet.
1991 Museum nach dem Begründer Wilhelm Panetzky-Museum genannt.
2004 Steinbruch geschlossen.
2018 Museum zum 150-jährigen Jubiläum des Steinabbaus neu gestaltet.
03-JAN-2022 Café nach Renovierung mit neuem Betreiber wiedereröffnet.

Geologie

Das abgebaute Gestein ist feinkörniger Mikrodiorit aus dem Rotliegenden der auch als Kuselit bezeichnet wird. Der Steinbruch ist die namensgebende Typlokalität für Kuselit. Eine mineralogische Besonderheit sind Pseudomorphosen von Dolomit nach Calcit. Dolomitadern im Gestein enthalten 21 verschiedene Mineralien, unter anderem Baryt, Kalzit, Azurit, Malachit, Quartz und Chalkopyrit. Man sieht, dass es sich zum Teil um Erze handelte, hauptsächlich Kupfer aber auch Eisen und Blei. Allerdings waren diese Minerale nur in sehr geringer Menge vorhanden und eher für Mineraliensammler als für Erzbergbau interessant. Deshalb war der Steinbruch nach seiner Schließung auch eine sehr beliebte Mineralienfundstelle.

Bemerkungen

Das Steinbruchmuseum Rammelsbach, auch Rammelsbach Steinbruchmuseum, oder auch Steinbruch-Museum Wilhelm Panetzky ist dem großen Steinbruch in Rammelsbach gewidmet, in dem Pflastersteine abgebaut wurden. In ihm wurde Melaphyr oder auch Diorit abgebaut, ein Hartstein, der sehr widerstandsfähig ist und deshalb als Straßenbelag eine sehr lange Haltbarkeit hat. Der Melaphyr wird nach der Nachbarstadt Kusel auch als Kuselit bezeichnet. Es wurde beim Straßenbau, der heutigen B420 entdeckt und seine Härte machte ihn wertvoll für den Straßen- und später Eisenbahnbau. Einzelne Pächter begannen in kleinen Steinbrüchen den Abbau des Hartsteins in einem Gebiet mit etwa 50 ha. Am Anfang wurde der Stein jedoch mit Pferdefuhrwerken abtransportiert. Im Jahr 1868 wurde die Bahnlinie Landstuhl–Kusel eröffnet, wodurch der Transport des schweren Steins zum Kunden zu einem vertretbaren Preis möglich wurde. Vorher war der Transport einfach zu teuer, doch die Eisenbahn änderte das schlagartig. Im selben Jahr wurde der Steinbruch eröffnet und die Pflastersteine wurden schnell in großer Menge abgebaut. Sie wurden unter anderem auf dem Place de la Concorde in Paris, in Hamburg, Rotterdam und München verbaut. Der Steinbruch Rammelsbach war der größte Pflastersteinbruch in Deutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm der Bedarf an Pflastersteinen jedoch stetig ab und gleichzeitig stiegen die Lohnkosten. Bald wurden nur noch im Rahmen des Denkmalschutzes Pflastersteine verwendet, dennoch gab es weiterhin eine Nachfrage. Auch der Absatz von Schotter und Edelsplitt ging weiter. In den 70er Jahren wurde die Kleinbahn abgeschafft und auf große Muldenkipper umgestellt. Im Jahr 2004 endete der Abbau an den Hängen des Rammelsbacher Kopfes endgültig. Doch am südlichen Hang des Remigiusberges in Haschbach wird immer noch Stein abgebaut und nach Rammelsbach zur Verarbeitung und zum Weitertransport gebracht.

Die Pflastersteine wurden in Handarbeit im Akkord zugehauen, dabei wurden die Rohlinge von den Arbeitern als Knüppel bezeichnet, das zuhauen als abrichten. Entsprechend wurden die Arbeiter als Abrichter bezeichnet. Zu dieser Arbeit saßen sie in zeltartigen Holzverschlägen, die sie zumindest teilweise vor Wettereinflüssen schützten, mit gespreizten Beinen auf einer Arbeitsfläche. Vor sich hatten sie die Knüppel, die sie mit verschiedenen Hämmern und viel Augenmaß in der richtigen Größe und mit rechten Winkeln versehen abrichteten. Dazu wurde natürlich Kraft, Geschick und viel Ausdauer benötigt.

Das Museum befindet sich im ehemaligen Kontorgebäude des Steinbruchs. Das Gebäude enthält heute das Steinbruchcafé sowie einen Verkaufsraum für Backwaren und lokale Erzeugnisse. Auf einigen Webseiten wird angegeben, dass das Museum wegen Renovierung geschlossen ist. Diese Seiten sind von 2021, als das Gebäude tatsächlich wegen Betreiberwechsel und Renovierung des Cafés geschlossen war. Seit 2022 ist Ottwin Merz der neue Betreiber.

Während der Öffnungszeiten des Cafés kann das Museum kostenlos besichtigt werden. Natürlich werden Spenden für die ehrenamtliche Arbeit gerne genommen. Es gibt auf Anfrage auch Führungen die meist von einem ehemaligen Pflastersteinabrichter gemacht werden.

Das Gebäude ist bereits sehr lange Museum, an der Fassade ist der Schriftzug Wilhelm Panetzky-Museum angebracht. Darunter steht in etwas kleinerer Schrift Sammlungen zur Geschichte des Steinbruchs. Das Museum wurde 1989 zum 625-jährigen Jubiläum des Ortes eingerichtet. Das ehemalige Steinbruchverwaltungsgebäude wurde renoviert und ein Museum über die Entstehung und Entwicklung des ehemals größten Harteinbruches Deutschlands eingeweiht. Dies geschah auf persönliche Initiative und durch beharrliche Sammlung von Arbeitsgerät und anderem Anschauungsmaterial durch Wilhelm Panetzky, den damaligen Ortsbürgermeister. Nach seinem frühen Tod im Jahre 1991 wurde das Museum ihm zu Ehren Wilhelm Panetzky-Museum genannt. Es hat vier Ausstellungsräume, in zweien wird das Arbeitsleben im Steinbruch dargestellt, im dritten historische Filme vorgeführt, und es gibt eine Mineralien- und eine Fossiliensammlung.

Rammelsbach hat erst 2023 Schlagzeilen gemacht, als zwei fossile Saurierschädel einer bislang unbekannten Art entdeckt wurden. Der eine 25 cm und der andere 27 cm lang. Mit dem größeren wurden zudem Teile der Wirbelsäule und des Schultergürtels gefunden. Die neue Art wurde nach der charakteristischen Kopfform Stenokranio boldi (Schmalschädler) genannt. Er lebte vor etwa 300 Ma und war damals eines der größten Raubtiere. Er wurde bis 1,5 m lang, hatte einen großen, flachen Schädel mit vielen spitzen Zähnen und ernährte sich von Fischen und anderen Sauriern. Drei Paare an großen, nach hinten gebogenen Reißzähnen dienten dazu glitschige Beute wie Fische festzuhalten. Er gehört zu den Temnospondyli, einer Gruppe von Amphibien, die im Erdaltertum besonders artenreich war. Er war ein sogenannter Lauerjäger, der am Rande tropischer Gewässer auf Beute lauerte. Damit besetzte er die ökologische Nische die heute Krokodile einnehmen. Diese und andere Fossilien aus der Rammelsbacher Fundstelle sind in der Dauerausstellung des Urweltmuseums Geoskop auf Burg Lichtenberg bei Kusel ausgestellt.

Dieser Steinbruch erfüllt eigentlich die Kriterien für die Aufnahme auf showcaves.com nicht, vor allem gibt es keinen unterirdischen Anteil. Dies ist kein Bergwerk, sondern ein Steinbruch. Wir haben ihn dennoch aufgenommen, weil dies der einzige Pflastersteinbruch ist, von dem wir je gehört haben. Zudem war es mal der größte Steinbruch Deutschlands, was ein beeindruckender Superlativ ist. Wir denken, durch seine Besonderheiten, die handwerkliche Arbeit der Abrichter, Mineralien- und Fossilienfunde, ist es ein so vielfältiges Geotop, dass es eine kleine Ausnahme rechtfertigt.